Schlagen als Strafe für Übersprungshandlung???

  • Wenn es erst ein paar Sekunden nach dem Hacken eine auf die Nuss gegeben hat, ist es auch keine sinnvolle positive Strafe mehr. Die Strafreaktion muss sofort und für den Hund nachvollziehbar auf die Aktion erfolgen.

    Ich persönlich hätte jetzt kein moralisches Problem, einem Hund, der mich im Übersprung/aus Frust hackt, eine mitzugeben.

    Finde ich schon sinnvoll, dass der Hund lernt, dass man nicht ungestraft seine Zähne in mich versenkt, weil man jetzt gefrustet ist.

    Edit: Der Trainer war dann einfach zu langsam und hätte es lassen sollen. Der Hund kann nicht mehr verknüpfen, es hat nicht den erhofften Lerneffekt und ist dann in dem Fall sinnlose Gewalt.

  • Ich persönlich hätte jetzt kein moralisches Problem, einem Hund, der mich im Übersprung/aus Frust hackt, eine mitzugeben.

    Hmm, ja, sehe ich grundsätzlich schon auch so - aber ein Trainer der das 1. ungefragt und 2. vermutlich zu spät bei 3. meinem Hund macht den er 4. selber in falscher Einschätzung in die Situation geschickt an ...... nee, da wäre ich ziemlich angepisst.


    Edit: War vor deinem Edit abgeschickt :smirking_face:

  • Wie genau hat das Schlagen denn ausgesehen?

    Ein lautes Schreien, nach oben auf Schulterhöhe ausholen und dann seitlich so auf den Hund kloppen, dass der Treffer dumpf aber deutlich hörbar war.

  • Ich finde es schwierig, so eine Situation hier zur Diskussion und öffentlichen Bewertung zu stellen.

    Am Besten wäre es, den Trainer persönlich anzusprechen und ihn zu fragen, warum er so reagiert hat und was er sich dadurch für einen Lerneffekt beim Hund erhofft hat.


    Vielleicht kommt heraus, dass er selbst sieht, dass er falsch reagiert hat. Man reagiert nicht immer ruhig und so, wie man das gern hätte, wenn man sich plötzlich aus dem Nichts in einer schwierige Situation wiederfindet und pronto reagieren muss.

    Vielleicht hat er auch gesehen, dass der Hund fixiert und nachsetzen will und ihm deshalb vorsorglich eine gescheuert, um ihn davon abzuhalten (ohne das jetzt zu bewerten).


    Aus der Ferne und aus zweiter Hand möchte ich da kein Urteil abgeben.

  • Ich kann mir das Setting aufgrund der Beschreibung nicht vorstellen. Also man steht dann da so rum und dann auf einmal schlägt der Trainer doch nochmal den Hund? Man müsste halt ein Video haben und viel mehr Informationen haben, wie heftig war der Konflikt mit dem anderen Hund, wie waren da die Kräfteverhältnisse, wie hat sich das aufgebaut? Wer stand nun einige Sekunden danach wo wie zueinander und warum?


    Spontan würde ich denken, der Hund ist noch voll Adrenalin und hat die Sache ja nicht geklärt, vielleicht hat der Trainer einen Ansatz gesehen, dass der Hund wieder den anderen attackieren will und hat das dann augenblicklichst abgestraft. Vielleicht auch etwas zu heftig, weil er eben selber auch noch voll Adrenalin war und das ja auch nicht hat kommen sehen beim ersten Mal. Sonst hätten sich die Hunde nicht in die Wolle kriegen können.

    Und ja, wenn man das nicht täglich macht, Hunde trennen, kann einem schon der Puls gehen auch als Trainer, wenn man die Hunde gar nicht in so hoher Erregungslage kennt, weiß man auch nicht, inwieweit das in ne ernste Beschädigungsabsicht kippen könnte.

    Und ja, auch als Trainer darf man mal von Hunden überrascht werden. Das sind Ausnahmesituationen.


    Er hat den Hund nicht geschlagen beim nach ihm schnappen, dann aber sehrwohl. Was für mich halt für nen reflexhaften Abbruch spricht. (Wo er sic halt auch in der Situation irren kann, das Hund einfach so sein Gewicht verlagert hat und gar keine weiteren Absichten hatte) Hat der Hund in ne andere Richtung gekuckt und der Trainer geht hin und haut ihm auf einmal auf den Arsch, ist es halt was anderes und als einzige Stressreakion zu werten. Und was heißt schlagen? Da gibts auch Abstufungen, wo mein empfinden sich verändern würde.


    Ansonsten ist es für mich ... ähnlich. Hunde und Menschen zeigen Aggressionen, die ich erst genau verstehen möchte, bevor ich sie beurteile und eventuell verurteile.

    "Das geht gar nicht!!!! galt früher auch für Hunde, wer knurrt, ist schon gestört, gefährlich, das muss abgestellt werden! Nun dürfen Hunde auch solche Gefühle haben und zeigen, aber der Mensch hat nun perfekt zu sein, was dann auch aggressiv und ohne Verständnis vertreten wird. "Geht gar nicht!!!!!"


    So als allgemeine Internetbeobachtung, gesellschaftliche Strömung. Ich find das nur scheinbar besser und führt genauso wie bei Hunden zu dann Überreaktionen "aus dem Nichts" und oftmals so einer Trotzreaktion in das harte Training.

    Wenn man nicht der Typ ist körperlich zu werden und ihm das gar nicht passiert. Ja, eine bewundernswerte Eigenschaft, gibts auch bei Hunden. Aber deshalb allen, die das nicht können, mit so viel Anspruch und Verachtung zu begegnen. Ja nun ... und wieviele Menschen stellen den Hund und ihre Beziehung zu ihm so dar, wie der gesellschaftliche Zwang es erfordert. Und wenn die Türen geschlossen sind ... wenn man genauer hinkuckt. Oder auch Menschen, die von ihren Hunden regelrecht vermöbelt werden und sich kein Ey, du tust mir weh schubs mehr trauen, weil sie wollen ja kein Tierquäler sein. Ja, alles Trainingsfehler, aber auch eine erlernte Hilflosigkeit, weil schon ein einfaches aua nein, schon zur Misshandlung zählt. Es gibt kein Grau mehr und das auszublenden und nicht von dem auszugehen was ist, mit Verständnis für Hund und Mensch, bringt für mich nicht das Beste hervor.


    Es war ja nun keine absichtlich hergestellte Trainingssituation und für mich gilt da für Mensch wie Tier erstmal das Recht drauf auch mal überfordert zu sein und das schließt aggressives Verhalten nunmal mit einer höheren Wahrscheinlichkeit ein. Es passiert, man geht damit um, kuckt, was hatten die Hunde für ein Problem hatten, und lernt draus. Und wenn nicht ein OH, geht gar nicht, du Trainerversager kommt, könnten alle durch das durchsprechen der Reaktion etwas lernen. Mit der ansage, wird man nämlich eher eine Rechtfertigungserklärungsarie bekommen, wo der Trainer sich verteidigt, statt ein ehrliches reflektieren.

    Und ja, wenn es zum stoppen einer neuen Attacke war und da der Schlag sich noch im Bereich von mehr schreck als Schmerz bewegt, würde ich das auch noch angemessen finden. Nicht schön, nichts was man nun als gut bezeichnen würde, aber besser als ne zweite Runde.Und dann nimmt man wieder Kontakt auf, schafft einen guten Abschluss, dann ist das ebenso. Wie die Rauferei ja nun auch nicht rückgängig zu machen ist und man die auch wieder ins Lot bringen muss.

    Die scheu vor Aggression führt nämlich auch ganz oft dazu, dass es einen völligen Interaktionsabbruch gibt. Und dann ist das schlimme Ereignis, die letzte Interaktion und das sitzt dann Bombenfest und ist definitiv traumatischer als es sein müsste.


    Klar wünscht sich jeder Nerven aus Drahtseilen und immer die Top Handlung ... Aber ich würde mir einfach wesentlich mehr wünschen, dass man sich mit dem auseinandersetzt, was ist und nicht sich verliert im So! ist perfekt und nur so! darf es sein. Und nicht aus jeder Reaktion ein Statement, so ist das mit Absicht! machen.

  • Ich finde es schwierig, so eine Situation hier zur Diskussion und öffentlichen Bewertung zu stellen.

    Ich auch, denn ich habe nicht gesehen wie und warum es geknallt hat.


    Problem mit reflexartig eins auf den Dez geben, habe ich nicht und ist hier auch vorgekommen.

    Beim Keks geben z. B. wenn da zugehackt wurde, es weh tat, rums gabs eins auf den Nischel, sofort und unverzüglich. Ausgeholt und zugeschlagen wurde hier nie.

    Ich setzte das gleich mit dem Klaps, den Kleinkinder sich einfangen, bevor sie sich die Hände an brennenden Kerzen oder heißem Herd verbrennen.

    Meist sind das doch einmalige Geschehnisse, die mit "schlagen" nichts gemein haben. Hier war/ist es jedenfalls so.

  • DaisyMaisy Bin ich jetzt definitiv nicht mehr


    DerFrechdax Mir ging es hier in der Diskussion ganz speziell um die Frage, ob es unterschiedliche Sichten auf das Thema "positive Strafen in Form von Schlagen" gibt. Nach den Statements hier scheint es da durchaus eine größere Spannbreite von Meinungen zu geben. Für mich - bzw. natürlich in erster Linie für den Hund ;) - habe ich entschieden, dass wir da nicht mehr hingehen werden. Die Gründe dafür sind, dass ich persönlich diese Art der Bestrafung für meinen Hund nicht möchte und sich die Rahmenbedingungen, die zu der Situation geführt haben (freies Spielen, nahezu ohne Eingriffe von Trainer und Haltern) sich auf Dauer dort nicht ändern und das halte ich für die Entwicklung meines Hundes für nicht förderlich.


    Vielen, vielen Dank für die Meinungen hier!!!! :)


    edit: Da kamen noch Antworten nach meiner, daher folgt hier gleich noch eine Ergänzung

  • Ja, ich habe auch schon einen Hund für eine Übersprungshandlung geschlagen, und zwar hart und mit der Reitgerte. (Kleine juristische Anmerkung am Rande: Ist lange verjährt!)


    Es ging dabei um unseren Jagdterrier-Kumpel, der es für angebracht hielt, das Pferd, von dem ich gerade absaß, anzuspringen und in die Nase zu beißen. Es paßte dem kleinen Racker einfach überhaupt nicht, dass unsere Aufmerksamkeit den Pferden galt, nicht ihm - und Problem löst er dann eben auf bewährte Jagdterrierweise.


    Riesenaufstand, Pferd riß sich los (zum Glück auf dem Reitplatz), ich kriegte den Hund im Vorbeifliegen irgendwie zu Boden - und da fuhr er rum und war drauf und dran, stattdessen mich anzuspringen und zu beißen. Da habe ich wirklich nicht überlegt, sondern ihm während der Attacke als Reflex die Gerte, die ich noch in der anderen Hand hatte, voll übergezogen und ihn so massiv angebrüllt, wie ich nur konnte. Er nahm dann auch sofort Abstand von seinem Vorhaben und von mir, und ich konnte das Pferd einfangen gehen. Das hatte übrigens einen dicken Ratscher zwischen den Nüstern, gespielt hatte er also keinesfalls.


    Würde ich heute noch genauso machen, einfach, weil ich nicht gebissen werden will, aber weder damals noch heute auf die Idee kommen, dann irgendwie "zur Strafe" noch nachzusetzen. Im Gegenteil, nachdem sich alles beruhigt hatte, waren wir sofort alle wieder gute Freunde (das Pferd vielleicht nicht so) und der Hund überlegte sich dann tatsächlich, wen er biß und wen nicht. Das ging nämlich sehr wohl. Auch beim Jagdterrier.


    Mein Fazit wäre also: In Affekt und Notwehr würde ich sowas nicht verdammen, als Rache hinterher oder gar Erziehungsmethode geht es gar nicht.

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