Hunde mit Jobs/Arbeit für Hunde

  • Zitat

    dass der Hund 24/7 in Alarmbereitschaft ist .... das ist quasi Dauerstress ... dauerhafte Cortisolausschüttung, keine Gelegenheit, dies abzubauen, das macht auf Dauer krank, Lebenserwartung sinkt

    Das kann ich mir nicht so recht vorstellen. Cortisol wird als Stresshormon ausgeschüttet, wenn der Hund in einer belastenden Situation nicht handeln kann. Der Assistenzhund kann aber handeln und wenn er ein paar mal erlebt hat, dass sein Handeln das belastende Ereignis verhindert/ beendet, wüsste ich nicht, warum das Wachen Stress sein soll.

    Aus Wolfsbeobachtungen weiß man, wie sensibel die Tiere eines Rudels aufeinander und auf die Umgebung achten. Auf die Welpen aufpassen, das Verhalten der Raben im Blick behalten, die Laune der Rudelgenossen kennen, das machen sie alles immerzu, und schlafen, entspannen, spielen trotzdem. Diese Fähigkeit steckt in jedem Hund, auch die beobachten uns ständig uns wissen vermutlich besser als wir selber, ob eine Krankheit aufzieht oder dass wir nervös sind, weil wir schlecht geschlafen haben, sie können es nur nicht kommunizieren.


    Ich denke mal, das Leben eines Assistenzhundes kann stressig sein wie das eines jeden Hundes, wenn seine Menschen sein Wesen und seine Bedürfnisse nicht gut verstehen. Wenn das aber stimmt, ist der Hund mit Aufgabe nicht im Nachteil, vielleicht hat er sogar besser.

  • Ich denke man muss da auch nochmal ganz genau differenzieren.

    Hunde, die gewisse Erkrankungen riechen bzw. anzeigen müssen, gehen erst in den Arbeitsmodus, wenn dieser Geruch kommt.

    Stell dir das ein bisschen vor wie eine Türklingel. Die sind im Unterbewusstsein so kognitiv mit Geruch von Stress oder ähnlichem verknüpft, dass die dann "an" gehen.


    Es gibt Hunde, die nicht runterfahren können, bzw. das runterfahren nicht lernen können und da hoch reaktiv sind. Das sollte aber schon im Training auffallen und diese Hunde raus genommen werden.

    Wie das in der Realität aussieht, weiß ich aber nicht. Ich kann mir leider auch gut vorstellen, dass das nicht gemacht wird "weil der Hund ja so toll arbeitet".

    Auch der PTBS-Hund hat ja Trigger auf die er reagiert. Vieles davon geht beim Hund auch zuerst durch die Nase. Hormone, Schweiß. Das Ziel ist ja auch, den Menschen, bevor er in einem akuten Zustand ist, rauszuleiten. Wenn er mitten drin ist, kann auch ein Hund nicht mehr viel machen, außer Abschirmen.

    Der Hund fängt seine Arbeit bereits an, da hat der Mensch noch nicht bemerkt, dass es in eine unschöne Richtung mit ihm geht.

    Selbiges bei Epilepsie.


    Kritik kann ich aber bei Autismus-Hunden nachvollziehen. Das ist ein verdammt breites Spektrum dass ein Hund abdecken muss. Und vieles muss der Hund komplett allein entscheiden, braucht dafür seine Augen und nicht nur seine Nase. Heißt er ist die ganze Zeit in Hab-Acht-Stellung.

    Aber selbst hier, kann man z.B. in Foren nachlesen, dass der Hund bewusste Pausenzeiten bekommt, bzw. nach den Anzeigen raus genommen wird.

    Beim Autismusspektrum zum Beispiel, kommt innerhalb des eigenen Hauses relativ wenig vor, wo der Hund ständig aufpassen müsste.

  • Vermutlich ist der Knackpunkt die Pausenzeit.


    Ich find schon, dass sich das hier beschriebene Assistenzhund-Leben wahnsinnig stressig anhört, aber das ist halt online gelesen vs erlebt, und wenn der Hund genug Freizeit bekommt, wird es wohl passen.

    Andererseits - kannst du das beantworten Awa1? - wie sehen denn Pausen aus?

  • Ich glaube, was die Belastung eines Hundes angeht, kann man schon irgendwie unterscheiden zwischen Arbeit/Aufgaben, die ein Hund von sich aus schon (genetisch?) mitbringt und solchen, bei denen der Hund menschlich vorgegebene Handlungen ausführen soll oder auf bestimmte Dinge, die ihm nicht selber in den Sinn kommen würden, Acht geben muss.


    Hunde, die gewisse Erkrankungen riechen bzw. anzeigen müssen, gehen erst in den Arbeitsmodus, wenn dieser Geruch kommt.

    Das sind 2 interessante Aspekte, die für mich tatsächlich auch zusammen gehören.


    Meine Mc`s nehmen z. B. auch wahr, wenn es einem Rind nicht gut geht und zeigen das auch deutlich an, man muss es nur sehen können.

    Der stark vermutete Wolfspfoten-Abdruck im Schnee war hier in den Tagen vor der Abkalbung. Sprich, es ist durchaus "normal" für einen Caniden, bestimmte Stoffwechsellagen erkennen zu können.

    Meine Rinder legen sich bei von den Mc`s angezeigter Wolfspräsenz im Umfeld - die stehen da noch nicht am Zaun, sondern sind nur irgendwo in Riechweite - zum Wiederkäuen hin, das machen sie erst, seitdem die Mc`s da sind und die Rinder verstanden haben, dass sie ihren Bodyguards vertrauen können. Früher haben sie bei Wolfspräsenz gestanden und manchmal nicht mal fressen können derweil.


    Deshalb stellt sich das für mich so dar, dass diese Sinneswahrnehmungen für den Hund und eben auch andere Tiere einfach zum "normalen" Leben dazugehören. Die kann man auch durch verordnete Pausen nicht abschalten.


    Meine HSH bekommen auch mal Pausen - an extremen Ausflügler-Tagen, an extremen Wintersport-Tagen, an denen zwölfendrölfzig freilaufende Hunde rund um die Flächen unterwegs sind, das sind hier Tage ausserhalb der "Norm", ausserhalb vom Alltag, da reagieren selbst die Rinder auf den Tumult um die Weideflächen rum.


    Das mal so, als ein paar ungeordnete Gedanken.


    Wildtiere haben im Grunde nie "Freizeit" - was ist das überhaupt, im Hinblick auf den Hund betrachtet? Und macht dieser Begriff im Bezug auf Tiere tatsächlich Sinn?

  • Spannende Frage.


    Ich nehme aus meiner HomoSapiens-Perspektive einen Unterschied wahr zwischen dem sehr ‚natürlichen‘ Arbeitsumfeld von HSH zwischen Wald/Wiese/Wolf und dem städtischen/unnatürlichen Assistenzhunde-Ding wo Supermärkte, Straßenverkehr und der Nährwertgehalt von Lebensmitteln eine Rolle spielen.


    Macht das Sinn?

  • Ich habe unsere Golden Retriever Hündin als Diabetes Anzeigehund ausgebildet.

    Im Januar wird sie 6, und ich hab sie seit fast zwei Jahren nicht mehr im "Dienst "

    Das hat mehrere Gründe, zum einen fing sie an sich reinzusteigern, nachdem ich eine Unterzuckerung hatte wurde ich ewig angestarrt, sie kam dann sehr lange nicht zur Ruhe.

    Desweiteren hat sie sich kontrollieren so stark an mich gehängt, das sie für kaum jemanden ansprechbar war, wenn ich in der Nähe war... und das hat sich bis heute nur sehr wenig verändert... aber wir arbeiten dran.


    Desweiteren gibt es mitlerweile sehr gute Blutzucker Meßsysteme, die den Hund sowieso arbeitslos machen.


    Für mich ist klar, daß der Welpe er nächstes Jahr einzieht, keine Ausbildung als Anzeigehund bekommt.

    Das höchsten als Assustenzhund, im Sinne von Dingen holen und anreichen.

  • Wie cool, danke für eure Beiträge :upside_down_face: Freu mich.


    HSH arbeiten im Team, deshalb sind da immer mehrere Hunde, was für jeden auch ausreichende Tiefschlafphasen bedeutet, weil derweil die anderen die Umgebung im Auge behalten können.

    die machen sich also quasi einen "Schichtplan" und teilen sie selbstständig ein? Ich mein, Erdmännchen bekommen das ja auch hin, aber ist schon toll.


    Die würde wohl sehr unter Strom stehen, wenn sie den ganzen Tag aufpassen müsste, ob ein Allergen zur Tür hineinweht.

    Klar, das ist ja super einfach abzugrenzen, und es ist ja nur dann relevant wenn du vorhast da rein zu beißen, oder? Das ist ja klar abgegrenzte Arbeit.


    Die Bezeichnung als Nutztier zeigt dies ja nun auch .... hmmm .... hier findet halt eine Güterabwägung statt ....

    Ja, genau. Zur Erklärung, ich habe die Bezeichnung genutzt, um deutlich zu machen, dass ich von meinem Hund Arbeit annehme und auch einfordere (jetzt noch nicht, sie ist 11 Monate alt, einfordern findet momentan ausschließlich im Training/Grundgehorsam statt), aber im Gegenzug eben die Verantwortung trage, dass sie Ruhe bekommt, beste Versorgung, und ich mir verdammt viel Mühe gebe, den Hund zu verstehen. Und laut meiner Trainerin auch extrem schnell sehr gut darin geworden bin. Arwa ist nämlich sehr klar in der Kommunikation, sie sagt wenn sie muss, wenn sie essen will, wenn sie spielen will, etc.


    Auch und gerade im Assistenzhundewesen gibt es Dinge, die einfach nur tierschutzrelevant sind...

    Da bin ich mir sicher. Es gibt ja auch immer wieder Hunde, die für eine Arbeit verkauft werden, zu der sie gar nicht fähig sind. Oder kranke Hunde, die arbeiten sollen. Dass keineswegs alles eitel Sonnenschein ist, hatte ich in meinem Thread auch beschrieben, da hatte sich nämlich anfangs die Situation ergeben, dass ich und Hund überfordert waren. Deshalb habe ich die Trainerin gebeten, den Hund nochmal zurück zu nehmen, und dann haben wir Schritt für Schritt wieder aufgebaut und beim zweiten Mal hat es geklappt. Aber ja, es warnt einen auch niemand vor, wie das aussehen kann, und das kenne ich von mehreren Assistenzhundehaltern, mit denen ich Kontakt habe. Ich fände es sehr wichtig, darüber zu informieren, das war auch Intention für meinen Pfoto Thread, dass in Sendungen gerne mal das Ergebnis gezeigt wird, und auch das nur Ausschnittweise. Und ja, Zeit, Energie, Versorgungsbackup, finanzielle Rücklagen etc müssen genauso da sein wie bei jedem anderen Hund, wahrscheinlich sogar mehr, wenn die Person mit dem Hund alleine ist. Da würde ich mittlerweile jedem entweder die ganz klare Absprache mit Trainer darüber, dass der Hund jederzeit dahin kann treffen (so war es bei uns) oder ein Netzwerk von 4, besser 5 Personen, weil immer alle schnell zusagen einen niedlichen Hund zu nehmen, aber im konkreten Fall dann eben leider jetzt grade mal eben nicht können. Ganz ehrlich: wäre meine Trainerin nicht 300 Meter weiter, wäre mein Mann nicht da, wäre Arwa nicht so wie sie ist, ich hätte aufgeben müssen.


    Das kann ich mir nicht so recht vorstellen. Cortisol wird als Stresshormon ausgeschüttet, wenn der Hund in einer belastenden Situation nicht handeln kann. Der Assistenzhund kann aber handeln und wenn er ein paar mal erlebt hat, dass sein Handeln das belastende Ereignis verhindert/ beendet, wüsste ich nicht, warum das Wachen Stress sein soll.

    So kenne ich das auch. Und so erlebe ich es bei meinem Hund auch. Anfangs war es noch so, dass sie noch nicht abgeschaltet hat, bis der Blutzucker gestiegen ist, also da waren so 5 Minuten obwohl ich etwas unternommen hatte noch stressig für sie - mittlerweile weiß sie, wenn ich esse, dass alles okay sein wird. Und wir haben eben auch ein "Kommando", wenn ich sie verstanden habe, aber nicht sofort etwas unternehmen kann (denn es gibt Situationen, in denen es halt faktisch einfach so ist), lege ich ihr die Hand an eine Körperstelle und sage ihr, dass ich verstanden habe. Ich hab ein schönes Video, sie findet ich sollte etwas essen, ich zeige ihr, dass ich das mache, sie prüft, was ich da esse und schaut mich danach erwartungsvoll an (das ist kein Betteln dann, sondern eher sowas wie "Ja nun mach, steht doch da", ich leg ihr die Hand dahin und sage sehr ruhig "Danke, hab verstanden", und dreht sich um und legt sich hin und pennt ein.


    Ich denke mal, das Leben eines Assistenzhundes kann stressig sein wie das eines jeden Hundes, wenn seine Menschen sein Wesen und seine Bedürfnisse nicht gut verstehen. Wenn das aber stimmt, ist der Hund mit Aufgabe nicht im Nachteil, vielleicht hat er sogar besser.

    Ja! Ich denke auch, die Kommunikation ist der Knackpunkt. Zumindest bei uns, in manchen Fällen löst Kommunikation wirklich nicht alles.


    Ich denke mal, das Leben eines Assistenzhundes kann stressig sein wie das eines jeden Hundes, wenn seine Menschen sein Wesen und seine Bedürfnisse nicht gut verstehen. Wenn das aber stimmt, ist der Hund mit Aufgabe nicht im Nachteil, vielleicht hat er sogar besser.


    Kritik kann ich aber bei Autismus-Hunden nachvollziehen. Das ist ein verdammt breites Spektrum dass ein Hund abdecken muss. Und vieles muss der Hund komplett allein entscheiden, braucht dafür seine Augen und nicht nur seine Nase. Heißt er ist die ganze Zeit in Hab-Acht-Stellung.

    Aber selbst hier, kann man z.B. in Foren nachlesen, dass der Hund bewusste Pausenzeiten bekommt, bzw. nach den Anzeigen raus genommen wird.

    Beim Autismusspektrum zum Beispiel, kommt innerhalb des eigenen Hauses relativ wenig vor, wo der Hund ständig aufpassen müsste.

    Lustig, meine wird Autismushund. Deshalb verstehe ich nicht ganz, warum ausgerechnet das ein Problem sein kann. Man muss vorher wissen, was der Zweck des Hundes sein soll, wozu man ihn braucht, und nicht hingehen und sagen "Ich bin Autist, ich brauch einen Autismushund und der hilft dann". Zumal die Bereiche sich eh überschneiden. Meine hat irgendwann dann klare Aufgaben (im Supermarkt an der Kasse nach hinten abschirmen, Auto finden, bei Meltdown auf eine bestimmte Art auf mir zu liegen, rechts oder links neben mir gehen und "kontaktlaufen" ODER mich aus Menschenmengen rausziehen, bei letzterem weiß ich noch nicht genau was ich möchte), in die wird sie kommandiert und die Aufgabe hat ein klares Ende.

    Abgesehen davon zeigt sie an wenn ich essen muss, wenn ich zu wenig getrunken habe (das aber nur wenn ich ihr vorher erlaubt habe, meinen Mund gründlich abzuschnüffeln), und wenn ich kurz vor Meltdown stehe. Das sind Aufgaben, die natürlich permanent irgendwie im Hintergrund laufen. Lösung fürs Essen hab ich oben beschrieben, Lösung fürs Trinken brauche ich nicht, weil sie das nicht ständig prüft, Lösung für Meltdown: Sie bekommt etwas, das sie dann tun kann, und so wie sie liegt spürt sie mein Herz und ich ihres, und ich passe meine Atmung an ihr Herz an. Ich schätze irgendwann kann ich ihren Herzschlag einschätzen, wann sie wie unter Stress steht oder nicht... Ich kann extrem genau die Zeitspanne zwischen Herzschlägen abschätzen, und damit die Regelmäßigkeit prüfen. Hab aber bisher noch nicht genug "Daten" um ein Muster zu erkennen. und sie merkt, dass mich das ungemein beruhigt. Ich kann übrigens im Meltdown zunehmend Kontrolle erlangen, also ich kann ihr auch vermitteln, dass sie mir hilft bei der Selbstberuhigung.


    Was die Ruhe angeht: Sie schläft nicht in unserem Zimmer, damit geht es ihr auch gut. Sie ist also nachts sowieso nicht in Reichweite für irgendein Anzeigen. Pennt einfach durch. Tagsüber schläft sie auch sehr viel, ich hab halt die Verantwortung, dass ich nicht in einen Zustand komme, in dem sie zu viel Arbeit hat. Ich schätze, sie schläft/döst mindestens 17 Stunden, nach einem Anzeigen hat sie sowieso erstmal 3 Stunden Ruhe verordnet. Sie träumt auch wenn sie bei mir liegt und hat Tiefschlafphasen. Also Dauerstrom erkenne ich echt nicht. Ich bin aber auch einfach absolut überzeugt davon, dass es der passende Hund für mich ist, sie ist einfach ein wahnsinnig in sich ruhender Hund. Klar, gab Phasen in denen sie nicht zur Ruhe kam, Zahnwechsel, dann eine Pubertätsphase in der sie Schwierigkeiten hatte, was mir grade jetzt erst auffällt, in den Zeiten hat sie nicht angezeigt, in ihrer Läufigkeit auch nicht. Also sie kann durchaus auch einfach mal neben der Spur sein und dann mit sich beschäftigt. Da das Anzeigen keine Hilfeleistung war, die ich für mich wollte, sondern der Hund es halt einfach gemacht hat, stört mich das gar nicht. Ich fordere das nicht ein, nehme es aber an.


    Ich kenne übrigens einen PTBS Hund, der von meiner Trainerin ausgebildet wurde, ein Border Collie. Der ist schon länger im Dienst, soweit ich das beurteilen kann geht es dem blendend. Munter, bewegungsfreudig, kommunikativ...

    Was einem vorher niemand sagt, was aber ein wichtiger Punkt ist denke ich: Man ist mit so einem Hund dazu gezwungen, auf sich zu achten, damit der Hund es nicht tun muss, man hört auf frei zu sein, sich zu misshandeln (das, was ich im Bereich Training bei mir selber abgezogen hab grenzte an Misshandlung). Bei mir wars so: Für mich selber hab ich es nicht gemacht, mit mir bin ich recht rücksichtslos, aber für den Hund war ich dazu bereit. Um den zu schützen. Und ja, irgendwie bewirkt der Hund schon ein Wunder. Eklig pathetisch, aber diese Seite ist auch wahr. :dog_face:

  • Ich glaube ja dass die Arbeit so eines Meldehundes bei Diabetes oder eben Stress an sich gar nicht wirklich stressig ist aber diese Arbeit findet ja im realen Leben statt und das wiederum bedeutet dass der Hund 24 Stunden bei seinem Patienten sein muss und je nach dem wie bewegt dessen Leben ist kann es für den Hund eben dann doch sehr sehr anstrengend werden. Wie oft lesen wir hier von normalen Hunden die sehr gestresst sind und wir raten dann gerne, nicht so viel zu machen, den Hund nicht mit zum Einkaufen zu nehmen, ihn nicht mit auf die Familienfeier zu schleppen, etc. Ob man einen Assistenzhund mitnimmt steht in der Regel doch gar nicht zur Debatte. Gerade diese Hunde die bei Stress des Halters eingreifen sollen müssen mit.


    Das es wirklich sehr viele vernachlässigte Assistenzhunde gibt und dass nicht jeder Hund dauerhaft diesen Belastungen ausgesetzt werden kann ist denke ich heute unbestritten. Über das Elend der meisten Blindenführhunde will ich gar nicht nachdenken. Da gibt es einfach nach der Ausbildung und der Gespannprüfung keine oder inzwischen doch zu wenige Überprüfungen. Da gibt es Hunde die sind nur körperlich schlecht drauf, manche sind vom Pflegezustand her gruselig (es musste ja ein Doodle sein, oder der DSH der noch die Unterwolle vom vergangenen Jahr trägt) aber was daneben noch wirklich schlimm ist dass diese Hunde eben wirklich recht schnell bei vielen den Stock ersetzt und die HUnde dann viel zu viel im Dienst sind. Dafür erhalten sie aber kaum die adäquate Belohnungen bzw Rückmeldungen. Jeder der einen Sport- oder Diensthund führt weiß wie wichtig Motivation und positive Detailarbeit auch beim eigentlich fertig ausgebildeten Hund ist. Die Ausbildung des Junghundes ist da zeitlich ein Klacks gegen. Und nun werden diese jungen Blindenführhunde eben ins Leben gelassen und dann passiert nichts mehr, es sei denn der Betroffene schreit sehr sehr laut dass er Hilfe braucht. Dann aber führen diese HUnde schon unzuverlässig, sind dann oft auch sehr aggressiv gegenüber Artgenossen und da wird es dann wirklich schwer.


    Auch Pudel werden als Blindenführhunde gerne immerund immer wieder nachgefragt, inzwischen gibt kaum noch ein Züchter in diese Hände ab. Die Hunde sind auf Grund ihrem sehr engem Bezug zum Menschen einfach nicht dazu geeignet. Dazu kommt das teilweise echt irre Temperament dieser Bande. Ich selbst würde auch keinen HUnd als Blindenführhund abgeben wenn ich noch züchten würde. Das Risiko dass das schiefgeht wäre mir zu groß

  • die machen sich also quasi einen "Schichtplan" und teilen sie selbstständig ein? Ich mein, Erdmännchen bekommen das ja auch hin, aber ist schon toll.

    Nein, ganz so romantisch/geplant läuft das nicht.

    Eher so ähnlich wie in einer Pferdeherde, wo der Letzte, der noch steht, eben die "Wächter-Funktion" hat und stehen bleibt, statt sich auch hinzulegen. Da ist einfach eine "Hemmung" eingebaut, die ein "aaaaallles schlääääft, einer waacht :schneewerfen_wald: ...." möglich macht. Für viele Tierarten, die unter leidlich natürlichen Bedingungen leben, ist das vollkommen normal.

    Das kann auch mal so aussehen, dass alle drei Hunde in Seitenlage rumliegen - nur eben ist einer dann nur im Dösen-Status, während die anderen auch mal tief schlafen. Die Nase funktioniert ja immer.

  • Macht das Sinn?

    Ich glaube ja. Ich glaube auch, dass für Arwa dieses Aufpassen zu Hause nicht der belastende Punkt ist. Und diese Supermarkt Geschichten wesentlich mehr "Arbeit" sind. Ich bin in der glücklichen Situation das meistens so legen zu können, dass ich schauen kann wie es ihr geht. Und ganz ehrlich: Ja es ermöglicht mir Teilhabe, aber es gibt auch Lieferdienste. Wenn ich nicht kann und der Hund schräg drauf ist, ist mein Überleben nicht davon abhängig, dass der Hund arbeitet. Und dass sie irgendwas muss (außer Rückruf etc), da sind wir noch nicht. Wir waren schon im Supermarkt, und wir sind gestern hier das erste Mal seit einer Weile durch eine Art Fußgängerzone gelaufen (hab sowas ca 3 Monate ausgesetzt, weil sie läufig wurde/war/danach noch eine Weile irgendwie entwickungstechnisch bisschen in Welpenzeit zurück gefallen ist und nur Spielen im Kopf hatte, keine guten Voraussetzungen für Reizüberflutung fand ich), es ist definitiv anstrengender für sie als durch den Wald zu latschen. Ich hoffe ich finde die richtige Gratwanderung zwischen Gewöhnung und Überforderung.

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