Tierschutz - Vorkontrollen und Verträge vs. unpassende Vermittlungen

  • Ich finde die Erwartungshaltung, daß ein TschVerein sowas wie ein Dienstleister zu sein hat, der dem Kunden möglichst easy ohne Aufwand seine Ware Tier zu verkaufen hat, wirklich abstoßend.

    Das finde ich ebenso, allerdings frage ich mich wo du diese Erwartungshaltung hier im Thread siehst?

    Seitenlang versuchen wir Möglichkeiten zu finden wie man was ändern könnte, aber nicht weniger Aufwand als jetzt, sondern eher mehr Miteinander.


    Keiner sagt hier "Ich geb Geld, du gibst Hund", sondern wir versuchen klar zu machen das ja beide Seiten was wollen, der Interessent, aber eben auch der Tierschutz.



    Dreimal mindestens, das find ich klasse!

    Aber halt nicht jeder kann das leisten über ne gewisse Entfernung, darum war mein Vorschlag halt das der Interessent dann in einem Tierheim in seiner Nähe erstmal begutachtet wird.

    Quasi vorgesiebt, wie geht der Mensch generell mit Hunden um? Wie macht sich der Mensch im dreckigen Auslauf?

    Da kann man ja schon viel aussieben, jemand der sich ziert weil die Schuhe dreckig werden können ist halt schon nicht so hoch auf der positiven Seite, ne?

    Oder wenn man dann sieht der Mensch ist zu ruppig, kann nicht auf etwas ängstliche Hunde eingehen, der Hund für den er sich interessiert ist aber ängstlich, dann kann man das an der Stelle ja direkt abbrechen und sagen "Sorry, aber für einen Angsthund sind sie nicht geeignet."

    Klar ist das Aufwand, ja. Mir fiel halt nix besseres ein als der Einwand kam das zig Besuche beim Hund halt nicht gehen wenn man bundesweit vermittelt.

    Ich persönlich würd auch nicht zigfach durch die Republik kurven, muss ich ehrlich zugeben.


    Angefangen hat es ja damit das ich eine Person bin die niemand im Haus haben will. Also keine Vor- und keine Nachkontrolle zulassen würde.

    Das ist ein persönliches Ding, ich bin damit aber bei weitem nicht alleine.

    Ich weiß das es angeblich nur darum geht nochmal zu quatschen, aber das kann man ja auch überall anders machen, das muss nicht in meiner Wohnung passieren. Ob ich da wohne und ob die Gegend so aussieht wie ich beschrieben habe, dafür reicht ein kurzer Abgleich meiner Adresse (den Perso muss man ja irgendwann vorlegen) auf Google Maps.

    Ich habe im Laufe der Jahre eben soviele Hunde bei absolut unpassenden Menschen gesehen das mir schlicht keiner erzählen kann das diese Kontrollen irgendwelche Sicherheiten bieten.

    Darum habe ich eben andere Wege aufgezeigt, also das man öfter kommen muss, das man im Umgang mit dem Hund beobachtet wird dabei. Und das man anstatt Nachkontrolle in der Wohnung eben Treffen außerhalb macht. Gerne mehr als eines, mein Vorschlag war dann halt "Sowas wie nach 5 Tagen, nach 2 Wochen, nach 4 Wochen, vielleicht ein letztes Mal nach 3 Monaten.

    Da könnte man soviel besser sehen wie es dem Hund geht, wie der Mensch mit ihm umgeht und eben auch ob der Hund fit ist."

    Klar, man kann das auch nur auf einmal nach 2 Wochen und einmal nach 3 Monaten runterbrechen, oder irgendwas anderes.

    Generell gibt es ja die Externen die diese Kontrollen machen. Die würden das weiterhin machen, aber eben nicht ein Besuch in der Wohnung, sondern ein Treffen irgendwo draußen. Zusammen ein bisschen gehen, oder stehen, gucken wie Hund und Halter interagieren, ein bisschen quatschen... Man sieht dabei doch soviel mehr als wenn man zusammen in der Wohnung sitzt und nen Kaffee trinkt.

    Die Vorkontrolle wäre idealerweise ebenso, der Externe kommt mit eigenem Hund und man geht mal da spazieren mit dem Interessenten, wo er meint das ein gutes Gassigebiet sei. Auch das wäre doch viel sinnvoller als statisch in der Wohnung zu sitzen.


    Und es würde mehr Plätze eröffnen, denn wie gesagt bin ich nicht die einzige die sich absolut unwohl dabei fühlt den eigenen Schutzraum anderen zu öffnen.

  • So, wie du den ‚Fremdcheck‘ beschreibst, fänd‘ ich ihn tatsächlich auch sinnvoll - falls sich das so ergibt, dass da ein Interessent von weiter weg einen Hund will; so als grobes Vorsieben.


    Ich hatte zwei Fälle (von 20 oder so, seeeehr wenige) wo sich aus dem Wohnungsbesuch eine Absage ergeben hat. Einmal, weil sich in der Wohnung diverse ziemlich verwahrloste weitere Tiere befanden, und einmal, weil ein ziemlicher bissiger Hund zu jemandem gesollt hätte, wo im Sommer immer die Wohnküche-zum-Hof-Tür aufstand, damit die Nachbarskinder jederzeit vorbeischauen können. Türe schließen/Zaun davor wurde kategorisch ausgeschlossen ‚das wird schon passen‘ - auf den Sachverhalt wären wir in einem Gespräch woanders vermutlich nur durch Zufall gekommen.


    Aber oft ist es wirklich nicht so wichtig.

  • Heute war der Hausbesuch. Da die Pflegestelle unseren Garten schon kannte, sollten wir nur noch im Haus zeigen, wo der potentielle Schlafplatz wäre. Für mich nachvollziehbar und verständlich.

    Und das ist wieder sowas... Und nein, ich will nicht absichtlich irgendwas schlecht machen oder so, aber .. warum? Candie hat nach sechs Jahren mal ein Körbchen bekommen, die ich ihm vorher gekauft hatte, hatte er nie genutzt (und das aktuelle auch erst nach nem halben Jahr oder so). Er hat auf der Couch oder auf dem Bett geschlafen, oder wenn er Bock hatte oder es zu warm war, auf dem Boden.


    Welchen praktischen Nutzen hat also das "ins Haus kommen"? Ob Garten oder nicht kann man auch beim Vorbeifahren sehen.

  • Ich könnte jetzt eine ganze Menge aufzählen, was man als Vermittler da sehen kann. Gerade beim Ersthundehalter oder einem, der bisher nur ruhige Hunde hatte und noch nicht live erlebt hat, was für kleine Abrissbirnen die mal sein können (und ja, Hunde werden nach zwei Tagen wieder abgegeben, weil sie drei handgefertigte Couchkissen zerlegt haben, das gibts ehrlich. Selten, aber das gibts), welche vermeidbaren Gefahrenquellen es gibt und ob der angedachte Liegeplatz auch geeignet ist und, und, und … Natürlich gibts dahinter rationale Erwägungen. Davon abgesehen gibts Veterinärämter, die diese Vorkontrolle den Vereinen als Verpflichtung auferlegen, viele Vereine können sich also gar nicht aussuchen, ob sie die machen oder nicht.


    Aber diese Aufzählung wird nichts daran ändern, wenn jemand eine Vorkontrolle aka fremde Leute in der Wohnung, die diese und einen selbst begutachten, einfach nicht will, weil er das als viel zu übergriffig empfindet. Und der als Wert hat, dass Interessenten nach einem ausführlichen Gespräch ein Vertrauensvorschuss gegeben wird. Ich kanns verstehen. Ist ein guter Grund. Aber die Vereine haben auch ihre Gründe, sind ggf. mit Vertrauensvorschüssen schon auf die Nase gefallen, haben Auflagen vom Veterinäramt oder es gibt konkrete Erwartungen der Kommune - oder der Mitgliederversammlung.


    Das soll wirklich kein saloppes „geh doch woanders hin“ sein. Nur was bleibt denn sonst, wenn Erwartungen, Vorstellungen und Grundsätze nicht übereinstimmen - das ist doch nicht persönlich gemeint. Es gibt, viele, viele Interessenten - wie mich zum Beispiel - die haben damit kein Problem bzw. freuen sich darüber. Es gibt viele Unterstützer, Tierpaten und Spender, die wären sauer, wenns der Vermittler ihrem Gefühl nach an Sorgfalt fehlen lässt. Ganz zu schweigen vom öffentlichen Echo, wenn was schiefgeht, was bei einer Vorkontrolle rausgekommen wäre - und das auffliegt. Man kann mit dieser Arbeit nicht alle Anforderungen aus allen beteiligten Interessen unter einen Hut bekommen, das geht einfach nicht. Dazu sind Menschen zu verschieden und das Thema zu emotional.

  • Rudi damals kam aus einem deutschen Tierheim. Ich war schon dort mehrere Monate seine Spaziergängerin und die Pflegerin und ich verstanden uns gut.

    Ich erzählte ihr, wie wir wohnen und wie das laufen soll und das war ok.


    Nuri kommt ebenfalls aus einem deutschen Tierheim, welches aber fast ausschließlich Auslandshunde vermittelt.

    Dort musste ich so einen Infowisch ausfüllen, also Adresse, Wohnung, Erlaubnis, Beruf, Alleinbleibezeit und welche Tiere es noch gibt und dann reichte das.

    Meine Frage nach einem Probewochenende wegen dem ja schon vorhandenen Hund wurde abgelehnt. Fand ich ziemlich blöd, aber ich wollte den Hund. Zurück genommen hätten sie ihn notfalls, aber eben nicht das Geld zurück gezahlt.

    Ich nahm ihn mit.


    Bei beiden gab es übrigens keine Vor- und Nachkontrolle vor Ort, sondern man vertraute mir.


    Hope kommt ja aus Ungarn und war ein Direktimport.

    Ich schrieb den Verein an, teilte meine groben Lebensumstände mit und fragte, ob es dafür einen passenden Hund gäbe.

    Die Leitung dort wollte dann ein Videogespräch, bei dem wir über die Lebensumstände nochmal sprachen und dann auch über geeignete Hunde.

    Auch sie schickte Niemanden zur offiziellen Vorkontrolle und ich hätte ihr alles erzählen können. Sie vertraute mir so und wünscht sich halt regelmäßig mal eine Info, wie es dem Tier geht und sie freut sich dann auch immer über Fotos und Videos.

    Hätte ich Hope nach der Trennung abgeben müssen, hätte sie auch Unterstützung zur Weitervermittlung geleistet.


    Ein anderer Verein wollte mir keinen Hund vermitteln, weil er 6 Stunden alleine zu Hause mit freiem Gartenzugang für etwa 15 Tage im Monat als viel zu viel empfand.


    Alles in allem habe ich wohl irgendwie immer Glück gehabt.

    Ich hätte nichts gegen eine Vor- oder Nachkontrolle gehabt. Es wäre für mich durchaus ok, wenn ein Verein mal einen kurzen Blick in meine Wohnung und das Umfeld werfen oder den vorhandenen Hund kennen lernen möchte.

    Aber manche Infobögen sind schon grenzwertig. Ich verstehe zwar die Intention hinter den meisten Fragen, aber oft gehen sie schon etwas weit und letztlich kann man doch eh alles schreiben und erzählen. Viele Aussagen können dann ohnehin nicht kontrolliert werden.

  • Phonhaus

    Wie kannst du denn bei einer Vorkontrolle sehen, ob derjenige mit Abrissbirnen zurechtkommt? Nur weil es etepetete ist, heißt es ja nicht, dass der Besitzer nicht damit zurecht kommt. Angedachter Liegeplatz, okay, aber ob das dann ein Drama ist, wenn es der falsche ist? Ich hab mich jetzt auch mit niemandem beraten, wo ich Candies Bettchen hinstellen, es hat sich halt aus allen Punkten her ergeben. Gefahrenquellen kann man auch im Gespräch kommunizieren, worauf man achten sollte. Am Ende findet der Besitzer es selbst heraus - faktisch ist glaube ich die Anzahl an Todesfällen durch Kabel und Co. recht gering, schätze ich.


    Also ja, man kann die Hundemessies rausfiltern. Keine Ahnung, ob das über ein intensives Vorgespräch auch geht. Aber sonst ist halt viel learning by doing (so wie es halt bei Züchterwelpen auch ist). Natürlich gibt es immer diejenigen, die wegen Nichtigkeiten den Hund zurück geben. Wären es aber nicht die kaputten Sofakissen, wäre es halt der erste Kotzanfall.


    Unabhängig von VetAmt-Vorgaben (scheinen ja jetzt auch nicht so bindend zu sein, wenn man Anayu s Beitrag betrachtet) wäre das halt ein Punkt, wo man Manpower einsparen und für ein intensiveres Kennenlernen verwenden könnte.

  • Monstertier

    Je nachdem, wie dein Tierheim aufgesetzt ist und das Vet-Amt so drauf, ist das absolut bindend.


    Versteh doch bitte/berücksichtige doch bitte, dass es den Tierschutz nicht gibt. Anayu hat doch jetzt gerade schon beschrieben, dass es Vereine gibt, die ohne VK auskommen.

    Einige andere haben beschrieben, dass sie VK durchführen wollen oder müssen.

    Ich kann mich nicht erinnern, dass bei uns jemand angerufen und gesagt hätte, er möchte gern einen Hund aber keinen Fremden in der Wohnung, was wär da möglich.

    Es ist auch noch niemand (mWn) aus dem Vermittlungsprozess ausgestiegen, weil es eine VK geben sollte.


    Es ist einfach super-individuell.

  • Versteh doch bitte/berücksichtige doch bitte, dass es den Tierschutz nicht gibt.

    Das ist mir klar und hab ich auch nirgendwo was anderes geschrieben, oder? Eine Vorkontrolle ist nur eben anscheinend nicht überall zwingend.


    Und ich kann mir vorstellen, dass diejenigen, die keine Vorkontrolle wollen, gar nicht erst anrufen, weil in den Köpfen eben die Vorkontrolle unabdingbar mit dabei ist, und der Gedanke nach alternativen Lösungen gar nicht erst aufkommt.

  • Dann ist das so. Schade, aber auch das ist zu respektieren. Wie gesagt: Es gibt genug Leute, die damit überhaupt kein Thema haben.


    Es geht bei der Vorkontrollen eben auch darum, den Menschen nach bestem Wissen und Gewissen zu beraten. Was eine der Kernerwartungen an einen Verein ist. Man kann entscheiden, dass man ein Tier nicht abgibt bzw. es doch nicht passt (wie z. B. den Jagdterriermix in das Wohnzimmer, in dem doch zwei Kleintiervolieren stehen …)


    Natürlich kann man auch gegen alles Gegengründe anführen, wenn man partout keine Vorkontrolle will, und nein - geschickte Betrüger filtert man ggf. nicht aus. Tut man in keinem Lebensbereich. Trotzdem gibts Regeln aus Vorerfahrungen und Sicherheitserwägungen.


    Aber ich würde halt nicht erwarten, dass wegen meines „ich will aber nicht, dass Jemand in meinen Lebensbereich guckt“ ein Verein sein Procedere ändert. Oder Auflagen vom Vet-Amt ignoriert. Warum sollte der Verein das tun? Er kann schlicht nicht allen individuellen Bedürfnissen entsprechen.

  • Monstertier

    Ja gut. Erinnert mich ein bisschen an eine Freundin, die steif und fest behauptete, bei ihr im Büro gäb’s kein HomeOffice. ‚Das erlauben die nicht.‘ - ‚Hat denn schon mal jemand gefragt?‘ - ‚Nein, das erlauben die eh nicht.‘ Eine Kollegin von ihr ist inzwischen zu 80% im Home Office - die hat gefragt.


    Da würd ich für mich dann eben das Engagement des Interessenten erwarten - kommen, reden, und wenn sich abzeichnet, dass es was sein könnte, das ‚Problem‘ ansprechen, mit dem Risiko, dass es dann halt nicht klappt.

    Sonst ist von der Augenhöhe halt auch nichts mehr übrig.


    Flexibilität muss, wenn es was werden soll mit dem Verkauf, von beiden Seiten möglich sein. Wenn nur der Verkäufer seine Vorstellung von einem idealen Ablauf/Ziel verändern soll, der Käufer aber nicht, dann ist es schon gut, dass die Märkte der potentiellen Käufer und Verkäufer gleichermaßen groß sind.

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