Wir brauchen unsere Tierärzte!

  • Nachdem gerade in einem anderen Thread geäußert wurde, dass im Falle einer postoperative Infektion der Tierarzt ja wohl sooo schlecht sein müsse, sitze ich hier mit 180 Puls.

    Da wird gejammert, dass es keine Tierärzte mehr gibt, die neue Patienten aufnehmen. Da wird sich gewundert, warum so viel Tierkliniken ihren Klinikstatus aufgeben. Da spekulieren unwissende Menschen, das der Aufkauf der Kliniken durch Großkonzerne an deren Habgier liege- es liegt schlicht und ergreifend auch daran, dass kein Tierarzt das Risiko und den Stress einer Selbständigkeit eingehen möchte.

    Und Schuld sind zum großen Teil wir, die Tierbesitzer. Die meckern und drohen, die jede Aussage anzweifeln und jeden Cent zu viel finden. Ich habe bei meinem letzt Besuch mitbekommen, welche massive Drohungen die Ärzte bekommen, ja Morddrohungen, und das nicht nur alle 10 Jahre sondern regelmäßig!


    Wir schaufeln uns unser eigenes Grab! Wir brauchen die Tierärzte!


    Wir waren super froh, dass die große Praxis bei uns im Ort durch jemanden gefunden hat, der sie übernommen hat, ein Segen!


    Sie haben unseren Respekt, vernünftige Umgangsformen und eine gute Zahlungsmoral verdient!

    Wir müssen anfangen zu überlegen, wie wir die Tierärzte unterstützen, damit sie uns erhalten bleiben! Any ideas?


    P.s. ich habe keine privaten oder wirtschaftlichen Verbindungen zur Verinärmedizin !

  • Ich stimme dem in allen Punkten zu! 👍🏼


    Danke an alle Tierärzt*innen und TMFA's dadraußen, die tagtäglich die miesen Launen, den Geiz und die bösen Worte einiger Tierbesitzer ertragen müssen.


    Eine gute Lösung für das Problem habe ich aber leider auch nicht.

    Erstmal bei sich anfangen, dankbar sein, gute Worte dalassen, ich denke damit können wir ein klein wenig Positives einbringen, zumindest für den Moment 🥰

  • Ich verstehe auch immer nicht, warum über die Preise gejammert wird und nicht einfach mal genauer hingeschaut wird.


    Unser TA ist zwar insgesamt etwas teuer, wie mir scheint, aber das reine Honorar (abzüglich aller verwendeten Materialien und Medikamente) für die Kastration unseres Hundes betrug 80,-- BRUTTO! Also minus MWSt. bleiben dann nur knapp über 60,--.

    Für den TA und zwei Helferinnen.

    Da musste ich echt schlucken....

  • Aber das ist doch nicht nur auf Tierärzte bezogen,ich denke überall wo mit Menschenkontakt gearbeitet wird gibt es solche Vorfälle.

    Aber zeitgleich gibt es auch viele freundliche,dankbare Kunden.Wir neigen aber irgendwie dazu uns auf die schlechten Dinge zu fokussieren.

    Natürlich brauchen wir faire Preise,dass ist ganz klar.Trotzdem wird es für viele immer schwieriger Tiere zu halten und das kann doch auch keine Lösung sein.

    Mal als Beispiel Magendrehung im Notdienst 4000,-€ und das wird ja noch teurer.Oder die Zahnsanierung beim kleinen Hund in der Verwandtschaft ,er brauchte Antibiotika für eine Woche und dann wurden 3 Zähne gezogen und der Rest gereinigt.Dafür fand ich 1000,-€ dann doch echt happig.

    Ich denke es wäre gut wenn es weiter auch günstige Behandlungen geben würde.

    Oft wird ja argumentiert,dass es eben mehr Diagnostik/Geräte ect gibt und daher alles teurer wird.Da bin ich auch bereit das zu zahlen wenn wir es brauchen aber ein Umlegen auf alle Patienten empfinde ich einfach als schwierig.

    Ich habe da halt auch große Sorgen,dass sich viele Besitzer eine Behandlung nicht mehr leisten können.

    Ich habe es nun auch schon mehrfach erlebt,dass jemand nicht wusste wie er die genannten Kosten bezahlen soll.Ubd in der Verzweiflung reagieren viele dann auch über.Das soll natürlich keine Entschuldigung für so ein Verhalten sein.Man muss aber bedenken ,dass es eben viele Menschen gibt,die evtl.nur noch ihr Tier haben und für die 1000,-€ + einfach nicht zu stemmen sind.

    Hier wird es beim Tierschutz langsam auffällig,dass öfter kranke Katzen gefunden werden.Teilweise mit Tumoren die sicher schon lange gut sichtbar vor sich hinwachsen.

    Unser alter Tierarzt (der leider mittlerweile in Rente ist) hat noch vieles auf die althergebrachte Weise behandelt und das immer mit Erfolg.Wenn etwas besonderes/aufwändiges war hat er zur Klinik überwiesen.

    Aber mittlerweile ist es oft einfach üblich bei allem gleich riesen Diagnostik zu fahren..hat halt positive und negative Seiten.

  • Nach "besonderen" Behandlungen (also größere Dinge) hab ich durchaus mal ein kleines Blumensträußchen oder eine Pralinenschachtel dabei. Aus Versehen, versteht sich.

    Kommt immer gut an und meine TÄ und ihre Damen fühlen sich wertgeschätzt.

  • Es ist für jegliche Dienstleister, die für Privatpersonen arbeiten, schwierig.

    Ich bin selbständig und habe viele selbständige Bekannte. Da wird oft um jeden Euro gefeilscht.


    Wenn ein Nachhilfelehrer z.B. 40,-- verlangt, ist das natürlich viel Geld für eine Familie, aber i.d.R. kann er vielleicht maximal 20-25 Stunden in der Woche geben, weil er ja auch noch Vorbereitungszeit, Fahrtzeiten und unbezahlte Tätigkeiten wie Akquise etc. hat. Das resultiert in einem wirklich eher niedrigen Einkommen für einen Selbständigen, der ja auch in die Rentenkasse, KV etc. alles zu 100% selbst einzahlen muss und keinen bezahlten Urlaub hat.


    Der Kunde sieht nur "40 Euro! Die hätte ich auch gerne pro Stunde!". Aber das ist ein Vergleich von Äpfeln und Birnen.


    Und ein TA hat halt auch noch Praxisräume, Angestellte etc....

  • In der Regel macht man einen Job in der Tiermedizin, weil man Tiere mag.


    Und das ist der Haken an der Sache: man ist mit dem Leid der Tiere „erpressbar“ und gerade, wenn es Lieblingstierarten oder spezielle einzelne Tiere sind, ist man einfach auch nur ein Mensch, der Tiere liebt und da fängt das Dilemma an.


    Mein Chef und meine Kolleginnen - wir haben alle mehr Tiere, als wir eigentlich wollen, weil immer mal wieder ein tierisches Schicksal dabei ist, was uns nicht „kalt lässt“ und wir dann eine Übernahme verhandeln und mit eigenem Geld, Zeit, Energie und Sorgen auch nach Feierabend alles dafür tun, diesem Lebewesen die Chance zu geben, die es verdient.


    Und es ist wahnsinnig deprimierend, dass es nur ein Tropfen auf dem heissen Stein ist und wir nicht alle retten können, auch wenn wir wollten.


    Diese Problematik habe ich bisher so vergleichbar in keinem anderen Job erlebt.

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