Gut informiert und dennoch in die xxx gegriffen. Ursachenforschung

  • Ja, die VDH Zucht ist in meinen Augen überbewertet ( ist meine persönliche Meinung und ich habe dazu auch mehrfach in anderen Threads meine Meinung dazu gesagt, warum ich das so sehe ), aber ich habe nirgends geschrieben, dass ich pro Vermehrer bin, sondern nur, dass man sich nicht wundern braucht, wenn man die Leute in deren Arme treibt. Und ich zweifle den Wahrheitsgehalt der Bewerbungsromane an, ja... wenn ein Züchter an diese glaubt, hat er ganz andere Probleme und sie stellen keine Absicherung zum Schutz seiner Welpen dar.

  • hätte es vielleicht näher beschreiben sollen dass ich über den ASCA in Bezug auf ja solche Papiere gibt es auch gestolpert bin. Wußte ich vorher einfach nicht.

  • Ich glaube einfach, dass viele mit "gut informiert" meinen, dass sie 3 Artikel bei Google gelesen haben, 5 Insta Videos geguckt haben und sich dann noch ein kurzes Youtube Video gegönnt haben.


    Auf die Idee mit Züchtern und Rassehaltern zu sprechen kommen, glaube ich, die wenigsten. Man informiert sich praktisch von Zuhause, vor dem PC und dann googelt man noch schnell "Züchter Rasse xy", guckt auch hier auf die ersten 3 Ergebnisse und freut sich ein paar Tage später über einen neuen Mitbewohner.


    Es muss alles schnell schnell gehen. Monate lang auf einen Hund warten? Für viele undenkbar.


    Außerdem können die meisten nichts mit Papieren und Stammbäumen anfangen. "Wozu brauch ich sowas?", hört man schon sehr oft. Über mögliche Krankheiten und Gendefekte denkt kaum jemand nach.


    Ich glaube wirklich, dass viele Griffe in die xxx dem geschuldet sind, dass es einfach schnell gehen muss. Man beschließt einen Hund zu wollen und eine Woche später soll der bitte spätestens auch da sein.

  • Gelegenheit macht Diebe, würde ich sagen.


    Familie wollte einen neuen Hund. Der letzte war ein epileptischen grantiger Terrier aus einem Stall, der viel gebissen hat. Sowas wolle man nicht nochmal.

    Ich weiß noch, wie lange ich zusammen saß und passende Rassen vorgeschlagen habe, eine Rasse ausgesucht wurde, ich VDH Seite gezeigt habe, Züchter in der Nähe rausgesucht, Telefonnummern rauskopiert habe, geguckt habe wo demnächst Welpen fallen... Alles auf dem Silbertablett.


    Dann paar Tage später ein Anruf. Ja wir haben uns einen Terrier aus zweiter Hand geholt, 3 Jahre. Heute in der Anzeige gesehen, hingefahren, mitgenommen. Stellte sich raus, er lässt einen zuhause nicht bewegen, ist absolut unverträglich mit anderen Hunden und hat mehrere Baustellen. Wenn man doch weiß, dass da bereits Hunde sind und das ein essentieller Faktor ist?

    Super. Wieso tut man sowas? Habe ich bis heute nicht verstanden.


    Nach einem großen Crash meinerseits dann paar Hundetrainerstunden und im Anschluss die Resignation. Dann können wir uns halt nicht mehr alle frei bewegen und die Tiere müssen wir für immer trennen. Geh bitte weiter am Sofa vorbei, wenn der Hund knurrt. Pass bitte auf, mach bloß nicht die Tür auf. Gemeinsam Gassi? Meine Hunde dürfen deren nicht man ansehen. Von der Leine war er in seinem Leben noch nicht, er jagt doch. Die Flexileine ist natürlich super bei mehreren Hunden. Nein trainieren kann man das nicht. Es ist halt so.


    Seit fast 10 Jahren dieses Spielchen. Es wäre damals so einfach gewesen sich einen netten passenden Hund vom Züchter zu holen, der vernünftig vorsozialisiert ist und wo man richtig drauf aufbauen kann, bisschen Arbeit investiert und dann einen netten freundlichen Begleithund hat, der auch bei Treffen dabei sein kann, wo man gegenseitig mal die Hunde sittet usw.


    Aber der Hund war eben da. Und erreichbar. Und billig. Und sieht dem früheren ein bisschen ähnlich. Tada.


    Übrigens habe ich mir meinen ersten Hund auch so geholt. Vorhanden, erreichbar, billig, keine Fragen.

    Nur eben nicht so aggro.

  • Was ich so erlebe ist eher das Gegenteil. Es wird sich sehr uninformiert billig ein Hund angeschafft und hinterher kommt das böse Erwachen.


    Oft ist das dann im Vorfeld so, dass man uuuunbedingt diesen Hundetyp will weil der ja sooo toll ausschaut, sooo ein krasser Hund ist, sooo intelligent oder ( grad bei den Kurzschnauzen) wenig Bewegung braucht. Vom Modeaccessoire ganz zu schweigen.


    Kosten darf das liebe Tierchen auch nicht viel ( ich geb doch keine 1000,- € für einen Hund aus!).


    Es muss gleich verfügbar sein.


    Wie, ich soll Auskunft über mich geben und erzählen, wie sich was bei mir verhält und was ich mit dem Hund machen möchte???? Datenschutz und Stasu, das geht niemandem was an!


    Und überhaupt wollen Züchter ja nur Kohle machen, Geld mit den Hunden verdienen und Papiere sind was für Leute mit schwachen Selbstbewusstsein


    Usw. Usf.


    Schlussendlich wird dann bei ebay Kleinanzeigen geschaut und bei einem windigen Vermehrer gekauft.


    Und gejammert weil der Hund krank ist, Verhaltensauffälligkeiten aufweist und ein Ü-Ei vom Feinsten ist.

  • Ursache..? Wir sind halt Menschen. Da verlink ich doch gleich Mal meinen Artikel


    https://kynologisch.net/qualzucht-psychologie-2/

    Danke für diesen sehr sachlichen und fachlichen Artikel!

    Ich beschäftige mich aufgrund meines Berufsfeldes auch viel mit Wahrnehmung und Entscheidungsprozessen und tappe trotzdem immer wieder in die gleichen Fallen. Mir ist das bewusst und mir fällt es manchmal/meistens/selten (wer weiß :thinking_face:) auf. Trotzdem ist man davor nicht sicher. Unser Gehirn ist ein Meister darin uns auszutricksen und das Leben kurzfristig (!) zu erleichtern.

    Also zur Flut an Informationen kommt dann noch unser super duper Gehirnchen, dass keine Lust auf lange Abwägen hat :dizzy_face:

  • Manchmal weiß man aber auch einfach vorher noch nicht was einem liegt, mir hätte als hundeanfänger damals wohl auch keiner den Podenco empfohlen.

    Trotzdem hat es gepasst und mit dem zuerst geplanten Labbi aus dem Tierschutz wäre ich kreuzunglücklich geworden.

    Aber ich bin auch jetzt (3 ökv Hunde später) noch immer nicht der Meinung dass Zucht und Genetik alles sind und lasse mir offen woher meine Hunde kommen

  • Also, ich weiß nicht.

    Ich denke, es gibt einfach keine Garantie, dass es 100% passt, selbst wenn man sich in normalem Rahmen informiert.

    Als ich mir Kaya holte, hatte ziemlich genaue Vorstellungen, welche Eigenschaften mir wichtig sind. Ich wollte einen Hund, der grundsätzlich verträglich ist, schon einiges an Power hat, Nervenstärke und ein ausgeglichenes Wesen. Spaß an Apport fand ich auch gut, weil ich das mit Luna, der Hündin meiner Schwester zwar auf Laienbasis, aber doch anspruchsvoll gemacht habe.

    Recherchiert und gedacht, dass der Flat da ziemlich gut passen könnte. Dachte sogar, dass das ganz easy wird, weil der überall als sehr leichtführiger Anfängerhund beschrieben wurde (andererseits: was genau soll ein Anfängerhund sein?) Ich kannte aber im real life keinen einzigen Flat. Fand ich jetzt keinen Hinderungsgrund, aber wenn ich da mehr Einblick gehabt hätte, wäre ich auf einige Specials wahrscheinlich besser vorbereitet gewesen.

    Ergebnis:

    Die Jagdthematik habe ich voll unterschätzt, was " verträgt keine harte Hand" genau bedeutet, hab ich auch durch Trial and Error herausfinden müssen und die Erkenntnis, dass weich, sensibel und hartnäckig für mich keine ganz super Kombi ist, hat mich auch etliches an Schweiss gekostet.

    Nach Kaya wird hier kein Flat mehr einziehen, auch wenn sie ganz "mein Hund" geworden ist und ich sie in mancher Beziehung echt genial finde (v.a. in Bezug auf ihr absolut freundliches Wesen).

    Wichtiger als alle Informationen im Vorfeld ist für mich die Bereitschaft, sich auf das einzustellen, was dann in Wirklichkeit vor einem sitzt. Sich zu hinterfragen, wenn es nicht so läuft wie erwartet und dazu zu lernen. Ich finde, wenn das gegeben ist, kann man sich zurechtrütteln, so dass man eine (meist harmonische) Einheit wird.

    Und das ist für mich das Endziel mit meinem Hund und dafür ist weder die Rasse von entscheidender Bedeutung noch die Bezugsquelle, sondern die Beziehung zum Individuum. (Auch wenn man sich mit kluger Wahl von beidem, die Erreichung des Endziels viel leichter machen kann.)

  • Für viele Menschen sind Aussagen zu bestimmten Rassemerkmalen einfach nicht nachvollziehbar in der Bedeutung. Weil man es nicht kennt, noch nie erlebt hat oder sich schlicht nicht vorstellen kann, was es bedeutet.


    Und dass der Hund diese Merkmale konsequent lebt, und nicht nur mal ein wenig bei schlechter Laune durchblicken lässt, ist für uns Menschen oftmals schwierig zu verstehen.


    Dann färbt man noch alles mit der eigenen Vorstellung oder den eigenen Wünschen. Die viel gepriesene Objektivität ist manchmal nicht ganz einfach umzusetzen.

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