Zweithund aus einem Shelter aus Rumänien - eure Einschätzungen

  • Ich hab bisher still mitgelesen und möchte Dich nochmal auf Deinen Plan B ansprechen, vor ein paar Seiten wurden dazu schon Fragen aufgeführt, die Du vermutlich übersehen hast oder ich habe die Antwort überlesen.


    Wenn jetzt Dein Herz über den Kopf siegt und es ist dann so ganz anders als Du Dir vll. sogar die Anfangsschwierigkeiten vorgestellt hast, was machst Du dann? Urlaub kannst Du für die ersten Tage nehmen, aber dann?


    Ich bin - wie einige Vorschreiberinnen - der Meinung, die Entscheidung für diese Hündin kannst Du treffen, wenn Du alle Eventualitäten durchdacht und eine Lösung dafür hast. Wenn es kaum Probleme gibt umso besser, dann wirst Du die Lösungen nicht brauchen oder vll das ein oder andere erst später, wenn die Hündin wirklich "da" ist und sich zeigen kann so wie sie ist.

    Ich habe keine Plan B, deswegen habe ich ja vorhin auch erst mal dort angerufen und gefragt ob es ein Sicherheitsnetz gibt. Sie meinten nein, muss man sogar unterschreiben dass sie den Hund nicht mehr retour nehmen & die haben auch gemeint dass ihn mir vermutlich auch kein Tierheim abnehmen wird, da das TH auch sagen wird, ich soll mich an den TSV wenden.


    Ich schaue mir jetzt mal den Beitrag in der Tvthek an, danach werde ich den Wunsch nach Pinta vermutlich sowieso endgültig begraben.

  • Danke an Karpatenköter für deine ausführlichen und ehrlichen Schilderungen, sehr informativ.

    (und witzig geschrieben) :winking_face_with_tongue:

  • Das Tierheim (Tierschutzorganisation) arbeitet mit dem Verein zusammen und übernimmt regelmäßig Hunde von dort und vermittelt sie hier in Deutschland.

    Meines Wissens nach machen das einige Tierheime so um junge, leicht vermittelbare Hunde zu haben.

    Ob das nun nötig ist angesichts voller Tierheime, da scheiden sich die Meinungen. Es bringt halt zum einen Geld ein (und das fehlt im Tierschutz ja immer) und zum anderen sind junge, verträgliche Hunde sehr gefragt sind.

    ah ok danke, verstehe.

  • Ich möchte nur anmerken, ohne böse klingen zu wollen: Bist du dir sicher, dass du das Zusammenleben zwischen deinen zwei Hunden gleich in die passenden Bahnen lenken könntest, falls es kritischer wird, wenn du die Körpersprache in den Bildern und Videos schon nicht so ganz deuten konntest?


    Vor allem, wenn man einen sehr "netten/unterwürfigen" Ersthund hat, sollte der Zweithund doppelt gut ausgesucht werden, damit der hinterher nicht total untergebuttert wird, wenn du mal nicht hinschaust. Sowas muss man erkennen, um es im Keim ersticken zu können.


    Mein Ersthund ist ein Sensibelchen vor dem Herrn und ich habe es massivst abgefeiert, als er langsam begann, offen seine Meinung zu sagen (sprich, auch mal zu knurren), anstatt einfach nur zu ertragen, was er nicht gut fand. Noch heute ist das eine Baustelle. Der Welpe, den wir nach dem Senior dazugeholt haben, ist ein sehr genau ausgesuchtes Lämmchen, bombig wesensfest, aber eben ein wilder junger Hund, und sogar da kann es manchmal eine Herausforderung sein, darauf zu achten, dass ausreichend Rücksichtnahme herrscht.


    Und bitte kein Zuhause in der Stadt für diese Hündin. Das Risiko ist unglaublich hoch, dass das grandios in die Hose geht.

  • Nein, der schlimmste Fall ist, dass du auf dem

    Hund sitzen bleibst, weil die Orga ihn nicht zurück nimmt oder ihn wieder retour ins Shelter schickt. Gab es hier auch schon im Forum.

    Verbunden mit ganz unschönen Verhaltensgeschichten bis hin zu Beissvorfällen und Krankheiten.


    Wenn ich nicht absolut flexibel bin und ein ländliches Umfeld habe, ist für mich kein Direktimport sinnvoll.


    Sagt jemand mit einem Hund aus Rumänien der per Direktimport kam. Ich habe gelernt.

  • Ich möchte nur anmerken, ohne böse klingen zu wollen: Bist du dir sicher, dass du das Zusammenleben zwischen deinen zwei Hunden gleich in die passenden Bahnen lenken könntest, falls es kritischer wird, wenn du die Körpersprache in den Bildern und Videos schon nicht so ganz deuten konntest?

    Bin nicht böse, ich habe schon geschrieben dass ich anscheinend nicht hundeerfahren genug bin, um damit klar zu kommen. Bin sehr froh dass ich so viele Meinungen hier bekommen habe, ihr seid echt toll hier. Ganz großes Danke & ganz großes Lob. :smiling_face_with_hearts:

  • Zitat

    Mist... jetzt habe ich den alten Schäferrüden gesehen und der Blick verfolgt mich jetzt auch wieder Tage, auch wenn ich nie auf diese Weise einen Hund übernehmen würde.

    Ich hätte bei der uralten Schäferhündin angebissen, werde generell bei älteren Tieren schwach und finde Vernunft dann manchmal echt Sch***. Aber mir hilft es ganz gut, mir dann klar vor Augen zu halten, wer im Zweifelsfall den Preis bezahlen müßte: mein kleiner, alter Hund, der mir total vertraut und für dessen Wohlergehen ich nun mal verantwortlich bin.


    Meines Erachtens kann man sowas nur riskieren, wenn kein Ersthund mit drinhängt oder es ein Super-Sicherheitsnetz gibt - aber das ist natürlich nur eine persönliche Meinung.

  • Hallo :winken:


    erstmal - ich kann total gut verstehen, dass man sich in einen Hund verguckt und einem dieser dann nicht mehr aus dem Kopf geht. Das war hier ziemlich ähnlich, nur kein Direktimport. Ich bin selber noch recht neu in der Mehrhundehaltung und kann dir ja mal ein bisschen erzählen.


    Luna ist meine Ersthündin und im Mai 21 bei mir eingezogen. Sie kommt aus Rumänien, war vorher auf einer Pflegestelle und ist jetzt ca. 3 Jahre alt. Wir hatten auf jeden Fall auch unsere Baustellen und Anfangsschwierigkeiten, aber haben es soweit geschafft, dass es für meinen Alltag gut gepasst hat und sind ein tolles und eingespieltes Team geworden.


    Irgendwann habe ich angefangen über einen Zweithund nachzudenken, aber das lag für mich eigentlich noch in ferner Zukunft. Also es war wirklich nicht geplant, dass so schnell ein zweiter Hund hier einzieht. Aber wie es das Schicksal will, hatte ich einen Nachmittag langweile und habe ein paar Anzeigen just for fun durchguckt. Das habe ich immer mal zwischendurch einfach so gemacht. Tja und dann bin ich über Fina gestolpert, das war Liebe auf den ersten Blick.

    Sie ist mir ab da auch absolut nicht mehr aus dem Kopf gegangen und saß sogar auf einer Pflegestelle, die nur 30 min von hier entfernt war. Ich habe mich erstmal selbst zur Vernunft gebracht und die Anzeige zwar gespeichert, aber den Gedanken direkt verworfen. Na ja ab da habe ich jeden Tag geschaut, ob sie noch da ist und als sie nach 2 Wochen noch da war und ich hier im Dogforum auch um Einschätzungen gebeten habe, habe ich mal vorsichtig bei meinem Freund angefragt, was er so vom Thema Zweithund hält.

    Lange Rede kurzer Sinn: Wir haben sie angeschaut, ich war schockverliebt und ein paar Treffen später zog sie hier ein.


    Luna war mit fremden Hunden eigentlich immer verträglich. Sie hatte zwar nicht unbedingt Interesse an fremden Hunden, aber wenn doch mal ein ungewollter Kontakt entstanden ist, dann hat sie das immer sehr gut gemeistert. Das kam aber nicht oft vor. Ihre Hundekumpels liebt sie über alles und wir hatten auch schon welche hier bei uns zuhause. Das hat auch immer gut funktioniert. Deshalb dachte ich, dass das zumindest in Bezug auf Luna kein großes Problem werden wird.

    Fina war auch 2x hier und auch da hat alles funktioniert. Aber natürlich sind Hunde auch nicht blöd und Luna hat gemerkt, dass irgendwas anders ist und fand es plötzlich doch nicht mehr so toll, dass dieser (noch) fremde Hund plötzlich hier bleibt. Der erste Monat war wirklich wirklich anstrengend.

    Ich habe super viel Zeit mit den beiden draußen verbracht, weil es dort besser geklappt hat als drinnen und in der Wohnung hatten wir ein Kindergitter installiert, um die beiden auch mal trennen zu können. So hatten beide einen Safe space und konnten sich sehen und riechen, aber mussten nicht zwingend Kontakt haben. Das Problem dabei war allerdings, dass Fina nicht gut damit klar kam, wenn ich auf der anderen Seite des Kindergitters war. Du kannst dir nicht vorstellen, wie laut sie gefiept hat. Das hat echt meine Nerven strapaziert. Vor allem wollte ich ja auch nicht, dass Luna zu kurz kommt.


    Den ersten Monat würde ich echt nicht nochmal erleben wollen. Es war super anstrengend und tatsächlich auch eine Belastung für meine Beziehung. Ich habe die Entscheidung Fina zu nehmen in Frage gestellt und habe auch die ein oder andere Träne vergossen, weil ich Luna gegenüber ein schlechtes Gewissen hatte.

    Zu dem Zeitpunkt hätte ich die Aussage "never change a running system" zu 100% unterschrieben und hab mich echt gefragt, warum ich mir den Stress freiwillig antue, obwohl ich mit Luna gerade erst aus dem Gröbsten raus war.


    Mal ein paar Punkte völlig fernab davon, ob der Hund ein Direktimport ist oder nicht:


    - Der neue Hund ist idR nicht leinenführig und wenn man mit beiden Hunden geht, leidet da ggf. auch der Ersthund drunter

    - Der Ersthund muss in der Regel erstmal etwas zurückstecken, weil der neue Hund natürlich mehr Baustellen hat als der Erste

    - Die Dynamik verändert sich - Luna hat draußen vorher noch nie einen Hund angebellt, Fina ist draußen noch oft überfordert und bellt andere Hunde an, wovon Luna sich manchmal anstecken lässt

    - Zweiter Hund kann noch nicht alleine bleiben, d.h. man muss anfangs ggf. öfter mit beiden Hunden zusammen gehen als man möchte

    - Zweiter Hund ist vllt. noch zu gestresst für große Runden, erster Hund braucht aber mehr Auslastung

    - Hunde haben unterschiedliche Bedürfnisse - Luna bleibt gerne viel stehen und guckt und schnuppert ganz ausgiebig, Fina ist zackiger unterwegs und schnuppert natürlich auch aber deutlich schneller

    - Fina geht lieber durch die Natur, Luna bevorzugt das Wohngebiet

    - Auch Urlaube werden stressiger

    - Fremdbetreuung wird schwieriger zu organisieren, gerade mit 2 großen Hunden


    und es gibt bestimmt noch ganz viel mehr Punkte, die mir jetzt nicht einfallen.


    Wenn es sich um einen Direktimport handelt, können natürlich noch deutlich mehr Probleme hinzukommen. Ich glaube es gibt da wirklich nur eine einzige Frage, die du dir stellen musst:


    Kämest du mit dem Worst Case klar?


    Also mit einem Hund, der ggf. nicht verträglich ist, der durch die Umwelt schnell gestresst ist, der fremde Menschen blöd findet, der nicht alleine bleiben kann, der nicht gut Öffis fahren kann, der territorial ist (auch im Büro) und der ggf. deinen Ersthund dementsprechend negativ beeinflusst.


    Und falls dein Ersthund und der neue Hund nicht miteinander klar kommen - kämest du damit klar die beiden über einen längeren Zeitraum oder auch dauerhaft räumlich zu trennen und getrennt spazieren zu gehen? Immerhin gibt es für den Hund laut Orga ja keinen Plan B, also müsste er auch bei dir bleiben, falls die Beiden sich nicht verstehen.


    Könntest du (in der Anfangszeit) mehrfach täglich Betreuung organisieren, falls du getrennt spazieren gehen musst und der neue Hund noch nicht alleine bleiben kann?



    Natürlich kann auch alles gut verlaufen. Aber ich finde es nur fair dem Hund gegenüber erstmal von dem Worst Case auszugehen und damit klar zu kommen, anstatt zu denken "ach wird schon klappen" und am Ende ist der Hunde der Leidtragende. Besser kann es immer laufen, aber darauf sollte man nicht vertrauen.



    Ich bereue meine Entscheidung übrigens nicht. Der erste Monat war echt alles andere als schön, aber gemeinsam mit einer Trainerin haben wir das alles gut in den Griff bekommen und ich möchte Fina nicht mehr missen (und ich glaube Luna sieht das mittlerweile auch so). :herzen1: Rückblickend muss ich aber auch zugeben, dass es eher eine Herz- als eine Kopfentscheidung war, dass sie hier eingezogen ist, aber das muss ja auch nicht immer schlecht sein, wenn man trotzdem realistisch dabei bleibt.

  • Zitat

    Mist... jetzt habe ich den alten Schäferrüden gesehen und der Blick verfolgt mich jetzt auch wieder Tage, auch wenn ich nie auf diese Weise einen Hund übernehmen würde.

    Ich hätte bei der uralten Schäferhündin angebissen, werde generell bei älteren Tieren schwach und finde Vernunft dann manchmal echt Sch***. Aber mir hilft es ganz gut, mir dann klar vor Augen zu halten, wer im Zweifelsfall den Preis bezahlen müßte: mein kleiner, alter Hund, der mir total vertraut und für dessen Wohlergehen ich nun mal verantwortlich bin.


    Meines Erachtens kann man sowas nur riskieren, wenn kein Ersthund mit drinhängt oder es ein Super-Sicherheitsnetz gibt - aber das ist natürlich nur eine persönliche Meinung.

    Ja, so sieht es aus.

    Kommt hier eh nicht infrage, ich kenne Tuckers Meinung zu einem Zweithund ausführlich und er ist zudem selbst alt und verdient den besten und schönsten Lebensabend wie er ihn möchte.

    Dazu kommt, das meine Lebensumstände klare Anforderungen an einen Hund stellen, dazu gehört im Speziellen, dass der Hund Nähe und räumliche Enge mit Mensch, mindestens mir, sehr gut aushalten kann, danach sah der Bub gar nicht aus, da muss er sich erst dran gewöhnen, die Gewöhnung wäre aber nicht machbar, er müsste sofort ziemlich viel davon ertragen, selbst wenn ich mich bemühe.

    Und nicht zuletzt kommt diese Art der Vermittlung für mich einfach nicht infrage, das will ich nicht unterstützen.

    Sollte es irgendwann in meinem Leben wirklich Thema sein, würde ich selbst hinfahren und mir den betreffenden Hund anschauen.

  • Wobei man die Unsicherheiten und Gesten des Hundes auf den Videos wohl auch nicht überinterpretieren sollte, die Hunde sind in einer Stresssituation, da kommen Fremde in den kleinen Zwinger mit Kamera und streicheln auf einmal drauf los und zwar Hunde, um die sich sonst niemand kümmert, die ganz auf sich alleine gestellt sind, eingesperrt sind & schlecht versorgt und die bestimmr rund um ihren Zwinger sehr viel schreckliches mitansehen müssen.


    Mein Hund ist zb. gar nicht ängstlich aber er mag es zb. gar nicht, wenn ich eine Kamera auf ihn halte. Lässt sich ungern fotografieren, schaut immer weg.

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