Konflikt zwischen Junghund und Senior eskaliert

  • Hallo zusammen,


    Ich möchte heute auch mal euren Rat zu einer etwas verzwickten Situation und mich auch etwas „ausheulen“. Es könnte etwas länger werden.


    Wir haben seit März nun drei Hunde. Barry war unser erster „echter“ eigener Hund (vorher nur Familienhunde). Ursprünglich wollte mein Freund ihn unbedingt und ich war nicht abgeneigt, sofern er die Erziehung größtenteils übernimmt, da ich die Rassewahl damals sehr ambitioniert fand. Als Barry 6 Monate alt war, waren beide immer noch nicht auf einen grünen Zweig gekommen und somit habe ich ihn quasi übernommen. Wir haben uns ganz gut zusammengerauft, aber ich will nicht bestreiten, dass er mein kleiner Prinz ist und damit entsprechend verwöhnt :ops:. Als Barry 4 war, reifte der Entschluss, dass ein zweiter Hund einzieht. Diesmal waren Rassewahl etc. eine gemeinsame Entscheidung und es wurde ein britischer LHC. Er musste leider mit 3,5 Jahren aus medizinischen Gründen kastriert werden. Neo und Barry passen wunderbar zusammen und sind in den letzten 7 Jahren genau einmal so aneinander geratenen, dass es einen Kratzer für Barry und 2 Tage dicke Luft gab. Anlass haben wir nie rausgefunden.


    Nun geht die eigentliche Geschichte los. Mein Freund ist seit 2 Jahren Jäger und es war schnell klar, dass wenn Barry mal nicht mehr ist, ein Jagdhund einzieht. Allerdings setzte schnell die Ungeduld bei meinem Freund ein und ich habe mich leider nicht ausreichend gegen seinen Dickkopf gewehrt. So zog dann im März ein kleiner DD-Rüde ein. Bedingung war hier auch wieder, dass es sein Hund ist und er sich um die Ausbildung etc. kümmert und der Hund auch mit ihm ins Büro geht (er hat einen kleinen Handwerksbetrieb). Mittlerweile ist Herrchen aber oft genervt, weil Quattro regelmäßig die Bude auseinandernimmt. Auch bei der Erziehung habe ich schon ein paar mal eingegriffen, weil ich das Wischiwaschi-Prinzip bei so einem blitzschnellen, harten Hund nicht mehr sehen konnte. Neo fand den kleinen Quälgeist von Anfang an überflüssig und hat ihm das auch deutlich gezeigt. Quattro hat Respekt vor ihm und freut sich schon, wenn der gnädige Herr Kontaktliegen erlaubt. Barry war eher Typ Welpen-Onkel und hat dem Kleinen soviel durchgehen lassen, dass wir immer wieder eingreifen mussten. Beim Kontakt mit anderen erwachsenen Hund zeigt sich Quattro meist sehr devot.

    Nun wird Quattro langsam pubertär und es gab erste kleine Konflikte wegen Kausachen etc. Quattro hatte meist seins noch und Barry schlich um Quattro, dieser hat dann entsprechend gewarnt und ich hatte Barry dann auch schon aus seinem Dunstkreis geholt. Neo wird hierbei von Quattro null als Bedrohung wahrgenommen und er legt sich freiwillig mit dem Kauzeug neben ihn. Trotzdem gibts die Kausachen nur noch getrennt.

    Seit 1 Woche kommt es jetzt immer mal wieder zu Keilereien zwischen Quattro und Barry, wobei es mehr Getöse als alles andere ist und somit zum Glück noch keine Verletzung gab. Wir konnten sie jeweils nach ein paar Sekunden trennen. Wir haben soweit alles an möglichen Ressourcen (außer uns selbst) aus der Schusslinie gebracht, um die Situation zu entschärfen. Unser großes Problem ist es aktuell, dass Quattro nun anfängt Barry zeitweise quasi bei jedem Vorbeigehen zu fixieren und dann auch anzuknurren. Barry beschwichtigt zunächst, aber wenn Quattro weitermacht, dann geht er ebenfalls auf Konfrontation und schon ist die Klopperei da. Da bleiben einem nur Sekunden zum Eingreifen. Nun ist es aber so, dass diese Konflikte immer in unserer Anwesenheit entstehen. Ich habe draußen im Garten eine Überwachungskamera, mit der ich die drei beobachten kann und hier sieht man, dass bei ihren Interaktionen zwar auch viele Dominanzgesten dabei sind (Kopfauflegen, auch mal Rammeln), aber es hierbei nicht kippt. Selbst wenn hier doch noch ein Spieli oder ein Knabberholz auftaucht, dann bleibt es gesittet. Auch im Haus gibt es genug Momente, wo beide nebeneinander auf der Couch liegen und alles i.o. ist.. Außerdem muss ich noch dazu sagen, dass ich aktuell 3 Wochen Urlaub hatte und die Hunde dann bis auf das getrennte Gassi quasi 24h miteinander und mit mir zusammen sind. Es liegt also nahe, dass das Verhalten etwas mit mir/uns zu tun hat.

    Haben hier die erfahrenen Mehrhundehalter vielleicht Tipps für mich was ich tun könnte, um insbesondere Quattro diese ständigen Provokationen „abzugewöhnen“. Ich will ihn nicht ständig deckeln, da ich befürchte, dass er dann irgendwann das warnen einstellt und gleich drauf geht. Wichtig wäre für mich auch, auf was ich bei mir selber achten muss, denn ich habe das Gefühl, dass ich nicht ganz unschuldig an der Situation bin.


    Ich bin momentan noch guter Hoffnung, dass wir das wieder in den Griff bekommen. Mein Freund hingegen verbreitet hier momentan eine unglaubliche Endzeitstimmung, die das meiner Meinung nach noch weiter anfacht. Er beobachtet Quattro permanent und schreibt quasi im Kopf schon die Abgabeanzeige. Er fragt mich ständig ob „so ein Hund“ überhaupt noch was findet :rotekarte: . Ich bin daher auch gerade etwas sauer. Seit Monaten helfe ich, wo ich kann, um aus der kleinen Drahtbürste einen brauchbaren Jagdhund zu machen. Ich habe etliche tote Tiere über den Acker gezogen, bin mit Flaschen voll Schweiß durch den Wald gekrochen, hab dem Hund ein manierliches Apportieren beigebracht, nur damit er jetzt beim ersten echten Problem schon die Flinte ins Korn schmeißt :wallbash:. Ich weiß, dass es mein Fehler war, dass ich den dritten Hund trotz Bedenken dann doch hingenommen habe, aber darunter soll Quattro jetzt nicht leiden. Ich hab den kleinen Kerl schon sehr ins Herz geschlossen und wäre für Hilfe wirklich dankbar.

  • Quattro ist jetzt 8,5 Monate und Barry ist ein 11 Jahre alter Mini-Aussie (48 cm, 16 kg). Also beides Rassen die durchaus zur Verteidigung von Ressourcen neigen und leider auch schon ein deutlicher Größen/Gewichtsunterschied.

  • Also ich finde es schon sehr komplex, die Interaktion von Hunden zu bewerten, wenn man sie direkt sieht. Du kannst es hier aber nur beschreiben. Ich denke, dass sich das mal ein guter Trainer (der hoffentlich auch Erfahrung mit Mehrhundehaltung hat) ansehen sollte.


    Wir haben selbst zwei Hunde, jeder Hund ist ein Individuum, die Beziehung zwischen zwei Individuen ist wiederum individuell und komplex. Da kann man für echte Lösungen m.M.n. schlecht Tipps aus der Ferne geben (außer halt wieder in Richtung Management und Deckeln).


    Dann kommt noch das Alter des Jüngsten dazu. In dem Alter kann sich Vieles schnell in die eine, aber auch in die andere Richtung verändern.

  • Ja, bei der Kombi überrascht es nicht wirklich. Ist natürlich echt doof, dass es schon so früh anfängt. Ich würde das mit einem Trainer angehen, der beide Hunde und auch euch vor Ort einschätzen und beurteilen kann. Dann wird man sehen, welche Faktoren vllt eine Rolle spielen und wie ihr am besten einwirken könnt und ob das eine Zukunft hat.

  • Hm, nur von der Beschreibung her, hast du Barry geschwächt durch dein Rausnehmen und dem Kleinen Pubertier quasi erlaubt gegen ihn zu agieren. So wie ihr vorher viel eingegriffen habt um Barry zu schützen ... vielleicht habt ihr den anbahnenden Konflikt nur jetzt in die Pubertät verschoben und durch das Schützen von Barry nun durch sein entfernen, nicht durch das Regulieren vom Junghund umgekehrt.

    Kauzeug teilen muss geübt werden. Nebeneinander und wenn auch nur einen Jota mehr gemacht wird, als grummeln, wenn der andere etwas haben will, dann ists weg. Und zwar auch bei dem der unangemessen verteidigt.

    Der Hund der schneller fertig ist, bekommt was, das er nicht so schnell killen kann oder er wird gefragt, willst du Nachschlag, den gibt bei mir! Abwenden und nicht beachten, wenn wer anderes Kauzeug hat, wird belohnt.

    Da gehts um Timing. Man will ihnen nicht das Gespräch abgewöhnen: Also, das ist meins, ich werde es dir nicht geben. Aber jedes Verteidigen wird unterbunden, reden, nicht kloppen. Und wird jemandem was abgenommen, gibts immer besseres, von mir.

    Wenn ich Schluss sage, ist Schluss bei beiden. Reset drücken, Ruhe reinbringen, Kauzeug wieder für beide ins Spiel bringen.

    Da helfen echt sachen, die so groß sind, dass sie sie nicht gleich auffressen können. Man nimmt die dann wieder ab, Trostpflaster ist dann was gutes zum Abschluss, Stück käse oder so. Also muss man sich mit mir auseinandersetzen, ich gebe, ich nehme. Ich entscheide wer was bekommt und wie lange und ich bin super großzügig bei großzügigem Benehmen und mag körperliche Auseinandersetzungen nicht.


    Und es ist anzunehmen, dass darüber anderes diskutiert wird. Dass es draußen nicht eskaliert, kann sein, dass einer der beiden nur Ernst macht, wenn er dich als Sicherheitskraft in Griffweite hat. Das muss nicht so bleiben.

    Ich würde viel gemeinsam üben, wo beide immer was davon haben, wenn der andere gelobt wird. Zeigt der eine Leistung, kriegt der andere auch was. Beide Loben. Klingt so als wäre Quattros Ausbildung ziemlich auslastend ... kommt Barry zu kurz, weil er fertig ist? Fordere beide mehr und denk dir Teamwork aus. Einer holt den Dummy, muss ihn auf Entfernung ablegen, kommen, der andere wird geschickt, bringt den Dummy, beide kriegen das Mordslob. (Oder ien Spielzeug, ums Dummytraining nicht zu verwaschen)

    Dummy liegt da, wo Barry nicht rannkommt, Quattro aber schon. Quattro holt ihn. Beide Lob.

    Drauf schauen, wann Barry dann Quattro ankuckt, weil der das kann, loben! Ja der Quattro holt ihn für uns, Barry, hast du toll erkannt!

    Andere Situation erdenken, wo Barry den Vorteil hat und Quattro von profitiert.


    Ich hatte beispielsweise eine Hündin, die meine andere total scheiße fand. Also hat die Blöde Hündin zuuufällig immer das Futter ausgesucht. May, was fressen wir heute, großes Bohei. Sie tippt auf die Dose und die gabs dann. DAS hat Mini zum ersten Mal auf die Idee gebracht, hm ist doch nützlich, dass sie da ist. Sie kratze dann am leeren Napf, May wurde dann aussuchen geschickt und es gab was gutes. Später war das dann sogar so, dass Mini Kratze, obwohl sie keinen Hunger hatte, May aber!


    Öfter Barry etwas fragen, Barry wollen wir rausgehen? Barry läuft zur Tür. Quattro ist das nicht toll, Barry sagt, wir gehen.

    Klingt blöd, ist auch nicht einfach, weil man die Körpersprache der Hunde a einbinden muss und die richtigen Antworten abwarten und provozieren. Und eben die Momente abpassen, wo Hund A Hund B ankuckt und nicht einen selber. Aber ich habe damit gute Erfahrungen gemacht, bei Hunden, die sich nicht so grün sind. Situationen zu provozieren, wo der andere Hund, gute Ereignisse auslöst und möglichst wenig die Hunde in Anwesenheit tadeln. Oh, Frauchen ermahnt, ich maßregle das gerne für sie gründlicher.

    Kommt es also zu Konflikten, nicht Barry weg da! Sondern Barry wo ist dein Zerrseil oder sonstwas. Springt Quattro dann auf, ja, gute Idee, wie spielen zusammen, In jeder Hand ein Zerrspielzeug und dann machst du den Aktiongeber und Loben, loben loben.

    Jedes Zurücknehmen loben, Gemeinsamkeiten feiern und gemeinsames Agieren ohne zickerreien trainieren.

    Und bis dahin würde ich auch auf mehr Auslastung setzen und sie weniger alleine im Garten ihre Prollerreien ausprobieren lassen. Das Verhältnis kippt halt rasant zu Seiten des Jüngeren, stärkeren, schwereren. Das könnte Barry nun durch Aussietypisches, schneller, härter, lauter ausgeglichen werden, das er nicht mehr lange schafft. Also ne. Hier gibts keinen Obermacker.

    Das schwierige ist, eben nicht alle Interaktionen zu unterbinden, das ploppt dann irgendwann eh hoch, sondern umzuwandeln in Kooperation ist besser, als Konkurenzgetue ...


    Die Ideen müssen da aus deinem Alltag kommen und am besten stellst du auch drinnen kameras mal auf und kuckst genau, was du und die Hunde in den Situationen so machen. Und ein Welpe/Junghund schon gar in Ausbildung schluckt viel Aufmerksamkeit. Einfach kritisch draufkucken ob der Aussie genug Hirnaktion hat und nicht den Prinzenstatus schon an den Kleinen verloren hat, rein Zeitlich und weil Erziehung nunmal immer Aufmerksamkeit ist und das schlucken Jungspunde ja nunmal viel und der Althund kann das ja alles ...

    Immer wieder ganz oft alle Loben, meine Jungs!


    Gibts Dinge, wo Barry sicher ist, Quattro aber unsicher? Wo Barry vorbild sein kann oder umgekehrt, Wo man Quattro vermitteln kann, kuck mal wir müssen Barryhelfen. Auch Mitgefühl, kann man ... vorleben, beibringen, die Idee mit dem Tonfall in den Hund pflanzen. Wie Aua oder vooorsichtig ... wenn sie behutsamer sein sollen. Kann man unabhängig vom anderen Hund üben, indem man sich selber schwach macht. Vorsicht bei Zergeln erbittet. Klingt alles so doof, schriftlich ... Aber hunde isdn halt so toll, weil sie menschliche Gefühlslagen über stimme und Körpersprache so gut verstehen.


    Herausforderung suchen, die ihr zu Fünft bewältigt. Gerade wenn dein Freund so mimimi, ich hab mir wieder mal zuviel aufgebürdet ist. Eine anstrengende Wanderung mit schwierigem Gelände ...

    Tierpark, am Tiger vorbei, gemeinsam sind wir stark ...

    Wanderungen mit anderen Mensch Hund Teams.

    Mit allen zusammen seltsame Tricks üben. Eine klettert auf den Stuhl einer darunter und umgekehrt. Neo kickt über die Lehne ... Tolle Fotos machen, sich gemeinsam freuen ... Gemeinsam an einem Bild arbeiten, kann auch Teamspirit erzeugen.


    So als spontane Ideen aus dem Ärmel ...

  • Ich würde auch einen Trainer vor Ort empfehlen.


    Bis dahin solltest du unbedingt mehr bestimmen, wer sich wo aufhalten darf.


    Der Jungspund bekäme bei mir einen festen Platz (Korb, box etc) in einer Ecke ab vom Schuss, dass er nicht kontrollieren oder fixieren kann und wo keiner vorbei muss. Der Platz wird etabliert und der Hund vermehrt dort hingeschickt.

    Zum üben könntest du den ältesten Hund in großem Abstand vorbei gehen lassen, du zwischen den Hunden und Belohnung über Futter, wenn der kleine nicht fixiert, gedroht, geknurrt hat.

    Einfach um den Hunden deutlicher zu machen, dass du entscheidest, wer wo lang gehen darf und du das schon regelst.

  • Mein einziger Gedanke dazu ist: warum tust Du DIR das an?
    Der Hund vom Freund = seine Verantwortung.

    Wenn er seinen Jagdhund will, muss er schon fähig und auch willens sein, diesen auszubilden :ka:

    Und wenn er das nicht auf die Reihe kriegt, würde ich meine schon vorhandenen Hund schützen und den Hund abgeben. Punkt.

    So würd's bei mir aussehen

    (unsere Hunde sind MEINE Hunde und MEIN Problem und MEINE Verantwortung. Ich käme niemals auf den Gedanken, die jemandem anderes aufzudrücken! Mit aller Konsequenz).


    Ich mag Mehrhundehaltung, man muss einfach schon mit dem Kopf dabei sein und gucken und schützen. Wenn's knallt, ist man viiiiiiel zu langsam, das fängt immer schon viel vorher an.

    Heisst ich würde mich schulen was Körpersprache betrifft, primär. Damit Du entstehende Konflikte am Anfang erkennen kannst und nicht erst, wenn es schon zu spät ist.


    Konfliktmaterial würde ich total vermeiden und ich würde die kleine Wurst trennen und ganz und gar separat arbeiten mit ihm.

    Warum willst DU ihn behalten?


    (ich erwarte da keine Antworten drauf, das sind so die Fragen, die ich mir selber stellen würde um sie für mich allein zu beantworten um damit dann meinen Weg zu finden)

  • Hier wäre ein wirklich guter und erfahrener Trainer angebracht.


    Kann gut sein, dass ihr durch falsches Eingreifen die Konflikte erst heraufbeschwört, oder dass ihr einfach zu nett seid. Ist letztendlich aber gucken in die Glaskugel.


    Wenn der DD gut aufgebaut ist, sollte es ja wenig Probleme bereiten, ein passendes Zuhause zu finden.

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