Mein Hund wird blind
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Ich habe gestern bei einem Augenarzt für Hunde die Diagnose bekommen, dass Sammy (11 Jahre alt) in absehbarer Zeit vollkommen erblinden wird. Es ist kein SARDS, sondern eine altersbedingte Krankheit. Da dieser Prozess schleichend und über einen längeren Zeitraum geht, hat Sammy die Möglichkeit, sich auf die Blindheit einzustellen.
Der Arzt meinte, es sei für einen erblindenden Hund schön, wenn es einen Zweithund gäbe, an dem er sich orientieren kann. Der würde dann auch meist die Funktion des Blindenhundes übernehmen und den anderen Hund unterstützen.
Nun bin ich am Überlegen, ob das wirklich eine gute Idee ist. Wir sind Rentner, haben also Zeit für zwei Hunde. Aber wäre das für unseren Hund nicht eher eine Belastung?
Hat jemand vielleicht diesbezüglich Erfahrung und könnte mir auch einige Tipps geben, worauf jetzt zu achten ist?
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Hunde orientieren sich wohl nur an anderen Hunden, zu denen eine längere, tiefe, vertrauensvolle Beziehung besteht.
Kann das ein Zweithund jetzt "auf die Schnelle" leisten?
Ein Welpe/Junghund wohl kaum.
Ein erwachsener Hund? Passt Geschlecht, Temperament etc.?
Was wäre, wenn der neue Hund den Älteren aufgrund seines Handicaps eher mobbt?
Ich finde, da sollte der HH der Fels in der Brandung sein, und die erforderlichen Hilfestellungen geben. -
Ich kann dir aus Erfahrung mit meiner SARDS-Hündin sagen, dass da kein anderer Hund, auch die beste Freundin nicht, für sie je als "Führungsperson" in Frage kam. Sie wollte immer nur mich als Anker und "Blindenmensch", orientierte sich an mir, und sobald wir die neue Kommunikation raushatten hat das wunderbar geklappt und unsere Beziehung nochmal sehr vertieft.
Ein Zweithund wäre in unserem Fall also nicht sinnvoll gewesen, abgesehen davon ,dass das Eingewöhnen/Führen eines zweiten Hundes mir viel zu viel Zeit in Anspruch genommen hätte, die ich lieber meiner Hündin zukommen lassen wollte. Die wurde nämlich in ihrem geandicapten Zustand sehr anhänglich und hätte Konkurrenz im eigenen Haus ganz und gar nicht geschätzt.
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Ich würde dem armen Hund, der eh schon genug mit sich selbst zu tun hat, jetzt nicht noch einen anderen aufdrücken. Erst recht keinen jungen Hund.
Unsere Familienhündin ist ebenfalls schon fitter mit den Augen gewesen. Würden Daisy und ich im Haus leben, würde Nicky gar keine Ruhe mehr finden, da Daisy einfach mit ihrem 1 Jahr um einiges aktiver ist. Abgesehen davon mag Nicky Welpen und junge Hunde einfach nicht (mehr seit sie alt ist)
Edit: unsere Motte hat sich auch extrem an meine Mama gehangen. Eig. sind mein Papa und ich diejenigen, die sie am häufigsten sieht aber ohne meine Mama geht gar nichts.
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Ich denke, sowas ist sehr sehr individuell.
Als unsere erste Bouvierhündin erblindet ist, war sie im Übergang sehr verunsichert. War eigentlich in Hund, der mit allen vier Beinen fest im Leben stand.
Die hat sich null und gar nicht an unserer zweiten Bouveline orientiert, obwohl die zwei schon ein paar Jahre zusammen lebten.
Aber von mir hat sie dann gerne Hilfe angenommen.
Unsere zweite ist jetzt im Alter auch blind geworden. Sie war und ist von je her ein unsicheres Huschelchen, aber mit dem typischen Bouvier-Sturkopf. Sie meint, sie kann das ganz alleine, selbst wenn sie sich dreimal hintereinander den Schädel einrammt. Sie lässt sich nicht helfen, sie weiß das besser.
Und da sie mit unserer jungen Schäferhündin nichts verbindet, als die gemeinsame WG und sie von ihr eh eigentlich nur genervt ist, ist da mit Orientierung auch nix.
Ich glaube, wie vor mir schon jemand schrieb, das funktioniert nur, wenn beide Hunde vor der Erblindung schon "ein Kopp ein A..." waren.
Zum Trost aber: für beide Hunde war es nach der ersten Zeit der Umgewöhnung nicht mehr wirklich schlimm, nichts sehen zu können. Ja, es ist eine Behinderung, das kann man nicht leugnen. Aber sie haben sich beide gut damit arrangiert.
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Ich würde die Zeit, die ihr jetzt habt, lieber nutzen, Sammy ein paar neue Begriffe beizubringen, zum Beispiel sofort Stoppen auf Kommando, dass er nirgendwo reinrennt, "Stufe" für Treppen oder Bordsteine, Ausweichen nach rechts oder links - eben alles, was euch später das Leben erleichtert. Wenn diese Kommunikation klappt, merkt man kaum, dass ein Hund blind ist.
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Wenn ein alter Hund langsam blind wird, kommen die eigentlich ganz gut klar damit. Ob ein weiterer Hund Sinn macht, hängt vor allem davon ab, ob ihr einen neuen weiteren Hund möchtet oder ob ihr nach eurem Hund überhaupt noch einen haben möchtet. Falls ja, sollte der Zweithund unbedingt zum alternden Hund charakterlich passen.
Vergesellschaftung ist oft ein bisschen anstrengend und kann lange dauern. Gerade wenn der Unterschied in den Lebensabschnitten besonders groß ist, können die Hunde wenig miteinander anfangen. Oft muss man den alten Hund vor einem jungen stürmischen Rüpel beschützen. Dazu kommen sehr unterschiedliche Lebensbedürfnisse. Der eine will eher seine Ruhe, der andere will die Welt gezeigt bekommen...
Man kann auch nicht unbedingt sagen, dass ein weiterer Hund die Führung übernimmt und dem alten hilft. Kann auch sein, dass er seine körperliche Schwäche ausnutzt und ihn abhängt oder als Spielball benutzt. Die Hunde müssen ja auch zueinander eine Bindung haben, um sich gegenseitig zu helfen oder zu beschützen. Das ist nicht automatisch der Fall.
Meine Hündin hat wird auch altersbedingt blind (aktuell nur in der Dämmerung zu merken) und ich würde ihr keinen weiteren Hund mehr zutrauen. Unser Jungspund ist jetzt 14 Monate und ich bin froh, dass wir ihn noch "rechtzeitig" geholt haben, um ihn so zu erziehen, dass alle miteinander klar kommen und der Oldie nicht überfordert ist. Das erste Jahr gemeinsam war durchaus nicht ganz einfach und ich musste ihn viel abpfücken und auf gewisse Regeln ganz besonders schnell bestehen, zB dass man Oma nicht am Nacken packt und sie durch den Raum zieht, weil ist ja witzig. Da hatten wir einige Physiotherapiestunden extra. Jetzt ein weiteres Lebensjahr später würde ich ihr das nicht mehr "antun" oder zumindest nicht mit so einem Wildfang.
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Hallo,
das mit der Diagnose tut mir Leid!
Aber ich schließe mich den Anderen an: Ich denke nicht, dass ein "neuer Hund" hier eine Garantie wäre, dass es Euerem Hund etwas bringt.
Wir haben auch zwei Hunde, und glaube mir: Der Senior (er wird auch bald 11) würde den Teufel tun und sich am Junghund orientieren.
Bedingt durch den Altersunterschied ist er auch manchmal vom Pubertier genervt, wäre er jetzt auch noch blind, wäre das sicherlich noch blöder für ihn.
Die Idee, ihm nach und nach wichtige Kommandos beizubringen finde ich sehr gut, das hätte ich auch vorgeschlagen.
Ich würde für bestimmte Situationen Routinen mit Signalwörtern etablieren, das kann man nebenbei schön machen.
Ich mache das auch, nicht weil einer meiner Hunde blind wäre, sondern weil bei zwei lebhaften Hunde eine gewisse Ordnung nicht schlecht ist.
Also gibt es z.B. immer die gleichen Abläufe, wenn wir uns fertig machen. Der ältere Hund muss in Ruhe am Auto warten, bis ich den jüngeren Hund reingesetzt habe usw. Ich kommentiere das immer mit den selben Kommandos / Signalwörten, sowas wie "Warte", etc.
Man merkte schnell, dass die beiden sich an diese Abläufe gewöhnten.
Ich würde auch unbedingt anfangen (falls Ihr das noch nicht macht), alles, was mit und am Hund passiert, anzukündigen. Also z.B. bevor Du ihm das Geschirr anziehst ("Geschirr"), die Leine dranmachst ("Leine"), das Ganze andersrum beim Abmachen / Ausziehen, wo Du ihn gleich berührst ("Kopf", "Ohr", etc.), bevor Du ihn ggf. hochhebst. Das mache ich auch bei meinen sehenden Hunden, unsere Hundeschule empfiehlt das explizit.
Was mir auch noch einfällt: Du könntest Dinge, die ihn später ggf. erschrecken könnten, benennen. Also "Auto", "Fahrrad", "Kind". Dann kannst Du ihn, falls mal plötzlich was auf Euch zukommt vorwarnen.
Ich denke, mit einer solchen Vorbereitung seid Ihr alle bestens gewappnet und er wird souverän damit umgehen können.
Das klingt vielleicht alles nach etwas viel, aber ich mache das alles permanent, das ist in Fleisch und Blut übergegangen und hat nur Vorteile.
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Nachtrag: Falls es ein großer Hund ist, kann man auch mit dem Handtouch arbeiten. Dass er auf Kommando mit der Nase Deine Hand berührt. Ich könnte mir vorstellen, dass es einem blinden Hund Sicherheit gibt. Allerdings kenne ich mich nicht weiter damit aus, weil meine Hunde dafür leider zu klein sind ;-)
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Ich halte einen Zweithund in so einer Situation auch für keine gute Idee.
Meine Althündin sieht inzwischen nicht mehr besonders gut (vielleicht zwei Meter weit). Sie orientiert sich aber nicht an ihrer Tochter (unserem Zweithund), sondern an mir. Das einzige, was sich hier geändert hat, war, dass meine Bella in der Rangfolge nun hinter ihrer Tochter steht.
Ein Zweithund würde merken, dass der Ersthund nicht mehr so fit ist (schlecht sieht) und das ausnützen. Da kommt es dann darauf an, ob der Ersthund damit glücklich wird. Bei uns war das kein Problem, aber meine Beiden sind auch verwandt.
Das Risiko würde ich nicht eingehen. Einen Mehrwert sehe ich für euren Hund nicht.
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