Tierschutzgesetz vs. Vibrissen kürzen

  • Und das vermute ich ganz ähnlich. Wenn es für einen Hund von Welpe an "normal" ist, dass die Vibrissen meinetwegen im Haar verschwinden, ist es für sie wahrscheinlich auch nicht viel schlimmer als andere körperliche Gegebenheiten. Ich meine, nur so als Vergleich: Es gibt ja auch so Hunde, die sehr feinfühlig sind, und kleine Dampfwalzen. Oder, da der Vergleich mit dem menschlichen Tastsinn schon kam: Die einen sind extrem fein und ertasten schon kleinste Kleinigkeiten, andere haben ordentlich "harte Hände" und merken nicht mal, wenn sie sich dicke Splitter einziehen. Natürlich würde sich der Mensch mit den feinen Händen beeinträchtigt fühlen, wenn da plötzlich das Gefühl fehlt; andererseits wäre der Mensch mit der dicken Hornhaut wahrscheinlich eher irritiert, wenn er plötzlich alles mögliche spüren würde. Also wieder die Frage: Leidet ein Hund darunter, wenn von klein auf die Vibrissen im Haar verschwinden?


    Das alles wäre etwas anderes, wenn dadurch die Sicherheit gefährdet wäre, der Hund Schmerzen hätte, oder in seiner Aktivität eingeschränkt wäre. Und an diesem Punkt fängt eben mein Unverständnis an, wenn so viele ganz offensichtlich für die Hunde schmerzhafte, einschränkende und gefährliche Zuchtmerkmale einfach hingenommen werden, aber sich an einem vielleicht-möglicherweise-könntesein dann profiliert wird.

  • Hab heute mal ein wenig drauf geachtet, die Vibrissen bewegen sich bei meinen Hunden schon situativ sehr (sind alles Hütehunde mit ausgeprägten Vibrissen an Kurzhaar-Schnauze).
    Und (das Experiment habe ich nur bei Joey gemacht, sagen wir mal, der robusteste meiner Hunde, ich wollte da nicht zu sehr rummanipulieren), sie schließt tatsächlich kurz das Auge, auf der Seite, auf der ich die Vibrissen plötzlich berühre. Bei einem sich anlkündigenden berühren dagegen nicht.


    Vielleicht ist ja tatsächlich das Problem bei der Diskussion, dass wir Menschen keine haben und damit gar nicht wissen können, was damit so alles wahrgenommen werden kann. Oder wie wichtig diese Wahrnehmung ist. So als Mensch nicht so wichtig, nach dem Motto, wir vermissen sie ja auch nicht.

  • Nun ist es halt so, dass es bei allen artverwandten Tierarten, bei denen es untersucht ist, wichtig ist. Das heißt, die logische Nullhypothese, die sich aus dem Stammbaum ableitet, ist, dass Vibrissen eine Funktion haben. Dass das bei Haushunden nicht so ist, muss bewiesen werden, wenn man es wissenschaftlich angeht.


    Richtig! Vom Gegenteil auszugehen wäre komplett unlogisch. Zumal es ja schon bei Pferden, die nicht gerade bodennah leben, entsprechende Entscheidungen gab.

    Naja, die uns artverwandten Affen haben auch noch Vibrissen die zum Teil funktionsfähig sind, dennoch haben die sich bei uns Menschen dann ja irgendwann nicht mehr entwickelt.

    Wenn es also schon bei unserem Stammbaum so eindeutig ist das eine Art etwas hat das die andere nicht hat (und offensichtlich nicht braucht) bedeutet das eben das es bei anderen Arten genauso sein kann.

    Zwischen einem nicht vorhandenen Organ und einem vorhandenen, dessen Funktion man zerstört, besteht schon ein wesentlicher Unterschied, nicht?

    Die Frage ist doch ob sie die Vibrissen wirklich benutzen.

    Ich mein, wir merkens ja nicht. Wir sehen Bewegung in den Vibrissen, aber mehr nicht. Und das alleine heißt ja nicht das die wirklich benutzt werden für irgendwas.

    "Benutzen" ist in dem Zusammenhang nicht wirklich der passende Begriff. Es heißt zwar Tasthaare, aber um ihre Funktion zu erfüllen reicht schon vorbeistreichende Luft, die müssen gar nicht aktiv benutzt werden. Machen Hunde in manchen Situationen, aber um Informationen zu liefern, ist das nicht notwendig. Ich stelle mir das ähnlich vor wie die Ultraschallortung bei Fledermäusen, die übrigens auch lange rätselhaft war und keiner wußte, wie die im Dunkeln navigieren können. Hunde merken, wo die Luft wie vorbeistreicht und bekommen dadurch ein Bild ihrer Umgebung.

    Und fraglich ist halt echt wie all die Rassen mit Bart da überhaupt was merken sollen an den Vibrissen.

    Dann wäre es vielleicht an der Zeit für Bart weg. Ist eh nicht mehr so mega in.

  • Ja, ich denke, es macht einen Unterschied, ob der Hund es kennt oder nicht, aber auch die Persönlichkeit. Lilly hat ihre Ängste und ihren Hirnschaden. Selbstbewusstsein, Körpergefühl und „sich in ihrer Haut wohlfühlen“ musste sie nach dem Einzug in Minischrittchen erst aufbauen. Ein verändertes Körpergefühl würde sie mMn erstmal deutlich in dem an Sicherheit erschüttern, das sie erworben hat.


    Momo kennt den Einsatz von Vibrissen (vermutlich) nicht wirklich und außerdem scheint ihr eh die Sonne aus dem Allerwertestem. Da merk ich keine Veränderung, egal, wie sie gerade frisiert ist.


    Ronja hatte auch funktionsfähige Vibrissen, hat sie aber für mich nicht ersichtlich genutzt. Als wir sie mit etwa 10 zum ersten Mal zwecks Trimmen beim Hundefriseur abgegeben hatten, hat sie dort auch (unabgesprochen) die Schnauze ausgeschoren bekommen. Wollten wir nicht, ist dann auch nicht mehr gemacht worden, aber wir haben nicht wahrgenommen, dass es sie im Mindesten gestört oder eingeschränkt hätte. Die hatte aber auch Selbstbewusstsein und Körpergefühl für 10.

  • Und fraglich ist halt echt wie all die Rassen mit Bart da überhaupt was merken sollen an den Vibrissen.

    Dann wäre es vielleicht an der Zeit für Bart weg. Ist eh nicht mehr so mega in.

    Dann erklär mal wie du verhindern möchtest dass es Hunde mit Bart gibt.

    Von sämtlichen Rassen ( bspw ein Großteil der Terrier, Begleithunde, Jagdhunde, einige Hütehunde, manche HSH ect...) abgesehen diese Unmengen an Mischlingen die ebenfalls Bart tragen.


    Und bzgl eh nicht mehr "in"...

    Nunja, die ganzen Doodles/Poos, RH Dackel, Havaneser, Bolonka, Yorkies und Co sprechen da irgendwie ne andere Sprache. Und auch bevor das Vibrissen Thema aufkam war es schon in Mode Pudel in Teddy Frisur zu scheren...

  • Mein Cocker neigt dazu einen Bart zu haben wenn das Fell komplett im Gesicht nachwächst. Das Gesicht wuchert da dann regelrecht zu.

    Würde ich ihr das Gesicht nicht regelmäßig scheren, hätten wir auf Dauer ein Problem. Drum rum scheren wäre ein Krampf und würde im Endeffekt nichts bringen. Und grade in der Zeckenzeit erst recht weil man nichts in dem Bart sieht. Hier wird dann nur durchs fühlen was bemerkt. Sie kennt es von klein auf so seit ich sie habe.

    Sieht verhält sich durch die gekürzten Vibrisse nicht viel anders als der Springer mit langen. Ich glaub sie juckt das nicht mal das die so kurz sind.

  • Von sämtlichen Rassen ( bspw ein Großteil der Terrier, Begleithunde, Jagdhunde, einige Hütehunde, manche HSH ect...) abgesehen diese Unmengen an Mischlingen die ebenfalls Bart tragen.

    Wobei es sicherlich Unterschiede beim Bart gibt. Ob das einfach nur noch monströse Haarmassen sind wie ja zb beim Schnauzer oder damals beim Pon oder gemäßigt. Bei meinen beiden, die ja auch Bart haben, sind die Vibrissen dennoch sichtbar, stehen über den Bart hinaus und dürften funktionsgemäß eingesetzt werden können.


    Es sind halt die ganzen sinnfreien Übertreibungen in der Zucht, die vieles zum Problem machen :( :

  • Mal eine andere Frage. Warum werden Pudel im Gesicht an der Schnauze eigentlich so kurz geschoren? Bis zum Thema Vibrissen dachte ich (doof wie ich war) Pudel haben so eine nackte Schnauze. Jetzt bin ich schlauer.

  • Terri-Lis-07 Man darf auch kritisieren ohne für Alles eine direkte Lösung zu haben. Daß das nicht von Heute auf Morgen geht, ist klar, die Richtung finde ich gut

    Ich als Hundehalter möchte für meinen Hund, daß er alle ihm zur Verfügung stehenden Sinne auch nutzen kann. Unabhängig davon, ob das Fehlen einer Möglichkeit davon für ihn gravierende Einschränkungen, Schmerzen, Unannehmlichkeiten oder Qual bedeuten würde. Muß man nicht verstehen, kann man aber.

  • Ich kann mir vorstellen das es ist weil sie so gut gucken können und es auch hügenischer ist beim fressen. Ausredem stelle ich mir unangenehm vor wenn das Gesicht gekämmt werden muss. Bin aber gespannt was die Experten dazu sagen.

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