Tierschutz - Vorkontrollen und Verträge vs. unpassende Vermittlungen

  • @Cindychill

    „Das“ = die Verallgemeinerung


    Bsp ‚die Züchter‘/‚der VDH‘ anstatt ‚die beiden Züchter, mit denen ich gesprochen habe‘


    Analog:


    ‚Der Tierschutz‘ statt ‚die Mitarbeiter vom TH Timbuktu‘

  • Dann mal eine rein emotionale Erklärung, was für mich den Unterschied macht zwischen TS und Züchter.


    Bevor ich mich auch nur bei einem einzigen Züchter mit einem konkreten Kaufwunsch melde, ist ein Großteil des Entscheidungsprozesses schon gelaufen.

    Ich weiß welche Rasse es werden soll, ich habe mich bewusst für einen Welpen entschieden, ich weiß welche Kriterien mir bei der Welpenauswahl wichtig sind, sei es Aufzucht, Linie, Geschlecht. Und dann möchte ich tatsächlich nur noch einen Welpen kaufen. In dem Moment ist das für mich aber noch eine abstrakte Vorstellung von einem Hund. Für mich ist es daher viel leichter Züchter auszusortieren, weil ich mit irgendwas nicht einverstanden bin. Genauso wie ich damit leben kann, wenn ein Züchter mich für ungeeignet hält. Welpen der Rasse XY gibt es auch woanders und zu einem persönlichen Individuum werden sie, rein emotional wohlgemerkt, erst wenn ich sie auch wirklich persönlich kenne.

    (Mal ganz unabhängig davon, dass man sich wahrscheinlich schon kennt, wenn man sich über die Rasse informiert hat und aktiv Welpen angeboten bekommt. So rein erfahrungsgemäß.)


    Beim TS geht es mir immer um einen konkreten Hund. Auf den ersten Blick ist die Auswahl riesig, auf den Zweiten bleiben verdammt wenige Kandidaten übrig. Fängt ja schon bei den harten Fakten mit zu jung, zu alt, zu groß, zu klein, zu rauhaarig an.

    Und da ist schon der erste Konfliktpunkt zwischen Vermittler und Interessent. Der Vermittler hat eine wie auch immer geartete Bindung zu seinen Schützlingen und Einige empfinden es als persönliche Beleidigung, wenn man Hund ABC aus Gründen nicht möchte, weil der doch so toll ist und liebenswert und aus Sicht eines Fremden so passend für mich. Kein Mopszüchter hätte ein Problem damit, dass ich seine Hunde nicht möchte, weil er nie davon erfahren würde. Genausowenig der Züchter meiner Wunschrasse, weil ich möchte ja genau seine Hunde.

    Dann geht's weiter mit dem Charakter. Der soll natürlich auch passen und im Gegenzug zu einem relativ berechenbaren Rassewelpen, muss man im TS jeden Hund einzeln betrachten. (Natürlich sind auch Rassewelpen jeder für sich Individuen bevor das falsch rüberkommt.) Und genau das ist ein Riesenkommunikationsproblem. Da sprechen zwei Fremde über Begriffe, Verhaltensweisen und Einschätzungen, von denen jeder eine ganz eigene Auffassung hat. Das kann fast nur schief gehen, besonders wenn man bedenkt das beide Parteien noch einen komplett anderen Erfahrungsschatz haben.

    Bekannte Menschen müssen übrigens nicht besser sein, die neigen zumindest bei mir eher dazu, mit den schwierigstmöglichen Hund den sie mir zutrauen zu vermitteln. Weil sie aus ihrer Perspektive natürlich gerne den schwer vermittelbaren Hund ein gutes zu Hause schenken wollen und man nur zu gerne überhört, dass ich inzwischen eigentlich lieber was nettes suche.

    Dann bin ich persönlich mit TS bedeutend nachsichtiger und verzeihender als mit Züchtern, weil es eben nicht um ideologische Grundsätze, sondern um konkrete Hunde geht. Dafür bin ich aber auch empfindlicher, wenn es um Absagen aus, für mich nicht nachvollziehbaren Gründen, geht.

    Ein Stammverein mit dem ich gut klarkomme ist auch keine Lösung, weil es zwar viele Hunde, aber nur wenig passende gibt. Beim Lieblingszüchter, kann ich immer wieder anrufen.


    Noch ein Unterschied. Ein Mensch vs viele Menschen. Ein Züchter ist eine Einzelperson oder ein Paar, immer der gleiche Mensch, mit dem ich Kontakt habe. Ein Tierschutzverein besteht aus vielen Mitgliedern und es kommt immer darauf an, mit wem man es zu tun hat.


    Für mich ist da viel Systemproblem dahinter für das der TS nichtmal was kann. Trotzdem sollte man sich dessen bewusst sein, um nicht unbeabsichtigt Interessenten zu vergraulen. Das hat auch Nichts mit der TS soll froh sein, man man einen Hund nimmt zu tun. Im Gegenteil, man kann nur gut vermitteln, wenn man passende Optionen zur Auswahl hat.

  • Das ist eine spannende Frage, die auch viel erklären würde, wenn es denn so ist:


    "Ertragen" Interessenten die Absage eines Züchters besser als die Absage für einen Tierschutz-Hund?

  • Vermutlich ja. Beim Züchter hat man sich ja noch nicht in den Hund verliebt, und im Normalfall gibt es genug andere Züchter für die Rasse. Beim Tierschutz ist es halt das konkrete Tier, wo man sich vermutlich auch schon ein gemeinsames Leben zumindest in den Grundzügen vorgestellt hat.

  • Es ist halt schwierig. Manche Leute sehen einen Hund, vergucken sich, sind davon überzeugt dass,


    a. Es der einzig für sie bestimmte Seelenhund ist,

    b. Sie dem Hund die Rettung aus dem Tierheim bieten und

    c. Sie mit viel Liebe selbstverständlich alles hinbekommen und leider auch nicht genau zuhören, vor was gewarnt wird.


    Und das sind Grundüberzeugungen und Idealisierungen, denen begegnet man immer wieder. Und die sind den Menschen wichtig, da kommt man echt schwer ran. Und das klärende Gespräch im Vorfeld - man denkt vielleicht von sich, dass man so der Menschenscanner ist, dass man unpassende Interessenten zielsicher ausfiltern kann - das ist aber nicht immer so bzw. kann so richtig schief gehen.


    Und: Das Interessentenhandling ist ein kleiner Bruchteil der vielen Aufgaben und Arbeit im regionalen Tierschutz (ich spreche jetzt von Tierheimen hier, mit reinen Vermittlungshilfen bzw. Pflegestellen habe ich keine Erfahrung). Arbeit, die zu einem großen Teil spendenbasiert ist und bei der es bei Planung von Kapazitäten, Man- und Geldpower erstmal darum geht, dass das Tier warm, sauber, trocken u d gut vergesellschaftet (wenn möglich) untergebracht ist, satt und medizinisch versorgt ist.


    Daher gibts eben auch standardisierte Kriterien, die rekrutieren sich eben auch aus Erfahrungen, warum früher mal Vermittlungen schief gegangen sind. Klar wird das dem individuellem Menschen nicht gerecht, wie sollte es auch? Das wird eine reine Bauchentscheidung auch nicht.


    Hier gings ja auch um Anzeigentexte, hier mal ein Beispiel :smile:


    Tierheim Gelnhausen - Yoshi

  • Hier gings ja auch um Anzeigentexte, hier mal ein Beispiel :smile:


    Tierheim Gelnhausen - Yoshi

    Ich finde das ja tatsächlich etwas unglücklich von den Bildern |) Also klar, den Hund kriegt man jetzt auch nicht weniger süß fotografiert als er ist, aber wenigstens ein Bild mit Maulkorb hätte den Text vielleicht etwas verdeutlicht.

  • Hier gings ja auch um Anzeigentexte, hier mal ein Beispiel :smile:


    Tierheim Gelnhausen - Yoshi

    Ich finde das ja tatsächlich etwas unglücklich von den Bildern |) Also klar, den Hund kriegt man jetzt auch nicht weniger süß fotografiert als er ist, aber wenigstens ein Bild mit Maulkorb hätte den Text vielleicht etwas verdeutlicht.

    Ehrlich - wenn du Leute hast, die diesen Text lesen und dann denken "das krieg ich bestimmt hin", deren Auge ignoriert auch den Maulkorb. Der Hund in meinem Profil kann auch mit großem Stahlmauli richtig heftig drohen, und die Leute stehen davor und sagen "Aber das ist doch ein Goldie..."

  • Monstertier


    Und das ist so einer der Punkte, da kriegt man einfach nicht alle Überlegungen unter einen Hut. Bilder mit Maulkorb werden oft auch heftig kritisiert, weil sie den Blick auf den Hund erschweren. Dann lass den mal die „falsche“ Marke haben, bei der Momentaufnahme ungünstig sitzen, dann darfst Du Dich mit den diversen „Hinweisen“ dazu herumschlagen. Oder Du hast einen Hund, der sich mit Maulkorb einfach nicht so präsentiert, dass ein gutes Foto möglich wäre.


    Und ja: Menschen schauen auch über Bilder mit Maulkorb hinweg und lesen über Texte hinweg. Bzw. sind felsenfest überzeugt davon, dass der Hund nur aus dem Tierheim raus muss, nur in die „richtigen liebevollen“ Hände muss, im Tierheim falsch behandelt wird …


    Vo; dem wenigen, was ich mitbekommen haben, waren die Menschen deutlich in der Minderzahl, die sachlich und „nüchtern“ an die Hundeanschaffung herangegangen sind, der überwiegende Teil war dich sehr emotional und euphorisch. Ist ja auch verständlich, es ist ja eine Herzenssache. Aber das forciert halt enorm blinde Flecken. Und da bekommen Tierschützer in Mitarbeiter in Tierschutzeinrichtungen im Lauf der Zeit ziemlich mit. Und nicht wenig Ärger, wenn was schief geht.


    Einen Königsweg gibts da wohl nicht. Gerade nicht in der Struktur mit größtenteils spendenbasiertem vereinsorganisiertem Tierschutz, das sind so viele unterschiedliche Interessen, die unter einen Hut gebracht werden müssen.


    Doch das mal vorbedacht leisten die Vereine, die ich kenne, richtig gute Arbeit.


    Edit: QED.

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