Hunde mit Jobs/Arbeit für Hunde

  • Danke für den Link, das muss man sich mal in einer ruhigen Minute alles durchlesen. Ist ja recht viel. Finde ich super, dass das nun endlich kommt.

  • Darfst du, ich bin Autistin. Ob man das als Krankheit bezeichnen sollte, lass ich mal außen vor, anderes Thema. Ich bin also nicht angewiesen auf ihr Anzeigen, sie macht es halt - soll ich es ihr verbieten? Sie würde es auch bei jedem machen, den sie zu ihren Leuten zählt. Ich habs nie geübt, sie hat es nie gelernt, sie tut es eben. Sie wird dafür auch nicht belohnt, sodass ich es verstärke - ich sehe keine Veranlassung, es ihr zu verbieten. Und bin davon überzeugt, dass es ihr gut geht.

  • ...ich habe jetzt einen Fall erlebt, bei dem ich tatsächlich wohl darauf plädieren würde den Hund abzugeben. Familie, Mehrheit der Personen mit Neurodiversität, wenig Lösungsansätze. Hund ist massiv unruhig, fiddelt ganz krass in Stresssituationen (schon kaum ansprechbar wenn Besuch kommt, "der freut sich so"), ist absolut hilflos. Spürt total viel, bekommt aber grade dann keine Hilfe und Anweisungen, sondern bleibt sich selber überlassen. Normalerweise denke ich, Hunde können bei Neurodiversität total viel bringen und helfen, aber dem Knilch geht es nicht wirklich gut. Also ja, nach gestern unterschriebe ich, dass es diese Probleme gibt, allerdings hat der Hund keinerlei Job und soll kein Assistenzhund sein oder sonstwas, hätte er das gelernt ginge es ihm wahrscheinlich wesentlich besser. Wobei ich in diesem Fall auch nicht sehe, dass ein Hund großartig Hilfe stellen kann, dafür ist es einfach noch viel zu krass und unstrukturiert. Also seh ich hier auch eigentlich keine Möglichkeit, dem Hund zeitnah so viel beizubringen, dass der klar kommt. Sonst ein absolut toller Hund, die würden garantiert schnell jemanden finden, der den nimmt und wahrscheinlich auch hinkriegt.

  • Also ja, nach gestern unterschriebe ich, dass es diese Probleme gibt, allerdings hat der Hund keinerlei Job und soll kein Assistenzhund sein oder sonstwas, hätte

    Passt doch gar nicht zum Thema. Ich dachte es geht um "überarbeitete Hunde". Gestresste Hunde gibts viele, das ist klar.

    Ich weiß jetzt nicht was Neurodiversität genau aussagt, ist ja nur ein Oberbegriff, aber dass insbesondere Hunde überfordert sind, wenn Menschen ihnen kein stabiles sicheres Umfeld mit Handlungszuweisung geben oder in ihren Emotionen und Handlungen schwanken, ist ja nichts ungewöhnliches. Deswegen geben ja viele Züchter ungern in ein Zuhause ab, wo der zukünftige Besitzer so eine Krankheit hat. Ist für mich wieder das ganz andere Ende auf der Spannweite.

  • Passt doch gar nicht zum Thema. Ich dachte es geht um "überarbeitete Hunde".

    Ich finde schon. Weil beides in den Bereich Überforderung fällt. Es ging ja zwischendurch mal darum, ob der Hund in Situationen Stress bekommt, wenn er nicht weiß, was zu tun ist, und aber keinen Stress bekommt, wenn ihm klar ist, was zu tun ist.


    Wenn ein erwachsener Hund weiß, wie er zu handeln hat, und die Erfahrung gemacht hat, dass eine Situation so gefahrlos gelöst werden kann, hat er ja weniger Belastung als ein Hund, der solchen Situationen ausgesetzt ist, und keine Lösung hat.


    Der Hund in der Familie hat keinen Job, aber hätte er einen, ginge es ihm vielleicht sogar besser in der gleichen Situation. Hier könnte ein Job (nicht in diesem Fall, die Umgebung passt meines Erachtens nach noch nicht) sogar Entlastung bedeuten.


    Neurodiversität ist keine Krankheit. Und auch nicht zwingend ein Problem für den Menschen, und auch für sein Haustier nicht. Das kommt in erster Linie auf das Umfeld an, ob es ein Problem ist und wie sehr, Stichwort Doppelempathie zB. Viele neurodiverse Menschen verstehen Tiere besser als neurotypische Menschen, insofern wären diese Züchter nicht besonders gut informiert, wenn sie das zum Kriterium machten, da gehört schon ein bisschen mehr zu an Umfeldanalyse ;-) Für den Fall, dass es dich interessiert, Temple Grandin hat einige Bücher zu dem Thema geschrieben.

  • Ich dachte es ging darum, dass ein Hund, der zB eine emotional support leisten soll, dauernd "an" ist und deswegen so krass gefordert und überfordert, weil er (im Gegensatz zu alle zwei Wochen 1h Arbeiten wie meine Hunde und ich bin dabei der Anker) nie Pause haben kann.

    Nicht darum, dass er, richtig ausgebildet überfordert mit der Situation an sich ist.


    In deiner Beschreibung der Familie ist der Hund einfach kirre, weil er eben nicht diese Ankerperson hat, an der er sich orientieren kann. Wenn es zusätzlich noch ein sensibler Hund ist, der sich Emotionen sehr zu Herzen nimmt, stresst ihn das nochmal deutlich mehr. Ob er damit besser umgehen könnte, wenn er permanent an diesem Menschen arbeiten soll, ist wieder eine ganz andere Frage und so nicht zu beantworten. Fakt ist, auch einem ausgebildeten Hund wird in diesem Moment die "Verantwortung" aufgedrückt, dass er als Hund diese nun lösen oder entschärfen soll, völlig selbstständig. Und das wird nunmal zu recht kritisiert. Das birgt total viel Grauzone, um dem Hund zu schaden und hängt sehr stark von der Einzelausbildung und der einzelnen Person ab. Deswegen weigern sich viele Züchter auch einen Hund in ein solches Umfeld abzugeben, denn ihnen geht's ja primär um den Hund und nicht um den Menschen, der von einem (korrekten) support profitieren würde.


    Für mich braucht der Hund von deinem Beispiel einfach eine andere Bezugsperson und ein stabiles Umfeld, damit er zur Ruhe kommen und selbst erstmal wachsen kann. Nicht eine Ausbildung zum Assistenzhund, die ihm eine Aufgabe auferlegt. Anscheinend merken sie ja so schon nicht, wenn der Hund Stress hat, wie sollen sie dann den Hund selbst auch noch irgendwie für diese Situationen ausbilden.

  • Ich bekomme immer mehr Unwohlsein mit dem Thema.

    Ich finde ungeheuer spannend was Hunde für Fähigkeiten haben, entwickeln können und auch wie wir und sie uU über uns selbst hinaus wachsen.


    Aber Hunde leben idR in so einem nahezu allumfassenden Abhängigkeitsverhältnis von uns, dass ich es problematisch finde quasi zu bewerben sie als Hilfe bei unseren psychischen Problemen einzusetzen.

    Wenn Hunde uns diese Hilfe geben, weil sie sehen dass wir sie brauchen können empfinde ich das schon als heikel und nötig genau darauf zu schauen, wie wir ihnen alles so einrichten können, dass es sie nicht überfordert. Unter solchen Umständen sehe ich es aber noch als etwas was für alle Beteiligten wirklich positiv sein kann.

    Wo es allerdings in Richtung ihrer Instrumentalisierung geht finde ich es nicht mehr akzeptabel.

  • Aber Hunde leben idR in so einem nahezu allumfassenden Abhängigkeitsverhältnis von uns, dass ich es problematisch finde quasi zu bewerben sie als Hilfe bei unseren psychischen Problemen einzusetzen.

    Abgesehen davon, finde ich es dem Lebewesen gegenüber sehr unfair, wenn ihm 24/7 die Verantwortung dafür übertragen wird dafür zu sorgen, wie das Wohlbefinden eines Anderen ist. Eine Daueraufgabe die mit viel Stress verbunden ist. Ich bertrachte das Thema Assistenzhunde bei psych. Problemen deswegen sehr kritisch. Man darf sich nicht einbilden alles ist immer schön und im Wille des Hundes (er will das ich esse, er will das ich trinke usw.) Die Tatsache ist meisten, das der Hund sehr überfordert ist und gerade die ausgewählte Rasse braucht eigentlich eine souveräne Führungsperson.

  • ...den ersten Absatz verstehe ich nicht sicher. Wenn ich ihn richtig verstehe, wurde die Frage nah dem dauernd "an" sein doch schon diskutiert in Hinblick darauf, dass der Hund nur anspringt wenn etwas im Argen ist, wie eben ein Wachhund, und Hunde sowieso immer auf ihre Umwelt reagieren? Also ein Hund der im Rudel auf Spaniens Straßen unterwegs ist, würde doch auch nicht verpennen wenn der Rest des Rudels sich in Bewegung setzt. Und am besten hilft man so einem Hund doch, indem man dafür sorgt, dass es wenige Situationen gibt, die problematisch sind, und wenn doch, dass er klare Handlungsideen hat? Diese Hilfeleistung ist ja nichts spezifisches für Assistenzhunde, sicher werden die Hunde ausgesucht, die das tun - aber ihnen wird das ja nicht beigebracht. Was ihnen beigebracht wird, ist nur, darauf zu reagieren. Wenn der gleiche Hund dann in einer Familie landet, in der er nicht beigebracht bekommt, was zu tun ist, ist er alleine mit dem Problem. Dann kommt sowas raus wie bei dem Hund gestern, was ich auch als problematisch ansehe.


    Deinem letzten Absatz stimme ich absolut zu - genau so sehe ich das auch. Hab ich auch so geschrieben. Aber entscheidet die Familie sich, den zu behalten, müsste er trotzdem zuallererst Mal rausgeführt werden aus seiner Hilflosigkeit. Glaub nicht, dass das geht dort. Ich hab sowas zuvor aber auch noch nicht erlebt.

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