Tierschutzgesetz vs. Vibrissen kürzen

  • Hallo,


    hier gibt es ja einige Pudelhalter und Groomer. Ich wüsste gerne, wie ihr das mit den Vibrissen haltet. Nach dem TsG ist es ja verboten, die Vibrissen auch nur ansatzweise zu kürzen. Das betrifft ja dann wohl nicht nur die an der Schnauze, sondern auch an den Augen, dem Kinn, am Hals, den Backen, ...

    Sortiert ihr da dann z.B. das ganze Gesicht und schneidet um die Vibrissen rum oder wird das Gesicht gar nicht mehr geschnitten/geschoren? Oskar lässt sich zwar das Gesicht einigermaßen brav ausscheren, aber lange stillhalten mag er da nicht.


    Ich habe bei Facebook gelesen, dass wohl diverse Groomer schon Abmahnungen bekommen haben und auch bei Privathaltern habe ich auch schon von Problemen gelesen.


    Oskar hat z.B. einen komplett siffigen, stinkenden Bart, wenn ich den nicht regelmäßig schere. Hier hilft auch kein Waschen und Bürsten, weil es vom Speichel kommt (und das tut er gerne und häufig :verzweifelt: ) Und siffigen Bart in meinem Bett finde ich so ziemlich :kotz: . Am Anfang hat er Bart getragen, den habe ich 1-2 mal täglich gewaschen :wallbash: und sah trotzdem meistens so aus wie auf dem Foto.



    Ich denke, ich pflege Oskar schon recht gut. Aber was sollen denn viele Leute machen, die die Pflege nicht hinbekommen und der Groomer das Gesicht nur pflegeleicht kurz halten darf?


    Lagurus  Czarek  Terri-Lis-07

    Ihr seid mir grad aus dem Stehgreif eingefallen, wie handhabt ihr das denn?


    liebe Grüße Lisa

  • Ich arbeite aktuell nicht mehr als Groomer, und bin da wegen dieser bescheuerten Regelung auch ganz froh drum.


    Wie man es dreht und wendet kann man es bei einem Hund mit längerem Gesichtsfell einfach nur falsch machen ( wenn man bedenkt dass sich sich strickt um "nicht kürzen und nicht ausreißen" dreht) :


    - Schneide ich einem Hund im Gesicht-/Kopfbereich, besteht IMMER das Risiko dass man eine Vibrisse schneidet oder kappt ( seien es mm oder deutlich mehr).


    - Bürste ich einen Hund mit Bart oder langem Fell an Schnauze, Augenbraue oder an den Wangen/Backen, besteht IMMER das Risiko dass ich eine Vibrisse mit ausbürste ( also ausreiße). Auch wenn diese vermutlich kurze Zeit später von selbst raus gefallen wäre ( jedes Haar hat so sein "Verfallsdatum").


    Und auf der anderen Seite hat man wieder das Problem dass solche Hunde auf Pflege und Kürzungen ( je nach Rasse) ANGEWIESEN sind, weil sie sonst verfilzen. Hier ist nochmal hervorzuheben dass die Verfilzungen in Bärten nochmal anders sind als am restlichen Körper. Die werden richtig siffig, klebrig, laufen innen weiß an und sind steinhart.

    Sowas drin zu lassen ist definitiv Tier Quälerei. Filz reizt die Haut und führt zu Entzündungen.


    Womit wir wieder zum nächsten Problem kommen : Wenn der Filz schon da ist, MUSS er runter.

    Darf man aber genau genommen nicht, weil man dann definitiv Vibrissen radikale einkürzen MUSS. ( es geht dann schlicht nicht anders)



    Um die Vibrissen herum zu schneiden tangiert einen Hund in der Regel erheblich mehr als diese einfach mit einzukürzen, und meiner Meinung nach sollte das Wohl des Hundes im Vordergrund stehen.

    Klar kann ich versuchen die Vibrissen möglichst lang stehen bleiben zu lassen, es ist jedoch nie zu 100 Prozent möglich! Und richtige Fitzelarbeit.



    Wenn man sagen würde, dass die Vibrissen eine bestimmte Länge erfüllen müssen, und es toleriert wird wenn diese aus vernünftigen Gründen oder aus Versehen ( aus dem Aspekt des Restrisikos heraus den man beim Schneiden einfach immer hat) gekürzt, bzw aus Versehen mit ausgebürstet werden - kein Thema! Braucht man nur mehr Obacht und die Frisuren anpassen ( und zwar so dass es für den Hund selber noch passt! Wozu sollte ein Hund Bart tragen müssen wenn er sich damit überhaupt nicht wohl fühlt?).

    Aber so?


    So bekommt man selbst als Halter eines KH Hundes eine drauf, wenn ein anderer Hund ihm beim Spielen eine Vibrisse abgekaut hat.



    Wie man es dreht und wendet : Man kann es nur falsch machen. Und deshalb mach ich weiter wie vorher.

    Ich versuche zwar vermehrt die Vibrissen an den Backen/Mundwinkeln bestehen zu lassen. Aber jeder der meint man solle einfach drum rum schneiden, solle das bitte mal selber versuchen, bei schwarzer Vibrisse auf schwarzem Grund, bzw in meinem Fall weißen Vibrissen auf weißem Fell....

    Es GEHT einfach NICHT. ( zumindest nicht vollständig)


    Diese Regelung is Mumpitz und für jeden Halter eines Hundes mit längerem Fell im Gesicht ein Schlag in die Fresse.

    Ich kanns nur immer wieder so sagen...

  • Die logische Konsequenz wäre doch eher, Hunde mit langem Fell im Gesicht oder verfilzenden Bärten nicht mehr zu züchten, käme den Hunden vielmehr zugute. Die Vibrissen sind für Hunde ein wichtiges Sinnesorgan.

  • Hier eine Infobroschüre dazu:


    https://www.tierhyg.vetmed.uni-muenchen.de/download/flyer-tasthaare-17-05-2022.pdf


    Da steht:


    Wichtig: Um das ständig nachwachsende Fell im Gesicht
    des Pudels auf eine funktionale Länge zu kürzen, ist das
    Kahlscheren nicht notwendig. Versuchen Sie, das Fell
    unter Schonung der Tasthaare vorsichtig nur soweit zu
    kürzen, dass es weder den Sehsinn noch die Maulspalte
    behindert.


    Also, ich lese das so, als wäre es nicht ganz so extrem gemeint. Klar wird es hier und da Übereifer geben. Und für die klassischen Ausstellungsfrisuren ist es natürlich schlecht.Kurzhalten im Gesicht sollte aber doch wohl hoffentlich möglich bleiben.


    (Sinnvoll finde ich das nicht und wünschte, man hätte sich auf drängendere Probleme konzentriert - ich würde lieber frisierte Pudel als röchelnde Möpse bei Ausstellungen sehen...)

  • Lionn Nein, das habe ich nicht ;) Ist ja eh „nur“ ein Pudelmischling. :nicken:


    Mir ging es nur im die (eher langfristige) Aussage von Zurimor. Hunde mit Bart oder viel Fell im Gesicht nicht mehr zu züchten, ist ja nicht von heute auf morgen möglich :ka:

  • Zurimor Ja. Aber jetzt habe ich zb so einen Hund. Was macht man nun?

    Entweder tierschutzkonform damit leben oder versuchen, mit viel Geduld darum herum zu schneiden. "Mumpitz" ist die Regelung zumindest nicht und "es geht ja gar nicht anders" setzt meiner Meinung nach an der falschen Stelle an. Denn Hunde, die gar nicht tierschutzkonform gepflegt werden können, dürfte es gar nicht erst geben.

  • Weißt du Jorja Man kann alles reden und zerreden. Das hat schon meine Mutter immer gesagt. Mich wird es nie betreffen, denn ich hab solche Hunde nicht. Aber was ich privat mit meinen Hunden mache und welches Haar ich wo abschneiden würde, würde ich mit überhaupt niemandem ausdiskutieren. Soll einer kommen viel Spaß.

  • Die logische Konsequenz wäre doch eher, Hunde mit langem Fell im Gesicht oder verfilzenden Bärten nicht mehr zu züchten, käme den Hunden vielmehr zugute. Die Vibrissen sind für Hunde ein wichtiges Sinnesorgan.

    Ja, wenn es nach dieser Regelung geht wäre es das....



    Aber mal ernsthaft :


    Das betrifft uA diverse Terrier-, Begleithund- und Jagdhunderassen.

    Schnauzer, diverse Mischlinge und noch viele, viele Rassen mehr.

    Weder würde der PSK die Schnauzer Rassen aufgeben, noch der Jäger DD, Dackel oder DJT...


    Und die 9-er? Was gibt's da noch?

    Papillon/Phalene, Chihuahua und die QZ Rassen... Zumindest großteils.


    Und die Mischlinge im Tierschutz? Was macht man mit denen?



    Geht nicht.


    Davon abgesehen dass es auf Dauer eine existenzielle Bedrohung für jeden Groomer ist. Denn die machen sich dem zu Folge tagtäglich strafbar wegen "Amputation eines haarähnlichen Tastorganes".


    Und die ganzen Rassen mit fetten QZ Merkmalen? Die tangiert das dann einfach mal 0...

    Außer vielleicht Shih Tzu* und Affenpinscher. |)


    *denen man wiederrum die Haare im Gesicht vorrangig deshalb einkürzen MUSS weil sie sonst in die Glubschis wachsen. Und das gibt so fette Augenentzündungen dass das Auge richtig Schaden erleiden kann...

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