Was bringen "Papiere" wirklich? Unterschied Vermehrer und Züchter

  • Niemand stellt hier eine Rasse als besser dar. Fakt ist, Zucht ist zielgerichtet und ein gut gezüchteter Hund kennt seine Rassebeschreibung. Ein Malinois ist ein Hund für Menschen, die bestimmte Rasseeigenschaften sehr schätzen. Und genau die Eigenschaften des Malinois sind im Allgemeinen nicht so alltagskompatibel mit der Vorstellung vom Hundehaltung der breiten Masse. Dort wird ein tendenziell verträglicher Hund mit tendenziell wenig Aggressionsbereitschaft, tendenziell hoher Artgenossenverträglichkeit, mit tendenziell hoher Frustrationstoleranz gesucht. Ein Hund, der Beschäftigungen mitmacht, wenn er gefragt ist. Ein Hund, der selbst zur Ruhe kommt, der Besuch akzeptiert und mag, der wenig stört und ohne viele Abstriche in unser Leben passt. Das ist eben bei Malinois alles kein Zuchtziel. Das heißt nicht, dass kein Malinois es kann, es wird da aber nicht Wert drauf gelegt. Dafür legt man auf anderes Wert. Sehr hohe Beuteaffinität, Spieltrieb, schnelle Reaktion, eine Aggression, mit der man arbeiten kann, ein extrem hoher Will to Work, der schöne komplexe Begriff "Härte" usw. Eben ein Hund, den man körperlich und geistig extrem fordern kann und der das auch noch richtig geil findet. Bestimmt fehlt da noch eine ganze Menge, ich bin kein Malizüchter.

    Das macht den Malinois nicht besser, aber setzt eben andere Bedingungen voraus an die Menschen. Vor allem, sich klar zu sein, ob man das möchte. Ich zum Beispiel bin total happy mit meiner Hunderasse, weil sie in mein Leben aktuell wunderbar passt. Ich möchte die Eigenschaften eines Malinois nicht haben bei meinen netten Begleithunden im Alltag, im Besuchsdienst, auf Reisen, beim Wandern oder Gruppengassi. Für den Hundesport würde ich mir das manchmal gern wünschen, aber bei dem bisschen, was ich da mache, reicht mir eine Rasse völlig aus und dafür denken die Hunde nicht jedes Mal doppept so schnell wie ich. Hat ja auch seine Vorteile. Und Eigenschaften kann man eben auch nicht beliebig an- und ausschalten, wie es einem selbst am besten passt.


    Bei einem Züchter, der einen Typ Hund fördern möchte, der meint, ein Malinois soll ein netter freundlicher aktiver Hund sein, da würde ich nicht kaufen wollen. Auch bei keinem Züchter, der meint, man kann jeden Hund so formen wie ein Stück Knete, weil alle aus derselben Masse bestehen. Das meinen die Leute hier mit Genetik. Und Genetik ist kein Baukasten, wo man munter eine Eigenschaft herausnimmt und ersetzt. Nimmt man eine Eigenschaft durch Selektion heraus, ändert sich auch der Charakter des Hundes.

  • Das hier ist kein Rasseberatungsthread. Meine Entscheidung steht fest, das könnt ihr so blöd finden wie ihr wollt. Meine Ursprungsfragen wurden beantwortet, danke dafür :)


    Das Thema Mali scheint ja ein heikles hier zu sein. In meiner Frage stand nichts von meiner Rassewahl drinnen und trotzdem kommt es wieder darauf zurück :roll:

    Mich hat es interessiert. Mehr nicht, aber gut ich misch mich nicht mehr ein.

  • Wer sagt denn besser o.ae.?

    Es ist einfach unbestritten, dass der typische Mali im Konflikt Fight waehlt, waehrend andere Rassen fiddeln waehlen. Und ja, die gehen ggf. auch gegen ihren Besitzer. Ich hatte hier einen Welpen, der schon sehr frueh sehr gerne diskutiert hat...mit seinen Zaehnen.

    Das ist in diesen Hunden drin, das bekommt man nicht raus! Ja, die koennen auch sehr schmusig sein, gerade zu ihren Leuten. Bedeutet aber eben noch lange nicht, das sie niemals ihre Zaehne einsetzen werden. Das zu denken waere einfach naiv..


    Gestern gabs hier einen echt unschoenen Vorfall und die 19 Monate alte Huendin hat auf ihre Genetik zurueck gegriffen. D.h. da stand ein Hund, der es bockernst dem Angreifer gegenueber meinte und dessen massive Aggression entsprechend beantwortet hat. Das hat dieser Hund nicht gelernt, definitiv nicht! Das war und ist schlicht Genetik!

    Die andere hat schon recht lange echt Spass an Aggression. Nicht gelernt, nicht gefoerdert, das ist einfach da.

    Wer sowas leugnet oder meint, das waeren gemachte Hunde oder Ausnahmen weil schlecht erzogen oder was auch immer, der kennt diese Rasse nicht wirklich.

  • Ich lass noch diesen Link da... Eine Sammlung von Fäden, wo es um Gebrauchshunde ging. Vielleicht findest du für dich noch weitere interessante Infos dort @Lara.Sophie :



  • Dann Kauf doch nen Labrador wenn der Unterschied kaum da ist |)

    Wo habe ich denn gesagt, dass es keinen Unterschied gibt? Lies doch wenigstens richtig. Ich schrieb extra, dass sie anders sind, aber nicht besser oder mehr besonders |)

    doch sie sind mehr besonders und nein sie sind nicht besser sie sind schwieriger im Alltag, besser in der Arbeit für die sie gezüchtet wurden und einfach schneller, unnachgiebiger, kompromissloser triebbeständiger und mental stärker als ein Labbi oder auch Arbeitslabbi.


    Du hast jetzt einen weißen Schäferhund, ja gut, ein Schäferhund aber die haben im Grunde nichts mehr mit einem DSH zu tun. Die sind so weich wie Butter, sie haben kaum Nerven, können nicht arbeiten usw, die kannst du mit einem schlecht sozialisiertem Mali vergleichen aber einen Mali...


    Ich habe meine Pudel im Sport geführt. Mein Farinelli war schnell, gut und hat Schutzdienst geliebt aber ich käme nie auf die Idee einen Pudel mit einem Mali zu vergleichen. So einen Kerl hab ich auch geführt. Fast 40kg geballte Power mit Rakete im Po und Schraubzwingen im Kiefer. Ich hatte als Trainer schon Erfahrung mit diesen Hunden und ich kannte Leon auch bevor ich ihn zu führen bekam aber es dann selbst zu tun, ist eine ganz andere Nummer gewesen. Leon war mega sauber im Kopf aber das hat ihn nicht daran gehindert ein Mali zu sein.


    Ich finde diese Hunde hammergeil und wenn mein Leben nur aus Hundesport, Gassi und Leben in der Pampa bestände... aber das tut es nicht. Mein Leben besteht aus Alltag, Arbeit und ein bissl Hundesport (zu Hochzeiten mit aktiven Hunden 3-4x die Woche 4-6 Stunden auf dem Platz und an den anderen Tagen kleine Trainingseinheiten zu Hause) Dafür sind meine Pudel weitaus besser geeignet als ein Mali und im Obedience haben wir anders als im Schutzdienst oft vor ihnen auf dem Treppchen gestanden.


    Ich verstehe dass man Träume hat aber versuche diese Hunde live zu erleben. Im Alltag, im Sport, versuch mal einen festzuhalten der gerade zu einem Helfer will, Die sind doch nicht nur Zuhause und am Schmusen (das tun sie wirklich- sie können entzückend sein wenn sie dir ihr Kuscheltier ins Gesicht stecken und die dabei mal wieder die Nase andeppern)


    Hier im Wohngebiet leben seit Corona 2 Malis und einen Herder. Sie werden jetzt so 2 1/2 werden, sie leben bei Familien, die heute noch denken sie hätten diese HUnde im Griff. Einen hab ich vorhin an der Kreuzung gesehen wie er den Malteser auf der anderen Strassenseite verspeisen wollte. Sein Halter zog ihm am Geschirr weg, flog 2x dabei fast selbst auf die Nase, motzte den Hund noch mehr an, dieser war kurz davor seinen Frust am Besitzer auszulassen entschied sich aber zum Glück dieses mal noch dazu einfach wieder zurück zum kleinen Hund zu zerren. Irgendwann hatte er den Hund dann endlich weg. Der Mann hat sich nicht mal aufgeregt so normal ist das Verhalten dieses Hundes für ihn. Ich wette mit dir im Sommer gibt es hier keinen der 3 Rüden mehr.

  • Ich frage mich, wieso hier die Frage nach Papieren und Zucht gestellt wird, wenn ein atypischer Rassevertreter gesucht wird.


    Nicht alle sind so..! - Das kann sein, so sollte es eben nicht sein. Wo Rasse XYZ drauf steht, da sollte sie auch drin sein. Dafür bezahlt man am Ende auch, dafür die Nachweise und ggf. die Prüfungen.

    Ich meine, auch Züchter sind nicht zufrieden mit allen gezogenen Exemplaren. Manchmal ist es auch schwierig zu sagen, ist das jetzt hausgemacht oder ist der Hund so schlecht geraten. Aber im Allgemeinen freut sich keiner, der sich bewusst für einen Rassehund entscheidet, dass er dann die Eigenschaften nicht ausfüllt oder ins Negative kippt.

  • Die TE hat doch wirklich sehr deutlich gemacht, dass das hier keine Rasseberatung sein soll. Und die Ausgangsfrage (Unterschied Papiere/keine Papiere) ist auch klar. Ich verstehe jetzt nicht so richtig, warum das OT hier trotzdem so lange weiterläuft.

  • Ich verstehe jetzt nicht so richtig, warum das OT hier trotzdem so lange weiterläuft.

    Weil die Halter und Kenner von diesem Typ Gebrauchshund davon ausgehen, dass man sich gründlich informiert, bevor man sich einen solchen nicht alltagstauglichen Hund ins Haus holt.

    Und sie gehen davon aus, dass diese Informationsbeschaffung nicht gründlich genug erfolgt ist, wenn es bereits an Basics wie dem Unterschied zwischen Züchter und Vermehrer und dem Sinn von gezielter Zucht/ Zuchtzielen & Co mangelt.

  • Wie sich die TE ihre Informationen beschafft bzw was sie dann damit macht, geht hier aber niemanden was an - das ist ihre Privatsache.


    Und wenn sie sich jetzt hier informiert, mit ‚richtigen‘ Malizüchtern in Kontakt geht etc, dann wird sie doch all diese Warnungen ohnehin hören… abgesehen davon sollte in einem öffentlichen Forum auch nicht der Eindruck entstehen, dass es bloß bei ‚solchen Hunden‘ wichtig ist, auf gute Züchter zu achten. Das gilt für alle Hunderassen, und von daher ist es wichtig, die allgemein gestellte Frage auch genauso allgemein zu beantworten.


    Ich weiß, emotionales Thema; die hab ich hier und da ja auch - aber dennoch.

  • Wir haben ja aktuell unseren ersten Junghund vom Züchter. Bisher hatten wir fast nur Tierschutztiere.


    Grund für unsere Entscheidung: Der Mann (er war dran mit Aussuchen) wollte einen Welpen. Und wir brauchten wegen unserer Ersthündin einen Hund mit einigermaßen verlässlich verträglichem, nicht hypersensiblem und dem Menschen zugewandten Charakter. Dem Mann gefiel der Großpudel, ich hab mal zu den Eigenschaften quergelesen und befand, dass es passt. Meine Befürchtungen, dass der Pflegeaufwand weitgehend an mir hängen bleibt, haben sich zwar bewahrheitet, aber was solls (dafür erledigt mein Mann den Großteil der Hausarbeit).


    Warum wir zum dem VdH angeschlossenem Verbandszüchter gegangen sind: Weil wir Neulinge beim Thema Zucht sind und nicht wirklich wussten, worauf wir achten müssen. Wir planen keine Ausstellungen, keine Wettbewerbe und wollen nicht selbst züchten. Wir wollten nur einen gut sozialisierten Welpen. Im Vergleich zu geschätzt 95% der hier aktiv mitschreibenden Rassehundhalter sind wir blutige Laien und wollen auch gar nicht zu Experten werden.


    Eben darum war es uns wichtig, bei einem dem VdH angeschlossenem Verband zu schauen. Weil das zwar keine Garantie bietet, aber immerhin mehr Sicherheit als bei einer völlig unreglementierten Zucht. Natürlich haben wir uns die Regularien angeschaut, aber der Aufwand war halt weit weniger hoch, als hätten wir uns alles selbst heranziehen müssen. Die Papiere unserer Hündin sind uns nicht wichtig. Wir haben sie auch im Bewusstsein eines zuchtausschließenden optischen Fehlers übernommen. Uns war es wichtig, keine Gebärmaschinenhalter zu unterstützen und Niemanden, der bewusst Risiken in Kauf nimmt, die erbliche Erkrankungen begünstigen. Die Kompetenz, dass wirklich gründlich zu prüfen, haben wir nicht. Also war der Weg zu einem anerkanntem Verbandszüchter für uns trotz mangelnder „Ambitionen“ einfach nur logisch.

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