Fremde Menschen anbetteln

  • Lexie freut sich sehr, wenn ich verbal belohne. Das ist sehr deutlich zu sehen. Nicht bei allen Übungen, beim Apportieren muss es schon mindestens Futter sein - da reicht Lob und Freude gemeinsam mit der Hündin nicht aus.


    Derzeit bin ich Mitglied in einer Online-Hundeschule und habe Zugriff auf alle Kurse, die angeboten werden. Ich übe mit ihr gerade alle Übungen aus dem Welpen Kurs. Sie ist zwar schon zwei Jahre, aber ich denke, die Übungen bringen uns etwas. Daneben üben wir viel an ihrer Entspannung/Ruhe, der Impulskontrolle und der Frustrationstoleranz.


    Ich hatte ein Ziel, was sie können sollte - aber es treten nach ihrer Läufigkeit immer wieder Situationen auf, von denen ich mich frage, warum sie auf einmal auf schon bekannte Situationen ganz anders reagiert. Dann re-agiere ich, hinterfrage die Situation und versuche eine Lösung zu finden. Das dauert manches Mal, weil ich erst verstehen muss, was sie da zeigt/wo ihr Verhalten einzuordnen ist.


    Mitleid habe ich mit ihr aufgrund ihrer unbekannten Vorgeschichte nicht. Natürlich bleibt die Gefahr bei anderen Menschen, da ist es aber eher der Niedlichkeitsfaktor, dass der Hund dann unbedingt gestreichelt werden muss - ohne, dass die Leute überhaupt auf die Idee kommen, mich zu fragen.


    Da sie an der Schleppleine gestern einen Teilerfolg hatte, habe ich sie jetzt erstmal nur an der Führleine und wir üben als erstes eine neue Bewegung ein. Wenn ein Mensch oder Hund am Horizont auftaucht, möchte ich sie von vor mir an der Leine hinter mir an der Leine haben. Da überlege ich noch, wie ich das Belohnen staffele ( @Lockenwolf). Ist der Reiz Mensch/Hund in ruhiger Umgebung, reicht wahrscheinlich das normale Leckerchen - sonst überlege ich gerade, was sie reizen würde, eher zu reagieren und schneller hinter mich zu kommen. Sitzt das an verschiedenen Orten gut und/oder kommt sie von selbst, setze ich die Schleppleine ein. Das ist nur der erste Schritt. Dabei überdenke ich jetzt mein Verhalten noch einmal komplett, was ich mit ihr an dem Ort, wo das Betteln aufgetreten ist, machen kann, damit sie nicht mehr in diese Situation kommt.


    Danke für den Tipp mit dem Leckerchen, dass gekaut werden muss, um am Erregungslevel des Hundes zu arbeiten!

  • Mal noch was zur Belohnung.

    Es gibt durchaus Hunde, die besser auf stimmliches Lob ansprechen und das auch hoch schätzen. Meist sind es Hunde, die eine gewissen territorialen Anspruch (auch draußen, auf „ihren“ Wegen) haben, oder sogar Schutzinstinkt. Diese Hunde können mit Futter draußen wenig anfangen, weil es sie vom Wesentlichen ablenkt, nämlich die Umgebung im Blick zu haben und immer in einer gewissen Anspannung/Wachsamkeit zu sein. Das zu ändern, ist schwer bis unmöglich. Ich weiß nicht, woher dein Hund ist und welche Rasse/Mix er ist, doch es kann gut möglich sein, dass dein Hund völlig mit deinem verbalen Lob zufrieden ist und Leckerlis eher als störend empfindet. Ich habe jetzt schon den 2. Hund, der draußen ungern mit Futter belohnt wird. Spiele mit Futter sind wieder was anderes. Aber Kleinigkeiten mit Futter belohnt zu werden, ist nicht sein Highlight. Das merkt man deutlich. Und das, obwohl ich von Welpe an immer Futter mit hatte und auch viel belohnt habe. Irgendwann hat er gezeigt, dass er das unnötig findet. Bei ihm reicht ein ruhiges „guuuuuuuut“. Übertriebenes Lob (stimmlich) würde ihn nur aufdrehen, er würde beginnen nach dem Auslöser zu suchen. Etc.

    Ach ja, im Haus ist er megaverfressen. Also er liebt schon grundsätzlich Futter sehr.

  • Hm, das Statement hat mich berührt. Ich bin tatsächlich der Überzeugung, dass nichts davon auf mich zutrifft.

    So, dann nimmst du dir jetzt Klebezettel und Stift. Schreibe hundert mal "Ich bin die beste Hundehalterin für meinen Hund! " und verteile diese Zettel an auffälligen Stellen in der Wohnung! So, dass du es gleich beim Zähne putzen siehst, beim Kaffee kochen, ...

  • Hm, das Statement hat mich berührt. Ich bin tatsächlich der Überzeugung, dass nichts davon auf mich zutrifft.

    So, dann nimmst du dir jetzt Klebezettel und Stift. Schreibe hundert mal "Ich bin die beste Hundehalterin für meinen Hund! " und verteile diese Zettel an auffälligen Stellen in der Wohnung! So, dass du es gleich beim Zähne putzen siehst, beim Kaffee kochen, ...

    Danke! Genauso!


    Weißt du was hilft um das mit den Hunden, ihrem Lernen und den Erfolg zu lernen? Lesen! Ich wollte seit meinem 12. Lebensjahr einen ganz eigenen Hund. Was habe ich nicht an Büchern verschlungen... In den letzten 25 Jahren wurde es aber in der Hundeszene echt interessant. seit dem weiß man wie schnell Hunde lernen wenn man positiv mit ihnen arbeitet. Setz dich wirklich mal mit den Lerntheorien auseinander, die gelten für Hund und Mensch gleichermaßen und dann meine fette Empfehlng um das Prinzip "Kleinschrittig" ohne immerzu nur Hundebeispiele zu haben bei denen man vergleicht und dann doch das eigene Hirn ausschlatet ist von Karen Pryor Positiv bestärken - sanft erziehen. Hab gerade gesehen das kostet jetzt auch nicht mehr die Welt. Damit hab ich selbst unsere wirklich altbackenden Hundesportler im Verein überzeugen können. Das Buch ist gut 2 Jahre lang von einem zum anderen gewandert. Immer heimlich damit die Pudelanja es nicht so mitbekommt, dass sie "Weicheier" werden.


    Und keine Sorge, es gibt so einige Dinge die dich ein Hundehalterleben lang begleiten werden

    - man macht immer Fehler

    - man lernt immer dazu

    - es gibt viele Wege nach Rom bzw zum Ausbildungsziel

    - Hunde machen Spaß

    - Hunde machen Arbeit, die Spaß macht



    Was mir immer wieder hilft über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen, sind Seminare und vor allem das gemeinsame Training mit anderen. Zuschauen, Fragen, drüber nachdenken. Es passt nicht immer alles für einen selbst und den eigenen Hund (ich mach neue Sachen immer erst ohne Hund weil ich ein Trampel bin) Aber man kann aus fast allem etwas Positives für sich rausziehen und wenn es nur ist dass man auf einmal weiß genau das will ich nicht.


    Trau dir was zu und lerne! Die besten Lehrmeister waren immer meine Hunde.

    Der allererste eigene lehrte mich ganz ganz viel über mich selbst. Geduld und Impulskontrolle vor allem. Der wußte schon aufgrund meiner Aura dass ich bald wütend werde. Da hab ich erst versucht es zu verstecken und dann irgendwann hat sich meine Einstellung zu seinen Kapriolen und auch zum Leben an sich geändert. Resi kam dazu und hat mir gezeigt dass nicht alles nach meiner Nase geht und dass Aufgeben nicht schlimm ist weil man dafür wahrscheinlich später aufeinmal ein riesen Geschenk bekommt. Der erste Pudel ähm ja perfekter kann ein Hund nicht sein, er bringt mir hier 14 Jahre später noch bei wie schön man das Leben einfach genießen kann. Er ist mein König. Farinelli kam und schmiß meine Ausbildungspläne über den Haufen, Clickern ging nicht- Hund dreht nämlich durch, Futtertreiben war dann seins und ich habe mit ihm total neue Erfahrungen gemacht. Zwischendurch den Malimix Leon geführt- schnell kraftvoll, mit miesen Vorerfahrungen hat er gelernt zu denken und nicht nur auf Schmerzen zu warten und ich habe Demut gelernt. Vor ihm und seinem Herrchen, die beide bereit waren Neues zu lernen (sein Herrchen war schon sehr alt) Und jetzt die Dori dazu. Ähm ja meine kleine Prinzessin. Sie ist hier einfach nur Hund, keine Hundesportansprüche, keine extra Ausbildung. Sie wird bald 11 hatte schon ein komplett anderes Leben und wir freuen uns einfach dass sie hier ist.


    Lass dich drauf ein auf das Abenteuer Hund! Es ist toll!

  • Mal noch was zur Belohnung.

    Es gibt durchaus Hunde, die besser auf stimmliches Lob ansprechen und das auch hoch schätzen. Meist sind es Hunde, die eine gewissen territorialen Anspruch (auch draußen, auf „ihren“ Wegen) haben, oder sogar Schutzinstinkt. Diese Hunde können mit Futter draußen wenig anfangen, weil es sie vom Wesentlichen ablenkt, nämlich die Umgebung im Blick zu haben und immer in einer gewissen Anspannung/Wachsamkeit zu sein. Das zu ändern, ist schwer bis unmöglich. Ich weiß nicht, woher dein Hund ist und welche Rasse/Mix er ist, doch es kann gut möglich sein, dass dein Hund völlig mit deinem verbalen Lob zufrieden ist und Leckerlis eher als störend empfindet. Ich habe jetzt schon den 2. Hund, der draußen ungern mit Futter belohnt wird. Spiele mit Futter sind wieder was anderes. Aber Kleinigkeiten mit Futter belohnt zu werden, ist nicht sein Highlight. Das merkt man deutlich. Und das, obwohl ich von Welpe an immer Futter mit hatte und auch viel belohnt habe. Irgendwann hat er gezeigt, dass er das unnötig findet. Bei ihm reicht ein ruhiges „guuuuuuuut“. Übertriebenes Lob (stimmlich) würde ihn nur aufdrehen, er würde beginnen nach dem Auslöser zu suchen. Etc.

    Ach ja, im Haus ist er megaverfressen. Also er liebt schon grundsätzlich Futter sehr.

    "Meist sind es Hunde, die eine gewissen territorialen Anspruch (auch draußen, auf „ihren“ Wegen) haben, oder sogar Schutzinstinkt. Diese Hunde können mit Futter draußen wenig anfangen, weil es sie vom Wesentlichen ablenkt, nämlich die Umgebung im Blick zu haben und immer in einer gewissen Anspannung/Wachsamkeit zu sein." Stimmt haargenau !!!

    Der Test hat Deutscher Schäferhund, Rottweiler, Zwergpudel, 2x Vizsla, Puli (alle nur 12,87 %) und wahrscheinlich Rauhaar-Vizsla ergeben. Abgesehen davon zeigt sie das von dir beschriebene Verhalten in starker Ausprägung. Mehr Wach- als Jagdhund.

  • Hm, das Statement hat mich berührt. Ich bin tatsächlich der Überzeugung, dass nichts davon auf mich zutrifft.

    So, dann nimmst du dir jetzt Klebezettel und Stift. Schreibe hundert mal "Ich bin die beste Hundehalterin für meinen Hund! " und verteile diese Zettel an auffälligen Stellen in der Wohnung! So, dass du es gleich beim Zähne putzen siehst, beim Kaffee kochen, ...

    Ja, hahaha, das ist nett, ge?! Leider funktioniert das nicht. Aber nach etlichen Therapien weiß ich zumindest jetzt, woran ich mit mir bin und kann meist entsprechend gegensteuern. Selbstbewusstsein und -vertrauen bleiben dabei aber in sozialen Situationen niedrig.

    Danke!

  • Zitat

    Hm, das Statement hat mich berührt. Ich bin tatsächlich der Überzeugung, dass nichts davon auf mich zutrifft.

    Ob du jetzt der Überzeugung bist oder nicht - deinem Hund ist das einfach egal. Für den bist du nun mal das Großartigste, was auf diesem Planeten rumläuft. Das ist ja das Schöne und manchmal auch Erschreckende an Hunden: Sie halten uns wirklich für den strahlenden Mittelpunkt der Welt, egal, wie wir selbst das sehen.


    Da knickt man dann besser seine Selbstzweifel und akzeptiert das. Das Tolle ist ja: wenn die Basis stimmt, nimmt dir ein Hund nicht gleich jeden Irrtum krumm - also auch da kein Grund, sich dauernd theoretisch zergrübeln und kirre zu machen.


    Im Gegenteil: Deine Möglichkeiten, deinen Hund in der Ansicht, dass du einfach nur großartig bist, immer weiter zu bestärken, sind nahezu unbegrenzt - und während du die nutzt ,habt ihr auch noch beide Spaß. (Und dafür hat man am Ende doch einen Hund, oder?)

  • Zitat

    Leider funktioniert das nicht.

    Und gleich nochmal nachgelegt: DAS -IST -DEINEM - HUND - EGAL!


    Der findet dich großartig, ganz genau wie du bist - und dir wird nichts weiter übrig bleiben, als das zu akzeptieren. Der Hund wird seine Meinung nämlich nicht ändern.

  • Danke Lockenwolf, für deinen, auch einmal persönlichen Einblick und den Literaturtipp. Tatsächlich agiere ich ganz ähnlich. Ich lese viel, recherchiere gern, erarbeite mir ein Thema umfassend und probiere vieles dafür auch erst einmal ohne Hund, unter anderem körpersprachliches Arbeiten.


    Ich bin mit Hunden aufgewachsen. Mein Opa hatte dazu auch noch einen (Hof-) Hund, bei dem ich in den Ferien ständig war und im Wohnort gab es einen Boxer, der mich liebte. Der kam, wenn er mich im Dorf sah, immer zu mir. Natürlich wurde in meiner Kindheit ein Hund gänzlich anders erzogen. Die Hunde waren außerhalb der Wohnung im Zwinger untergebracht. Sie hatten es sicher auch gut - aber heute erziehen wir ja gänzlich anders. Mit 20 hatte ich dann auch meinen eigenen Hund, einen Terrier.


    An dem Spruch, dass jeder den Hund bekommt, den er braucht, ist schon etwas dran. Zumindest passt es bei mir. Ich arbeite an vielen persönlichen Bereichen. Einige hat nicht einmal meine Therapeutin so schnell aufgelöst :grinning_squinting_face: . Mit Lexie braucht es maximal zwei Situationen, um bisherige Handlungsschemata aufzulösen. Das geht von Tonfall (vorher zornig jetzt sachlich) über Laut-Freude-Äußern (als Kind dafür von anderen Kindern gemobbt. Heute: Ja, super Süße laut auf dem Spaziergang) zu klaren-Ansagen-an-Mitmenschen (Mich-Zumuten) und anderes. Ich habe Angst vor Menschen. Allein, ohne Hund, ist der Umgang mit anderen Menschen leichter. Mit Hund kommt es zu viel mehr Konflikten, die gelöst werden müssen. Das strengt mich sehr an. Zum Glück gibt es auch Menschen/Hundehalter, die mitdenken. Da bin ich für jeden einzeln so dankbar.


    Natürlich mache ich Fehler. Das ist für mich auch okay. Ich bin eh der Learning-by-doing-typ. Komme ich mit einer Recherche nicht weiter, frage ich hier. Da bin ich froh, dass es das Forum gibt. Auch wenn der Ton der Antwortenden manches Mal rau ist. Umso mehr freut mich deine persönliche Antwort.

    Ich frage auch andere Hundehalter, wie sie entsprechende Themen angehen. Da darf Lexie jetzt angeleint dabei sein :winking_face: . Dann habe ich sie im Blick und sie kann nicht betteln gehen.

    Andere Hundehalter fragen geht aber meist nur in Hundeauslaufgebieten. Leider siehe ich nicht auf den ersten Blick, welche Einstellung der Hundehalter zur Hundeerziehung hat. Das erfahre ich erst im Gespräch. Oft sind das Halter, welche die alte Sicht vertreten und meinen, Hunde regeln Alles unter sich. So viele Hundehalter so viele Meinungen zur Hundeerziehung. Alles gar nicht so einfach :smiling_face: .

  • Zitat

    Leider funktioniert das nicht.

    Und gleich nochmal nachgelegt: DAS -IST -DEINEM - HUND - EGAL!


    Der findet dich großartig, ganz genau wie du bist - und dir wird nichts weiter übrig bleiben, als das zu akzeptieren. Der Hund wird seine Meinung nämlich nicht ändern.

    Mein Satz, dass das leider nicht funktioniert, geht nicht dahin, dass ich mich bemitleide. Der Satz war rein sachlich gemeint. Küchenpsychologie ist immer sehr nett, aber hilft eben nicht wirklich.


    Danke dir für das Statement. Da habe ich jetzt also eine Bewunderin. Huch :smiling_face_with_heart_eyes: . Ich zergrübele hoffentlich nicht mehr so viel. Ich versuche aber natürlich auf eure Fragen einzugehen. Da kommt schonmal etwas von mir persönliches dabei raus.

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