Hunde mit Jobs/Arbeit für Hunde

  • Wo es allerdings in Richtung ihrer Instrumentalisierung geht finde ich es nicht mehr akzeptabel.

    Ist das bei Hunden anders zu bewerten als bei Schweinen?

    Ich persönlich lebe seit 28 Jahren vegan und habe auch schon wiederholt Schweine adoptiert. Wenn sie (wie es bei uns war) nicht mit im Haus leben sondern im Verbund mit Artgenossen, ist ihre Abhängigkeit vom Menschen eine viel weniger umfassende als sie es bei Hunden idR ist. (Ich hatte meinen letzten Post mit Bedacht so formuliert wie ich's getan hab.)

    Mein Haushund kann nicht entspannt sein, wenn ich ernsthaft unter Stress stehe.

    Das ist eine besondere Konstellation.

  • Psychische Erkrankungen und auch Neurodiversität sind halt so weite Felder, dass man da eigentlich gar nicht so per se werten kann.

    Danke, ich frag mich die ganze Zeit, wieso mir aufgrund des Autismus Souveränität abgesprochen wird :rolling_on_the_floor_laughing: Das geht wieder in die Richtung, entweder bist du ein Wrack, dann kannst du den Hund nicht führen, oder du bist keins, dann brauchst du ihn auch nicht. Ich bin kein Opfer, kein instabiles Wrack was ständig ausrastet, weil es überfordert ist oder heulend zusammen bricht und den armen Hund missbraucht als lebendes Kuscheltier. Ja, ich nutze den Hund in dem was er mir anbietet, und darüber hinaus werd ich ihm einiges beibringen (zum Beispiel so abartig unnatürliche Dinge wie Rückruf, bei Fuß gehen, an der Leine laufen, absitzen und ablegen, wenn ich das "befehle", fressen zu ignorieren was er gefunden hat, andere Hunde nicht unhöflich zu behandeln, alles Dinge die er von sich aus nie tun würde, weil gegen seine Natur ist - was er mir anbietet ist dagegen nicht gegen seine Natur). Und ja, er bekommt eine Verantwortung, weil er einen Job hat. Die meisten Hunde übernehmen Verantwortung, wenn sie ihnen entspricht, zB ihre Leute beschützen wenn nötig. Wenn sie meinen, es wäre nötig. Muss man ihnen halt sagen, dass diese oder jene Fähigkeit nicht vonnöten ist.


    Ich vermute, auf dem Spektrum von "Mein Hund darf alles selber entscheiden und wird zu nichts gezwungen und von ihm wird weniger verlangt als von einem dreijährigen Kind" bis hin zu "Mein Hund muss funktionieren, ichhab ihn schließlich gekauft und geb ihm Futter und er hat zu parieren" ist jeder Hundehalter ein bisschen woanders verortet. Ich schätze, ich bin in diesem Forum weiter auf der Nutztierseite als die meisten, die Hunde nur zum Vergnügen halten. Ist okay so.

  • Ich persönlich lebe seit 28 Jahren vegan und habe auch schon wiederholt Schweine adoptiert

    Find ich cool. Ehrlich, ich hab da Respekt vor. Aus der Perspektive kann ich die Kritik auch absolut annehmen und nachvollziehen, ich sehe das etwas anders (das ist eine andere Diskussion), aber das ist konsequent und kongruent in der Argumentation. :thumbs_up: :thumbs_up: Schweine sind eh tolle Tiere.

  • Aber dann macht man sein gesundheitliches und psychisches Wohl nicht von einem einzigen Tier abhängig.

    Das macht doch glaube ich niemand, der psychisch krank ist und sich einen Hund holt. Wer psychisch krank ist, der weiß, das man ein Support System braucht, Therapie, Medikamente, usw. Ein Hund ersetzt das alles ja nicht und wird es auch nie. Aber vielen psychisch kranken Leuten hilft alleine die Präsenz von einem Hund im Haushalt, da sie unvoreingenommen sind und ohne Vorurteile lieben und halt auch immer präsent sind, abers wie Freunde, Therapeuten, etc. die man erst aktiv kontaktieren muss, wo es dann meist Tage und Wochen dauert, bis man die Hilfe kriegt, die man braucht. Viele Leute machen das gleiche auch z.B. mit Pferden. Wer hat nicht schonmal gehört, dass nach einem Besuch im Stall plötzlich alles besser ist und nichts mehr wehtut und das Pferd alle Sorgen löst?

    Das einzige Problem ist ja, dass der Hund 24/7 bei einem ist und auf einen angewiesen ist für Zuneigung, Futter, Bewegung usw. Aber wer einen Assistenzhund in Ausbildung gibt oder sich für die Ausbildung einen Trainer zu sich holt, der wird doch wohl wissen, wie viel Zeit, Geld und Geduld in so einen Hund reinfließt, und das so ein Hund ein Lebewesen ist und kein Therapeut.


    Was ist der Unterschied zwischen einer Person mit Epilepsie-Hund, der vor einem Anfall warnt und dann in der Nähe bleibt oder sogar auf der Person liegt und den Kopf schützt, während die Person auf den Anfall wartet, und einer Person mit Autismus-Hund, der bei einem Meltdown die Hände oder das Gesicht ableckt? Ich sehe da keinen, es sind beides antrainierte, für den Hund unnatürliche Verhaltensweisen. Beide Hunde "müssen" diese Verhaltensweisen zeigen, sonst sind sie als Assistenzhund "unbrauchbar" und werden evtl. abgegeben oder in Rente geschickt. Dass die eine Person eine psychische Krankheit hat, ist in dem Fall doch völlig egal.

  • Die meisten Hunde übernehmen Verantwortung, wenn sie ihnen entspricht, zB ihre Leute beschützen wenn nötig.

    Die meisten Hunde retten zuerst sich selber und nicht ihren Menschen. Und selten "beschützt" ein Hund. Wenn er tatsächlich unverhemmt beschützt, dann ist das in der heutigen Gesellschaft nicht akzeptabel und problematisch. Sie übernehmen zu einem Teil die Verantwortung (wachen) und übergeben dann an den Menschen (prüfen.)

    Das macht doch glaube ich niemand, der psychisch krank ist und sich einen Hund holt.

    Doch... leider.

    Viele Leute machen das gleiche auch z.B. mit Pferden. Wer hat nicht schonmal gehört, dass nach einem Besuch im Stall plötzlich alles besser ist und nichts mehr wehtut und das Pferd alle Sorgen löst?

    Du gehst dahin um dich mit dem Pferd zu beschäftigen und abzulenken, nicht um dich (sorry, das liest sich aggressiv, ist aber nicht so gemeint) betüdeln zu lassen.

    Was ist der Unterschied zwischen einer Person mit Epilepsie-Hund, der vor einem Anfall warnt und dann in der Nähe bleibt oder sogar auf der Person liegt und den Kopf schützt, während die Person auf den Anfall wartet, und einer Person mit Autismus-Hund, der bei einem Meltdown die Hände oder das Gesicht ableckt?

    Was ist ein Meltdown? Ab wann definierst du das? Ab wann definiere ich das? Ab wann tritt das bei Mensch B und C ein?

    Ist es, wenn du dich plötzlich ohnmächtig fühlst? Ist es, wenn du plötzlich weinen musst? Ist es, wenn du keine Luft mehr bekommst? Wenn es dir den ganzen Tag schlecht geht? Wenn du im Einkaufsmarkt stehst und plötzlich keinen Bock auf nichts mehr hast? Wenn dir einer zu nahe kommt und du das nicht aushältst und beginnst Schübe zu haben?


    Eine Epilepsie ist eine Konstante. Eine psychische Krankheit und die damit verbundenen Symptome, Zustände, sind sehr variabel und allein schon für einen Menschen / Angehörigen schwierig. Geschweige denn einen Hund, der diese komplexen Emotionen gar nicht versteht. Und da liegt für mich der Unterschied. Nur, weil sich ein Hund emotional an einen Besitzer bindet heisst das nicht, das er dafür veranlagt ist. Mein Hund schleckt mir auch das Gesicht oder die Hände ab, unabhängig davon wie es mir geht.

  • Das geht wieder in die Richtung, entweder bist du ein Wrack, dann kannst du den Hund nicht führen, oder du bist keins, dann brauchst du ihn auch nicht. Ich bin kein Opfer, kein instabiles Wrack was ständig ausrastet, weil es überfordert ist oder heulend zusammen bricht und den armen Hund missbraucht als lebendes Kuscheltier

    Das behauptet hier doch niemand und nirgendwo ist das a Wort Opfer oder Wrack gefallen. Es geht hier auch, so wie ich das gelesen habe, überhaupt nicht um dich. Du musst dich vor niemandem rechtfertigen, erst recht nicht in einem anonymen Forum. Niemand hier weiß was über dich, dein Spektrum, wie du trainierst, wie die Trainerin mit euch zusammen arbeitet usw. Niemand kennt dich. Das ist eine allgemeine Diskussion, die du angeregt hast.


    Es lässt sich allerdings nicht abstreiten, dass der Zweck, den ein emotional support Assistenzhund haben soll, eben emotional support in genau solchen Situationen sein soll :ka: Das hat ja nichts mit mal nen mies gelaunten Tag oder mal ungerechtfertigt rummotzen zu tun, was jeder mal aus einer Stresssituation heraus macht. Und selbst da gibt's Hunde, die klappen schon zusammen und kippen ins Meiden oder biedern sich dann besonders an, damit Herrchen oder Frauchen sich beruhigen. Also sie sind selbst emotional dadurch betroffen und aufgewühlt und beschwichtigen in irgendeiner Art. Daraus dann eine Verhaltenskette zu bilden und zu wollen, dass ein Hund bei einer Person lebt, die sowas regelmäßig hat, plus 24/7 in dieser Habachtstellung zu sein. Das ist durchaus sehr heikel und diskutabel.


    Ich komm selbst aus einem emotional nicht stabilen Elternhaus und ich kenne zu gut das Gefühl, bloß nichts zu sagen oder irgendwas zu machen, dass die Person entweder ausrastet oder unendlich traurig wird (und man das alles noch auf sich bezieht oder sich selbst zur Aufgabe macht, das wieder gerade zu biegen). Man geht wie auf Eiern in einem Umfeld, wo man sich eigentlich fallen lassen müsste und abschalten und ausruhen. Und im Gegensatz zu einem Haustier konnte ich mit Schlag 18 Goodbye sagen.


    hier im Forum sind auch einige Personen mit psychischen Erkrankungen unterwegs, die Hunde unterschiedlichster Rassen halten, da wird vom Gebrauchshund bis zum Chihuahua alles dabei sein, und denen ein gutes Leben bieten, mit der nötigen Führung, Auslastung, Ruhe... :ka:

    Ja logisch ist hier keiner im Forum längere Zeit, der sagt, dass es überhaupt nicht geht, der Hund überfordert und nicht richtig gefordert ist, der tagelang nicht raus oder immer nur in den Garten kommt oder nur Gassi geht, wenn die Eltern ihn mal mitnehmen. Hier liest man die Beispiele, wo es gut klappt. Und auch dann liest man nur, was die Person veröffentlichten möchte. Das muss mit der Realität nichts zu tun haben. Und natürlich gibt's Konstellationen, wo es wunderbar klappt, wo der Hund ein toller Motivator ist und einen positiven Effekt hat. Den hat ja jeder Hund auf einen.

  • Ist doch totaler Whataboutism. Oder willst du nun ein Schwein als emotional support ausbilden?

    Wär sicher möglich. Wird in Amerika auch gemacht. Ich finds eher unpraktisch. Als Whataboutism war es nicht gemeint, eher als Anregung, Dinge in Relation zu setzen. Was allgemein das thema Tiere nutzen angeht.


    Aber dann macht man sein gesundheitliches und psychisches Wohl nicht von einem einzigen Tier abhängig.

    Macht auch soweit ich weiß kein Assistenzhundhalter. Jedenfalls die nicht, die ich kenne. Wär auch sehr dumm, Hund kann schließlich krank werden oder aus anderen Gründen mal nicht helfen.

    muss nachts nicht parat stehen, um plötzlich zu reagieren

    Nö, meine auch nicht. Tut sie auch nicht. Brauche ich auch nicht. Das wäre eher Arbeitsfeld Epilepsie/Diabetes Warnhund, da kenne ich mich nicht gut genug aus.

    Es gibt aber nicht die angewölfte Eigenschaft "jetzt auf den Menschen mit der Panikattacke legen". Im Gegenteil, jeder Hund, der das nicht kennt, würde Abstand zu diesem Menschen nehmen.

    Richtig, das ist künstlich beigebracht. Wie das meiste, was Hunde so leisten, alleine schon vernünftig an der Leine gehen.

    In Betreuung von psychisch erkrankten Menschen (ich würde Autismus je nach Ausprägung nicht dazu zählen) arbeiten bis zu 5 Betreuer für eine Person.

    Autismus IST keine Erkrankung, egal wie die Ausprägung ist. Erkrankungen können aber als Komorbiditäten entstehen. Neurotypismus ist ja auch keine Erkrankung, obwohl viele neurotypische Menschen sich oft äußerst unlogisch verhalten ;-)

    Wie soll der Hund dafür veranlangt sein Depressionsloch, Meltdown-Schübe und Co, zu erkennen?

    Glaub mir, einige tun es. Ob sie es riechen oder lesen, weiß ich nicht. Du kannst das bezweifeln, dann gehen wir von unterschiedlichen Grundlagen aus. Dann reden wir aber auch nicht über das gleiche. Ich glaube auch nach wie vor, seit ich meine Hündin relativ gut verstehe, dass das wesentlich mehr Hunde tun als man denkt, nur dass viele das Verhalten ihrer Tiere nicht deuten können. Ich erinnere mich an den Schäferhund/Labrador Mix einer Freundin, die hatte eine zeitlang massive Probleme mit dem und diverse Trainer da, hat nix geholfen. Der hat ein ähnliches Verhalten gezeigt wie meine Hündin wenn sie anzeigt. Und das ließ sich nicht abstellen. Möglicherweise hätte sie bloß reagieren müssen, oder ihm zeigen, dass sie verstanden hat und es in Ordnung ist. Können wir leider nicht mehr prüfen.

  • Glaub mir, einige tun es. Ob sie es riechen oder lesen, weiß ich nicht. Du kannst das bezweifeln (...)

    Das tue ich nicht. Natürlich merken Hunde wenn es einem nicht gut geht. In der Regel kriegt der Mensch das aber auch ohne Hund wieder hin. Heisst also für den Hund ist da erstmal Sendepause und der Mensch kümmert sich um sein Wohlbefinden. Klar kann der Hund einen unterstützen, indem er bei einem liegt o.ä. Aber die komplette Verantwortung zu übertragen, halte ich dem Lebewesen gegenüber nicht fair.

  • Das macht doch glaube ich niemand, der psychisch krank ist und sich einen Hund holt.

    Doch... leider.

    Was ist der Unterschied zwischen einer Person mit Epilepsie-Hund, der vor einem Anfall warnt und dann in der Nähe bleibt oder sogar auf der Person liegt und den Kopf schützt, während die Person auf den Anfall wartet, und einer Person mit Autismus-Hund, der bei einem Meltdown die Hände oder das Gesicht ableckt?

    Was ist ein Meltdown? Ab wann definierst du das?

    Ist es, wenn du dich plötzlich ohnmächtig fühlst? Ist es, wenn du plötzlich weinen musst? Ist es, wenn du keine Luft mehr bekommst? Eine Epilepsie ist eine Konstante. Eine psychische Krankheit und die damit verbundenen Symptome, Zustände, sind sehr variabel und allein schon für einen Menschen / Angehörigen schwierig. Geschweige denn einen Hund. Und da liegt für mich der Unterschied.

    Ein psychisch kranker Mensch der sich einen Hund holt um ihn nur als Therapeuten zu nutzen ist für mich genau so dumm wie die tausenden Leute, die sich jeden Monat einen Hund anschaffen weil er niedlich ist, aber null Ahnung von Erziehung oder Ernährung haben. Viel kann man da nicht gegen machen.


    Ein "Meltdown" ist für Autisten ziemlich klar definiert. Genau so wie "Shutdown" und "Overload". Overload ist eine Reizüberflutung. Ein Meltdown und Shutdown sind Reaktionen auf diese Reizüberflutung. Wie ein Meltdown für andere psychische Krankheiten aussieht, weiß ich nicht, da in anderen psychischen Krankheiten andere Worte dafür benutzt werden, z.B. Panikattacke, Angstattacke, Reizüberflutung. Das Wort "Meltdown" ist schon sehr spezifisch für Autisten.

    Eine Epilepsie muss auch nicht eine Konstante sein. Ein Freund von mir kriegt drei verschiedene Arten von Anfällen. Der Auslöser der Anfälle wurde bisher nicht entdeckt. Würde er sich einen Epilepsie-Hund anschaffen, dann müsste dieser auch zwischen diesen verschiedenen Arten von Anfällen unterscheiden und eventuell sogar damit klar kommen müssen, wenn noch eine Art von Anfall dazu kommt. Manchmal hat er fünf innerhalb einer Woche, manchmal monatelang keinen einzigen. Genau so wäre das doch auch bei z.B. einem Hund, der auf Panikattacken reagiert. Die haben ja auch meistens einen Auslöser, der durch Therapie leicht herausfindbar ist.

  • Die meisten Hunde übernehmen Verantwortung, wenn sie ihnen entspricht, zB ihre Leute beschützen wenn nötig. Wenn sie meinen, es wäre nötig.

    Und die meisten Hunde sind damit gnadenlos überfordert, was bei Rassen mit Schutztrieb die häufigste Quelle von Verhaltensproblemen ist.

    Ja, Hunde füllen selbstständig notwendige Auugaben im sozial Verband, wenn der Mensch dazu nicht fähig zu sein scheint. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass sie das ohne Dauerstress und psychischen Schaden für sich selbst dauerhaft aushalten.


    Und aus Erfahrung mit der "ich brauche inen Hund der mich beschützt" Fraktion, unterstelle ich jetzt einfach mal, dass es Leuten, die auf diese Form der Hilfe durch den Hund angewiesen sind, es wesentlich später auffällt, dass es dem Hund zu viel ist, als einem neutralen Beobachter.

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