Martin Rütter und seine Meinung zum Thema Schutzhundesport

  • Ich habe glaube ich die Dissertation gefunden, die du meinst, Helfstyna.

    Ich stell hier einmal den Link rein, falls noch irgendjemand reingucken möchte: https://edoc.ub.uni-muenchen.de/4945/

    Ich hab jetzt nur mal kurz reingeschaut und auf Seite 38 schonmal eine Tabelle gefunden zu den Beißvorfällen und Art der Nutzung des Hundes. Aber sicher gibt es dazu noch mehr Infos in der Diss, wenn man genauer reinschaut.

  • Es gibt eine Dissertation, die die Gutachten nach Beißvorfällen in Bayern ausgewertet hat.

    Da wurde u.a. auch nach Ausbildung abgeglichen. In den zur Anzeige gebrachten Fällen waren Hunde mit weiterführender Ausbildung so selten vertreten, dass man da Sporthunde, Jagdhunde, etc zusammengefasst hat. Wenn ich es richtig erinnere gingen gerade mal 4% auf diese Gruppe zurück.

    Die meisten Beißvorfälle gab es in der Gruppe "Familienhund, kein Hundeschulbesuch".

    Und wie viele Hunde von der gesamten Hundepopulation in Deutschland gehören zu dieser Gruppe (Sporthunde, Jagdhunde etc)? Weniger als 4%? Würde ich vermuten, aber vielleicht weißt du es ja bzw wurde es dort vielleicht erwähnt.

    Da Sporthunde, jagdlich geführte Hunde, Diensthunde, Blindenhunde und sonstige Sporthunde dort zusammengefasst wurden, dürfte man da weit über 4% gelegen haben.

    Wie viele Hunde dieser Gruppe angehören, dafür wirst du keine verlässlichen Zahlen finden, dafür gibt es keine Register.

    Was aber ausgewertet wurde, war die Prozentzahl der Rassepopulation, die auffällig geworden war. Ungeachtet der Rasse wurden im Schnitt 0,7% der im Zeitraum gemeldeten Population auffällig. Sprich 0,7% der DSH ebenso wie 0,7% der Huskies in Bayern hatte einen Beißvorfall. Hätte die Schutzhundausbildung da einen Einfluss drauf, müsste der Prozentsatz bei Rassen mit dieser Ausbildung höher sein.

  • Hmm, ganz ehrlich, wenn's hart auf hart kommt ist meine persönliche Sicherheit und Unversehrtheit mir wichtiger als irgendwelche Phrasen über die Würde der Täter. Wenn es um mein Leben geht pfeif ich auf Würde, auch meine, davon kann ich mir tot im Gebüsch nix kaufen.

  • Spannend!

    Für mich wäre das tatsächlich als einziges ein sinnvolles Argument für ein Verbot des Sports, wenn es statistisch klar bewiesen werden könnte, dass diese Hunde überproportional oft gefährlich werden und beißen. Und selbst dann müsste man sich erstmal weitere Faktoren anschauen, die zu diesem Anstieg führen könnten.

    So lange die Statistik aber nicht einmal zeigt, dass solche Sporthunde auffälliger sind als andere Hunde, gibt es mMn überhaupt keine Basis, zu behaupten, dass die Hunde durch den Sport das Beißen lernen oder dass es so "oft schief geht", wie Rütter andeutet.


    Meine Vermutung wäre, dass er da keine klare Trennung macht zwischen Menschen, die mit ihren Hunden organisiert im Verein trainieren und solchen, die mit ihrem 'krassen Mali' zuhause im Garten ohne Plan üben, irgendwo reinzubeißen. Denn bei letzteren kann ich mir schon vorstellen, das häufiger was schief geht.

    Ist jetzt anekdotisch. Aber ich erinnere mich an eine Situation in einem Hundewald, wo wir auf ein Pärchen mit Mali-Mix trafen. Und während der kurzem Unterhaltung gab der Mann, stolz grinsend, auf einmal dem Hund das Kommando "Fass" und der Hund hängte sich in den aufgehängten Autoreifen 30cm neben mir. In dem Moment gab es keine Vorwarnung für uns und es standen noch 2 weitere Hunde und 3 Menschen in 3m Umkreis. Es ist nichts weiter passiert, aber ich fand das schon sehr befremdlich und ich kann mir nicht vorstellen, dass der Typ im Verein organisiert Sport gemacht hat. Trotzdem würde der Hund evtl als "Schutzhund" im TH oder beim Trainer landen, wenn mal was passieren sollte. Und vermutlich hat Rütter mit solchen Hunden schlechte Erfahrungen gemacht und sortiert diese Hunde bei den IGP-Hunden mit ein.

  • Hmm, ganz ehrlich, wenn's hart auf hart kommt ist meine persönliche Sicherheit und Unversehrtheit mir wichtiger als irgendwelche Phrasen über die Würde der Täter. Wenn es um mein Leben geht pfeif ich auf Würde, auch meine, davon kann ich mir tot im Gebüsch nix kaufen.

    Aber das sind doch Phrasen. Wie soll denn das aussehen? Schränken wir das offiziell in unserer Verfassung ein? In den Gesetzen, so als Annex? Und wenn ja für was wird die Würde des Menschen eingeschränkt? Ab wann ist es egal? Legen wir das pro Verbrechen fest? Und dann, gerichtlich oder auch außergerichtlich? Also ist nach Feststellung der Schuld die Würde egal? Oder schon im Verdachtsmoment? Im begründeten Verdachtsmoment? Und in wessen Verdacht? Eines Streifenpolizisten? Irgendjemand höherem? Mehreren Polizisten? Und wenn ja, wie weit darf man da gehen? Gibts dann da irgendwelche neuen Grenzen? Legt man die dann fest? Und wenn ja wie?

    Und was Sicherheit angeht, ab welchen Grad der Sicherheitsgefährundung? Und welcher Art der Sicherheitsheitsgefährdung? Und wer bestimmt die? Gibts da ein Kommitee, macht das der Streifenpolizist? Ist es Gefahr im Verzug, und wenn ja zu welchem Grad? Nur wenn Leben in Gefahr ist, oder auch körperliche Unversehrtheit? Oder vielleicht sogar bei jeglichen Verbrechen? Und bei Lebensgefahr, nur bei richtig akuter, also ein Mensch würde akut ermordet? Was ist wenn ich glaube es geschieht? Was ist wenn ich den Entführer habe, aber nicht das Opfer? Wie weit darf ich da gehen um das Opfer zu finden?

    Wenn du entführt bist pfeifst du auf deine Würde sowie die des Täters, und dann könnte man den auch foltern, um dich zu finden. So verständlich das ist, sind das trotzdem nicht die Werte, auf die unsere Gesellschaft fußt, und wir können sie auch dafür nicht aufgeben, egal wie man das gerade in Situationen persönlicher Betroffenheit einschätzt. Als Gemeinschaft profitieren wir alle von diesen Werten.

    Das wird an dieser Stelle sehr ot, deshalb würd ich das damit dann auch abschließen.

  • Und wie viele Hunde von der gesamten Hundepopulation in Deutschland gehören zu dieser Gruppe (Sporthunde, Jagdhunde etc)? Weniger als 4%? Würde ich vermuten, aber vielleicht weißt du es ja bzw wurde es dort vielleicht erwähnt.

    Da Sporthunde, jagdlich geführte Hunde, Diensthunde, Blindenhunde und sonstige Sporthunde dort zusammengefasst wurden, dürfte man da weit über 4% gelegen haben.

    Wie viele Hunde dieser Gruppe angehören, dafür wirst du keine verlässlichen Zahlen finden, dafür gibt es keine Register.

    Was aber ausgewertet wurde, war die Prozentzahl der Rassepopulation, die auffällig geworden war. Ungeachtet der Rasse wurden im Schnitt 0,7% der im Zeitraum gemeldeten Population auffällig. Sprich 0,7% der DSH ebenso wie 0,7% der Huskies in Bayern hatte einen Beißvorfall. Hätte die Schutzhundausbildung da einen Einfluss drauf, müsste der Prozentsatz bei Rassen mit dieser Ausbildung höher sein.

    Auf S. 66: Hunde, die als Schutzhunde ausgebildet wurden, kamen zu einem untergeordneten

    Prozentsatz in der Auswertung vor (Rüden: 2,2%; Hündinnen: 0%). Dies zeigt, dass gut

    ausgebildete Sport- und Schutzhunde kein Gefahrenpotential darstellen. Laut FEDDERSEN-

    PETERSEN (1994) sind es vielmehr die Hunde, welche im Rahmen des Hundesports

    aufgrund einer unbiologischen Dressur „auf den Menschen“ unberechenbar aggressiv

    geworden sind und die eine derartige Ausbildung nicht abgeschlossen haben.


    Auch ganz spannend:

    "Dr. Esther Schalke: Zuerst nehme ich mal das „man macht die Hunde aggressiver“. Es gibt ja kaum Statistiken dazu, aber die Schweizer haben eine Anzeigepflicht bei Hundebissen. Deshalb habe ich mir mal von einem Schweizer Kollegen die Statistik von einem Jahr geben lassen und geschaut, wie viele Hunde aus dem Sport dabei waren. In dem Jahr gab es, wenn ich mich richtig erinnere, ungefähr 270 Beißunfälle. Ich habe mich gewundert, dass es so viele waren. Wobei man dazu sagen muss, dass auch Welpenbisse, die eine Tetanusimpfung nach sich ziehen, dort meldepflichtig sind. Man muss da also vorsichtig mit der Bewertung sein. Aber von den ganzen Vorfällen, war nur ein einziger Hund dabei, der im Sport geführt wurde und der kam weder aus dem VPG-Sport noch aus dem Mondioring. Alles andere waren reine Familienhunde. Das wäre die statistische Seite."

    „Wer geht schon mit einem Hetzarm über die Straße?!“ Teil 1
    INTERVIEW: Dr. Esther Schalke räumt mit Vorurteilen gegenüber der Ausbildung im Schutzdienst auf Dr. Esther Schalke ist für den Hundesport ein…
    www.sporthund.de


    Das gibt jetzt eher Hinweise als dass es komplett aussagekräftig ist, aber es sieht nicht so aus, als wären Schutzhunde im Alltag gefährlicher als andere Hunde. (Fände ich auch unlogisch).

  • Meine Vermutung wäre, dass er da keine klare Trennung macht zwischen Menschen, die mit ihren Hunden organisiert im Verein trainieren und solchen, die mit ihrem 'krassen Mali' zuhause im Garten ohne Plan üben, irgendwo reinzubeißen.

    Es wird nichtmal zwischen "irgendwie ausgebildet" und "gar nicht erzogen" Unterschieden.

    Ein DSH/Mali der aggressiv gegen Menschen geht, muss in der Denke gewisser Personen scharf gemacht worden sein, denn von allein machen Hunde sowas nicht.


    Wie gesagt, ich kann gar nicht mehr zählen, wie oft ich diese Diskussion gerade im TS Umfeld hatte.

    Natürlich gibt es auch die Trottel, die auf dicke Hose machen, früher den Staffmix am Spielplatz an die Schaukel oder nen Ast gehängt haben, um zu zeigen, wie cool krass ihr Hund ist und halt jetzt mit nem Vermehrermali und ner Vollschutzjacke von eBay ihr Ego kompensieren. Aber die sind nicht das Problem. Das Problem ist, dass viele Leute glauben, ein Hund müsse lernen zu beißen und dass es unnatürlich/ungewöhnlich sei, wenn er seine Grenzen mit den Zähnen verteidigt.


    Die Antwort, dass ein Hund einfach die Notwendigkeit sieht, gewisse Dinge zu regeln, weil es sonst niemand für ihn getan hat, wird da oftmals nicht akzeptiert.

  • Das Problem ist, dass viele Leute glauben, ein Hund müsse lernen zu beißen und dass es unnatürlich/ungewöhnlich sei, wenn er seine Grenzen mit den Zähnen verteidigt.

    :bindafür:

    Das halte ich auch grundsätzlich für ein Problem.

  • Ich möchte zu bedenken geben, dass sich die Statistik mit gemeldeten Beißvorfällen befasst. Wenn Sport- oder Jagdhund beißen, wird das nicht sehr häufig den eigenen Besitzer, engen Freundeskreis und/oder Vereinskollegen betreffen? Und ob die das zur Anzeige bringen ist fraglich.

    Zudem wurde die Diss 2006 veröffentlicht, die Studien sind also älter und stammen aus einer Zeit, in der Gebrauchshunde deutlich häufiger in Zwinger gehalten wurden als heute und zur Arbeit rausgeholt wurden, nicht zum Gassi. Nicht alle natürlich, aber es war deutlich üblicher als heute.

    Aussagekräftiger wäre für mich eine aktuelle Studie mit unterschiedlichen Hunden, bei der eine Art Wesenstest nachgestellt wird.


    Caissa Solche Idioten machen echt den Ruf aller Hundehalter kaputt. Aber der Sport und der Hundetyp ziehen leider neben den "normalen" auch wirklich unverantwortliche Menschen an. War leider auch meine Erfahrungen auf den letzten beiden Hundeplätzen: einige wirklich nette Menschen, aber auch unfassbar asoziale, sowohl was das Verhalten untereinander als auch mit den Hunden betrifft. Was mir in beiden Vereinen sauer aufgestoßen ist, ist die Duldung durch alle anderen. Teilweise waren genau die schlimmsten Leute im Vorstand. Verstehe ich nicht

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