Hunde mit Jobs/Arbeit für Hunde

  • Ich hab den Thread hier mal eröffnet, weil sich in meinem Pfoto Thread eine interessante Diskussion ergeben hat zum Thema Hunde mit Jobs. Es ging um meine Assistenz Azubine, und die Frage, ob dem Hund zu viel abverlangt wird und um Parallelen zu sonstigen Jobs für Hund.


    Aufhänger war glaube ich die Tatsache, dass eine Anzeigehund rund um die Uhr im Standby ist und eigentlich nie Freizeit hat, weil er ja immer überwacht, ob er anzeigen muss oder nicht. Ich sehe hier die Parallele zu einem Wachhund, der ja auch rund um die Uhr reagiert, wenn jemand das Gelände betritt, aber auch sehr entspannt ist wenn alles in Ordnung ist. Ich schreibe hier jetzt bewusst nicht, wie das bei uns aussieht und wie ich damit umgehe, weil das alles im Pfoto Thread steht, hier geht es um die allgemeine Diskussion, also auch sämtliche anderen Jobs die Hunde so haben und auch einfach die Tatsache, dass es soziale Wesen sind, die hochempfindlich für ihre Umwelt sind. Nicht alle, es gibt bestimmt Dumpfbacken die nicht ganz so viel mitbekommen, aber generell halte ich Hunde für sehr sensibel.

  • Ich bin mir jetzt nicht ganz sicher, worum es Dir geht.


    Meine Kangals sind als HSH bei meinen Rindern im Einsatz. 24/7, 365 Tage im Jahr. Das würden sie selbst wohl eher nicht als "Arbeit" sehen, sondern es ist ihr Leben, dafür sind sie genetisch gemacht und ich sehe, wenn ich bei meinen Tieren bin, sehr, sehr zufriedene Hunde, die tun dürfen, wofür sie da sind und darin einfach perfekt sind.

    HSH arbeiten im Team, deshalb sind da immer mehrere Hunde, was für jeden auch ausreichende Tiefschlafphasen bedeutet, weil derweil die anderen die Umgebung im Auge behalten können.

    Sie haben ihre Hunde-Kumpels als innerartliche Familie, sie haben die Rinder als Sozialverband, sie haben mich als Mentor/Hirten, wie auch immer man das nennen will.


    Überforderung gibts in der HSH-Branche auch. Das ist dann der Fall, wenn viel zu junge Hunde eingesetzt werden, die keinen erwachsenen, erfahrenen Mentor haben. Oder viel zu wenig Hunde bei hohem Wolfsdruck, oder das Umfeld in Sachen Freizeitaktivitäten eine Katastrophe ist, weil die HSH ständig von freilaufenden Hunden tagsüber aufgemischt werden. Oder der Tierhalter das Motto vertritt "Hunde einfach in die Herde schmeissen, die machen das schon".

    Die Mc`s sind meine rechte Hand in Sachen Herdenschutz, auch, wenn ich nicht immer dabei bin, sind wir ein Mensch-Hunde-Team, in dem sich der eine auf den anderen verlassen kann.

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  • "Wachen" ist ja aber genetisch deutlich hinterlegt und zeigen ja sehr viele Hunde in mehr oder weniger starker Ausprägung.

    Mein Labbi wurde als rettungshund geführt, da ist es sehr einfach zwischen "Job" und Alltag zu trennen. Der Mali wird halt so geführt, dass er in seiner Freizeit, eben auch Freizeit und Erholung hat.

  • Find ich sehr spannend.

    Ich habe ja auch einen "Arbeitshund" in Ausbildung: Nouska soll Allergene in der Nahrung aufspüren und warnen, wenn sie was findet.

    Irgendwie war mir (bei ihrem Grundcharakter und irgendwie eher nach Bauchgefühl) wichtig, dass sie auf Signal hin arbeitet und ansonsten Freizeit angesagt ist. Die würde wohl sehr unter Strom stehen, wenn sie den ganzen Tag aufpassen müsste, ob ein Allergen zur Tür hineinweht. Das würde ihr vermutlich nicht wirklich entgegenkommen, aber vielleicht irre ich mich auch?


    Ich glaube, was die Belastung eines Hundes angeht, kann man schon irgendwie unterscheiden zwischen Arbeit/Aufgaben, die ein Hund von sich aus schon (genetisch?) mitbringt und solchen, bei denen der Hund menschlich vorgegebene Handlungen ausführen soll oder auf bestimmte Dinge, die ihm nicht selber in den Sinn kommen würden, Acht geben muss.

  • McChris du schreibst, dass Probleme bei HSH an der Herde oft entstehen, wenn zB zu viele junge Hunde eingesetzt werden. Soweit ich mich recht erinner, waren deine 2 Rüden doch auch noch jung, als sie zu dir kamen?! Von wem haben die dann gelernt? =)

  • ok :lol:

    Du lachst - ich hab wochen- und monatelang die jungen Hunde begleitet, das war schon ziemlicher Aufriss, auch die Gestaltung der "Anlage", damit die Hunde immer neben den Rindern sein konnten, aber noch nicht mittenmang. Aber es war auch sehr spannend und lehrreich und ich möchte diese Zeit nicht missen.

    Ich bin nicht umsonst auch zum Mc geworden.


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  • ok :lol:

    Du lachst - ich hab wochen- und monatelang die jungen Hunde begleitet, das war schon ziemlicher Aufriss, auch die Gestaltung der "Anlage", damit die Hunde immer neben den Rindern sein konnten, aber noch nicht mittenmang. Aber es war auch sehr spannend und lehrreich und ich möchte diese Zeit nicht missen.

    Ich bin nicht umsonst auch zum Mc geworden.

    Das sollte nicht böse/abfällig rüberkommen ;) Ich hab mir "nur" vorgestellt dass HSH eben von Hund zu Hund lernen...da wirkte deine Antwort schon lustig :D Aber ich kann mir durchaus vorstellen, was das für ein Aufwand sein muss :pfeif: Man kippt ja nicht einfach die Hunde zwischen die Herde und sagt "So, das ist deine neue Familie. Die verteidigst du jetzt bitte, egal wer kommt!" :pfeif:

  • Aufhänger war glaube ich die Tatsache, dass eine Anzeigehund rund um die Uhr im Standby ist und eigentlich nie Freizeit hat, weil er ja immer überwacht, ob er anzeigen muss oder nicht.

    Das war tatsächlich meine Intention .... und das sehe ich auch bei Assistenzhunden für psychische Erkrankungen kritisch, bei Diabeteswarnhunden, bei Warnhunden für Epilepsie ... dass der Hund 24/7 in Alarmbereitschaft ist .... das ist quasi Dauerstress ... dauerhafte Cortisolausschüttung, keine Gelegenheit, dies abzubauen, das macht auf Dauer krank, Lebenserwartung sinkt


    Die Bezeichnung als Nutztier zeigt dies ja nun auch .... hmmm .... hier findet halt eine Güterabwägung statt .... und ja, dass ein Mensch wieder an der Gesellschaft teilhaben kann, dass ein Kind mit schwer einstellbarer Diabetes sich sicher und frei bewegen kann, dass ein Epileptiker nicht den nächsten Anfall vor einem fahrenden Laster hat, ist auch für mich das höherwertige Gut


    Nichts desto Trotz nehme ich mir heraus, das erwähnen zu dürfen .... dass eben nicht alles eitel Sonnenschein und supertoll ist

    Ich sehe hier die Parallele zu einem Wachhund, der ja auch rund um die Uhr reagiert, wenn jemand das Gelände betritt,

    - eben .... WENN jemand das Gelände betritt


    andere Arbeitshunde:

    - HSH, wie von Chris beschrieben, wechseln sich mit der "Bereitschaft" ab .... nur wenn wirklich was los ist, arbeiten alle

    - Hütitütis haben frei, es sei denn es wird gerade was umgetrieben

    - Einsatzhunde pennen im Zwinger bis sie zur Arbeit müssen

    - Blindenhunde haben immer dann frei, wenn sie kein Geschirr tragen

    - mein Signalhund war nur dann im Einsatz, wenn ich im Nachtdienst zum Schlafen meine Hörprozessoren abgelegt habe ... und dann max. 1-2 Stunden, bis im Rest des Hauses Ruhe eingekehrt war

    - Jagdhunde arbeiten beim Training und bei der Jagd

    - Sporthunde arbeiten im Training


    24/7 bei seinem Menschen zu sein kann toll sein (ich liebe das bei meinem Hund und er mag das wohl auch leiden) ... für viele Hunde ist dies aber auch ungeheuer anstrengend und wenn sie dazu noch eine Aufgabe haben, potenziert sich das einfach.


    Auch und gerade im Assistenzhundewesen gibt es Dinge, die einfach nur tierschutzrelevant sind...

    - der Blindenhund, vom Geschirr krummgearbeitet, der keinen Schritt mehr schmerzfrei laufen kann, aber nicht in Rente kann, weil noch kein Nachfolger da ist.

    - der PTBS Hund, meist hoch reizempfängliche sensible Hunde .... mit Zwangsstörungen und völlig durch

    - medizinisch unterversorgte und ungepflegte, verwahrloste Hunde, weil schwere psychische Erkrankungen und Armut leider teils Hand in Hand gehen

    @Lockenwolf könnte hier sicher noch seitenlang ergänzen


    Ich finde, darüber muss man reden, man muss das im Blick haben und um Lösungen bemüht sein. Und in einem Hundeforum liegt der Focus nunmal beim Hund und wie man diesem dabei helfen kann, einen anspruchsvollen wichtigen Job zu erledigen, ohne selbst geschädigt zu werden.

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