Tierärztliche Fehldiagnose und Falschbehandlung

  • Das Problem ist, dass man oft deshalb keine Entschuldigung oder Stellungnahme bekommt, weil es für denjenigen der den Fehler gemacht hat rechtlich riskant ist. Dann dokumentiert der ggf. einen Fehler gemacht zu haben und das könnte bei Schadensersatzforderungen blöd sein. Und ggf auch für den Ruf ein Problem darstellen, denn etwas schriftliches kann man verbreiten. Daher ist die Taktik dann oft Augen zu und wegducken. Heißt aber nicht dass nichts angekommen ist.

    Genau das ist das Problem.

    Der Arzt ( es musste ein andere Arzt übernehmen, weil es meinem Prof plötzlich nicht mehr gut ging während der Untersuchung), der bei meiner Untersuchung einen Fehler gemacht hat, hat den auch nachdem ich gleich nach dem aufwachen gesagt habe da stimmt etwas nicht ( ich habe die Untersuchung zu dem Zeitpunkt seit knapp 20 Jahren mind. einmal im Jahr gemacht und stand nach max. 10 Minuten ohne Probleme beim Prof im Zimmer, der mich immer fragt wie das möglich ist), nicht zugegeben. Der Arzt bzw. die Krankenschwester meinten nur das wäre normal, ich würde mich anstellen und ich würde mich vor meinem Mann ( der ist, seit Corona leider nicht, immer dabei) genieren. 2 mal Buscopan hat nichts gebracht. Ich konnte noch nicht mal aufstehen, der Kreislauf war im Keller und ich hatte Schmerzen ( ich bin nicht wehleidig und laufe auch mal ein paar Wochen mit einem Muskelfasererriss rum und kann kaum meinen Arm bewegen oder mache schon wieder Stallarbeit mit einer geprellten Lunge/Rippe) das ich mich kaum bewegen konnte und habe trotzdem noch meine Jeans angezogen. Nach 1,5 Stunden und vielen Lästereien von Krankenschwester und Arzt vor dem Vorhang ist meinem Mann der Kragen geplatzt. Er ist zur Sekretärin von meinem Prof ( dem Leiter der Abteilung) gegangen und hat ihr das geschildert.

    Die hat sofort den Telefonhörer in die Hand genommen und den Arzt zur Sau gemacht. Ich war dann sofort beim Röntgen.

    Ergebniss in der Notfall " Sie wissen das sie ein Loch haben?"( Nee wusste ich nicht, konnten wir uns aber denken).

    Mein Mann ist nach der Op auf dem Weg zum Aufwachraum ( es war keiner mehr da und er durfte da zu mir) dem Arzt über den Weg gelaufen. Mein Mann war so geladen. Er hat ihn gefragt ob er seine Approbation in der Cornflakespackung gefunden hat.

    Dieser Arzt hat sich nie bei mir entschuldigt. Mein Prof kam gleich am nächsten Morgen ganz früh vor Arbeitsbeginn zu mir und hat sich entschuldig und sich mit mir unterhalten.

    In den zwei Wochen, in denen ich da noch wegen der Op war, bin ich dem Arzt über den Weg gelaufen...er hat mich noch nicht mal angeschaut.

    Ein Jahr später war der Arzt nicht mehr in der Klinik.


    LG
    Sacco

  • Sacco wie schlimm

    Dieser Arzt hat sich nie bei mir entschuldigt

    hätte mich auch gewundert, denn mit einer Entschuldigung hätte er seinen Fehler zugegeben und das geht natürlich nicht


    Das ist das große Dilemma. Die Ärzte gestehen sich keine Fehler ein, weil sie Angst vor Regressansprüchen seitens der Patienten haben

  • Zitat


    Zitat
    Zitat von Sacco Dieser Arzt hat sich nie bei mir entschuldigt

    hätte mich auch gewundert, denn mit einer Entschuldigung hätte er seinen Fehler zugegeben und das geht natürlich nicht


    Das ist das große Dilemma. Die Ärzte gestehen sich keine Fehler ein, weil sie Angst vor Regressansprüchen seitens der Patienten haben

    Das stimmt, dass das einer der Gründe gegen Entschuldigungen ist, ist aber völliger Unsinn. Im Gegenteil, bei Verfahren zu Ärztefehlern werden Entschuldigungen beim Patienten grundsätzlich positiv angerechnet.

    Ist in England tatsächlich sogar gesetzlich verankert, dass Fehler sofort dem Patienten mitgeteilt und sich entschuldigt werden muss.

  • Ich muss ehrlich sagen, dass ich bei diesem Vorfall nie auf die Idee gekommen wäre, wegen irgendwas die Tierärztekammer zu informieren. Auch nicht annähernd. Nicht mal mich großartig beschweren. Ich habe schon so oft eine zweite (oder auch dritte) Meinung eingeholt, weil ich das Gefühl hatte, die erste bringt uns nicht ans richtige Ziel.


    Natürlich ist das ärgerlich verlaufen, aber nach allem was ich gelesen habe, ist gerade Dermatologie scheinbar sehr oft trial and error und bei manchen Fällen dauert es sehr lange, bis man den richtigen Weg findet.


    Das ist natürlich nur meine persönliche Meinung und ich hoffe, dass du dich davon nicht angegriffen fühlst.

  • Hört sich an wie eine Koloskopie.


    Hatten wir auch.

    Meinen Mann haben sie mit prallem Bauch nachhause geschickt. Am Wochenende hatte ich 3x Notarzt da, 2x zur Apotheke für diverse krampflösende Mittel (u.a. Buscopan) - der 3. hat ihn nach Lüneburg geschickt (hatte die Auswahl Lüneburg und Schwerin). Die haben da, glaub ich, immer noch seine Rö an der Wand hängen - soviel freie Luft im Bauchraum hatten sie noch nie.

    Hier hatten sie ihn schon sediert mit Morphium, unterwegs mussten sie nochmal nachspritzen.

    Intensivstation über mehr als 1 Woche... beinahe hätte ich ihn damals schon verloren.


    Ein Loch kann immer passieren - aber einen Patienten nachhause schicken mit prallem Bauch? Ich hab gesagt: das nächste Mal bestehe ich auf einem Röntgenbild, bevor ich ihn wieder mitnehme.

    Entschuldigung gabs auch nicht. Und geklagt haben wir nicht - hätten wir mal machen sollen.

  • Aber von sowas reden wir hier ja nicht. Klar ist systemisches Kortison doof, aber der Hund ist nicht tot, halbtot oder lebenslang geschädigt. Und war auch nie nah an irgendwas davon dran.


    Tierärzte haben mit die höchste Selbstmordrate, sind bescheiden bezahlt, völlig überarbeitet. Hier gibt eine Klinik nach der anderen ihren Klinikstatus ab, man kann froh sein noch einen Notdienst zu finden. Und dann geht man an seine Mails und ließt 5 Tage vor Weihnachten ne Drohung, dass man an die TÄ Kammer gemeldet wird. Ich als hinreichend sensibler Mensch hätte dann definitiv tierisch Stress & schlaflose Nächte.


    Ich verstehe, dass man sich ärgert. Wirklich. Aber ich sehe nichts Ungewöhnliches und wüsste nicht, was die Tierärztin - außer sich zu entschuldigen - tun sollte. Für sowas bekommt man keine Kosten erstattet oder Ähnliches.

  • Behandlungsfehler passieren, keine Frage. Und könnte jeder Arzt bzw. jeder Tierarzt auch bei leichten Fehlern zur Rechenschaft gezogen werden, hätten wir bald keine Ärzte/Tierärzte mehr.

    Knapp 1000 Euro finde ich persönlich schon eine Menge Geld und die unnötig verlängerte Leidenszeit für den Hund würde mich auch echt ärgern. Ich bin da wirklich unentschlossen, wie ich vorgehen würde.

    Cortison wirkt nach meiner Erfahrung immer sehr schnell und wenn unter der Behandlung das Ganze schlimmer statt besser wurde, hätte das m.M.n. auch der TÄ auffallen müssen und sie hätte die Behandlung nochmal überdenken müssen. Und trotzdem, vielleicht gab es Gründe, die Cortison-Behandlung fortzuführen, die wir nicht kennen?

    Schwierig. Bin nur froh, dass es der Maus jetzt wieder gutgeht.

  • Ein Loch kann immer passieren - aber einen Patienten nachhause schicken mit prallem Bauch? Ich hab gesagt: das nächste Mal bestehe ich auf einem Röntgenbild, bevor ich ihn wieder mitnehme.

    Entschuldigung gabs auch nicht. Und geklagt haben wir nicht - hätten wir mal machen sollen.

    Bei einer Kolo ist es normal das man noch Luft im Darm und noch leichte Schmerzen hat und damit nach Hause geschickt wird. Es ist von Patient zu Patient unterschiedlich wie viel Luft noch vorhanden ist und wie prall man noch ist. Viele klagen, höre ich da immer in den 10 Minuten die da warten muss bis die mich aufstehen lassen, über massive Schmerzen die aber völlig normal sind und eigentlich nicht so schlimm sind. Nur jeder hat ein anderes Schmerzempfinden und findet die dann stark oder nicht so stark. Da ist es schon schwierig für das Personal.


    Aber wenn der Bauch richtig prall ist und der Patient über starke Schmerzen klagt, sollte das Personal doch mal nachschauen und es ernster nehmen.

    In meinem Fall habe ich denen ja auch gesagt das ich weiß wie es sich richtig anfühlt und genug Erfahrung habe und sie haben trotzdem nicht reagiert. Ich wäre auch fast auf der Intensiv gelandet und war knapp.

    Wir haben überlegt den Arzt zu verklagen aber das hätten wir nicht durchbekommen.


    Aber in dem Fall hier würde ich nichts der Tierärztekammer melden. Klar es ist mehr als blöd gelaufen. Zum einen die hohen Kosten und zum anderen die unnötige längere Leidenszeit. Dermatologie ist auch recht schwierig. Musste ich bei mir auch schon feststellen. Mein Hautarzt hat auch länger gebraucht bis er die Sache im Griff hatte und bis heute weiß ich nicht was es ist.


    Wir hatten bei unserer Hündin beim ersten Kreuzbandriss auch erst zwei falsche Diagnosen von zwei verschiedenen Tierärzten. Und unsere Hündin ist mit dem Kreuzbandriss dewegen noch Monate rumgelaufen. Erst in der Klinik beim orthopädischen Chirurgen wurde die richtige Diagnose gestellt und zeitnah operiert. Wir haben da nichts der Tierärztekammer gemeldet. Ich wüsste jetzt auch nicht wozu und warum.

    Wir haben den beiden Tierärzten natürlich gesagt was es war und gehen seit dem mit Lahmheiten oder anderen Sachen mit dem Bewegungsapparat/Rücken usw. direkt zu dem Orthopäden. Mit den Augen gehen wir auch direkt zu einem Augenarzt. Also wir gehen immer gleich zu einem Facharzt.


    LG
    Sacco

  • Zuerst: ich verstehe deinen Frust total! Behandlungsfehler passieren pausenlos und mit zum Teil dramatischen Folgen für den Betroffenen. Selbst kann ich ganz klar sagen: hätte ich immer genau getan was mir von Behandlern für Mensch und Tier angeraten wurde wäre ich heute tot. Meine Mutter und mein Hund ebenso. Das ist Fakt.


    Jetzt zur anderen Seite: Behandler sind Menschen und machen Fehler, sehen manchmal den Wald vor lauter Bäumen nicht. Eine gute Fehlerkultur könnte da enorm helfen herauszuarbeiten warum es schiefgelaufen ist und wie man dafür Sorge trägt dass dieser Fehler nie mehr passiert.


    Der natürlich Feind einer solchen Fehlerkultur ist aber das drohen mit juristischen Konsequenzen - das erzeugt massiven Stress und Angst, da geht jeder in Abwehr und macht dicht. Nicht schön, ist aber menschlich.


    Was ich tun würde: nochmal das Gespräch suchen bzw. ne Mail schicken und im ersten Absatz sofort darauf hinweisen dass ich ihm/ihr keinen juristischen Ärger machen möchte.


    Aber im Gegenzug verlange dass über die Gründe der Fehldiagnose und der Unfähigkeit zum revidieren der selben nachgedacht wird - damit‘s in Zukunft nicht nochmal passiert. Dann war es wenigstens für was gut. Als Patientin würde ich da aber vermutlich nie mehr aufkreuzen, Vertrauensbasis flöten.


    Um einen Arzt tatsächlich irgendwo berufsrechtlich hinzuhängen müsste die Fehlleistung für mich tatsächlich extrem gravierend und! vorsätzlich sein - besoffen operiert oder so. Das ist zum Glück sehr selten, die meisten tun doch was sie können, sind aber eben einfach nur Menschen.

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