Haben wir uns überschätzt oder normal für Auslandshund?

  • Ich schließe mich den anderen an, mag aber auch ein bisschen Entwarnung geben: Das ist jetzt keine weitere Baustelle, die sich da aufgetan hat, sondern ist bei einem unsicheren/wachsamen Hund normal. Mein Spitzrüde ist im Dunkeln auch wesentlich aufmerksamer als im Hellen und ist früher dementsprechend schneller aus der Haut gefahren. Aber sobald er sich tagsüber von mir führen ließ, wurde das Problem in der Dunkelheit auch automatisch besser.

  • Zur Frage im Thementitel: ja und ja.

    Und, so leid mir das tut: Ihr seid zwar stets bemüht, überschätzt Euch aber noch immer!


    Wir hatten heute Besuch von unserer Familie. Das sind zwei echt große und breite Menschen. Mein Mann bereitete davor schon eine Schleckmatte vor und als sie dann kamen, setzte er sich mit der Matte neben Louie und wir unterhielten uns alle ganz normal mit winzigen Bell-Unterbrechungen. Nachdem die Matte leer war, lag er einfach in seinem Korb und ließ sich von meinem Mann streicheln, ohne aufstehen zu wollen.

    Nach 10 Minuten durfte er sich die Besucher anschauen und schnupperte an ihnen. Zwar bellte er bei schnellen Bewegungen aber nicht mehr so völlig außer sich und das Knurren blieb auch komplett weg.

    Das war im Großen und Ganzen eine wahnsinnige Steigerung!


    Ich glaube, ich erkenne da schon den ein oder anderen Lichtblick.

    Fett 1:

    Damit konditioniert Ihr weiterhin sein falsches, sein unerwünschtes Verhalten: trotzdem er zwischendurch bellt, darf er weiter an der Schleckmatte herumschnuckeln - er wird also belohnt für seine Aggression!


    Fett 2:

    Was genau habt Ihr unternommen, als er bei den schnellen Bewegungen bellte? Wie oft reagierte er durch bellen?

    Wurde er zurechtgewiesen, das Verhalten zu unterlassen?

    Falls ja, wie häufig? Wie deutlich?

    Wie war seine Reaktion darauf?



    Zum Beißvorfall: allerspätestens JETZT, ab sofort, hat der Hund draußen IMMER (auch tagsüber) und in der Wohnung bei Besuch, egal ob Kind oder Erwachsener, einen Maulkorb zu tragen.

    Daß er bei Dunkelheit noch heftiger reagiert, liegt in der Natur der Sache. Tut meine auch, völlig normal.



    Ja, ich habe alle Postings der TE durchgelesen. Alle, teils mehrfach. Auch viele der Antworten.

    Mein Fazit:

    Dieser Hund wird noch immer nicht geführt, sondern läuft halt immer wieder wegen des dort herrschenden Alltages mal eben so mit bzw. übernimmt immer wieder die Führung selbst und wird zusätzlich auch noch unfachmännisch "so gut es eben geht" zu erziehen versucht.

    Territoriales Verhalten, Ressourcenverteidigung und weiteres Unerwünschte wird belohnt, das ist sehr kontraproduktiv für seine weitere Entwicklung. In zwei Jahren ist das eine Waffe, fraglich bloß, wer sie dann noch daran hindern kann, unvermittelt loszugehen! Ist ja jetzt, nach den wenigen Wochen in der Familie, schon nicht (mehr) möglich.


    Guten Willen habt Ihr, das spricht niemand ab, aber eben auch zu wenig Ahnung.

    Thema Führung: Dazu würde erstmal gehören, sein Verhalten und die Körpersprache deuten zu können (ist leider nicht der Fall) sowie dann entsprechend korrekt und schnell zu reagieren (auch nicht der Fall) und schwups beißt er angeblich grundlos und ohne Vorwarnung einen angeblich tiefenentspannten anderen Hund mal eben so ins Gesicht.


    Tut mir leid, es in dieser Klarheit auszudrücken, ist aber meine Meinung: Ihr zieht Euch da gerade trotz aller guten Vorsätze einen bald unhändelbaren Problemfall, einen notorischen Angst-/Frust-/Streßbeißer, der irgendwann weder therapierbar noch vermittelbar sein wird, wenn das so weiter geht.


    Spätestens dann, wenn das erste eigene oder Besuchskind gebissen wurde, bekommt Ihr amtliche Auflagen. Plus jede Menge Ärger mit Behörden, ev. Gerichtsverfahren usw. für alle noch anstehenden Vorfälle, egal ob in der eigenen Wohnung oder draußen beim Gassi.



    Mein Rat: gebt ihn schnellstmöglich an die PS zurück, dort hat er wenigstens die Sicherheit des Rudels, kennt Haus und Leute und kommt offensichtlich ganz gut zurecht. Dann muß neu bewertet werden, ordentlich trainiert und das richtige Heim für ihn gefunden werden, am besten eines ohne Kinder, noch besser mit einem bereits erwachsenen, liebenswürdigen und souveränen, (mindestens gleich großem) Ersthund bei z. B. einem Paar, wo immer einer daheim ist u/o die Hunde bei Abwesenheit zuverlässig getrennt werden können.

    Also ein Heim ohne schwächere menschliche und tierische Familienmitglieder, die im Zweifel mal blitzschnell das Nachsehen haben und dann mit ihrer Gesundheit oder ihrem Leben dafür bezahlen.



    Mir wurde kürzlich ein wunderschöner Hund angeboten: wirklich bildschön, Rassehund mit VDH-Papieren aus guter Zucht, als 10wöchiger Welpe bei den bereits mit dieser Rasse erfahrenen Leuten eingezogen, die ihn abgöttisch lieben.

    Jetzt ist er fünf und als Notfall zu vermitteln, damit er nicht euthanasiert werden muß. Weil er das eigene Kind schlimm ins Gesicht gebissen hat. Und die Katzen, mit denen er aufwuchs, die schon vorher da waren, auch nicht vor ihm sicher sind.

    Mir blutet das Herz ob dieser Geschichte und dem, was ihm vielleicht geschieht, aber ich werde einen Teufel tun und mir dieses aus dem Ruder gelaufene Tier holen.

    Manchmal ist halt eben Hopfen und Malz verloren.


    Bitte sorge dafür, daß es mit Louie nicht auch so weit kommt.

  • Zum Maulkorb würde ich euch auch raten, das ist nichts Schlimmes und alle sind sicher. Sorgt auch bei euch für Entspannung.

    Ansonsten muss ich sagen bin ich mal wieder verblüfft wie einige Foristen aus geschriebenen Beiträgen so zielsicher Ferndiagnosen stellen können und eine Abgabe als einzigen Weg sehen. :ironie2:

  • ich würde dafür sorgen, dass er im Dunkeln gar nicht mehr in die Nähe eines anderen Hundes kommt, um nach dem schnappen zu können.

    Das gibt ihm und euch Sicherheit.


    Ich habe keine Erfahrung mit Herdenschutzhunden. Aber eine sehr schnell aufgeregte und reizbare Zwergpinscher-Mix-Hündin. Ich weiß nicht, ob man das vergleichen kann.


    Bei ihr hilft in solchen Situationen, die Leine so kurz zu nehmen dass sie nicht vor mich kommt. So kann ich sie leichter abblocken und ihr signalisieren dass ich zwischen ihr und der Gefahr bin.

    Zusätzlich kann ich verhindern, dass ihr ein anderer Hund an der Leine zu nahe kommt, das regt sie nämlich auf.

    In stressigen Situationen hilft ihr auch Umlenkung über einen Ablenkungskommando z.B Sitz hinter mir. Am Anfang habe ich das mit super Leckerli, z.B Wiener Würstchen, Aufgebaut. da war die Gier nach dem Würstchen größer als der Wunsch zu bellen.


    Ein entscheidender Schlüssel zum Erfolg ist Stress zu vermeiden.

    Also wenn ich z.B schon sehe es kommt uns ein anderer Hund entgegen, wechsle ich die Straßenseite.

    Oder wenn ein anderer Hund ihr an der Leine zu nahe kommt verscheuche ich ihn aktiv, so dass sie diesen Job nicht mehr selber machen muss.

    Und gehe einen Bogen nach Möglichkeit vorher.


    Wenn ihr schon wisst, dass er im Dunkeln gestresst ist bei Leuten, wartet nicht ab, bis er bellt oder gestresst ist, sondern reagiert vorher z.B mit einer Leberwurst Tube .Da bekommt ihr hier im Forum aber sicher noch bessere Tipps.

  • Ich sehe das mit der Schleckmatte nicht so negativ, das gleiche Prinzip wird auch bei Zeigen und Benennen angewendet. Soweit ich verstehe- und das ist auch meine Erfahrung - wird dadurch kein unerwünschtes Verhalten verstärkt, weil es keine Belohnung ist. Der Reiz wird positiv belegt, durch das Schlecken und man könnte jetzt das ganze noch durch den Clicker verstärken

    Allerdings finde ich, dass der Auslöser zu nah und die Situation zu eng war. Hierin sehe ich eher die Gefahr, dass sich das Verhalten verfestigt. Oder dass es halt schiefgeht.

    Hat euch denn die Trainerin geraten, das so zu machen?

    Solche unkontrollierten Kontakte würde ich auch nicht zulassen.

  • Die Meinungsvielfalt und die Spannbreite der Extremmeinungen in so einem Forum kann sehr dabei helfen, Denkanstöße zu bekommen, um sich selbst einen Eindruck zu bekommen, wie komplex das Thema und wie unterschiedlich die Lösungswege sind.


    Wirklich wichtig in so einer Situation ist aber ein erfahrener Trainer vor Ort, der den Hund, die handelnden Personen, die Rahmenbedingungen und vor Allem konkrete Einzelsituationen real vor Ort sehen und einschätzen kann.


    Aussagen wie "ihr schafft das auf jeden Fall" sind m. E. genauso sinnfrei, wie die Ferndiagnose "gebt den Hund ab, das wird nichts". Andererseits sollte man bei beiden Extrempolen immer bedenken, dass bei beiden ganz sicher eine positive Intention dahintersteckt, sei es aufmuntern zu wollen oder Menschen vor Schäden - oder soger selbst gemacht Erfahrungen - zu bewahren.


    Das sollte einen nicht dazu verleiten, auf Basis der gut gemeinten Ratschläge alleine Rumexperimentieren zu wollen, das birgt im beschriebenen Umfeld tatsächlich zu viele Risiken und zwar kurzfristig UND langfristig.

  • Die letzten Beiträge musste ich erst einmal sacken lassen. Ich merke, wie sich seitdem ganz oft der Gedanke einschleicht und verfestigt, dass Louie kein für-immer-Hund sein wird, dass es eigentlich nur eine Frage der Zeit ist, bis es nicht mehr funktioniert, dass vermutlich all die Mühen umsonst sein und wir es nicht hinbekommen werden. Das sind furchtbare Gedanken - war ich doch bis vor wenigen Stunden noch so optimistisch.

    Uns fehlt natürlich Erfahrung, ständige professionelle Einschätzung, Wissensschatz und noch einiges mehr. Ja!

    Und nein, wir können ihn auch nicht perfekt lesen (konnte ich ja nicht mal bei meinen Kindern, als sie erst wenige Wochen alt waren). Aber wir arbeiten doch daran und wir maßregeln bei Fehlverhalten und es kommt auch bei ihm an. Beim gestrigen Besuch hörte er danach sofort auf zu bellen und ging in seinen Korb.

    Ja, es war gestern vermutlich falsch weil es zu nah war und nein, die Trainerin hat uns das nicht empfohlen. Es war schlichtweg ein (naiver und viel zu früher) Versuch.


    Nachher treffen wir uns mit einer Bekannten im Park, die ebenfalls Hunde mit Maulkorb hat und dementsprechend erfahren ist. Zusammen gehen wir durch, auf was wir achten müssen und sie hilft uns weiter. (Und weil ich das Gefühl habe, Rechenschaft ablegen zu müssen: Wir treffen uns ohne ihre Hunde, nur Louie wird dabei sein.)


    Wir werden auch bei Dunkelheit Hundebegegnungen (dann trotz Maulkorb) auf jeden Fall vermeiden und den Stressfaktor reduzieren, in dem wir vorerst einfach allem aus dem Weg gehen, was für ihn zu mehr Unsicherheit führen könnte.


    Louie wird von der PS nach wie vor als familientauglich, Anfängerhund und absolut sanftmütig beschrieben. Er glaubt uns schlichtweg nicht oder denkt, wir hätten all das verbockt. Ich weiß es nicht. Er gab uns den Tipp, dass wir einfach einige Tage lang den Pet Corrector nutzen sollten und dann hätten sich alle Probleme erledigt.

    Natürlich stehen wir im Austausch und wie auch schon einmal geschrieben, haben wir uns selbst ein halbes Jahr gesetzt, in dem sich einige Dinge wesentlich (!) bessern müssen. Sollte das nicht der Fall sein, wird es nicht tragbar sein.


    Ich möchte nicht für total naiv und blauäugig gehalten werden aber ich sehe doch tatsächlich Fortschritte. Seit ich hier schreibe wurde sein Verhalten um ein Vielfaches besser. Ich möchte auf keinen Fall einen Angst- oder Stressbeißer und wir tun alles dafür, dass es soweit nicht kommt. Wir korrigieren, wir maßregeln, wir arbeiten viel mit unserer Körpersprache, wir wollen es wirklich und akzeptieren auch, falls wir in ein paar Wochen oder Monaten scheitern (und damit meine ich keine Beißvorfälle!).


    Ich danke euch von Herzen für eure vielen, wahnsinnig guten Ratschläge, den super Input und die Anregungen. Das half uns sehr! Ich möchte mich dennoch erstmal zurückziehen und mit unserer Trainerin vor Ort im Januar weitermachen. Manche Beiträge verunsichern mich und lassen mich an allem - an uns, an Louie, an unserer Entscheidung, an unserer Kompetenz - zweifeln und ich sehe nicht den Hund, der gerade mit dem Kopf auf meinem Bauch schläft sondern eine ständige, potentielle Gefahr für alles und jeden und das fühlt sich für unsere Beziehung nicht gesund an.

    Vielleicht fehlt mir dahingehend auch der gewisse Abstand oder ich fühle mich momentan zu sehr angegriffen aber ich werde mich melden, wenn es Neuigkeiten gibt.

  • Ich finde ihr macht das super. Ob es im Endeffekt reicht, wird sich zeigen. Aber es braucht auch einfach Zeit, ihr kennt euch ja auch noch nicht lange. Ich wünsche euch auf jeden Fall, dass ihr euren Weg findet und hoffe auf weitere positive Nachrichten!

  • Froschkönigin Kann ich gut nachvollziehen, ist in eurer Situation bestimmt ein sinnvoller Schritt.


    Nur noch drei Anregungen:

    - Vertraut bei der Trainerwahl auch auf euren Bauch, wenn ihr irgendwann ein schlechtes Gefühl habt (insbesondere wenn ihr auf gewaltsame Trainingsmethoden stoßt), sucht euch einen anderen

    - Scheiß auf die Pflegestelle, die bringt euch nicht weiter, außer in dem Fall, wenn ihr den Hund dorthin zurückgeben müsst (ob das geht und bis wann habt ihr hoffentlich längst im Übernehmevertrag geprüft)

    - Wenn ihr merkt, dass es wirklich nicht geht, solltet ihr das auf jeden Fall lieber zügig feststellen und Konsequenzen ziehen

    - Aber wenn ihr es doch mit dem Hund dauerhaft durchziehen wollt, dann schreibt euch einmal alle negativen Konsequenzen und Risiken für euch alle auf (also wirklich absolut schrecklichster worst case) überlegt euch realistische Lösungen dafür, werdet euch absolut einig, dass ihr diese dauerhaft tragt, und danach ist das Thema Abgabe endgültig durch. Dann wird nie mehr rumgeheult, weil kein Besuch mehr kommen darf, weil der Hund dauerhaft einen Maulkorb trägt, weil Spaziergänge anstrengend sind usw. Vielleicht wird es in der Realität dann doch viel schöner, rechnet aber einfach mit dem Schlimmsten und plant dafür.


    Viel Glück und alles, alles Gute für euch! Und berichte unbedingt, sobald euch danach ist!

  • Ja, es war gestern vermutlich falsch weil es zu nah war und nein, die Trainerin hat uns das nicht empfohlen. Es war schlichtweg ein (naiver und viel zu früher) Versuch.

    Es ist aber auch keine Katastrophe!

    Nachher treffen wir uns mit einer Bekannten im Park, die ebenfalls Hunde mit Maulkorb hat und dementsprechend erfahren ist. Zusammen gehen wir durch, auf was wir achten müssen und sie hilft uns weiter. (Und weil ich das Gefühl habe, Rechenschaft ablegen zu müssen: Wir treffen uns ohne ihre Hunde, nur Louie wird dabei sein.)

    Das ist doch super und wenn die Hunde klarkommen, alle gut gesichert sind und sie sich wirklich gut auskennt, spricht ja nichts dagegen mal zusammen zu laufen.

    Er gab uns den Tipp, dass wir einfach einige Tage lang den Pet Corrector nutzen sollten und dann hätten sich alle Probleme erledigt.

    Ich musste jetzt erst mal googeln, was das ist, obwohl der Name mich schon getriggert hatte. Also wenn dort sowas benutzt wurde und allein schon die Empfehlung, das erklärt ja einiges.

    Ich danke euch von Herzen für eure vielen, wahnsinnig guten Ratschläge, den super Input und die Anregungen. Das half uns sehr! Ich möchte mich dennoch erstmal zurückziehen und mit unserer Trainerin vor Ort im Januar weitermachen. Manche Beiträge verunsichern mich und lassen mich an allem - an uns, an Louie, an unserer Entscheidung, an unserer Kompetenz - zweifeln und ich sehe nicht den Hund, der gerade mit dem Kopf auf meinem Bauch schläft sondern eine ständige, potentielle Gefahr für alles und jeden und das fühlt sich für unsere Beziehung nicht gesund an.

    Finde ich persönlich zwar sehr schade, aber ich verstehe es auch andererseits. Du kannst ja trotzdem im Forum bei anderen Themen lesen, hier kann man wirklich viel lernen. Vor allem, wenn man erst mal für sich rausgefunden hat, mit welcher Sicht auf hündische Dinge der verschiedenen User man konform geht und wer wirklich Ahnung hat (und das sind wirklich einige hier). Würde mich jedenfalls freuen, nochmal von euch zu lesen. Alles Gute!

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