Zweithund aus einem Shelter aus Rumänien - eure Einschätzungen

  • Nicht jeder Hund ist für dieses Leben gemacht. Wenn du sowas möchtest nimm einen Hund den du in Ruhe kennen lernen kannst, den vor allem dein Hund kennen lernen kann.

    Einen, der deine Anforderungen erfüllen könnte. Ein Hund der 2 Jahre seines jungen Lebens weggesperrt verbracht hat und nix von der Welt gesehen hat in der wir leben wird das nicht leisten können.

    Kein Hund ist dankbar.

  • Ein Hund der 2 Jahre seines jungen Lebens weggesperrt verbracht hat und nix von der Welt gesehen hat in der wir leben wird das nicht leisten können.


    Meine Hündin war 2,5 Jahre ab Welpenalter nur im Tierheim und hat sich bei mir wunderbar entwickelt. Es muss einem klar sein, dass so ein Hund anders ist, als wenn er ab Welpenalter bei mir sozialisiert wurde. Man merkt meiner Hündin an, dass bei ihr das Grundvertrauen fehlt, sie ist und bleibt gerade bei fremden Menschen misstrauisch. Aber sie ist fröhlich, macht alles mit, braucht halt länger sich etwas zu trauen, als meine anderen Hunde. Ich denke man darf halt nicht zu viel erwarten, dann ist man auch nicht enttäuscht, wenn der ausgewählte Hund dann nicht alles erfüllt.

  • Auf der Facebookseite von Prodogromania hat die Vorsitzende vor ein paar Stunden einen interessanten Artikel zum Thema Direktadoption von Auslandshunden gepostet. Sie beschreibt eindringlich die möglichen Schwierigkeiten.

  • Was mir an dem vermittelnden Verein gefällt: Sie sagen ehrlich, was sie leisten und was nicht. Auch daß die Mitarbeiterin dir die möglichen Probleme nicht schöngeredet hat, ist ehrlich und anerkennenswert.

  • Da fragt man sich wirklich warum sie solche Hunde in ihr Vermittlungs-Programm aufnehmen, wenn die doch sowieso unvermittelbar sind und sich nicht mal Pflegestellen zutrauen diese aufzunehmen. Sie hat auch gemeint im blödesten Fall lässt der Hund niemand mehr in mein Büro :see_no_evil_monkey: und sowieso niemandem mehr auf unser Grundstück, es kann natürlich auch ganz anders kommen, aber sie übernehmen keine Verantwortung.

    Einfach deshalb weil es Endstellen gibt die genau solche Hunde suchen und mit ihnen auch zurechtkommen. Nicht oft, aber warum sollen diese Hunde keine Chance auf einen dieser seltenen Plätze bekommen. Es wird doch vor der endgültigen Entscheidung sehr eindringlich beraten.

    Pflegestellen für solche Hunde wären sehr lange bis dauerhaft belegt und die Kosten dafür würden bei vielen solcher Hunde auf Pflege die Mittel beschränken um den Hunden im (städtischen) Shelter in ihrem Ursprungsland ein einigermaßen erträgliches Leben ermöglichen.

  • @prodog

    Ich stand vor kurzem auch vor der Entscheidung, ob ich einen zweiten Hund aufnehme oder nicht. Der Hund ist in Deutschland, inzwischen 8 Monate, stubenrein und gut sozialisiert.

    Trotzdem habe ich mich dagegen entschieden. Zum einen hatte ich noch nie zwei Hunde, das wäre absolutes Neuland für mich. Abby ist anderen Hunden gegenüber immer freundlich, spielt aber so gut wie gar nicht mehr. Was mache ich, wenn sich die beiden nicht gut verstehen?

    Bei uns in der Familie geht es sehr turbulent zu, wir haben 4 kleine Enkel, Nummer 5 ist unterwegs. Abby kommt da sehr gut mit zurecht, sie bleibt immer cool und gelassen, sie ist damit aufgewachsen. Was mache ich, wenn der Neue total gestresst ist?

    Deshalb habe ich mir das aus dem Kopf geschlagen, nachher habe ich mir selber Stress gemacht. Das brauche ich auch nicht.

  • So, jetzt habe ich immerhin bis Seite 5 nachgelesen. Reicht mir aber schon.


    Ach wie schön zu hören, dass es solche Einzelfälle gibt, wo es super gelaufen ist und ich freie mich sehr für deine Hündin, dass du sie aus diesen beschissenen Sheltern rausgeholt hast.

    Das sind keine Einzelfälle. Ich habe/hatte seit 2005 sieben solche Hunde, und mit keinem gab es irgendwelche der hier geschilderten Probleme, und das, obwohl ich in Berlins Innenstadt lebe. Alle waren Langzeitinsassen aus verschiedenen Tierheimen. Einzig meine kleine Ungarin war anfangs etwas ängstlich, aber das hat sie schnell überwunden. Und seit 2005 versuche ich, mir die Diskrepanz zwischen meinen eigenen Erfahrungen (die auch durch unzählige ähnliche Erfahrungen aus dem Bekannten- und Freundeskreis gestützt werden) und den allgemein zu lesenden Horrorgeschichten auf diversen Plattformen zu erklären.
    Natürlich gibt es auch in meinem "Erfahrungsbereich" Geschichten, bei denen es nicht optimal oder sogar beschissen gelaufen ist, der Hund wieder weg musste, es gar nicht geklappt hat etc. Mir geht es hier wohlgemerkt nur um die Relation!


    Am plausibelsten ist für mich, dass die Herkunft der Hunde und damit zusammenhängend auch die Rasse/Mischungen und auch die Art, wie in der Herkunftsregion mit den Hunden umgegangen wird, eine Rolle spielt.
    Ich hatte bisher 6 ältere Jagdhunde aus Italien. Die haben in der Regel weder Herdenschutz- noch Wachhundeigenschaften, sind menschenbezogen und verträglich. Auch wenn sie unter miesen Umständen gehalten werden, bringen sie das vermutlich nicht direkt mit dem Menschen in Verbindung - sie werden nicht verprügelt, aber der Mensch bringt das Futter (und wenn´s nur alle paar Tage ist). Der Mensch nimmt sie mit zur Jagd, auch wenn sie die restliche Zeit des Jahre in irgendeinem Zwinger sitzen. Sie sollen weder den Menschen noch andere Hunde angreifen noch sehr ängstlich sein. Insofern sorgt das Zuchtziel schon dafür, dass sie umgänglicher sind als z. B. Herdenschutzhunde und/oder Wachhunde (die auch toll sein können, aber vielleicht andere Umgangsweisen erfordern).

    Meine kleine Ungarin war 5 Jahre alt, als sie zu mir kam (Rauhhaardackelmix, evtl. mit Terrier), ist angeblich im Tierheim, also reizarm, aufgewachsen. Sie hatte eine Geräuschangst, aber dabei hat ihr ihre Dackelkompetenz geholfen, die Angst hat sie gut überwunden. Sie lebte in Ungarn unter erbärmlichen Umständen, hat aber wahrscheinlich nie schlechte Erfahrungen mit Menschen oder anderen Hunden gemacht. Bevor der Ort zum Tierheim wurde, hat dort eine tierliebe Frau alle möglichen Hunde eingesammelt, die leider nicht alle kastriert waren. So ist wahrscheinlich Feli entstanden. Ärmliche Zustände, aber freundliche Menschen.
    Ich gehe davon aus, dass das sich das grundelegend anders auswirkt als wenn ein Hund in einem Schuppen aufwächst, ganz allein irgendwo angebunden oder auf der Straße und dort von anderen Hunden oder von Menschen malträtiert wird.


    Wie gesagt - das ist nur mein Erklärungsversuch dazu (es spielen sicherlich noch andere Dinge eine Rolle) und natürlich hat das keine Absolutheit, sondern nur eine Tendenz. Vielleicht fühlen sich nun auch Menschen, die schon viele osteuropäische Hunde aufgenommen haben, auf den Schlips getreten. Dann bitte Veto einlegen! Es gibt sicherlich auch problematische italienische Jagdhunde, die hier überfordert sind, und rumänische Straßenhunde, die sich hier super einleben.
    Aber da ich mich im Dunstkreis von "Freunden ausrangierter italienischer Jagdhunde" aufhalte, die kaum solche Probleme haben, wäre das ein Erklärungsansatz, auch wenn sich das natürlich nicht auf Italien beschränkt (aber das ist wie gesagt mein Dunstkreis).


    Sicher ist: In einem Shelter aufzuwachsen bzw. lange dort zu sein führt NICHT automatisch zum Deprivationssyndrom - dort gibt es Menschen und andere Hunde. Tierschutzhunde sind auch NICHT alle traumatisiert!
    Solche Pauschalisierungen lese ich aber immer wieder.


    Ja du hast recht, ich teile auch deine Meinung, aber wie du siehst gibt es - man nehme mal nur meinen Hund her - auch positive Beispiele. Er ist ein Vorzeigehund und wäre ohne die Orga aus der Slowakei im Shelter in der Slowakei auch getötet worden.

    Und ich habe 2 Nachbarn, die sich Hunde von Züchtern geholt haben und beide Hunden haben einen ziemlichen Schaden, kläffen ununterbrochen, können nicht alleine bleiben, zittern, wenn sie in die Stadt müssen etc.

    DAS stelle ich auch immer wieder fest. Hunde vom Züchter bringen auch so ihre Ecken und Kanten mit. Das merke ich z. B. beim Trailen - dort ist der Zuchthundeanteil viel höher als der von Tierschutzhunden, aber auch da gibt es Leinenpöbelei, Angst bei Gewitter/an Silvester, Unverträglichkeit etc. pp.
    Aber wenn es ein Tierschutzhund ist, wird jedes Verhalten schnell diesem Attribut zugeordnet: Der Hund ist so, weil er aus dem Tierschutz kommt. Wer weiß, was er erlebt hat ect.


    Mein jetziger Hund z. B. zeigte anfangs ein Aggressionsverhalten (hauptsächlich meinem Freund gegenüber und nur in bestimmten Situationen - ansonsten verhielt er sich eher soziopositiv), was sicherlich auch etwas mit der neuen Situation zu tun hatte, in die er sich erst einfinden musste. Aber abgesehen davon hat das nichts damit zu tun, dass er ein Tierschutzhund ist, sondern mit seinem Charakter. Dieses Verhalten hätte er auch entwickeln können, wenn ich ihn als Welpen direkt beim Züchter abgeholt hätte. Hormone und so... Und die Rasse wird als "aufbrausend" beschrieben. xD

    Ist aber alles geklärt, mein Hund ist wundervoll - das nur am Rande.


    Natürlich gibt es super unproblematische Rassehunde vom Züchter, aber es gibt auch super unproblematische Hunde aus dem Tierschutz, Beweise haben genug bei mir gelebt.

    Jetzt möchte ich dir aber noch was zu der Hündin bzw. deinen Emotionen ihr gegenüber sagen. Ich kenne das nur zu gut. Ich habe immer zwei Hunde, drei wären mir zu viel. Aber seit ich Hunde habe, werde ich permanent mit Hunden in Not konfrontiert (hauptsächlich via Facebook), die ich unglaublich toll finde und die ich nur zu gern haben wollen würde. Manchmal ist einer dabei, bei dem es mir wirklich das Herz zerreißt. Ein Teil wird reinprojiziert sein, aber aus Erfahrung weiß ich, dass die wahrscheinlich auch super zu uns passen würden. Aber irgendwann muss man den Sack halt zumachen. :ka:
    Ein wenig gewöhnt man sich dran, manchmal zerreißt es einen immer noch.

  • ...und kaum habe ich das geschrieben, befällt mich das schlechte Gewissen ob der vielen tollen osteuropäischen Tierschutzhunde. :ugly: Habe ja auch einen davon.

    Also nochmal: Das ist bitte nur als Tendenz zu verstehen, und nur als Versuch einer Erklärung, warum mir all diese geschilderten Probleme weitgehend fremd sind.
    Wenn´s ´ne bessere Erklärung gibt - auch gut :ka:

  • Das tut soooo gut zu lesen Fusselnase dass es a) Menschen gibt, die Tierschutzhunde aufnehmen und b) es meist eher problemlos verlaufen ist und sich die Tiere gut eingelebt haben. Vielen Dank!


    Ich habe ja selbst einen Straßenhund aus der Slowakei, der sowas von unkompliziert ist.


    Und ich bin ja auch eher der Meinung, dass man bestimmt nicht alle Hunde aus den Sheltern in RUM einen Schaden haben und ich verlasse mich gerne auf mein Bauchgefühl & ich hätte bei Pinta ein so so gutes Gefühl. Weiß aber halt nur leider nicht, ob es mich täuscht.


    Weiß nicht ob du es gelesen hast, aber es wäre eine Direktadoption ohne Sicherheitsnetz, sprich die Orga würde die Hündin nicht retour nehmen und es gibt für sie keine Pflegestelle.


    Von einer solchen Übernahme würdest du mich vermutlich auch eher abraten?

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