Was ist und braucht es "Druck" im Erziehung und Ausbildung?
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Wieder einmal angeregt durch einen Thread und auch, weil ich da in letzter Zeit ein bisschen drüber nachgedacht habe, würde ich gern ein Thema zur allgemeinen Diskussion und zum Erfahrungsaustausch stellen.
Ich verstehe unter "Druck" alles, womit ich den Hund bewege, aber auch z.B. hemme oder zur Handlung (nicht so nett) motiviere.
Dabei stellen sich ja einige Fragen:
Wie baue ich absichtlich Druck auf, aber auch unabsichtlich (was ja eher doof ist und kontraproduktiv sein kann)?
Wann sollte ich mit/über Druck arbeiten oder sollte man das besser ganz lassen?
Wie reagieren Hunde auf Druck?
Wie sehe ich, dass ich zu viel Druck beim Hund mache?
Wie nehme ich Druck weg und was bewirkt das?
Das wären nur einige Fragen, die sich mir bei diesem Thema stellen.
Ich weiß nicht, ob das Thema überhaupt eine Rolle spielt für euch, aber ich persönlich hoffe, dass ein interessanter Austausch hier zustande kommt, weil ich -wie gesagt- in letzter Zeit darüber nachdenke und mich gern darüber austauschen würde.
Vielleicht haben da ja noch mehr Leute Lust dazu. Das würde mich freuen.
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Hi
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Sehr spannendes Thema, um das ich mir auch immer wieder viele Gedanken mache.
Ich komm ja ursprünglich von den Pferden und dort aus der Fraktion Wattebausch. Druck ist da auch immer ein ganz, ganz großes Thema, weil der bei den Pferden ja viel für Erziehung und Ausbildung eingesetzt wird. Negative Verstärkung über Druckaufbau und Nachlassen ist bei wahrscheinlich den meisten Pferdeleuten das Mittel der Wahl.
Aus den Diskussionen in meiner Wattebausch-Pferdeblase hab ich ganz viel für mich und den Umgang mit meinem Hund mitgenommen.
Für mich ist Druck erstmal etwas physikalisches. Ein taktiler Reiz, der von dem, auf den Druck ausgeübt wird, wahrgenommen wird. Und das Spektrum dieser Wahrnehmung reicht von angenehm (Massage zum Beispiel) über neutral (ich spür halt was, empfinde das aber weder als negativ noch als positiv) bis hin zu unangenehm-schmerzhaft.
Die nicht-taktile Form von Druck, also alles, was auf die Psyche wirkt, wie eben Körpersprache, "Raum einnehmen" aber auch Verhalten ignorieren oder etwas vorenthalten ist für mich sehr viel schwieriger zu definieren. Ich bleib deshalb da auch erstmal bei der Körpersprache, die es ja auch im Spektrum von freundlich bis aversiv gibt und dem Raum einnehmen (wo ich es schon schwieriger finde, in einem freundlich-neutralen Bereich zu bleiben).
Also, so viel dazu, was ich unter Druck verstehe.
Ich verwende gerne diese Art von Druck in meinem Training sehr gerne - allerdings nur als Signal und nicht (bewusst) dafür, dem Hund etwas beizubringen. Dabei versuche ich im freundlich-neutralen Bereich zu bleiben (was natürlich nicht immer gelingt, ich bin Bewegungslegastheniker und mein Hund entscheidet immer noch, was er als freundlich-neutral ansieht, da kann ich auch mal daneben liegen) und ich steigere den Druck auch nicht, wenn nicht das gewünschte Verhalten gezeigt wird, denn dann ist das Signal noch nicht gscheit etabliert und es wäre nicht fair, den Druck zu erhöhen.
Da spielt natürlich auch ganz stark mit rein, dass mein Hund Anfangs recht extrem auf schon geringen "Druck" (den ich noch gar nicht als solchen empfunden hätte) reagiert hat. D.h. man hat ihn für seinen Geschmack zu intensiv angeschaut und er ist einem um die Ohren geflogen.
Generell ist er der Typ, der auf zu viel Druck oder die Steigerung von Druck mit hartem Gegendruck reagiert.
Er ist da also ganz deutlich in seiner Antwort auf Druck und man sieht sofort, wenns zu viel wird.
Aber auch gerade deshalb, weil er so überzogen auf schon geringen Druck reagiert hat, war es mir wichtig, dass er lernt, damit umzugehen. Druck ist im Alltag ja überall, kann ich gar nicht vermeiden. Und dass man weicht, wenn man an der Flanke berührt wird oder der Mensch halt diesen Weg da jetzt gehen mag/muss und körpersprachlich den Hund wegschickt und man dabei eben nicht die Nerven schmeißen muss, das mMn eine Grundvoraussetzung, um sicher durchs Leben zu gehen.
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Spontan würde ich Druck so definieren, dass er alle körpersprachlichen Signale umfasst, die den Hund dazu auffordert, zu weichen.
Das ist dann, wie immer, individuell, was ein Hund als Druck empfindet. Aber meist gehört da eben die typische Körpersprache rein, die zum weichen auffordert. Also zB groß machen, fixieren, Körper anspannen etc.
Zu viel Druck wäre für mich die Menge, die den Hund verunsichert, überfordert und in die Lage bringt, das gewünschte Verhalten nicht ausführen zu können (entweder, weil er den Menschen nicht versteht oder weil er einfach gerade nicht die Kapazitäten dafür hat).
Ein gewissen Grad an Druckausübung finde ich aber in der Hundeausbildung normal. Wenn ich Raum für mich einnehme, dann passiert das über Druck - denn der Hund soll weichen und einen bestimmten Raum nicht betreten.
Ich würde den Begriff von Zwang abgrenzen. Zwang geht für mich weiter und umfasst eigentlich alles, wo der Hund nicht nach seinem Willen agieren kann. Dafür gibt es verschiedene Mittel.
Druck verbinde ich aber hauptsächlich mit Körpersprache und evtl vereinzelt mit Hilfsmitteln, die ebenfalls zum weichen auffordern.
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Spannendes Thema.
Leider kann ich dazu nicht viel sagen, als dass ich meine Hunde mehr oder weniger rein intuitiv erziehe, ohne großartige Strategie. Was ich doof finde, wird zeitgleich mitgeteilt, ebenso, was ich an gezeigtem Verhalten gut finde. Taktische Abwägungen mache ich nicht, obwohl es sich bestimmt das eine oder andere Mal anbieten würde. Ich arbeite also nicht wirklich mit Druck (oder wenn, ist es mir nicht bewusst), bin aber gespannt, wie man das hier so sieht ….
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Ich denke auch, dass Druck, wenn er unbewusst erzeugt wird, über die Körpersprache erfolgt und man da eben ganz schnell den Hund hemmt, ohne es zu wollen. Das klassische Beispiel ist ja, dass ich den Hund herrufe aber unbewusst gleichzeitig recht steif bin und meinen Körperschwerpunkt nach vorne verlagere, was körpersprachlich ja eher heisst "Komm nicht in meinen Tanzbereich".
Klar lernen viele Hunde damit klarzukommen, aber man macht es sich vielleicht leichter, wenn man sich bewusst ist, dass man da eigentlich körpersprachlich Druck ausübt.
Bei Kaya hab ich da schon drauf geachtet, bei Jacky noch nicht so. Das Kommen hat sie trotzdem gelernt.
Beim Aufbau von Kommandos habe ich bei Kaya manchmal am Anfang auch zu viel Druck reingemacht, was aber richtig nach hinten losgegangen ist, d.h. sie hat "zugemacht" und verweigert.
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aber auch unabsichtlich (was ja eher doof ist und kontraproduktiv sein kann
Ich denke auch, dass Druck, wenn er unbewusst erzeugt wird, über die Körpersprache erfolgt
Da biste ja schon im großen Bereich..
Druck ist das, was dein Gegenüber als Druck empfindet.
Und das ist ganz individuell.
Du kannst als Mensch ja einfach nicht nicht kommunizieren.
Wenn du dich deinem Hund frontal näherst, wenn du über ihn drüber greifst, wenn du von oben die Leine ans Halsband clicken willst...
Selbst wenn du dich schon in nem Bogen näherst, dich seitlich neben ihn stellst und dich dann so rum drehst, dass du 1x kurz frontal stehst - das kann Druck sein.
Bei manchen ist Blickkontakt Druck, bei manchen Bestätigung.
Für manche Hunde ist zb selbst wenn du dich angewendet hast, klein gemacht hast - nur die Hand locker hinhälst- eine geschlossene Hand Druck oder wenn du Muskelspannung im Arm hast.
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Spannendes Thema, ich lese mit!
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Bei manchen ist Blickkontakt Druck, bei manchen Bestätigung.
Für manche Hunde ist zb selbst wenn du dich angewendet hast, klein gemacht hast - nur die Hand locker hinhälst- eine geschlossene Hand Druck oder wenn du Muskelspannung im Arm hast.
Eben. Ein sehr komplexes Thema. Toll!
Deswegen finde ich es ja so spannend darüber zu reden.
Kaya und ich schauen uns auf dem Sofa gern mal tief in die Augen und dann "pflegen" wir uns ein bisschen gegenseitig. Wir sind da voll schlaff, relaxed und alle Muskeln sind weich.
Und dann, ganz selten, starre ich sie mit einem tiefen Blick in die Augen ins Platz (gut ein bisschen körpersprachliche Drohung ist auch dabei).
Blicke können, denke ich, viel Druck machen, was vielen aber nicht bewusst ist. Sensible Hunde sind fix und fertig, wenn man sie auch in der Wohnung kaum mal je aus den Augen lässt, obwohl sie z.B. auf ihrem/in ihrem Ruhebereich sind. Ich nehme an, dass sie dann Druck empfinden? Oder was ist es sonst?
Ich finde es total spannend, wie unsere Hunde auf uns reagieren. Und ich denke, dass Hunde da unglaublich viel kompensieren, weil wir oft körpersprachlich "laut schreiend" durch die Gegend laufen und es nicht merken.
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Zitat
Wie baue ich absichtlich Druck auf, aber auch unabsichtlich (was ja eher doof ist und kontraproduktiv sein kann)?
Durch schlechte Laune, Drängeln, Eile, chaotisches Verhalten.
ZitatWann sollte ich mit/über Druck arbeiten oder sollte man das besser ganz lassen?
Ganz lassen.
ZitatWie reagieren Hunde auf Druck?
Mit Verweigerung.
ZitatWie sehe ich, dass ich zu viel Druck beim Hund mache?
Indem er nicht mehr mitmachen will.
ZitatWie nehme ich Druck weg und was bewirkt das?
Geduld und Freundlichkeit - bewirkt, dass er gerne kooperiert.
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Bei uns gibts Druck in einem Bereich des Sports. Der Helfer uebt frueher oder spaeter Druck aus. Sei es durch reine Koerpersprache wenn er steht, durch anschauen/fixieren, Laute oder in Form eines 'Angiffs'.
Kann ein Hund das nicht aushalten (und sei es durch Training) ist der Hund fuer ernsthaften Sport raus.
Helfertreiben ist z.B. ein Aufbau, bei dem bereits bei den jungen Hunden Druck ausgeuebt wird - angepasst an den jungen Hund!! Zuviel macht den Hund kaputt (in dem Alter) und darauf hat keiner Lust.
Je nach Hund muss man einfach schauen, was passt und sich dann eben rantasten.
In der Erziehung wuesste ich jetzt auf die Schnelle keinen einen Punkt, an dem ich (gezielt) Druck ausuebe Vielleicht wenn ich die Hunde koerpersprachlich stoppe
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