Gut informiert und dennoch in die xxx gegriffen. Ursachenforschung

  • So ich mach jetzt mal einen seperaten Thread auf weil es in vielen Hilfe gesucht Threads immer wieder ein Nebenthema ist. Da kommen Leute schreiben sie haben sich gut über die Rasse xyz informiert und dann wird passt diese Rasse in der Regel nur optisch zu den Vorstellungen, man denkt man kann Gentik überwinden und man kauft beim Vermehrer. Ich frag mich da immer wie so was passieren kann.


    Ich habe mich vor 15 Jahren über Bordercollies informiert. Wollte ja einen Hund für den Sport, speziell Obedience. Ich habe gelesen, YT geguckt, besonders wie die Hunde im Sport laufen, habe Züchterhomepages durchforstet und habe mit Haltern gesprochen und 2 Züchter besucht. Raus kam, klar, du bist geeignet. Mein Fazit war. Nein, ich habe kein Vieh, lebe in einer Stadt und möchte einen Hund der mich im Alltag begleitet. Über dieses abartige Laufen im Fuss im Hütemodus hätte ich damals noch drüber weggesehen. Heute weiß ich dass es nur umgelenkter Hütemodus ist und keine lockere Fussarbeit. Jedenfalls bin ich bei meiner Suche über den Club für britische Hütehunde, also VDH, gestolpert und über den ASCA als Registrierungsstelle und natürlich über Vermehrer die einfach mal so ihre Hündin werfen lassen. Ich wußte, welche Untersuchungen die Hunde haben sollten, wo gesundheitliche Probleme liegen können und ich fand sogar Hunde aus 3 Linien wirklich sehr cool. Irgendwie hat das ganze kein halbes Jahr gedauert.


    Hab mich dann für den Pudel entschieden. Da ist bezüglich der Datenbanken immer noch alles in den Kinderschuhen aber heute weiß ich wie man an die Daten kommt aber auch hier konnte ich mich bei den RZVs des VDH über die gesundheitlichen Anforderungen für Zuchthunde informieren und es gab auf diesen Seiten auch Züchter und Wurflisten. Im Endeffekt war mein Andiamo das Beste was ich je tun konnte. Gesund und munter wird er jetzt bald 14 Jahre alt, er hat mich im Sport auf über 40 Prüfungen begleitet und wir sind bis zur BSP gekommen und jetzt genießen wir einfach jeden Tag so wie er kommt. Klar musste ich bei meinen Anforderungen nach einem Züchter suchen. Kaum einer wollte damals seinen Pudel zu einem aktiven Hundesportler geben. Einer der mich damals sofort ablehnte, ist heute ein guter Bekannter, der darüber lacht und mir jederzeit einen Hund geben würde aber er war uninformiert und kannte mich eben nur durch meinen Bewerbungsroman. Und dann tauchte eben Andiamo auf und alles passte. Man muss manchmal auch einfach Geduld haben und suchen bis man Züchter und Hund gefunden hat.


    Und genau das wird doch auch überall im Internet heute so erklärt. Infomiert euch, kauft bei Züchtern, nicht beim Vermehrer, in der Schule gibt es Biologieunterricht und da werden auch genetische Dinge besprochen, es gibt im Fernsehen unzählige Formate die sich mit dem Thema Hundekauf, Hundeerziehung befassen (glaub ich, ich guck kein TV) aber warum passiert es immer und immer wieder dass Leute kommen ich hab mir einen Mali gekauft, mich aber gut informiert und jetzt beisst der überall rein. Oder mein Hund ohne Nase hat Magenprobleme aber nein der ist keine Qualzucht.


    Wie geht sowas? Und wie kann man das ändern? Die 2. Frage stellt mein innerer Optimist...

  • Ich glaube das funktioniert genauso wie die Corona-Leugnerei : man informiert sich da, wo die Informationen am Leichtesten zu bekommen sind. Schmeisste Google an und klickst auf den ersten Link. Da steht anfängertauglich, ganz tolle Rasse. Dann gibst du Rasse+Züchter ein und am besten deinen Wohnort und zack landest du auf einer Lila Seite mit glitzernder Schrift und tollen Bildern. Da wird geschwärmt wie toll die Hunde sind, wie toll sie aufwachsen und gesund sowieso. Zack, informiert, Züchter gefunden, paar Wochen später Hund abgeholt.


    Und dann kommen womöglich noch Instagram und Facebook dazu, auch da bekommt man vermutlich erstmal die am einfachsten zugänglichen Seiten angezeigt (gleichbedeutend mit vielen Klicks).


    Man kann den Leuten ja nichtmal so richtig nen Vorwurf machen..... informiert haben sie sich ja..... Nur an den falschen Stellen und die falschen Schlüsse gezogen.

  • Hmja, ich hab mich auch informiert. Hatte eine ältere Mischlingsdame aus dem TS, die nicht ganz einfach mit anderen Hunden war und habe nun einen Rüden gesucht (Hündin hätte sie gekillt), nicht zu groß damit es passt und agitauglich. Worüber stolpert dann die geneigte Sucherin? Klar, über den Sheltie. Hab mir welche angeguckt, natürlich, weil ich halt bin wie ich bin, ein kleines bisschen mit der rosaroten Brille. Sie sind laut... ja klar, aber das krieg ich schon hin. Alles andere passte. Emil zog ein und hat mein Leben drei Jahre lang dermaßen aus der Bahn geworfen, das glaubt kein Mensch. Inzwischen hab ich hmmm sechs Trainer verschlissen mit dem Hund, vier davon haben sich echt nicht mehr bei mir gemeldet, eine schrieb mir ein halbes Jahr später per Whats App, es täte ihr leid, sie wusste einfach nicht mehr, was sie mir raten soll. Agi ging eher nicht. Er ist schnell, er ist schlau, er hat die Geräte sehr schnell gelernt und er ist absolut furchtlos. Aber, sobald Tempo rein kam, hat er sich regelmäßig völlig abgeschossen und in dem Zustand wollte ich meinen Hund nicht.

    Langer Rede, kurzer Sinn, auch wenn man sich informiert und versucht alles richtig zu machen, kann einen schlicht dieser eine spezielle Hund auf den Boden der Tatsachen plumpsen lassen.

    Emil und ich haben unseren Weg gefunden und er ist mein Herzenshund und einfach sehr besonders für mich. Wird er immer bleiben. Aber noch ein Sheltie wird hier nicht mehr einziehen.

  • Dunning-Kruger-Effekt? :thinking_face:


    Dann gibt es da noch die ganzen Berichte über die sportlichen Möpse und ähnliche. Züchter sind böse, die Hunde sind auch nicht gesund und Vermehrer gibt es doch nur ganz selten. Und die Preise sind doch viel zu hoch.


    Viele unterschätzen auch den tatsächlich entstehenden Aufwand mit einem Hund.

  • Achso und selbst passiert ist es mir natürlich auch. Ich dachte damals jetzt hast du zwei noch recht kleine Kinder, da passt ein Welpe nicht. Andererseits sind die Kids viel beim Papa, du hast also Zeit für nen Hund der evtl bisschen schwieriger ist. Solange er mit Kindern und Katzen kann. Also ein Tierschutzhund. In den umliegenden Tierheimen gab's nichts, also mal im Ausland gucken. Dachte ich bin clever und lassen mir Kontaktdaten vor Ort geben, um mir die Infos/Videos die ich haben will, persönlich geben zu lassen.


    Tja, keine Woche hats gedauert bis Panna ausgepackt hat :pfeif:


    Klar weiss ich heute mehr und würde einiges anders machen, manche Dinge lernt man aber auch nur durch Erfahrungen. Und obwohl Bekannte unsere Geschichte kennen und von den Erfahrungen profitieren könnten, machen sie die gleichen Fehler :nicken:

  • @Lockenwolf

    Auch beim besten Züchter wirst du auch eine A-Karte ziehen, weil ein Hund trotz Genetik noch immer ein Individuum ist und bleibt. Mag sein, das hier und da die Wahrscheinlichkeit kleiner ist ( ist sie das wirklich? ) aber VDI Zucht wird in meinen Augen etwas überschätzt.

    Und wenn man ganze "Bewerbungsromane" schreiben muss um evtl. an einen Hund vom "guten" Züchter zu kommen, muss man sich nicht wundern, wenn man Ausweichmöglichkeiten sucht.

  • physioclaudi Emil war glaub ich auch noch mal nicht nur typisch Sheltie sondern schon recht speruiell, oder?

    Ja, der ist schon speziell. Aber das ist eben auch ein mögliches Szenario, obwohl man sich informiert. Dass dieser eine Hund eben "anders" ist.


    Aber ich geb dir recht, bei vielen grundlegenden Dingen verstehe ich auch nicht, warum es immer und immer wieder so passiert. Dass Möpse und Frenchies kranke Rassen sind, da brauche ich kein Internetheld sein, um das in 10 Minuten raus zu finden. Dass ein Mali nicht mit fünf Krabbelkindern aufwächst und mit Runden um den Block zufrieden ist, sollte auch klar sein. Vor einigen Jahren hab ich die Serie Person of Interest gesehen. Da gab es einen genialen Malirüden. Das war ein wirklich imposanter Kerl. Ganz toller Hund. Schon rein optisch (obwohl ich es ja lieber plüschig mag). Weil ich latent auf Hundesuche war, hab ich mal gegoogelt, ob das ein Hund für mich sein könnte und da hab ich keine fünf Minuten im Netz gebraucht, damit mir klar war, dass das nix ist. Nicht mal mit rosaroter Brille.

    Ich glaube viel ist auch so Einzelgeschichten geschuldet. Sehe ich bei Kunden von mir. Da zog ein Frenchie ein, weil man einen ruhigen und liebenswerten Clown gesucht hat und die Nachbarn haben schon immer Frenchies und genau so einer sollte es werden. Und nun genau diese Nachbarfrenchies waren mit keinen (ich vermute eher weniger auffälligen) Problemen behaftet. Also holt man sich nen Frenchie. Der nun aber komischerweise eine deformierte Wirbelsäule hat.

    Oder man hatte früher in den guten alten 70ern als Kind immer DSH in der Familie und die waren soooo toll. Und dann holt man sich halt einen und wundert sich, dass der aus lauter Langeweile Eigeninitiative ergreift und die Wohnung umdekoriert, oder jeden Passanten am Zaun zu Tode erschreckt.

  • @Lockenwolf

    Auch beim besten Züchter wirst du auch eine A-Karte ziehen, weil ein Hund trotz Genetik noch immer ein Individuum ist und bleibt. Mag sein, das hier und da die Wahrscheinlichkeit kleiner ist ( ist sie das wirklich? ) aber VDI Zucht wird in meinen Augen etwas überschätzt.

    Und wenn man ganze "Bewerbungsromane" schreiben muss um evtl. an einen Hund vom "guten" Züchter zu kommen, muss man sich nicht wundern, wenn man Ausweichmöglichkeiten sucht.

    du meinst also dann gleich zum Vermehrer weils einfach ist und man auch beim Züchter mal Pech haben kann? Nee sorry da geh ich nicht mit. Ich bekomme ja nun wirklich viel mit und ich kenne zum Beispiel keinen Hund aus VDHzucht der noch an PRA leidet aber dafür 4 Vermehrerpudel die daran erblindet sind. Ein Gentest hätte das verhindert. Klar kann man Pech haben aber normal versucht ein Zuchter dieses Risiko wirklich zu minimieren.. Mein Andiamo hat 11 Vollgeschwister und 13 Halbgeschwister. Da leben heute von diesen 25 HUnden noch 23. 2 Halbgeschwister sind im Alter von 10 und 11 Jahren verstorben. Der 10 jährige war unser Baccio- Anaplasmose hat nichts mit Züchter oder nicht zu tun und sein Bruder hatte auch nichts was zu verhindern war durch noch bessere züchterische Auslese. Andiamo wird jetzt 14, die Bs sind gerade alle 13 geworden. Und so ist das bei den meisten Pudeln, bei den meisten Gebrauchshunden, bei den meisten Familienhunden ohne Qualzuchtmerkmalen aus VDHzuchten in meinem Umfeld.. Je mehr man kennt desto mehr kranke Hunde kennt man auch aber man muss das wirklich mal in Relation setzen und dann nie vergessen. Die wenigsten Hunde in Deutschland sind VDH gezogen sondern vom Vermehrer. es könnte also sein dass die meisten Hunde die du kennst gar keine VDH Hunde sind und somit auch die meisten kranken Hunde keine VDH Hunde sind

  • Ich habe mich auch lange informiert und viel hier gelesen und bin dann auf meinen „moderaten“ Terrier gekommen, den ich ja auch von Herzen liebe , der mich aber schon mehr herausfordert als ich es erwartet habe. Dann sehe ich Freundinnen von mit, die sich Frankreich‘s im letzten Jahr meist verkauften Rassehund den Australischen Schäferhund geholt haben. Der soll ja nicht ohne sein aber bei meinen Freundinnen sieht alles so einfach aus: da werden nicht die Kissen zerfetzt wie bei uns und auch sonst scheint alles super leicht mit ihren Hunden. Auch Auslandstierschutz ist sehr beliebt hier in Frankreich und ich höre nur positive Geschichten. Liegt es daran, dass die Hunde meist aus Guadeloupe kommen und einfacher in der Handhabung sind als die osteuropäischen in Deutschland?

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