Unsere Junghunde... der alltägliche Wahnsinn Teil 12

  • Hallo Ihr Lieben. Da ich mich mit Welpen/Junghunden nicht auskenne hier eine Frage: Welche Eigenschaften entwickelt der Hund erst im Laufe seines Erwachsenwerdens?

    Habe ja einen Pudel-Terrier-Mix und einen Pudel. Der Ersthund kam mit zwei Jahren aus dem Tierheim, der Junghund ist jetzt 26 Monate.


    Zuerst zum Junghund:

    Also bei uns ist es eher anders herum, indem sich positive Eigenschaften erst so zwischen 1,5 und 2 Jahren gezeigt haben. Also nicht unerwünschte Eigenschaften immer ausgeprägter wurden, worauf Du vermutlich anspielst.

    Unerwünschte Dinge wie Jagd- und Wachverhalten und Skepsis gegenüber Menschen waren bei uns in der Pubertät am stärksten ausgeprägt, jetzt hat er das zwar teilweise auch noch, ist aber wesentlich differenzierter, berechenbarer und gleichmäßiger von der Ausprägung her. Damit meine ich, dass z.B. sein Wachtrieb noch da ist, aber Sinn macht. Z.B. werden keine Freunde der Familie mehr verbellt, sondern nur aufgepasst, wer da aufs Grundstück kommt und sinnvoll abgewogen, ob "man etwas tun muss". Hier reagiert er besser auf meine entsprechenden Instruktionen als früher.

    Der Jagdtrieb ist noch da, aber sein Verhalten drum herum klarer und besser einschätzbar und es hat sich herauskristallisiert, dass er lediglich auf Sicht jagen würde, wenn er könnte.


    Die positiven Eigenschaften, die nun immer mehr rauskamen sind: Unbefangene Neutralität bzw. Freundlichkeit Fremden gegenüber, Ausgeglichenheit, mehr Eigenständigkeit (aber im positiven Sinne).


    Beim Ersthund, der damals zwei war, hat sich eigentlich auch nichts mehr groß verändert. Wenn, dann eher zum Positiven, weil er ja mit einigen Special Effects aus dem Tierheim zu uns kam.


    Allerdings ist es ja so, dass Pudeln nachgesagt wird, dass sie "Anfängerhunde" sind und keine krass ausgeprägten Eigenschaften wie starken Jagd- oder Wachtrieb haben. Und dass sie zwar stark an ihre Bezugsperson gebunden sind, aber Fremden gegenüber zumindest neutral sind. Insofern hat sich das offensichtlich nach der Sturm und Drang-Phase in der Pubertät tatsächlich jetzt so eingependelt, "wie es sich für die Rasse gehört". Was wiederum die These stützt, dass einige rassetypische Eigenschaften sich erst recht spät entwickeln - was aber wohl in beide Richtungen der Fall zu sein scheint.


    Hoffe das war verständlich :D

  • Und er kann das...rumstehen, nichts tun, nicht nerven und still sein.

    Das heißt, der Chip führt auch dazu, dass man draußen Geduld hat und nicht mehr gefiept wird? Plötzlich klingt das sehr interessant :ugly:

    Es kann natürlich Zufall sein, aber ja, wir haben da gerade kein Problem mehr. Einzig bei anderen Hunden macht er das noch, da werden wir jetzt aber weiter trainieren. Er ist auf jeden Fall viel ansprechbarer bei Hundesichtung.


    Auch daheim, wie entspannt er wieder mit den Katzen ist. Der war dauergestresst, wenn die im gleichen Raum waren. Und die Katzen freuen sich, dass sie auch wieder bei uns im Bett schlafen können.


    Wie ich schrieb, Gassi macht richtig Spaß. Er ist jetzt nicht gleich perfekt erzogen, wir haben schon noch das eine oder andere zu tun. Ich erwarte ja auch keine Maschine. Aber wie ich es mir gewünscht habe, kann er sich jetzt darauf konzentrieren, was ich von ihm möchte und es auch umsetzen.

  • Und er kann das...rumstehen, nichts tun, nicht nerven und still sein.

    Das heißt, der Chip führt auch dazu, dass man draußen Geduld hat und nicht mehr gefiept wird? Plötzlich klingt das sehr interessant :ugly:


    Also bei uns ein klares "Jein" xD. Bei Hundesichtung war Lucifer auch unter dem Chip aufgeregt und warten konnte er auch nur so semi. In Abhängigkeit von der Ablenkung. Gab es nicht viel zu sehen, dann hat er ruhig gewartet. Aber sein gigantischer Aussenfokus bezieht sich nicht nur auf fremde Hunde, sondern auch auf Menschen.

    Bei uns hat der Chip das Jagdthema deutlich angefacht. Er war in bestimmten Gebieten, wo eben viel Wild ist, quasi nicht ansprechbar. Spuren sind ja überall und die Rute war immer oben und er ist auf jeden Wildwechsel abgebogen. Von kleinauf gab es das "Raus da", dass er Wege nicht verlassen soll. In der Zeit war das mein Dauerspruch, quasi :roll: .

    Jetzt ist er kastriert und der Chip müsste auch auslaufen, bzw es schon sein. Er schnüffelt und markiert wieder deutlich mehr, jetzt so auf dem Niveau wie der unkastrierte Emil und gescharrt wird auch sehr wichtig. Aber er schießt sich nicht mehr ab und ist ansprechbar. Und der Jagdtrieb ist tatsächlich wieder weniger geworden mit dem steigenden Interesse für Pipistellen. Jetzt können wir auch wieder auf den Feldern entspannt Gassi gehen. Bei Sichtung, oder bei einer frischen Spur dreht er logischerweise noch auf, aber ist das rum, kommt er auch sofort wieder runter.

  • Ach so, zur Leine. Ist es möglich sie anfangs frei laufen zu lassen? Bzw. Macht ihr das regelmäßig?

    Das Problem ist dass wenn wir das Grundstück verlassen wir quasi 100 m Bürgersteig mit Straße haben und auch noch in einer Kurve wohnen- also sind wir gezwungen die ersten Meter an der Leine zu gehen bis wir im Acker stehen wo sie dann laufen darf. Aber sie macht das auch wenn wir z.B. mit dem Auto in den Wald fahren und sie die ersten paar Meter an der Leine ist- das ist glaub in ihr drin, sie hat Power und ist hibbelig und die doofe Leine stört sie einfach - zumindest ausgerechnet am Anfang des Spaziergangs.



    Neulich hat sie auch das erste Mal einen zaghaften Versuch unternommen einem Rüden eine Ansage zu machen, als der aufdringlich wurde

    Wie interessant wie unterschiedlich Hunde sind. Bei Ida war es schon immer so dass sie ohne dass sie was machen musste "Chef" war. Sie wurde noch von keinem blöd angemacht, die werfen sich vor ihr immer in den Staub- wie kommt das bloss. Sie hat im ganzen Leben noch nie einen Hund angebellt oder angeknurrt....sie steht da einfach so rum und lächelt (hab ich das Gefühl).



    Massai:

    Schutztrieb ist wieder eine andere Sache


    Kann Dir sagen, das kommt hier jetzt raus....ich glaub da muss ich echt jemanden fragen der sich gut damit auskennt und wie ich das am besten steuere. Die Rasse wurde ja gezüchtet um Lager zu bewachen und dies selbstständig und auch ohne Gnade....so ganz raus kriegt man das nicht aus so einem Hund glaube ich. Ich bin mir sicher dass dies bei der richtigen Führung nicht zum Problem wird, aber ich muss drauf achten. Wenn wir des Nachts unterwegs sind und uns kommt ein fremder Mann entgegen ist sie super angespannt und m.M.n. zu echt Allem bereit.




    Hier haben sich die Eigenschaften einfach deutlicher ausgeformt mit dem erwachsen werden. Das war aber schon immer da .

    Sehr spannend- und das lässt hoffen!


    Hoffe das war verständlich :D

    Ja! Vielen lieben Dank für Deine ausführliche Beschreibung, das fand ich sehr interessant.



    Also bei uns ist es eher anders herum, indem sich positive Eigenschaften erst so zwischen 1,5 und 2 Jahren gezeigt haben. Also nicht unerwünschte Eigenschaften immer ausgeprägter wurden, worauf Du vermutlich anspielst.

    Darauf läuft es hier glaub auch hinaus, das beobachte ich die letzte Zeit.

  • Der kleine Lio Zwerg ist jetzt 6 Monate und hat gecheckt, dass weibliche Hunde spannend riechen.

    Gestern waren wir bei einem Pudeltreffen und da war eine Hündin dabei, die grad mit der Läufigkeit fertig war. Na da hat er anfangs geflirtet was das Zeug hält.

    14 Pudelchen waren es und Lio war großartig. 0 überdreht, immer geschaut wo ich bin, Traumhündchen :smiling_face_with_hearts:

  • Ich antworte dir mal fett im Text

  • dass es ihm auch einfach nichts bringt zu zerren.

    Deine Methode führt bei manchen Hunden dazu, dass sie sich für das Leine ziehen belohnt fühlen.

    Jetzt las ich dass sich z.B. ein Wachtrieb oder auch aggressives Verhalten (wem auch immer gegenüber) erst später zeigt.

    Jagdverhalten, Wachverhalten, Sozialverhalten, Sexualverhalten reifen bis dahin noch aus.

  • . Dass sie jetzt nicht mehr durchgängig zieht sondern überwiegend nur noch zu Beginn des Spaziergangs ist ja schonmal ein gro0er Fortschritt. Aber Leute es ist echt mühsam. Vor allem fröhlich bleiben...man denkt ja nach 16 Monaten müsste der Hund es doch mal gemerkt haben dass es ihm auch einfach nichts bringt zu zerren....ich habe auf jeden Fall mit jedem Menschen der das gleiche Problem hat jetzt Mitgefühl.

    Beobachte Dich vielleicht selbst mal, wenn Ihr losgeht.


    Ich hatte das Problem mit dem Ziehen und der Unruhe am Anfang des Spaziergangs bei beiden Hunden - auch beim Ersthund, der eigentlich gut an der Leine geht.

    Mir ist dann aufgefallen, dass ich mich tatsächlich hetzen lassen und selbst bescheiße.

    Also raus aus dem Auto und möglichst schnell zum ersten Busch, die Hunde müssen ja dringend...

    Aber: Sie halten auch fünf Minuten länger durch!


    Dann habe ich eingeführt, am Anfang niemals auch nur einen Schritt zu gehen, wenn sie nicht ruhig und orientiert waren.

    Tja. Bei den ersten 2-3 Malen stand ich und stand und stand... Beide Hunde vorne in der Leine, die Büsche im Visier. Ich habe bewusst NICHT korrigiert, weil ich wollte, dass sie selbst drauf kommen.

    Sobald sie mich dann irgendwann ansahen, gab es ein Lob und ich rief sie an meine Seite. Dann kam mein erster Schritt und sie - zack - wieder vorne in der Leine.

    Also wieder alles auf Anfang.

    Gefühlt dauert es diese 2-3 mal eine Ewigkeit, bis wir wirklich zu dem Busch kamen, aber ich habe durchgehalten.


    Sie haben es dann doch recht schnell kapiert, dass es einfach nicht weiter geht, wenn sie drängeln.

    Mittlerweile gehe ich auf den meisten meiner Strecken für ein paar Minuten mit den Hunden am Halsband (also Leinenführigkeit ohne Schnüffeln und Pinkeln).

    So sind sie insgesamt entspannter.


    Man sagt ja immer, dass Konsequenz alles ist. Ich dachte immer "naja, niemand ist perfekt". Aber es ist leider tatsächlich so, dass es nur dann richtig gut funktioniert, wenn man zu 100% (und nicht 98%) konsequent ist.

    Bei mir ist es so, dass ich wirklich ekelhaft konsequent bin, wenn ich beide an kurzer Leine auf einer Seite habe. Ich dulde da wirklich nichts! Und siehe an: In wirklicher keiner Situation klappt es so gut wie in dieser. Da kommen wir auch an Reizen vorbei, die sonst das Aus für jede Leinenführigkeit bedeuten.

  • Bei mir ist es so, dass ich wirklich ekelhaft konsequent bin,

    Das ist vielleicht auch für mich der Schlüssel....denn ich bin was das betrifft eben nicht ekelhaft konsequent und denke auch "naja, sie muss halt mal....." - aber Du hast Recht, es ist ja nicht so dass sie den ganzen Tag schon eingehalten hat. Ich werde das mal versuchen.

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