Tierschutzgesetz vs. Vibrissen kürzen

  • Ich selbst bemerke auch keinen Unterschied zwischen "Pudel trägt Bart und die Vibrissen verschwinden darin" und "Pudel trägt kurz und die Vibrissen sind frei". Aber wie Phonhaus es so schön beschrieben hat, ich sitze nicht im Kopf meines Hundes. Ich weiß nicht, welchen Unterschied es für sie wirklich macht, also mache ich mir weiterhin die Mühe mit der Schere alles freizuschneiden. Sie hat tatsächlich auch schöne, lange und gerade Vibrissen. Da bricht nichts, da kräuselt sich nichts, trotz ihrer Rasse. Und eben weil sie für mich schon sehr funktional aussehen, hab ich bisher auch jedes Mal den Gedanken "Boah, ich nehm gleich einfach den Rasierer ....!" wieder weggeschoben.


    Es ist aber utopisch das von jedem Pudelbesitzer zu verlangen. Deswegen würde ich mir gerne eine Studie o.ä. zu dem Thema wünschen. Welche Auswirkung haben die Vibrissen auf Hunde mit kurzen Fell, wie bei Hunden mit langen Fell in dem die Vibrissen verschwinden, wie siehts aus mit gekräuselten bzw. gelockten Vibrissen und natürlich auch, welchen Einfluss hat es, wenn sie kurz geschoren werden, wie z.B. beim Pudel.

    Denn sollten fehlende bzw. gekürzte Vibrissen wirklich eine (deutliche) Einschränkung darstellen, dann muss sich auch bei der Zucht was ändern.


    Bis dahin ists halt im Trüben fischen.

  • Finde ich die falsche Sichtweise, bei einem Sinnesorgan sollte man davon ausgehen, daß es für den Hund eine Funktion hat, unabhängig davon, ob man diese als Halter bemerkt oder nicht. Und dementsprechend schon bei der Zucht darauf achten, daß dieses Sinnesorgan seine Funktion auch erfüllen kann, hieße in der Konsequenz dann auch, Hunde mit nicht funktionellen Vibrissen aus der Zucht nehmen. "Die verschwinden eh im langen Fell und können dann auch weg" kann's da ja nicht sein, das ist eine ganz schwache Ausrede. Dazu braucht es auch gar keine Studien, wenn ich davon ausgehe, daß die Tasthaare (der deutsche Name ist ja nicht zufällig so gewählt) bei Hunden - wie bei jedem anderen Tier mit Vibrissen, ob Ratten, Kaninchen, Kamele, Pferde, Schweine oder Katzen - eine Funktion erfüllen und das Wahrnehmungsrepertoire des Tieres erweitern. Völlig gleich, ob dieser Sinn durch andere Sinne kompensiert werden kann und deshalb für manche Halter "unwichtig" ist.

  • Ich hab mal eine Frage zum Thema "gekürzte Vibrissen", die mir seit nun 3 Jahren nicht mehr aus dem Kopf geht. Kenne mich damit nicht so aus, aber vielleicht könnt ihr euch das ja erklären...

    Und zwar ist Milo ja ein Direktimport. Der wurde mit so 6 Wochen meine ich über den Zaun in die Tötung geschmissen und dann am nächsten Morgen vom Tierschutz aufgegabelt. Danach war er bisschen im Shelter und anschließend auf einer lieben Pflegestelle.

    Aber als Milo dann mit etwa 4 Monaten zu mir kam, hatte er eindeutig gekürzte Vibrissen. Also die waren ca. einen Zentimeter lang und richtig dick an der Spitze. Inzwischen sind die natürlich schon lange nachgewachsen, aber ich frage mich seitdem, warum?

    Bei Hunden, deren Gesichtshaare generell gekürzt werden müssen, verstehe ich das ja, aber Milo ist im Gesicht komplett kurzhaarig. Da muss ja fast jemand absichtlich und gezielt nur die Vibrissen abgeschnippelt haben, oder? Und falls ja: Wozu? Was soll das bringen? Gibt es irgendeinen Grund, die Vibrissen bei Kurzhaar-Hunden gezielt zu kürzen? Oder, andere Option: Kann sowas auch durch einen Unfall passieren?

  • Vielleicht abgebrochen beim Schnauze durchs Gitter stecken oä.?


    LG Anna

    Wäre schon möglich, aber ich vermute, dann wären sie unterschiedlich lang abgebrochen, oder? 🤔 Habe mir auch schon überlegt, ob er sich die irgendwie ausgerissen hat, aber geht das so einfach? Und dann würden sie ja auch eher wieder mit einer dünnen Spitze nachwachsen... Ist mir echt ein Rätsel

  • Nur dass es doch irgendeine Statistik geben müsste, dass bestimmte Rassen ohne Vibrissen oder mit abgeschnittenen Vibrissen eine erhöhte Verletzungsquote im Gesicht haben müssen. Es gibt aber absolut keine quantitative Evidenzen dafür.

    Nun ist es halt so, dass es bei allen artverwandten Tierarten, bei denen es untersucht ist, wichtig ist. Das heißt, die logische Nullhypothese, die sich aus dem Stammbaum ableitet, ist, dass Vibrissen eine Funktion haben. Dass das bei Haushunden nicht so ist, muss bewiesen werden, wenn man es wissenschaftlich angeht.

    Naja, die uns artverwandten Affen haben auch noch Vibrissen die zum Teil funktionsfähig sind, dennoch haben die sich bei uns Menschen dann ja irgendwann nicht mehr entwickelt.

    Wenn es also schon bei unserem Stammbaum so eindeutig ist das eine Art etwas hat das die andere nicht hat (und offensichtlich nicht braucht) bedeutet das eben das es bei anderen Arten genauso sein kann.


    Mal ab davon das alle artverwandten des Hundes eben Wildtiere sind und keine so dermaßen von Menschenhand gemachten Haustiere.


    Wenn ich bei bestimmten Situationen einfach mal genau darauf achte, kann ich schon erkennen, dass meine Vibrissen auch benutzen, ohne, dass sich deswegen eine radikale Verhaltensänderung ergibt.

    Die Frage ist doch ob sie die Vibrissen wirklich benutzen.

    Ich mein, wir merkens ja nicht. Wir sehen Bewegung in den Vibrissen, aber mehr nicht. Und das alleine heißt ja nicht das die wirklich benutzt werden für irgendwas.




    Hami hat Vibrissen, die kann er auch bewegen. Wie bewußt er das macht weiß ich halt nicht. Aber die Vibrissen halten ihn nicht davon ab den Kopf irgendwo reinzustecken wo er nicht hinsoll.

    Arren hatte fast garkeine Vibrissen. Die an den Maulseiten waren nicht vorhanden, er hatte nur die unter der Schnute und weiter hinten am Kopf, wo die Knubbel sind.

    Und Arren ist da nicht alleine gewesen, Mini Bullterrier haben generell keine bis kaum Vibrissen an der Seite, Staffs teils auch wenige, sicher noch mehr Rassen.

    Halt nur die paar anderen im Kopfbereich, da kann ich mir auch viel mehr vorstellen das die noch eine Funktion haben weil die eben in so einem Knubbel sitzen und nicht nur so in der doch recht dünnen Lefze. Die Lefzen von Katzen fühlen sich ja auch anders an, dicker irgendwie, als die von Hunden. Da sitzen die Vibrissen auf andere Art in der Haut als beim Hund.


    Und fraglich ist halt echt wie all die Rassen mit Bart da überhaupt was merken sollen an den Vibrissen.

  • Meine Shelties haben sehr, sehr viele Vibrissen und das Spiel und wie sie die Nase bei kleinsten Berührungen kräuseln ist für mich ein ganz klares Zeichen, dass sie die auch "benutzen".

    Sie sind, wie der Name schon sagt, ein Tastorgan. Sie tasten damit Dinge ab, bevor der "Direktkontakt" stattfindet. Jou ist so sensibel damit, dass - wenn sie bei bestimmten Dingen mit den Tasthaaren dran kommt sofort wegspringt (Vogelfedern, fragt mich nicht xD). Aber natürlich buddelt sie auch damit, steckt ihre Schnute in Taschen und Hände - wieso auch nicht? Nur weil es ein "TASTorgan" ist, heißt dass ja nicht, dass Berührung damit "schmerzhaft" oder irgendwie "unangenehm" ist - es ist bloß ein weiteres "Werkzeug" um Dinge abzuchecken und kein "starrer Abstandshalter". Wenn der Hund entscheidet dieses oder jenes zutun, kann der das doch machen?


    Ich finde es irgendwie schräg anzunehmen, dass Tasthaare, die am Hund wachsen und die histologisch bewiesen mit Rezeptoren/Nerven verbunden sind, keine Funktion haben oder dass Hunde sie eigentlich nicht benutzen ...


    Heißt im Umkerschluss aber trotzdem nicht, dass man dem Hund beim Abscheren deswegen irgendwie Schmerzen oder Leid zufügt.


    Nunja, wir drehen uns im Kreis.

  • Wenn es also schon bei unserem Stammbaum so eindeutig ist das eine Art etwas hat das die andere nicht hat (und offensichtlich nicht braucht) bedeutet das eben das es bei anderen Arten genauso sein kann.

    Klar kann es so sein. Ist es ja aber nicht, Hunde haben ja Vibrissen.

  • Bri Lilly würde ich tatsächlich so weit gehen zu sagen, dass das Abscheren sie beeinträchtigen und sehr verstören würde.


    Fände ich auch ziemlich schräg, sie meinen Shelties "wegzunehmen".

    Ich denke schon, dass es für Hunde, die ihre Tasthaare schon über Jahre normal benutzen auch eine Umstellung ist.


    Für viele Bartrassen, wo die Vibrissen vermutlich weniger "aktiv" eingesetzt werden, oder bei Rassen, die man seit Welpen an immer ausschert vermutlich weniger, weil sie einfach nicht so dran gewöhnt sind? Ist jetzt aber auch nur eine Vermutung von mir.

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