Wir brauchen unsere Tierärzte!

  • In der Klinik hier kommts immer auf den TA an, der gerade vor einem steht.

    Es gibt engagierte, aber auch sehr realistische TÄ, die mit einem die Optionen durchgehen.

    Die, die eine(!) Frage als "Beratung über den normalen Rahmen hinaus gehend" abrechnen.

    Die, die den Besitzern einer 20 Jahre alten Katze, die nicht mehr springen mag, ein MRT aufschwatzen wollen, mit der ernsthaften Argumentation, dass man ja bitte nicht so geizig sein solle, dem Tier zu Liebe.

    TÄ, die es schaffen, Welpen zu traumatisieren und TÄ, die ganz wunderbar mit Panikhunden umgehen können.


    Ist leider die einzige große TK, in unter 40Minuten Fahrzeit hier. Zwar inzwischen auch kein Notdienst mehr und manchmal auch nicht ganz so transparent in den Kosten--- aber eben leider - je nach TA wirklich sau gut.


    Dennoch bin ich froh, dass meine Haus-Tä mit ihrer Praxis umgezogen ist, 7 Minuten Fahrzeit und sie kann wirklich extrem gut mit den Panikern.

    Und ja, da bezahl ich die Rechnungen auch nach 12 Jahren irgendwie gern.

  • Ja, wir brauchen unsere Tierärzte, aber ich zweifle etwas daran, dass wir die Hightech- Gerätemedizin brauchen, die jetzt auch in der Vet-Medizin auf dem Vormarsch ist

    Ich bin ein großer Fan von Hightech in der Hundemedizin, es erspart viel Leid

    Ich kann beide "Seiten" sehr gut verstehen.

    Ich finde, in manchen Fällen ist Hightech ja auch einfach angemessen, notwendig, wichtig. Ein Lebensretter. Wenn es sein müsste, würde ich da auch alle Möglichkeiten ausreizen, wenn mein Hund auf diese Art gerettet werden und ein lebenswertes Dasein führen könnte.

    Die Frage ist halt nur, ob es wirklich in allen Fällen notwendig ist, CT, MRT, whatever zu nutzen. Diese Geräte sind natürlich auch teuer in der Anschaffung und werden dann gerade in spezialisierten Kliniken manchmal einfach auch genutzt, selbst wenn dies nicht immer unbedingt notwendig wäre. Ich finde schon, dass hier auch über günstigere Alternativen aufgeklärt oder angemerkt werden sollte, ob etwas wirklich absolut notwendig ist oder nur "erleichternd" bzw. eine Option. (Oder halt auch, was OPs betrifft. Ja, TPLO/TTA mag der Goldstandard für KBR sein, aber man könnte ja zumindest bei kleinen und sehr leichten Hunden auf die etwas weniger kostenintensiven, konservativeren Eingriffsmöglichkeiten hinweisen. Das erspart dann ja evtl. auch Schwierigkeiten mit Zahlungsausfall, denn ob eine OP 3500 oder 2000 EUR kostet, kann halt schon 'nen Unterschied machen).

    Damit will ich keinesfalls behaupten, dass alle oder auch nur die Mehrheit der Kliniken so vorgehen, ich kann nur von meiner bisherigen, begrenzten Erfahrung sprechen, oder als ich mich mal mit meiner Physio unterhielt und die meinte, in Klinik XY würde sie die TierbesitzerInnen eigentlich nur noch ungern hinschicken, weil dort scheinbar standardmäßig gleich eine Riesendiagnostik-Maschinerie aufgefahren wird.



    Und doch, ja, begrüße natürlich auch ich Fortschritte in der Tiermedizin, und finde es auch wirklich Wahnsinn, was da überwiegend geleistet wird. Und anständiges Verhalten gegenüber Tierärzt:Innen und den Mitarbeiter:Innen sollte einfach Selbstverständlichkeit sein, und damit meine ich jetzt keine Geschenke oder weiß Gott was (kann man ja machen, wenn man möchte), sondern einfach Bitte und Danke sagen und kapieren, dass man nicht der einzige Tierbesitzer auf der Welt ist, auch geduldig und verständnisvoll bleiben, wenn es mal länger dauert, bis man an die Reihe kommt, und nicht erwarten, dass Tierärzt:Innen immer sofort die Antwort auf jedes Problem parat haben oder dass jedes Tier unter jeglichen Umständen gerettet werden kann, so traurig das auch ist, wenn es um ein geliebtes Lebewesen geht...

  • tinybutmighty ich kann auch beide Seiten verstehen. Ein guter Tierarzt berät über alle Möglichkeiten und zeigt Vor- und Nachteile auf.


    Ich finde es schwierig, Tierärzten immer wieder zu unterstellen, sie wollen nur Geld machen. Ich kenne keinen Tierarzt, dessen Patientenzimmer nicht aus allen Nähten platzen. Wieso sollte man, um das Beispiel aufzugreifen, die 20 Jahre alte Katze ins MRT schieben wollen, wenn es im Wartezimmer 3 andere Hunde gibt, die den Termin dringend brauchen und die noch mehr Lebenszeit haben. Das sind eben Unterstellungen.

    Trotzdem ist Alter nicht eine Krankheit und wenn manche Leute überlegen, dem 12 Jahre alten Hund die Zähne nicht mehr zu machen, weil es sich ja kaum noch lohnt, dann würde ich die auch als Arzt fragen: willst du deine letzte Lebenszeit noch mit schmerzenden Gammelstumpen im Mund rumlaufen und kaum was essen können?

    Es sind eben immer zwei Seiten der Medaille... Da muss man schon den Einzelfall betrachten.

  • Das sind eben Unterstellungen

    In dem Fall war es tatsächlich unter dem "oder ist Ihnen die Katze nichts mehr wert?" als das Frauchen tatsächlich bei einer 20 Jahre alten, nierenkranken Katze überlegt hat, ob sie dass dem Tier noch zumuten will. Zumal das eine TÄ ist, die gerne mit dem "schlechter Tierhalter" Argument um die Ecke kommt, wenn man nicht sofort Feuer und Flamme für das Großprogramm ist, weil es uU mit Gesundheit und Alter des Tieres etwas korreliert.

    Also nix mit Unterstellung.

    :sweet:

  • Ich frag mich ja wirklich, wo diese ganzen Tierärzte sein sollen, die ständig allen Leuten irgendeinen Scheiß aufquatschen!


    Mit Sicherheit gibt es die auch, aber bei Weitem sicherlich nicht die Mehrheit.

    Und als Tierbesitzer ist man ja auch noch mündig, wenn ich kein CT/MRT will, dann mach ich halt keins.


    Wenn ich in eine Klinik fahre, dann muss ich doch damit rechnen, dass die eben kein Haustierarzt sind, sondern dazu raten, Dinge vernünftig abzuklären und nicht nur "wischiwaschi" machen.


    Wie viele Hunde hatte ich schon, die im Röntgen einen zweifelhaften ED-Befund hatten und wo es um die Frage ging "Op ja oder nein?" - und die ich im Anschluss deswegen noch ins CT schieben musste. Also doppelte Kosten, Röntgen UND CT. Irgendwann bin ich dazu übergegangen bei entsprechendem Verdacht die Leute gleich Richtung CT zu beraten, weil man einfach sehr viel bessere Bilder vom Ellbogen hat und man einfach viel besser einschätzen kann, ob es eine OP-Indikation gibt - und damit das Röntgen einfach einzusparen.


    Was also nun?

    Bin ich ein Halsabschneider, weil ich doppelte Kosten produziere, weil ich erst die günstige Variante Röntgen empfehle und dann im Anschluss, wenn die Bilder leider noch nicht genügend Infos liefern ins CT schicke ... oder bin ich ein Halsabschneider, weil ich den Leuten gleich "das teure und sehr wahrscheinlich unnötige CT aufschwatze"???

    Ich persönlich habe sowieso nichts davon ob wir ein CT machen oder nicht ... als angestellter Tierarzt krieg ich doch keine Provisionen pro verkauftem CT. Ich schlaf aber abends ruhig, weil ich weiß, dass wir nichts übersehen haben oder einen Hund aufgrund eines Verdachtes unnötig operiert haben!


    Dafür gibt es noch drei Millionen andere Beispiele aus anderen Bereichen.


    Die Definition was unnötig ist, treffen die Besitzer meistens schnell, wenn der Betrag auf der Rechnung am Ende ihre Komfortzone verlässt, und sie das Gefühl haben, dadurch nichts gewonnen zu haben. Für uns Tierärzte hat das aber in der Regel nichts mit "Geldmacherei" zutun, sondern wir wollen einfach medizinischen Standards korrekt arbeiten und gerade in moderneren Betrieben auch richtige Diagnosen stellen, unnötige Eingriffe vermeiden oder bei entsprechender Indikation schnell genug handeln.


    Auch "kein Befund" ist ein Befund. Das vergessen Besitzer gerne, wenn bei bestimmten Untersuchungen nichts rauskommt - "das hätten wir uns dann ja sparen können" :roll:


    Und natürlich rate ich auch Leuten ab, bestimmte teure Diagnostik zu machen, wenn die für ein Ganzkörper-CT kommen und ich aber schon sehe, dass da vorher noch gar nix vernünftig abgeklärt ist. Dann macht man eben erst die Basissachen und oft hat man dann ja auch schon eine Diagnose.


    Was Tierbesitzer für "nötig" und "unnötig" erachten ist doch meistens eine rein subjektive Entscheidung und sorry, wenn ich das jetzt so sage, oft sind die doch gar nicht in der Lage das überhaupt realistisch einzuschätzen! Wie viele Tiere kommen absolut verwahrlost, mit gammligen Zähnen, chronisch krank und ausgemergelt zu mir zur Euthanasie und die Besitzer sagen "der war immer gesund und war nie beim Tierarzt, aber jetzt ist der ja alt und wir wollen nicht, dass er sich weiter quält". Kurz: Tiere, die man einfach nie behandelt hat! Und das sind keine Ausnahmen!


    Es kommen Tiere zu mir, die sind dem Tod näher als dem Leben und die Leute sind absolut gechillt und begreifen den Ernst der Lage null, und andere Besitzer haben einen Nervenzusammenbruch und machen eine Szene an der Anmeldung, weil sich Fiffi eine Kralle abgerissen hat.


    Nein, sorry, aber 70 Prozent der Besitzer können überhaupt nicht einschätzen was nötig ist und was nicht.

    Denn der Durschnittstierhalter ist kein DF-User, der 5 Millionen Halsbänder und Mäntel kauft, 1000 Pülverchen im Schrank hat und die Kotkonsistenz seines Hundes im Tagebuch notiert ...

    Fakt ist, die Lage ist dramatisch. Und man kann froh sein um jede Praxis und jede Klinik, die noch Notdienst anbietet.

  • Die Swiffer Das kann sein, man hört das Argument aber öfter auch als Platzhalter.

    Ich bin selbst nicht schlecht erstaunt, wenn ich hier lese, was hier alles an Behandlung und Diagnostik gefahren wird und wie gut sich die Leute auskennen in bestimmten medizinischen Bereichen, die ihre Hunde betreffen. Andere kommen erst wenn das Tier schon ewig gelitten hat und dann ist der Preis für eine Sanierung zu hoch. Gibt eben auch immer solche und solche Patientenbesitzer. Deswegen sag ich ja: ein guter Tierarzt berät auch kompetent.

  • Wir arbeiten nach dem System, dass wir „minimale Datenbasis“ nennen.

    Da stellen wir uns die Frage: wie viel müssen wir minimal wissen, um dem Tier maximal zu helfen.

    Da kann manchmal eine Anamnese und Allgemeinuntersuchung ausreichen, manchmal aber auch nicht, sodass dann Blut, Urin, Röntgen etc.folgt.


    Das finde ich eigentlich eine gute Herangehensweisen, weil es den Besitzern auch schlüssig ist, dass wir bei bestimmten Dingen wenigstens x Parameter wissen müssen, um etwas tun zu können.


    In der Anwendung funktioniert das auch recht gut, dass man im Einverständnis der Besitzer die Infos bekommt bzw.herausfinden darf, die man braucht.


    Aktuell in meinem eigenen Fall als Beispiel bei unserem Hund: älteres Tier, plötzlich schlapp, frisst nicht, Bauch dick, Tumorpatient. Da reicht es nicht zu sagen, Joar, warte mal ab, das gibt sich wieder.

    Also gabs Blut um Anämie wegen Tumor oder anderen Blutverlust auszugleichen, Ultraschall, um freie Flüssigkeit, Blutungsquelle oder Tumor zu suchen. Theoretisch wäre damit die Diagnostik abgeschlossen - ich habe mir noch ein Röntgen der Lunge dazu erbeten. Das war auch gut so, da mir nun die Prognose klarer ist, gebraucht hätte msn es nicht… Tumor der Gallenblase mit Lungenmetastasen - infaust.

  • Die Swiffer Das kann sein, man hört das Argument aber öfter auch als Platzhalter.

    Ich bin selbst nicht schlecht erstaunt, wenn ich hier lese, was hier alles an Behandlung und Diagnostik gefahren wird und wie gut sich die Leute auskennen in bestimmten medizinischen Bereichen, die ihre Hunde betreffen. Gibt eben auch immer solche und solche Patientenbesitzer. Deswegen sag ich ja: ein guter Tierarzt berät auch kompetent.

    Wie gesagt, in der Klinik kommt es sehr darauf an, welcher TA vor einem steht.

    Und wenn man da seit Jahren mit seinen Hunden wegen großer und kleiner Dinge hingeht, dann "lernt" man das in der Regel auch einzuschätzen.

    Ich hab dort TÄ, wenn die zu nem MRT oder CT raten - dann lass ich das Tier sofort und ohne zu zögern in die Röhre schieben und es gibt eben TÄ, da sollte man sich zumindest einen zweiten TA dazu holen lassen.

    =)

  • Tierärzte sind auch nur Menschen, und genau so wie bei allen sind die allermeisten nett und bemüht, aber die wenigen schlechten bleiben einem leider stärker im Gedächtnis.


    Hab schon viele Tierärztinnen kennengelernt (durch u.a. viele Umzüge und verschiedene Tierarten und weil ich gerne auch mal vergleiche) und war unterm Strich mit 9 von 10 zufrieden, auch wenn es mal zwischenmenschlich nicht gepasst hat.


    Ein freundliches Wort und ein herzliches Dankeschön am Ende freut doch jeden! :nicken:

  • Es ist schon verrückt. Die Leute wollen Hilfe für ihr Tier, aber teuer darf es nicht sein und was zu teuer ist, entscheidet der Besitzer individuell.
    Die Leute wollen einen Notdienst, aber nutzen den dann für "mein Hund hat seit 5 Tagen husten, jetzt hab ich Zeit das untersuchen zu lassen" und beschweren sich dann noch über die Notfallgebühr.
    Der Hund hat was "aufwändiges", man will es untersuchen, man stimmt den Untersuchungen zu und am Ende wird gemeckert, das die das alles nur fürs Geld gemacht haben weil die Klinik jetzt zu einem Großkonzern gehört und denen, obwohl die Besatzung die gleiche geblieben ist, die Tiere jetzt plötzlich alle egal sind.

    Die Leute wollen das Maximum, aber bitte zum billigsten Preis, sonst ist der Arzt ein Gierfink.
    Das eigene Tier ist seiner Krankheit/Verletzungen erlegen - der Tierarzt ist schuld - der Pfuscher !
    Die Klinik nimmt keine Ratenzahlungen an - die sind so gierig, denen geht's nur ums Geld.
    Die Klinik rechnet nicht direkt mit der Tierversicherung ab - die wollen den Tieren doch gar nicht helfen.

    was man nicht alles so hört :weary_face: . ich bin froh das es hier Tierärzte gibt, die Nachts Notfälle annehmen.

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