Frage aus Interesse: Neutrale Hundebegegnungen von Assistenzhunden

  • Hallöchen,


    ich habe eine Frage aus purem Interesse, weil mich das Thema irgendwie fasziniert:

    Über Hunde, die einer Arbeit nachgehen (ich drücke das mal so aus) weiß ich leider gar nichts. Außer dass sie m.W. schon im Welpenalter trainiert werden, oder?


    Wie macht man es in deren Ausbildung, dass sie anderen Hunden gegenüber so neutral sein können? (Dass diese eine Anforderung ist, davon gehe ich jetzt mal aus. Korrigiert mich, wenn es nicht so ist).

    Mich fasziniert das total, denn das Thema "Hundebegegnungen" ist ja eines der Top5-Probleme bei Hunden (auch wieder eine Annahme). Und wie lange gehen manche Hunde dafür in die Hundeschule oder zu Trainern.


    Weiß jemand, wie das trainiert wird? Also dass z.B. ein Blindenhund unbeeindruckt weiter geht, wenn er angepöbelt wird oder so. Oder dass er selbst in einer für ihn schwierigen Situation nicht ausrastet.

    Sicherlich gibt es ja schon Kriterien für die Auswahl der Hunde, aber man kann das ja bestimmt einem Welpen noch nicht ansehen, wie er in / nach der Pubertät auf Artgenossen reagiert?


    Bin gespannt, da Interessantes zu erfahren!

  • Nein nicht jeder Hund wird als Welpe trainiert. Das hängt ein bisschen ab, welche Trainingseinrichtung man wählt. Es wird so trainiert, dass ein Hund im Arbeitsmodus ist. Solange er das nicht konstant kann, geht er nicht vollständig in Dienst. Naturgemäß finden Hunde es blöd, wenn sie arbeiten und jemand stört dabei.

    Umgekehrt wird ein Schuh draus. Ein Hund, der das gar nicht kann, eignet sich nicht als Assistenzhund.

  • Wie viele Hundehalter kennt ihr, die sagen würden 'in der Hundeschule klappt alles, zu Hause aber nicht' ich seh da durchaus bei vielen Hunden die Fähigkeit in der Hundeschule zu arbeiten und zu Hause eben dann nicht. Die Modi bringen wir ihnen (bei Hunden die irgendwann in der Schule kein Interesse an anderen Hunden mehr haben) vermutlich eher selbst bei, weil wir uns auch anders verhalten.

  • Bei der Blindenhundausbildung weiss ich, dass dort Welpen erstmal in "Pflegefamilien" kommen und dort erstmal das normale Hundeeinmaleins lernen. Erst mit, ich glaube, 2 oder 3 Jahren wird dann mit der spezifischen Ausbildung begonnen. Mein Bruder hat sich dafür nämlich interessiert, allerdings war es dann doch eine zu grosse Hürde für die Familie zu wissen dass nach wenigen Jahren der Hund wieder ausziehen muss. Mag bestimmt je nach Ausbildung/Institut usw etwas anders gehandhabt werden, aber ganz klar werden halt zumindest im Laufe der Ausbildung Hunde aussortiert die dann nicht tauglich sind (gibt da dann ja auch jede Menge anderer Gründe warum ein Hund für den vorgesehen Job doch nicht geeignet ist).

  • Ich tu' was ganz schlimmes und vermenschliche das mal:

    stell Dir vor Du bist - mit viel Spass und Interesse - am arbeiten und irgend so ein wildfremder Mensch latscht in Deinen Dunstkreis.

    Was tust Du?

    In der Regel einfach weiterarbeiten.

    Später hast Du Feierabend, gehst in eine Bar und bist geistig dazu bereit, mit anderen - auch Fremden - zu kommunizieren. Da wirst Du Dich bestimmt auch anders verhalten :smile:


    Irgendwie ist das mit Hundebegegnungen so eine Sache. Mich dünkt, wir Menschen machen da ein Riesending draus.
    Sind Hunde wirklich immer und jederzeit an Hundebegegnungen interessiert? Oder sind viele Begegnungen nur so wie sie sind, weil eine Art Selbstverteidigungsmechanismus einsetzt, weil wir Menschen schlicht zu blöd sind, das zu managen und unsere Hunde zu schützen, ihnen beizubringen dass sie nicht müssen?


    Bei Arbeitsrassen ist vieles auch einfach Veranlagung. Da ist die Arbeit / der Spass dem nachzugehen, wofür sie gezüchtet sind einfach viel wichtiger und grösser als das blöde "hallosagen" das wir Menschen so zelebrieren mit unseren Hunden.


    Mein Schäfi latscht beim arbeiten um Rehe herum, das ist ihr egal.
    Auch um Kühe und Kühe sind supergruselig in der Freizeit!

    Sie kann alles ausblenden was nicht die Arbeit fördert, das habe ich nie trainiert, dafür ist sie gezüchtet.

    Was ich jedem Hund beibringe: keiner muss zu andern Hunden oder Menschen oder wem auch immer hin. Abwenden wird belohnt, sich zu mir wenden wird belohnt, zu mir kommen wird belohnt, bei mir bleiben wird belohnt, fremde Hunde und Menschen wimmle ICH ab, das ist MEIN Job! Und den nehme ich sehr sehr ernst.

    Ich mache mir keine Freunde damit aber wen interessiert das schon :lol:


    Ist also mal wieder so, dass das Problem nicht das Problem ist - es fängt viel früher an und ist vielschichtiger. Und eigentlich sehr simpel :smile:

  • Wie viele Hundehalter kennt ihr, die sagen würden 'in der Hundeschule klappt alles, zu Hause aber nicht' ich seh da durchaus bei vielen Hunden die Fähigkeit in der Hundeschule zu arbeiten und zu Hause eben dann nicht.

    Ich denke das ist ein gutes Argument.

    Vermutlich ist das bei den Arbeitshunden dann genauso.

  • Zusätzlich zu den Aspekten, die schon genannt wurden, spielt auch die Kastration eine wichtige Rolle, um das Interesse an anderen Hunden möglichst gering zu haltenä. Blindenführhunde müssen kastriert sein, um von den Krankenkassen anerkannt zu werden, für andere Assistenzhunde wird die Kastration empfohlen.

  • Ganz einfach: Wenn meine Hunde arbeiten, dann arbeiten die. Da wurde nichts trainiert, das ist automatisch so.


    Und zum Thema Allgemeinheit: Es gäbe da so einige Probleme die viele Leute nicht hätten, wenn sie sich passende Hunderassen (-mixe) holen würden und sich dann auch ordentlich mit dem Tierchen beschäftigen (Qualität vor Quantität).

  • Mein Schäfi latscht beim arbeiten um Rehe herum, das ist ihr egal.
    Auch um Kühe und Kühe sind supergruselig in der Freizeit

    Was arbeitet den Hund in der Assistenz?


    Allgemein gibt es natürlich ein Start- und ein Endsignal, wenn Assistenzhunde ihren Job machen. In ihrer "Freizeit" können sie sich natürlich auch anders verhalten.


    Meine eine Hündin findet generell andere Hunde beim Gassi gehen überflüssig, aber wenn wir Besuche machen und da kommt ein fremder Hund in unsere Gruppe gedonnert, dann wird sie richtig böse und schirmt ihre Gruppe massiv ab. Die macht äußerst deutlich, dass sie in diesem Setting keinen Tutnix haben möchte und kein Kontakt gewünscht ist. Verstärkt wird das durch die Menschen, die wir besuchen. Die sind aufgrund ihrer Beeinträchtigungen in der Umwelt unsicher und haben oft auch Angst vor Hunden. Unsere haben da einen Sonderstatus und das Vertrauen ist da auch erarbeitet und gewachsen. Auch das merkt sie natürlich und schirmt deswegen ab, wenn ich sie lasse.

    Übrigens ein Hund, der als junger Hund massiv gefiddelt hat bei Hundebegegnungen und wo ich anfangs Zweifel hatte, ob sie sich dafür überhaupt eignet oder gar Spaß dran hat. Heute ein Hund, der theoretisch ohne mich seinen Dienst machen könnte.

  • Tiny lernt 1 bis 2 Assistenz Tätigkeiten und wird in ein paar Jahren dann vielleicht auch eine Prüfung machen. Kommt drauf an, wie wir es brauchen.
    Die Zweite Komponente bei uns, ist mein Sohn und wie sich seine Reife so Entwickelt. Er wird dann ja der Mensch an der Leine sein und muss das auch hinbekommen können.
    Aber um die Grundlage zu schaffen, üben wir auch schon seit Welpen Alter an. Grad bei Labbis ist das "Hallo" sagen ja ein Thema :p .
    1. und 2. und 3. Veranlagung, Veranlagung und Veranlagung. Tiny ist von Grund auf unerschrocken, Wesensfest und Nervenstark. Ein Fels in der Brandung und der ausgeglichenste und entspannteste Hund, den ich jemals hatte.

    Vor der Läufigkeit konnte ich mit Tiny schon durchs Wohnviertel gehen und die Leine zu einem Kurzführer am Geschirr befestigen und sie lief Problemlos so in Freifolge mit.
    Denn auch in ein paar Jahren wird mein Sohn keinen 30 Kg Labby halten können. Sie muss von sich aus den Radius neben uns halten und alle Regeln umsetzen können.
    Sie verlässt Wege nur auf Freigabe, selbst dann, wenn sie muss, geht sie erst auf Grünstreifen, nach Freigabe.
    Sie lernt, zu anderen Hunde nur nach Freigabe hin zu gehen.
    Vor der Läufigkeit waren wir grad am Thema Bögen laufen um Pöbelnde Hunde dran. Sie ist da ganz gerne immer in einem etwas flotteren Tempo vorbei, aber sie muss natürlich Positiv lernen, das auch im normalen Tempo nichts passiert und alles ok ist.
    (Ein Punkt bezüglich Veranlagung) Wenn Pöbelnde Hunde auf sie zulaufen, reagiert sie nie panisch und mit dem älter werden, auch nicht mehr mit hektischem herum Fideln. Wie oben erwähnt, wenn wir nicht stehen bleiben, sondern einfach weiter gehen, dann hat sie da manchmal noch etwas Zug in die Leine gebracht, was sie aber zukünftig nicht tun darf/sollte. (Aber sie ist ja noch kein ganzes Jahr alt und sie hat schon noch ein paar Jährchen Zeit um das zu lernen und darum üben wir das nach Möglichkeit einfach mit etwas Abstand).
    (Noch ein Punkt bezüglich Veranlagung) Auch Blöde Situationen hinterlassen kein Trauma. Sie wurde schon 2 mal angegriffen und das war nach paar Minuten ohne eine Spur zu hinterlassen wieder vergessen. (War aber nur 1x ein Kratzer der sich entzündete und Behandlung brauchte. Waren also keine Gefährlichen Attacken).
    Wenn der Hund eine Aufgabe erfüllen soll, dann braucht es auch Fleißarbeit der Menschen: Ich bin sehr Konsequent darin, dass sie bei absolut jeder Bordsteinkante absitzt. Auch wenn wir es Eilig haben, wird sich die Zeit dafür genommen, das sie es von der Pieke auf richtig macht. Jeder Straßenübergang schaut ja auch anders aus, also Üben wir auch an allen Möglichen Orten, damit sie ganz viel kennen lernt und ihr Repertoire, wo sie eine Verhaltenskette zeigen soll ohne ein Signal dafür zu bekommen(!), immer größer wird.

    Und dazu natürlich auch mit den unterschiedlichsten Reizen, wozu auch Fremdhunde dazu gehören. Der Alltag in der Großstadt bietet da aber ausreichend Übungs Möglichkeiten für.
    Wir Üben an bestimmten Reizen auch immer wieder mal in kleinen kurzen gezielten Einheiten. Tiny reagiert sehr, auf Hunde, die durchs Wasser laufen. Das ist nicht Trainings Priorität Nummer 1 bei uns. Aber auch das gehört dazu, sowas hin und wieder gezielt zu Üben und mit Positiven Wünschenwerten Erfahrungen solche Situationen zu meistern.
    Mit beginn der Junghunde Zeit, haben wir Monatelang an der Umorientierung bei Hundesichtungen gearbeitet, an allen Möglichen Orten. Auch in einem Junghunde Kurs. Das klappt mittlerweile Problemlos, egal welcher Abstand. Selbst wenn Freilaufende Hunde an Tiny dran stehen, kommt sie Leinen führig mit mir mit. Auch vernünftig und hüpft nicht wie ein Flummi an der Leine rum.
    Selbst jetzt, mit der Läufigkeit, Orientiert sie sich draußen gut zu mir um. Ich brauch nur zu sagen "Tiny, mitkommen" und manchmal muss ich als Nachdruck noch an mein Bein klopfen und sie Orientiert sich wieder zu mir um. (Jetzt mit der Standhitze ist es grad etwas Grenzwertig :tropf: . Aber Tiny ist bei weitem nicht so schlimm, wie so mancher Rüde, der bei ihrem Geruch spontan mit allen 4 Pfoten am Boden festwurzelt).

    Aber das ist wirklich Fleißarbeit. Und Freunde mache ich mir damit auch nicht. Ich gelte in meinem Lebensumfeld auch als zu Streng zum Hund.

    -Die Leinenführigkeit muss bei uns Perfekt sein. Tiny lässt sich am kleinen Finger an der Leine führen.
    Wenn die Läufigkeit rum ist, Üben wir dann auch wieder in Freifolge im Alltags Fuß, an anderen Hunden vorbei(Natürlich noch mit Backups, wie abwechselnd, Kurzführer oder der Schleppleine). An normaler Leine ist das Thema aber eigentlich soweit fertig gewesen.(Solang kein anderer Hund vor ihr durch Wasser läuft :lol:)

    Da gibt es bestimmt noch mehr, auf das wir bei den Grundlagen achten :tropf: .

    Bei all der Arbeit, darf das Vergnügen nicht zu kurz kommen. Wir haben bestimmte Orte, da darf sie auf Freigabe Hund sein ohne Aufgabe.
    Aber auch als Artgerechte Beschäftigung, bekommt sie als Hobby Dummy Arbeit. Sie darf da ihre Apportierfreude ausleben. Auf Prüfungsniveau wird sie nicht gepusht. Sie hat auch viiiel zu wenig Trieb. Sie Freut sich aber so, wenn sie was suchen und tragen darf :sweet: .


    Und wenn dann irgendwann die Hündin aus der Pubertät ist und auch mein Sohn die Reife besitzt für Konzentrierte Übungseinheiten, erst dann wäre es soweit, mit einem Arbeits Geschirr, daraus einen Job im Arbeits Modus zu machen.
    Und ob ich bereit bin, für eine Ausbildung bis zur Prüfung zu bezahlen, kommt dann noch drauf an, ob mein Sohn sich dann als Jugendlicher vorstellen kann, seine Selbstständigkeit zu Üben, wenn Tiny ihn durch einen Supermarkt begleitet.
    Aber wenn der Hund nicht in Lebensmittel Geschäfte rein braucht, kann man auch mit einem Verein für Assistenzhunde zusammen einzelne Aufgaben des Hundes Perfektionieren.


    Wie Tiny's Zukunft da aussieht, Wissen wir noch nicht. Weil das eben auch von Kind abhängt. Und wir haben auch sehr sehr viel Zeit für alles. Aber für das Thema Hundebegegnungen, würde ich persönlich jetzt nicht die Teuren Stunden eines Assistenzhunde Trainers für nehmen. (Natürlich mit Blick darauf, das wir auch die Zeit haben, Tiny Erwachsen werden zu lassen ;) )

    Aber kommt eben auch auf jedes Mensch Hunde Gespann drauf an. Für Erst Hunde Halter lohnt sich da manchmal tatsächlich, die Investition in einen schon Vor Ausgebildeten Hund. Die werden ja auch nicht gerade Günstig Verkauft und sind zwischen 1 bis 3 Jahre Alt.
    Wuchsen Entweder bei Pflegefamilien auf und haben regelmäßige Gruppenstunden. Oder werden im Rudel verband, direkt beim Hundetrainer Ausgebildet, auf Bestellung, mit Einsatzfähigkeiten nach Wunsch.
    Wer einen Hund als Assistenz möglichst zeitnah braucht, für den ist die Option sicher die beste.

    Selbst so eine chillige Maus, wie meine kleine, nimmt ja alle Junghunde typischen Entwicklungsschritte mit :grinning_face_with_smiling_eyes: .


    Insgesamt gibt es da aber durchaus auch Schwarze Schafe. Denn solche Vorausgebildeten Hunde, die als Blindenhunde aussortiert wurden, werden gerne für viel Geld Verkauft. Sind ja "Vorausgebildet". Sind und bleiben aber selbst als Assistenzhunde völlig ungeeignet, weil die einfach zu Impulsiv oder zu viel Trieb für irgendwas haben...
    Hab da schon einiges gelesen. Die Aussortierten Blindenhunde, sind ihr Geld oft nicht Wert...
    Das letzte wo sich mir die Haare gesträubt haben, war ein aussortierter Hund mit Jagdtrieb, zu einer Gehbehinderten Frau... 30Kg Hund, der nem Menschen mit kaputten beinen in die leine Hüpft. Aber Hauptsache paar tausend Tacken noch damit gemacht.

    Insgesamt Fehlt in Deutschland das Einheitliche irgendwo.
    Für uns kommt zum Beispiel nur ein Verein in Frage, die ganz Individuell nach Kundenwunsch helfen Auszubilden.
    Weil das was als Autismus Hund angeboten wird als Ausbildung, zum Großteil übernommener Humbug aus Amerika ist.
    Was die Trainer ja auch nicht Wissen können, wenn sie Ahnung von Hundeausbildung, aber keine Ahnung von der Behinderung haben... Die Wissens eben nicht, ob ihre Qualifikationen auf neuen Wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen für die Behinderungen, oder auf Veraltetem Wissen, oder aufgrund von Ignoranz von neuen Erkenntnissen...
    Hundetrainer sind selten Therapeutische Fachkräfte.
    Aber eigentlich bräuchte man genau diese Fachkräfte für solche Hunde Ausbildungen.

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