Hunde im freien Kontakt lenken und regulieren

  • angeregt durch diverse Threads möchte ich mal zur Diskussion stellen bzw. zum Austusch darüber anregen, wie man Hunde in der freien Interaktion lenken kann.

    Dabei wäre es interessant, wie HH das aufgebaut haben. In welchen Situationen sie wie lenkend bzw. korrigierend eingreifen und welche Erfahrungen sie damit gemacht haben.

    Es scheint ja fast ein bisschen so, als ob viele denken, dass es entweder "von Natur aus" verträgliche Hunde gibt oder es eben in die Kathastrophe laufen muss, wenn man den Hund nicht an der Leine hält.

    Ich werfe mal die These in den Raum, dass man den Umgang mit anderen Hunden ebenso erzieherisch beeinflussen und trainieren kann, wie andere Verhaltensweisen eben auch und man damit das Verhalten seines Hundes auch in der Interaktion mit anderen Hunden steuern kann.

    Wie seht ihr bzw. handhabt ihr das?

  • Ich lasse sehr viel Kontakt zu, greife aber auch lenkend ein.

    Für mich ist der wichtigstes erzieherische Aspekt, den klaren Rahmen zu setzen, dass es Kontakt nur ohne Leine gibt und dass mein Hund immer bei mir Schutz suchen kann.


    Während ich schon der Meinung bin, dass man auf das Sozialverhalten erzieherisch einwirken kann (vor allem schlechte Erfahrungen, Angst und Unsicherheit und daraus resultierende Probleme verhindern kann), bin ich auch überzeugt davon, dass man am Wesen des Hundes nicht viel ändern kann.


    Sprich, echte Unverträglichkeit (also eben nicht erlerntes Abwehrverhalten), kann man nicht wegerziehen. Genauso wie territoriales Verhalten, Konkurrenzgebaren unter Rüden usw. - da kann man dem Hund natürlich klar machen, dass er das nicht ausleben darf, bzw. Kontrolle ausüben.


    Bei einem unverträglichen Hund möchte ich ehrlich gesagt nicht, dass jemand steuernd eingreift, sondern dann sollte man es gar nicht zu Interaktion mit Hunden außerhalb des eigenen Sozialverbandes) kommen lassen.

  • Ich denke das beste ist wenn man Hunden die Möglichkeit gibt, als Welpe und Junghund, von souveränen Hunden richtige Hundesprache zu lernen. Natürlich kann man als Mensch auch erzieherisch Einwirken, aufreiten verhindern , Fixieren unterbrechen aus zu wildem Spiel abrufen usw. das Problem ist nur, das der Mensch nur einen kleinen Teil der Hundekomunikation mitbekommt und somit mit seinem Eingreifen immer grob und ungenau ist.

  • Ich beobachte, dass man Sozialverhalten unter Hunden als Mensch deutlich leichter negativ beeinflussen kann, als da positiv drauf einzuwirken.


    Gerade in kritischen Situationen wird der Mensch ja oft selbst auch nervös, ängstlich etc.und signalisiert dem Hund erst recht, dass da was nicht stimmt.


    In unproblematischen netten Kontakten ist dem Hund das hingegen eher egal, ob der Mensch auch gerade entspannt und fröhlich ist.


    Die krux ist es also in einer schwierigen Situation seine eigenen Emotionen im Griff zu haben bzw.positiver zu mache, als es ist.


    Wir hatten die Situation, dass wir spazieren gingen, ein Auto hält am Feldweg an „mein Unverträglicher und bissiger Schäferhund ist mir abgehauen und läuft hier irgendwo frei rum“

    Ja danke, genau das was ich richtig liebe - nicht. Und natürlich haben wir das Vieh getroffen. Zum Glück habe ich vorgesorgt, meinen schwierigen Hund an kurze Leine bei mir, anderen Hund frei laufen, um hoffentlich die Aufmerksamkeit von mir wegzulenken, um keine Beißerei zu haben.

    Das ist auch zum Glück genau so aufgegangen und mein freilaufender Hund hat die Situation so toll deeskaliert, dass ich aus dem Hintergrund einfach nur richtig viel gelobt habe. Die Hündin im Freilauf, dass sie das gut macht, den anderen Hund bei mir, dass sie die Fassung bewahrt und mich selbst, dass ich das aushalten kann.

  • Ich werfe mal die These in den Raum, dass man den Umgang mit anderen Hunden ebenso erzieherisch beeinflussen und trainieren kann, wie andere Verhaltensweisen eben auch und man damit das Verhalten seines Hundes auch in der Interaktion mit anderen Hunden steuern kann.

    Das kommt mMn auf den Hund an und bis zu welchem Grad er gewillt ist, auf dich zu hören, wenn du im Grunde nichts an der Hand hast, dich durchzusetzen, falls ihr unterschiedlicher Meinung sein solltet, als euer intaktes Verhältnis. Bei einem Terrier kannst du solche Gedankengänge eh mMn gleich wieder begraben, der lacht dich aus :partying_face:


    Es gibt sie nämlich schon, Hunde, die genau wissen, wann eine Leine dran ist und wann sie freie Fahrt haben. Die dir immer einen Schritt voraus sind. Es gibt Mobber, es gibt Hunde, die allein auf Exkursion gehen, sobald sie nicht mehr begrenzt werden. Das hat nicht immer was mit Erziehung zu tun, manchmal kommt man da auch an seine Grenzen und arrangiert sich dann halt was geht und was nicht geht.



    Der Jungspund hier kann mit Weibchen sehr höflich umgehen und läuft mit denen zufrieden schnüffeln vor sich hin. Er kann aber auch anderen Rüden gegenüber sehr, ähm, unhöflich gegenübertreten und sich aufführen wie der allerletzte xxxx. Natürlich kriegt er da von mir auch Feedback und weiß, dass ich ihn streng im Auge habe, aber steuern in dem Sinne... Mir ist das dann auch zu mühselig und die Gefahr ist groß, dass es kippt. Deshalb gibt es hier nur dosiert Kontakt zu fremden Rüden bis eher nicht. Hat für uns keinen Mehrwert, weil Kleinjungspundterriermöchtegernchef sich gern das Ego poliert und das möchte ich nicht.

  • Abgesehen von Erbse legt keiner unserer Hunde Wert auf direkten Kontakt im Erstkontakt mit fremden Hunden.

    Ist das Gegenüber genauso gepolt (wie zB die HSH einer Bekannten), können wir die völlig problemlos miteinander laufen lassen, weil das Kennenlernen und Einschätzen eben auf Distanz verläuft.

    Trifft man sich dann öfter, ist dann auch direkter Kontakt kein Thema mehr. In der Konstellation muß man genau gar nix regeln.


    Ist das Gegenüber einer, dem es schwer fällt, bei sich zu bleiben, die Individualdistanz einzuhalten, gibt's nen paar Leinenspaziergänge, wo eben das Einschätzen und sich Kennenlernen auf Distanz gewährleistet ist und dann hat sich das Thema auch da erledigt.


    Bei vielleicht 1 von 10 Fremdhunden ist die Sympathie jedoch von Anfang an so groß, dass da eben direkter Kontakt ok ist.

  • Ich halte meine Hunde von fremden Hunden grundsätzlich fern. Falls es doch einmal zu einer Begegnung kommen sollte (z.B. weil der andere Halter trotz Bitten meinerseits nicht anleint), sind meine Hunde in der Regel souverän genug um die Begegnung selbstständig zu meistern. Falls der fremde Hund meinen Hunden lästig ist und er deren Kommunikation nicht versteht, greife ich ein indem ich den fremden Hund einschränke. (Ich habe fremde Hunde auch schon angeleint und zum Besitzer zurück gebracht...) Auf meine Hunde einzuwirken ist nicht nötig. Sie machen in einer solchen Situation ja nichts falsch. Sie machen eben nur deutlich, dass sie in Ruhe gelassen werden wollen.

  • Ich möchte keinen Kontakt mit Fremdhunden wenn dies vermeidbar ist.

    Das ist aber eher dem geschuldet, dass ich zunehmend viele Hundehalter als unangemessen agierend empfinde, als deren Hunde. Zu viele Hundehalter die ihre eigenen Hunde nicht lesen können und/oder Situationen anders einschätzen als ich.


    Ich bin davon überzeugt, das gar nicht so wenige adulte Hunde gegen ihren Willen in "künstliche Begegungs- und Spielsituationen" reingeführt werden, in denen sie selbst - wenn sie selbst entscheiden könnten - eher die Begegnung vermieden hätten. Klar arrangieren sie sich dann, oder lösen es durch fiddeln & Co, was dann widerrum als "oh mein Hund hat Spass" aufgefasst wird.


    Es kommt regelmässig vor, dass schon beim Gespräch mit einem anderen Hundehalter, beide Hunde ohne Kontakt zueinander an der Leine, so klar sichtbar ist das der andere Hund nenervt/überfordert/verängstigt von Gustafs überbordenen Boxer-Junghund-Temperament ist, und der andere Halter ist dennoch davon überzeugt das die Hunde soooo toll miteinander spielen würden. Standardsatz "Meine/Meiner macht schon eine Ansage wenn es ihm zuviel wird".

  • Ein spannendes Thema welches mich auch immer umtreibt.


    Intakter Rüde der derzeitwenig Kontakte bekommt, bzw kurze Kontakte bekommt. Es läuft immer nach dem gleichen Schema ab, Mädels und kastrierte Rüden, er hat nur Hintern / Geschlechtlichkeiten im Kopf. Drei Sekunden Kontakt und schon kommt ein lass es, von mir. Wobei er nicht aufreitet oder ähnliche Dinge macht, aber Hintern abschlecken tät man gern ausgiebig wenn mal eine Dabliebe 🤔

    Leider habe ich wenig Plan wie ich das ändern kann, war auch schon auf der Suche nach HT der da mal drauf schaut, hört mir ja keiner zu müsste immer durch die Gruppenstunde und im Kreis laufen usw. Hätte es gern gewusst wie ändern, besser gemacht als Mensch. So bleibt oft nur, wir lassen es, weils keinem was bringt.

  • Meine Hunde werden alle gesteuert im Kontakt. Bei fremden Hunden und auch untereinander. Das läuft über Lob und Strafe. Ich belohne meine unsichere Hündin zum Beispiel dafür, wenn sie mit einem fremden Hund relativ entspannt Kontakt aufgenommen hat. Sie ist früher in Stressrennen verfallen und/oder ist zusammengesackt und hat sich in Opferrolle auf den Boden gelegt. Macht sie heute manchmal noch. Ihre Mutter ist das Gegenteil. Sie möchte fremde Hunde eigentlich recht schnell hauen. Sie wird also dafür belohnt, wenn sie sich ein wenig toleranter zeigt. Keiner muss sich in so einer Situation allerdings über die Maßen bedrängen lassen, da greife ich dann natürlich auch ein. Letztendlich entscheide ich damit natürlich was sie aushalten müssen und was nicht.

    Andersherum steuere ich aber auch, was sie mit anderen Hunden tun dürfen oder nicht. Das läuft über positiv auftrainiertes Abwenden oder aversiv aufgebautes Wegschicken.


    Funktioniert Kommunikation - also beantwortet das Gegenüber zum Beispiel eine Zurückweisung mit Distanzvergrößerung etc. mache ich nix.


    Genauso handhabe ich das bei ihnen untereinander.


    Es fällt auf, dass alleine meine Anwesenheit für viel Ruhe sorgt. Sind meine Hunde in Obhut meiner Mutter, die weder sich selbst gegenüber den Hunden verwaltet noch was der Hunde untereinander regelt, sind sie total gestresst, kippen in Ressourcenbewachung, springen ständig an ihr hoch und "rangeln" da auch um Aufmerksamkeit miteinander. Wenn das länger geht, fangen sie an sich zu prügeln.


    Das machen sie übrigens nicht, wenn sie alleine sind. Da ist alles entspannt.


    Insgesamt scheint meine Truppe Ruhe auszustrahlen. Viele aufgedrehte Hunde, unsichere Junghund, Hunde, die es gar nicht mögen mit anderen Hunden unterwegs zu sein, kommen bei Spaziergängen mit meiner Bande zur Ruhe und laufen irgendwann entspannt wie nie zwischen meinen mit.

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