Haben wir uns überschätzt oder normal für Auslandshund?

  • Es kann schon sein, dass ein und der selbe Hund bei zwei verschiedenen Personen wirklich komplett anders verhalten zeigt.

    Insbesondere, wenn an einer Stelle noch andere Hunde zugegen sind.


    Genau das erlebe ich mit dem Hund meiner Eltern (aus der Ukraine übrigens). Bei mir ist der absolut pflegeleicht, man merkt kaum, dass er da ist. Bei meinen Eltern dreht er völlig hohl, kläfft rum, geht andere Hunde an etc. Den Hund der Freundin meines Bruders hat er gebissen, ließ sich kaum beruhigen - in dem Moment, als ich mit meinen Hunden dazu gekommen bin, hat er sich komplett gewandelt und konnte friedlich mit dem anderen Hund auskommen.


    Wenn ihr nach Bedenkzeit und dem Termin mit der trainierin doch zu dem Schluss kommt, dass es nicht passt, dann lasst euch nicht abwimmeln. Ihr müsst den Hund nicht behalten und euch auch keine Vorwürfe machen lassen.

  • Ja, vermutlich haben wir anfangs viele Fehler gemacht aber wir wollten ihn erstmal ankommen lassen, ganz ohne Druck. Sicher hätten wir schon von Beginn an klar kommunizieren und zeigen müssen, dass er auf dem Platz liegen bleiben soll, dass er vielleicht auch in bestimmten Bereichen nichts zu suchen hat aber das taten wir nicht. Ja, es war bestimmt zu einem Großteil unser Verschulden. Aber dass Louie dann aufgrund dessen so auf Gäste reagiert oder auf unsere Nachbarn, denen ich nur ein kurzes „Hallo“ rüberrufe, kann ich mir einfach nicht vorstellen.

    Echt blöd, dass die PS da so wenig hilfreich war und euch nicht unterstützt.

    Nein, Louie reagiert natürlich in erster Linie so, wie es seinen Anlagen entspricht. Das habt ihr nicht verschuldet oder so, das ist in dem Hund drin. Der findet die Gäste und Nachbarn halt blöd und will sie kontrollieren, reglementieren oder vertreiben.

    Aber dem Hund einen Rahmen geben, in welchem er seine Anlagen ausleben darf (oder vielmehr hier nicht so wirklich), das ist Aufgabe des Halters.

    Das gestaltet sich halt je nach den Lebensumständen einfacher oder schwieriger.

  • Leider ist das eine Geschichte, die es so oder so ähnlich hundertfach mit Hunden aus dem osteuropäischem Ausland gibt :verzweifelt: Inklusive dem nicht hilfreichen Verein, der Vorwürfe macht.


    Es tut mir leid... Alle meine Hunde kamen aus dem Ausland, aber die Realität ist, dass es mehr unseriöse als seriöse Vermittler gibt.


    Das mag jetzt herzlos klingen, aber vor dem Hintergrund, dass der Hund mit ins Büro soll und ihr gerne Besuch habt, würde ich der Pflegestelle ihren Traumhund zurückgeben, so zeitnah wie möglich. Nicht, weil ich in dem Hund eine Bestie sehe. Aber weil ihr euch und ihn sonst unglücklich macht. Der Hund kann nicht in naher Zukunft entspannt Bürohund werden und lernen sich von Besuchern nicht aus der Fassung bringen zu lassen. Auch Trainer sind keine Magier, da wird erstmal stetiges Management und Verzicht auf euch zukommen, während das Training läuft.


    Ich hatte auch einen territorialen Hund, aber ich war jung, hatte Zeit, war alleinstehend und hart im Nehmen. Wenn man nicht viel Wert auf Besuch legt oder der Besuch gut damit leben kann, dass der Hund mit Maulkorb auch mal ein grollendes Knurren erklingen lässt - dann lässt es sich entspannt miteinander trainieren. Wenn man im Nacken sitzen hat, dass der Hund damit Kunden vergrault UND ein entspanntes Alleinebleiben wo anders auch nicht geht - dann kommt schnell Frust auf und schadet allen.


    Er ist sicher ein ganz toller Hund - bei Menschen, die sich von Ansprüchen frei machen können. Und das ist kein Vorwurf an euch, denn das ist vielen Leuten nicht möglich. Mir heute auch nicht mehr.


    Aber um eine realistische Perspektive aufzuzeigen: Man kann vieles trainieren aber der realistischste Ausgang wird ein Hund sein, der auch nach viel Training im Umgang mit Besuch lebenslang ein gewisses Maß an Management und Aufmerksamkeit brauchen wird. Sprich Hund wird vielleicht die meiste Zeit entspannt in der Ecke liegen, aber man wird aufpassen müssen, dass ihn kein Besucher unwissentlich provoziert etc, man wird Rituale achten müssen (auf den Platz schicken, bevor der Besuch kommt) und immer ein halbes Auge auf dem Hund haben müssen.

  • Aber ist es ein territoriales Verhalten wenn er bellt, knurrt, mit Kopf und Vorderbeinen auf dem Boden ist, während der Hintern nach oben gestreckt ist und gleichzeitig immer wieder zu mir schaut und sich auch abrufen lässt?

    Ich ging eher davon aus, dass er einfach super unsicher ist und nicht genau weiß, wie er mit der Situation klarkommen soll weil mir auch einfach die Souveränität fehlte, ihm genügend Sicherheit zu geben.


    Ist er territorial veranlagt, sieht das alles wirklich sehr schlecht aus :frowning_face:


    Ach Mensch, wir sind da anscheinend echt sehr naiv an die Sache herangegangen. Seine Beschreibung war toll und so passte er perfekt in unser Leben. Dass er sich so gewandelt hat, bzw. andere Seiten zeigt, war wirklich völlig überraschend - und offensichtlich nicht nur für uns wenn die PS ihn tatsächlich niemals so eingeschätzt hätte.

  • Im Endeffekt wäre natürlich der beste Weg ein Trainer, der Zuhause schaut, der könnte dir dann auch sagen, was sicher die Ursache ist. Aber das müsste halt auch jemand sein, der sich mit Auslandshunden verschiedener Kaliber auskennt... Und so Trainer wachsen nicht auf Bäumen.


    Die Realität ist: Was auch immer da die Ursache ist, es liest sich nicht nach: Wir trainieren das 2, 3, 4 Wochen und es ist weg. Das wäre ein extrem unwahrscheinlicher Ausgang. Leider wäre es wesentlich wahrscheinlicher, dass der Hund im Zuge des Einlebens und Erwachsenwerdens weiter auspackt. Das heißt nicht, dass man kein gutes Zusammenleben mit eurem Hund erreichen kann, aber man muss in der Lage sein seine Vorstellungen umzukrempeln und sich anzupassen UND man sollte sich darauf freudig einlassen können. Zumindest meiner Meinung nach. Herausforderung statt Problem.


    Ihr müsst wissen, was ihr bereit seid zu leisten. Könnt ihr die nächsten Monate (!) eine Lösung für die Arbeitszeit finden, die deinem Mann die Ausübung seines Jobs ermöglicht und den Hund nicht stresst? Das wäre für mich Grundvoraussetzung.


    Traurigerweise muss man sich auch darüber bewusst sein, dass sehr viele Vereine ihre Schützlinge fallen lassen, wenn nach Monaten im neuen Zuhause gravierende Probleme auftreten und sie zurückgegeben werden sollen.

  • Ich könnte mir vorstellen, dass auf der Pflegestelle anders mit ihm umgegangen wurde und er sich nicht an so vielen unterschiedlichen Orten mit so vielen fremden Menschen auseinandersetzen musste. Das ist insgesamt ja schon mächtig viel.

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