Zweithund aus einem Shelter aus Rumänien - eure Einschätzungen

  • Wobei man die Unsicherheiten und Gesten des Hundes auf den Videos wohl auch nicht überinterpretieren sollte, die Hunde sind in einer Stresssituation, da kommen Fremde in den kleinen Zwinger mit Kamera und streicheln auf einmal drauf los und zwar Hunde, um die sich sonst niemand kümmert, die ganz auf sich alleine gestellt sind, eingesperrt sind & schlecht versorgt und die bestimmr rund um ihren Zwinger sehr viel schreckliches mitansehen müssen.

    Da hast du auf jeden Fall recht. Dass der Hund in der Situation gestresst reagiert ist mehr als verständlich! Aber es lässt auch darauf schließen, dass er vllt nicht so "neugierig" und "menschenfreundlich" ist, wie er von der Orga beschrieben wird. Das sollte man einfach im Hinterkopf haben.


    Hunde sind Überlebenskünstler. Die haben im Shelter keinen Platz zum Ausweichen und lassen so etwas dann über sich ergehen. Auch dass er da auf so engem Raum mit einem zweiten Hund zusammensitzt heißt nicht, dass er per se verträglich ist. Die Hunde wissen einfach, dass sie räumlich begrenzt sind und es lebensmüde wäre, da den anderen Hund anzugreifen. Deshalb ordnen sich viele eher unter. Trotzdem ist das idR eine Erfahrung mit Artgenossen, die eher negativ abgespeichert wird.


    Und gerade ein Hund der sich aufgrund solcher Umstände über mehrere Jahre unterordnen muss, kann dann im neuen Zuhause mit mehr Platz und "eigenen" Menschen erst recht dazu neigen, andere Hunde doof zu finden. (Muss nicht, aber kann)

  • Da sind wir aber halt wieder da, dass man die Hunde so praktisch gar nicht einschätzen kann.

    Das trifft schon auf jeden normalen deutschen TH Hund zu. Es ist einfach keine normale, bei uns typische Lebensweise im Haushalt, voll ins Geschehen eingebunden. Und das führt auch da immer wieder zu Problemen nach Vermittlungen.

    Da weiß man nie was sich da zeigt wenn der Hund mal in einem Zuhause ist.

    Die rumänischen Hunde kennen das halt gar nicht und es ist unklar ob überhaupt mal durch und auf Menschen und ein häusliches Umfeld sozialisiert.

    Hiesige Hunde werden zumeist in Menschenhand geboren und in häuslichem Umfeld...und dann versaut.

  • Ich würde raten, das nur anzugehen mit der Möglichkeit, den Hund einfach in Ruhe in Haus und Garten zu halten, wenn's erst Mal nicht klappt mit S-Bahn und büro und den ganzen Anforderungen.

    Kann gut sein, die Hündin kriegt die Kurve. Insbesondere mit sicherem (!) Ersthund und bisschen Fingerspitzen Gefühl beim Menschen. Aber bis dahin kann zu viel zu schnell halt wirklich das aus bedeute.

    Mal als Denkanstoß von jemandem, die mit Lebewesen in schweren Situation viel zu tun hat: Es gibt ständig und überall Hunde, die toll sind und ganz arm dran. Hier kennst du völlig zufällig das Foto. Aber es ändert erst Mal gar nix. Nicht für dich, nicht für den Hund. Die lebt da und das ist erst Mal für sie normal. Gestern, heute und morgen Auch wenn's objektiv eine schlechte Lebens- Situation ist.

  • Ja das hat die Dame von der Orga auch gesagt, HSH liegen auch mal einfach nur stundenlang im Garten herum und schauen, ohne irgendwas zutun. Dafür wurden sie ja auch gezüchtet. Grobe Wanderungen oder Aktivitäten mögen nicht alle so gern. Dann vermutlich auch keinen Weg ins Büro mit dem Zug & vielen Menschen.

  • HSH liegen auch mal einfach nur stundenlang im Garten herum und schauen, ohne irgendwas zutun.

    Und ob sie etwas tun - das fängt allein schon bei der strategischen Liegestelle an, die sie sich aussuchen.


    Die Leute denken, dass sie "nichts" tun, und der Hund schließt aus dem fehlenden Verantwortung übernehmen seiner Besitzer, dass diese ihm freie Hand lassen (oder nicht in der Lage sind, verantwortungsvoll die Situation zu überblicken, und daher geschützt werden müssen).


    Das macht es ja so vertrackt. Man muss schon wissen, wie der Hund tickt.

  • Hast du zufällig die ARD-Mediathek? Such dort wenn du Lust hast mal nach der Sendung „Hunde verstehen“. In der ersten Folge der aktuellen Staffel (6) geht es u.a. um einen Hund, der genauso aussieht wie die Hündin die dir so gefällt (am Anfang der Sendung heißt es, er käme aus Ungarn, am Ende ist aber von Rumänien die Rede). Für mich ist das ein Mioritic-Mix. Auch wenn ich von dem dort auftretenden Trainer weniger als nichts halte, bekommst du eine Vorstellung, wie sich „deine“ Hündin hier verhalten könnte.

    Ich habe mir die Folge angesehen und die 2 sehen sich wirklich total ähnlich, die Orga hat auch heute gemeint Pinta wäre ein Mioritic-Mix.


    Ich find's natürlich nicht toll, wie sich der Hund in dieser Serie verhält, nur ist ein solches Verhalten auch kein Einzelfall und unter vielen anderen Hunderassen auch anzutreffen, wenn man viel unterwegs ist und auf viele Hunde trifft bzw. sich immer mal wieder solche Sendungen ansieht.


    Wäre natürlich eine absolute Katastrophe, wenn Pinta den Ersthund auch so attackieren würde. Kriegt man schon Respekt, wenn man so etwas sieht.

  • Also ganz überspitzt gesagt (und nicht böse gemeint):


    Bei so vielen Anzeichen, dass dieser Hund gröbere Probleme im Rucksack hat, ist die Chance dass du ganz gewaltig Stress haben wirst ziemlich hoch.

    Könntest du vielleicht noch genauer erklären, was du in den Videos genau siehst, was du als "viele Anzeichen und gröbere Probleme" bezeichnest?

    Wie bereits geschrieben denke ich, dass es für keinen Hund, der so gehalten wird jahrelang einfach ist, schwanzwedelnd und voller Freude einem Menschen auf so engem Raum entgegenzutreten.

  • Es ist eine wirklich hübsche Hündin und unter dem Schmutz hat sie Ausstrahlung. Ich kann gut verstehen, dass sie Dir im Kopf herumspukt :smile:


    Zur Entwicklung kann man gar nichts sagen. Eine Panikerin (wie meine Bulgarin) ist sie nicht, sie ist auf den Videos ansprechbar (aber tatsächlich nicht begeistert vom Getätschel) und macht auch nicht zu. Aber mit 3 Jahren ist sie für einen HSH Mix noch recht jung, da kann noch gut was kommen.


    Ich sehe da nicht unbedingt eine vorprogrammierte Katastrophe, aber niemals würde ich zu einem Direktimport raten, wenn es nicht 100% sicher einen Platz gibt, wo sie hin kann, wenn es nicht klappt. Das wäre für mich K.O. Kriterium.


    Ansonsten musst Du halt mit folgenden Eventualitäten rechnen, die bei einem Shelterhund realistisch auftreten können:


    Hund findet es möglicherweise unnötig, wenn Fremde zu Besuch kommen bzw. sich im Haus oder vorm Haus bewegen und tut das laut kund. Tag und Nacht. Ist öfter ein Grund, dass ein Hund ganz schnell weg muss, weil Vermieter/Nachbarn nicht mehr mitziehen. Gut wäre also ein frei stehendes Haus mit etwas Abstand zum Nachbarn. Und Besuch wird rar.


    Hund kommt mit vielen Außenreizen nicht klar, wir hektisch, überdreht, kommt nicht zur Ruhe und entwickelt Stressaggression oder Ängste. Und braucht die Möglichkeit, in reizarmer Umgebung zur Ruhe zu kommen.


    Hund ist überfordert damit, 24/7 mit seinem Mensch in beengten 4 Wänden zu sitzen und braucht Auszeiten in ausbruchs- und reingreifsicherem Garten oder Zwinger.


    Die Hunde kommen miteinander nicht klar. Es muss die Möglichkeit geschaffen werden, dauerhaft zu trennen.


    Hund kann weder mit ins Büro, noch alleine bleiben, ohne die Nachbarn zu beschallen oder die Einrichtung nach eigenen Vorstellungen umzudekorieren.


    Entspanntes leinenfreies Spazierengehen könnte nicht oder nur eingeschränkt möglich sein. Was z. B. dann beim gemeinsamen Gassigang hieße, dass auch Euer Ersthund mit Abstand von anderen Hunden halten muss.


    Fellpflege wird ein Thema sein. Das sie möglicherweise nicht besonders toll findet.


    Der HSH schlägt durch und sie sucht sich eine Herde zum beschützen. Das brächte ziemlich sicher Dynamiken mit sich, die beim Familienhund eher nicht so doll sind.


    Wenn Du zu allem meinst, dass Du das bewältigen und passende Lösungen bauen kannst, nur dann würde ich darüber nachdenken. Hier bei uns ginge das zum Beispiel. Aber wir wohnen auch entsprechend, arbeiten Teilzeit, ich 90% HO, wir könnten im Zweifelsfall einen Zwinger bauen oder einen Unterbringungsplatz finanzieren.


    Unsere ältere Hündin war eine Angsthündin, aktuell ist ein Hund vom Züchter dazu gekommen. Sie sind beide toll. Aber mit unserer Pudeldame haben wir Möglichkeiten, die wir mit der älteren Hündin einfach nicht haben. Wir wussten das, es ist ok, und wenn sie irgendwann mal nicht mehr ist, zieht vermutlich wieder ein Hund aus dem Tierschutz ein. Vorher darf das Pudelchen noch aber nochmal mit uns nach Prag fahren. Wir lieben beide diese Stadt. Mit Lilly können wir sie nicht besuchen, das würde sie nicht verkraften. Unterbringung in einer Pension kommt für uns aber auch nicht in Frage, sie wäre todunglücklich.


    Das sind halt Dinge, die man mit einkalkulieren muss. Neben den gravierenden Probleme auch viele kleinere und größere Einschränkungen.

  • Wie bereits geschrieben denke ich, dass es für keinen Hund, der so gehalten wird jahrelang einfach ist, schwanzwedelnd und voller Freude einem Menschen auf so engem Raum entgegenzutreten.

    Genau das ist das Problem.

    Sie muss niemandem wedelnd entgegen kommen, aber sie muss eben sehr plötzlich sehr viel Nähe aushalten in einem normalen Haushalt, soll mitkommen etc.

    Und es ist völlig unklar wie sie damit umgehen wird.

    Ich hatte vor etwa einem Jahr einen Fall, da ist ein ähnlicher Hund bei erster Gelegenheit in die Waschküche geflüchtet und blieb dort tagelang, die Halterin war am verzweifeln obwohl der nix gemacht hat, der war da nur nicht mehr raus zu bekommen.

    Eine andere Trainerin wollte ihn über Hunger rauszwingen, das habe ich abgelehnt, er brauchte einfach viel Geduld, die Halterin konnte gar nicht damit umgehen, dass er auf unbestimmte Zeit nicht rausgeht, keinen Anschluss sucht, sondern allein in der Waschküche sein will...

    Die von der Organisation angeratene Crash Therapie (der muss da raus, den muss man aktiv aus seinem Trauma holen - obwohl bei der Vermittlung als menschenfreundlich und hausgewöhnt beschrieben) die ich selbst auch abgelehnt habe, endete im Desaster, Hund ist geflüchtet ins Freie (durch ein Fenster und über Zaun) musste durch Pettrailer lokalisiert werden und als er nach drei Tagen gesichert war war plötzlich jemand von der Organisation da und hat ihn mitgenommen.


    Es kann halt einfach alles passieren, bei einem Hund der nichts kennt. Rückzug, Fluchtverhalten, Aggression, massive Angst... und Du solltest für egal was davon eine Lösung haben die machbar ist.

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