Wir brauchen unsere Tierärzte!

  • Meiner Ansicht nach gibt es ja "den Tierbesitzer" genauso wenig wie "den Tierarzt".

    Damit will ich die Herausforderungen, vor denen Tiermediziner:Innen oft stehen, jedoch nicht kleinreden.

    Und ich glaube, es krankt da irgendwo in diesem auf Individualismus und Wettbewerb und "alles sofort haben wollen-Mentalität" gepolten System im Allgemeinen.

    Das ist in vielen Berufen ja leider ein Problem, ob man nun im Callcenter Anrufe entgegennimmt (been there done that), als Pflegerin kranke Menschen versorgt, an der Supermarktkassa steht oder Kleintiere operiert... In all diesen und noch viel mehr Bereichen schlägt einem leider nicht selten ordentlich was entgegen, Kälte, Arroganz, Selbstgerechtigkeit und die totale Erwartungs- und Anspruchshaltung à la "Ich zahle, du nix!"

  • Es gibt überall solche und solche Menschen.

    Ich war im August in NL an einem Sonntagabend in einer Klinik der vielgescholtenen Anicura Kette. Und ich war wirklich froh mich nicht dem Notdienstdrama gegenüber zu sehen, ich konnte praktisch sofort in die fünfzehn Minuten von meinem Standort entfernte Klinik kommen und wir waren sofort dran.

    Die TÄ war super, wir hatten sofort eine Wellenlänge und waren einig was das Vorgehen betrifft. Zu keinem Zeitpunkt hat sie versucht irgendwelche Leistungen an den Hund zu bringen die nicht absolut sinnvoll und gerechtfertigt waren und die Rechnung war mehr als okay.

    Andrerseits habe ich auch mal eine TÄ kennengelernt, die erstmal direkt meinem Rüden an einem siffigen, schneematschigen Tag, den man dem Hund deutlich ansah, auf Sicht von drei Meter einen Laternentripper diagnostizieren wollte für dessen Behandlung sie das passende homöopathische Kompositum schon aus der Schublade kramte, anschließend den 13 Monate alten Hund der mit 18 Wochen einmalig Pfizer Enduracell T bekommen hatte für nicht TW grundimmunisiert erklärte und dreimal binnen eines Jahres geimpft werden müsste...Ich habe das alles abgelehnt, die Gebühr fürs Vorstellen bezahlt und ab die Post. Man muss ja auch nicht alles machen, wenn es einem nicht passt.

    Wir haben hier in der Gegend zum Beispiel einen sehr sehr guten Chirurgen, der ist menschlich nicht ganz einfach und der verkauft auch gerne mal extra Leistungen, rechnet grundsätzlich im höchsten Satz ab. Als Haustierarzt würde ich mir den nicht aussuchen, aber bei einer Operation wäre er meine Wahl noch weit vor der Klinik hier in der Nähe.

    Unser Haustierarzt wiederum ist ein typischer Landtierarzt, sympathisch, kann super mit den Tieren, macht noch Hausbesuche, kleine Praxis mit kleiner Ausstattung die vielleicht in den Achtzigern modern war, lebt viel von seiner Erfahrung und dem Wissen wo seine Grenzen sind. Sehr ehrlich, sehr geradeaus aber auch immer gesprächsbereit.


    Ich denke, man muss als Patientenbesitzer auch einfach wissen was man will je nach Situation. Und im Zweifelsfall auch mal erst ne zweite Meinung einholen wenn man unsicher ist.

  • Mit den Hunden hab ich bisher überwiegend gute Erfahrungen beim TA gemacht, aber mit den Mäusen, Ratten und Hamstern hab ich über die Jahre so viele schräge Aktionen erlebt... Da bin ich vermutlich mittlerweile auch einer dieser nervigen Kunden, die alles besser wissen als der TA |)


    Dabei erwarte ich ja gar nicht, dass sich jeder TA mit jeder Tierart auskennt, das ist ja quasi unmöglich, aber ich würde es gern wissen, bevor meine Tiere in Gefahr gebracht werden oder mir das Geld aus der Tasche gezogen wird.


    Da wird ein Termin zur Kastration ausgemacht und am Ende in nem Nebensatz erwähnt, dass die Hälfte der Gruppe dabei eh draufgeht :lepra: (hab dann dankend abgelehnt, wurde nicht verstanden). Eine Maus wollte man mir mal augenblicklich einschläfern, weil hat ja keinen Sinn und quält sich ja nur. Musste ernsthaft ewig diskutieren, dass ich jetzt Medikament A und B haben will und hier gar nix eingeschläfert wird. Und einmal habe mich tatsächlich auch schlicht geweigert, zu bezahlen (meine Ratte wurde aus 2m Entfernung durch die Schlitze der geschlossenen (!) Transportbox kurz beäugt, "die ist gesund" diagnostiziert und dafür sollte ich dann ernsthaft eine Untersuchung bezahlen...). Man hätte ja auch einfach schon am Telefon sagen können, dass man mit Ratten nicht kann und fertig.

    Nicht zu vergessen TÄ, die einem ernsthaft sagen, man soll sich doch einfach für 5€ nen neuen Hamster im Zooladen kaufen...

  • das hast du Recht. Das es nicht auf jeden zutrifft, hätte ich vielleicht dazu schreiben sollen - Wüsste jetzt aber auch nicht wie ich "diese Leute" verständlich umschreiben soll, das es noch leserlich bleibt.
    Gibt natürlich nicht nur schwarz und weiß, sind aber die Dinge die ich in all den Jahren aus erster , zweiter und dritter Hand so mitbekommen, gehört und beobachtet habe.

  • Meine Privatpatienten brauchen ihre TAe und ich brauche sie auch.

    Gerade auch jetzt im Alter!


    Ich bin froh, dass ich über viele Jahre auf verlässliche, kompetente TA Praxen gestoßen bin.

    Sagt mir mein Bauch, hier kann kein Wohlfühl Verhältnis entstehen, wird es nicht unser TA werden.

    Akute Notfallsituationen natürlich ausgeschlossen!
    Und ich bin je nach Krankheitsbild ausschließlich Fachtierarzt Besucher. Da ist mir zwar ein Langzeitvertrauensverhältnis unwichtiger, aber selbst in den Fachbereichen die meine Hunde bisher brauchten, kann ich über keinen sagen: jesses bin ich froh, dass das ein eher kurzweiliges Zeitfenster war.



    Meine Hunde haben alle gut gefüllte Patientenblätter, nicht weil sie dauerkrank sind, ich betreibe Vorsorge, immer schon.

    Das fängt schon bei gesundheitl. Untersuchungen im Junghundalter (rassespezifische Untersuchungen für den RZV) an.

    Einmal jährlich Blutbilder ab dem Alter von sieben/acht Jahren.

    Herzschall ab dem 10 Lebensjahr.

    Zahnreinigungen (je nach Zahnstatus) jährlich.

    Impfen, allerdings nur bis zum 12 Lebensjahr (je nach Wirkungsdauer der letzten TW Impfung).

    Jetzt im Alter röntgen des Bewegungsapparates (klappte gut ohne Sedierung), damit unterstützend gezielt Physio angegangen werden kann.

    Akutsituationen werden eh sofort angegangen! BB vor OPs ist auch Standard.


    Auch bin ich eher zu früh, als zu lange abwartend beim TA.

    Tagelanger Durchfall z.B., oder unerklärliche Lahmheit, oder Husten, oder unkontrollierter Urinverlust usw. lasse ich nicht anstehen.

    Hier leben mehrere Hunde und Ansteckungen (Lahmheit weglassend) können so imho minimiert werden, je nach Befund betrifft die Medikamentengabe ja eh den gesamten Trupp.


    Das alles schützt uns nicht vor Krankheiten klar, aber mir ist Vorsorge wichtig, bei mir, bei meiner Familie und auch bei meinen Hunden!

    Was andere davon halten, ist mir völlig egal!


    Gesundheit kostet bei Mensch & Tier, Krankheit erst recht.


    Unterm Strich betrachtet kann ich nach sehr sehr vielen Jahren Tierbesitzer von keiner Abzocke berichten.

    Von weniger angenehmen TA ja, aber hey ich bin auch nicht immer der angenehmste Mensch.

    Ich wäge ab, ich hole im Zweifel Zweitmeinungen ein, Diskussionen mit TA sind mir auch nicht fremd und ich sage auch deutlich nein, wenn mir etwas nicht geheuer vorkommt. Nicht unverschämt dabei und schon gar nicht kann ich mich um fachspezifische Inhalte 'kloppen', aber es geht um meine Tiere, um mein Zusammenleben mit ihnen, ich möchte verstehen warum/wieso/weshalb dies & das stattfindet.


    Ja da bestehe ich auf einen Austausch, wo mich der TA gefühlt auf einer Ebene abholt.

    Fachlich bin ich null wissender Geist, das ist klar, aber auskommen kann man dennoch miteinander.

  • Ganz aktuelles Beispiel:

    Sohn hat sich beim Fußball verletzt, Röntgen, Untersuchung, Verdacht auf Schultereckgelenksprengung Grad 1-2 (das klingt schlimmer als es ist, ähnlich einer Bänderverletzung am Fußgelenk).

    Das ist eine schwere Sportverletzung. Und je älter man wird, desto mehr merkt man das.

    MRT und ab zu eine richtig guten Arzt.

  • Ich habe eher die Erfahrung gemacht das man gezielt nachfragen muss wenn man bestimmte Untersuchungen haben möchte. Wahrscheinlich sind die Tierärzte es eher gewohnt das die Leute so wenig wie möglich wollen.


    Unsere Tierklinik ist dafür bekannt teuer zu sein und unnötige Behandlungen aufzuschwatzen. Ich habe immer das Gefühl ich bin die Einzigste die dort gute Erfahrungen gemacht hat, mit 3 Hunden und einer Katze. Klar die sind teurer, ist ja auch logisch. Und es ist unpersönlicher, auch logisch. Wenn ich im Krankenhaus bin kenne ich auch nicht jeden Arzt und jede Schwester. Als bei Maverick der Verdacht auf Gehirntumor bestand hat die Klinik vom MRT abgeraten. Warum ? Weil man nicht operieren würde, die Prognose schlecht ist und der Rest der Befunde nicht dazu passte. Am Ende habe ich für seine Augenbehandlung beim Chefarzt nicht viel bezahlt ( und bevor jemand aufschreit, das ist 3 Jahre her und Hund geht es hervorragend) Seine gerissene OP Narbe im Notdienst ist dagegen vergoldet xD Die Ärztin in der Klinik hat 3 mal hin und her überlegt ob das bis Montag warten kann und normal operiert werden kann, wegen der Kosten. Nö musste sofort und gut. Die Tierklinik macht übrigens auch keinen regulären Notdienst mehr :fear:

  • Ganz aktuelles Beispiel:

    Sohn hat sich beim Fußball verletzt, Röntgen, Untersuchung, Verdacht auf Schultereckgelenksprengung Grad 1-2 (das klingt schlimmer als es ist, ähnlich einer Bänderverletzung am Fußgelenk).

    Das ist eine schwere Sportverletzung. Und je älter man wird, desto mehr merkt man das.

    MRT und ab zu eine richtig guten Arzt.

  • Das ist eine schwere Sportverletzung. Und je älter man wird, desto mehr merkt man das.

    MRT und ab zu eine richtig guten Arzt.

    Kann ich nur dringend unterschreiben.

    Ich habe das auch durch einen Autounfall und nach 17 Jahren muss ich immer noch bei Renovierungen etc. aufpassen, dass ich die verschiedenen Tätigkeiten gut durchwechsle damit Schmerzen ausbleiben.

    Bei mir war allerdings ein kompletter Bänderabriss.

    Sollte es inzwischen eine gut dokumentierte OP- Methode geben, würde ich das auch machen lassen.

  • Mir wäre das in Blick auf das junge Alter des Sohnes auch zu heikel, ja doch mittels MRT abklären lassen wäre ganz sicher mein Weg.

    Drei Wochen Wartezeit bis zu einem Termin ist übrigens ein Klacks.

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