Tierschutz - Vorkontrollen und Verträge vs. unpassende Vermittlungen

  • Nein, sicher ist das nie. Und rechtmachen kann man es auch nur den wenigsten. Den einen ists viel zu viel "Kontrolle" - den anderen viel zu wenig.


    Was die Vorkontrollen betrifft - natürlich weiss ich nie, ob der Hund im Keller landet. Völlig richtig. Aber ich weiss wenigstens, dass es die Adresse gibt, dass derjenige mit einiger Sicherheit da wohnt und ich seh auch, obs jetzt das Gartenpaterre ist oder eben der 5te Stock. Aber auch der Interessent mit der 300 qm Gartrenvilla in Alleinlage mit nem halben Hektar Garten drumrum kann den Hund in den Keller sperren oder schlimmeres - sicher ist man da nie.


    Mich würd nur interessieren, wie man das anders machen soll? Das mein ich jetzt tatsächlich nicht bös, sondern ich wüsste nicht, wie es anders funktionieren sollte.

    Spätestens bei Vertragsabschluss wird der Ausweis zum Abgleich der Daten benötigt.

    Sicherlich , mit viel Fantasie, lässt sich das Verfahren zu Gunsten einer Partei auch anonymisieren : Zahlung via Bitcoin direkt in die Anonyme Wallet des TSV o.ä. :D


    Ich weiß auch nicht wie das rechtlich ist. Eventuell reicht auch ein Kassenbon wie beim Netto oder Lidl.

    Machense schnell , wir schließen in 10 min. "Piep - Hier ihr Hund , viel Spaß damit."


    Lösung um es den Bewerbern recht zu machen gibt es immer. Ob diese nachhaltig sind , ist ein ganz anderer schnack.

  • Ich finde das Thema sehr spannend und hoffe, mein Beitrag geht auch in die richtige Richtung.


    Als wir in den Sommerferien 2021 (wir sind beide Lehrerinnen) soweit waren, einen Hund aufzunehmen, haben wir erstmal nur im Tierschutz geschaut, weil wir mit unseren Katzen überwiegend gute Erfahrungen gemacht hatten, auch mit dem Auslandstierschutz.

    Über einen Verein haben wir dann eine Hündin in einer Pflegestelle besucht und waren zusammen mit der Frau vom Verein und der Hündin ca. 1,5 Stunden spazieren, das fand ich sehr positiv. Wir hatten damals noch keinerlei eigene Hundeerfahrung und haben das auch ehrlich kommuniziert. Die Hündin wurde als unkompliziert, ruhig, aber etwas übergewichtig beschrieben. Uns wurde gesagt, dass sie auch wegen des Übergewichtes so ruhig ist und sehr langsam geht.


    Grundsätzlich fand ich die Hündin toll, aber sie war eben wirklich sehr sehr ruhig (für ihr Alter, ich glaube so 3-4 war sie) und ich war dann unsicher, auch weil sie in Deutschland noch nicht beim Tierarzt war. Hier kam dann nun der Knackpunkt: die Hündin war erst seit dem vorherigen Samstag auf der Pflegestelle in Deutschland, wir hatten sie am Donnerstag kennengelernt und sollten uns bis zum nächsten Abend entscheiden, ob wir sie nehmen wollen, da die Pflegestelle sie am Sonntag sonst schon in die nächste Pflegestelle geben müsste, weil ihre Arbeitszeiten sich verändert hatten. Diesen Umzug wollte man der Hündin ersparen und sie deshalb schnell vermitteln. Mir ging das viel zu schnell und wir haben am nächsten Tag dann abgesagt.

    Ein paar Tage später stellte sich dann heraus, dass die Hündin einen Tumor hatte (Stickersarkom). :(


    Mich hat die ganze Herangehensweise bei der Vermittlung in diesem Verein sehr abgeschreckt, weil ich der Meinung bin, dass ein Tier erstmal eine Weile in einer Pflegestelle sein muss, damit zumindest einigermaßen beurteilt werden kann, wie sein Charakter ist. Natürlich kann das Monate dauern, aber hier lag ja noch nicht mal eine Woche zwischen der Ankunft und der angepeilten Vermittlung.

    Im schlimmsten Fall hätten wir als absolut unerfahrene Hundehalterinnen also eine sehr kranke Hündin zuhause gehabt, bei der man noch gar nicht sagen konnte, wie sie sich wirklich verhält, wenn z.B. eine Therapie mit Bestrahlung erfolgreich gewesen wäre.

    Zudem wurde alles sehr emotional aufgezogen. Die Frau sagte z.B. am Ende unseres Spaziergangs: „X (Name der Hündin) hat sich wohl schon entschieden, die möchte gerne mit!“ und über WhatsApp bekamen wir dann auch direkt gesagt, dass die anderen Interessenten ja leider abgesagt hätten und die arme Hündin dann ja wohl doch nochmal umziehen muss usw.

    Eine Vorkontrolle wäre damals übrigens per Videocall gemacht worden, was ich eigentlich eine gar nicht so schlechte Idee finde. Allerdings hatte ich da auch den Eindruck, dass das mehr so eine Formsache gewesen wäre, weil sie den Hund ja gerne vermitteln wollten.


    Letztendlich haben wir unsere Hündin nun im Frühjahr 2022 über die Vermittlungsseite vom LCD gefunden und unsere Erfahrungen mit der Züchterin sind absolut positiv gewesen (kein Zeitdruck, genug Zeit zum Kennenlernen und für Fragen, wir könnten uns immer melden, wenn irgendwas ist, usw.).


    Eigentlich bin ich ein großer Fan vom Tierschutz, aber bei unserer Suche ist uns bei vielen Vereinen aufgefallen, dass der Umzug ins neue Heim sehr schnell gehen sollte und die Hunde erst sehr kurz in Deutschland waren (oder sogar erst noch ankommen sollten). Außerdem sind uns natürlich sehr viele Rassemixe begegnet, die sicher nichts bei uns in der Wohnung zu suchen hätten, die aber trotzdem rührselige Vermittlungstexte im Netz stehen hatten und die quasi nur nach „liebevollen Händen“ gesucht haben.


    Mir wäre also ganz wichtig, dass der Verein bei der Beschreibung der Hunde wirklich ehrlich ist und nicht über die Mitleidsschiene versucht, Hunde schnell „loszuwerden“. Ich habe absolut kein Problem damit, eine Selbstauskunft auszufüllen und Fragen zu beantworten, eine Vorkontrolle zu Hause würde ich ehrlich gesagt auch lieber über einen Videocall regeln und stattdessen mehr Termine mit der Pflegestelle haben, um den Hund richtig kennenzulernen. Es würde mir also vor allem um Zeit gehen, die verständlicherweise viele von uns nicht unendlich zu verschenken haben. :/

  • das verstehe ich total gut. Auch von der Pflegestellenseite aus.

    Als Elsa zur Pflege zu mir kam, gab es schon ein Paar, das sie gern haben wollte. Und tatsächlich war es auch bei den anderen Hunden so, dass die ersten Anfragen schon innerhalb der ersten Woche kamen.

    Das geht für mich auch nicht so richtig klar, dann hätten die ja auch direkt einen Auslandsimport wagen können - das passt für mich nicht zum Konzept Pflegestelle. Da war zumindest mir immer wichtig: erst mal ankommen lassen und kennenlernen und dann tausend Sachen ausprobieren:

    - Katzen, Fremdhunde, Auto fahren, Kinder, Alleine bleiben, Ressourcen...

    und tausend Dinge üben:

    - Rückruf, Nein, Stubenreinheit, halbwegs manierliches Laufen an der Leine...


    Und dann, wenn man weiß, wen man da vor sich hat, kann man doch überhaupt erst sagen, wohin der Hund passt.

    Also, das ist ja das eigentliche Potential der Pflegestelle, ich find's seltsam, wenn das nicht genutzt wird weil's irgendwie ne verschenkte Chance ist.


    Dass nicht alle Pflegestellen Zeit für ganz viele Besuche haben, okay, geschenkt, ich hätte dafür jetzt auch weniger Zeit als zu Corona-Homeschooling-Zeiten. Aber dieses "alles muss raus"-Prinzip, hmp. Nee. Versteh ich nicht. Ich muss aber sagen, dass ich nur mit Vereinen arbeiten würde, die mir da das letzte Wort lassen. Vielleicht machen das nicht alle.


    Ach Mensch, irgendwann werd ich meine eigene kleine Großpflegestelle haben und alles besser machen. Mir tut's so leid, dass so viele schon unangenehme Erfahrungen gemacht haben. Ich selbst hab die - soweit ich mich gerade erinnere - zum Glück noch nicht gemacht.

  • Ich glaube nicht, dass eine intensive Vorkontrolle irgendwie ein Garant für eine passende Vermittlung ist. Ich sehe da keinerlei Zusammenhang.


    Bsp Garten, es gibt sicher Hunde, für die ein Haus mit Garten notwendig ist - aber längst nicht alle. Umgekehrt landen Hunde in Großstadtwohnungen, die dort nicht hinpassen.


    Der Anforderungskatalog scheint viel mehr mit den Vorstellungen der Leute bei der Orga zu tun zu haben, als mit dem individuellen Hund.

    Und eine Orga, die Direktimporte vermittelt, kann doch gar nicht passend vermitteln, wie denn auch? Ohne wirklich was über den Hund zu wissen? Das können doch nur Glückstreffer sein. Zum Glück gibt es davon viele, aber das würde ich nicht der Orga zugute halten... egal, wieviele Fragen die vorher den Interessenten gestellt haben.

  • Ich war jahrelang für einen Verein tätig, der ehemalige Laborbeagle vermittelt hat. Vorkontrollen gab es bei keine. Dafür aber lange Telefonate mit vielen offenen Fragen und Nachfragen. Die Hunde sind ohne Umwege direkt aus dem Labor in das neue Zuhause gebracht worden. Was ich auch als sehr sinnvoll erachte.

    Aus welchem Grund? Die Entwicklung, die die Hunde in den ersten 48 Stunden machen ist in aller Regel grandios und nicht reproduzierbar. Dieses Erlebnis würde ich den neuen Hundehaltern nehmen. Dann ist es doch so, dass wir ganz andere Lebensumstände, Erfahrungen und Einstellungen haben, als die neuen Familien. Das Verhalten kann sich schon gravierend ändern. Und so richtig "ausgepackt" wird doch sowieso erst nach etlichen Monaten.

    Die Verträge hatten übrigens keinen Eigentumsvorbehalt. Unsere Rückläuferquoten waren sehr gering und mit vielen Haltern gab es noch jahrelangen Kontakt.

    Ich bin immer erst ohne Hund in Haus oder Wohnung und habe nochmals mit den Leuten gesprochen. Vertrag gab es vorher per Post oder eMail zum Durchlesen. Es gab in all den Jahren nur einen einzigen Fall, bei dem ich den Hund nicht aus dem Auto geholt habe sondern sofort umgedreht bin.


    Spannend finde ich, dass unsere Kontakte mit Züchtern nur per Internet erfolgen und sie mich erst bei der Abholung erleben. Klar kann man sich über uns auf unserer InternetSeite erkundigen. Aber wir haben kein Foto von Haus und Garten eingestellt. Auch meine Schwester ist von der Züchterin ihres Welpen nicht im Vorfeld kontrolliert worden.


    Da frage ich mich natürlich, wie dieser Unterschied zustande kommt. Und ich habe nicht den Eindruck, dass Züchter soviel schlechter vermitteln.....

  • Da frage ich mich natürlich, wie dieser Unterschied zustande kommt. Und ich habe nicht den Eindruck, dass Züchter soviel schlechter vermitteln.....

    Ich denke, ein Grund ist hier nicht auf Vermittlerseite zu suchen, sondern auf Interessentenseite. Dadurch, dass ein Zuchthund für gewöhnlich deutlich teurer ist und als Welpe vermittelt wird, überlegen hier die Interessenten genauer, was sie brauchen, wollen und können. Bei einem Tierheimhund denken halt viele "Ich rette den, der muss dankbar sein", und wenn jemand nen Rassehund haben möchte, vom Züchter aber keinen bekommt (weil nicht passende Anforderungen), geht er zu Vermehrern.

  • Da frage ich mich natürlich, wie dieser Unterschied zustande kommt. Und ich habe nicht den Eindruck, dass Züchter soviel schlechter vermitteln.....

    Ich kann mir vorstellen, dass das Geld einen Unterschied macht. Wer sich an einen Züchter wendet, ist doch bereit 1.000 oder deutlich mehr Euronen für den Hund zu bezahlen. Im Tierschutz ist das deutlich weniger. Da will man vielleicht wissen, ob die Person überhaupt eine Wohnung hat, oder ausreichend Platz... Also solche Dinge.

  • Ich behaupte dass jener welcher sich für einen Laborbeagle interessiert, sich etwas darauf vorbereitet hat.

    Es ist auch eine Rasse und kein Überraschungspaket.

    Und die meisten gehen wohl davon aus, dass der Hund früher oder später Krankheiten zeigen wird, aufgrund der Laborvorgeschichte.


    Ist nur das was ich aus meiner Umwelt so miterlebt habe zu dem Thema.

    Die Einstellung ist irgendwie eine ganz andere.

  • Ich würde es ja eher auf die Hundeseite schieben. Die meisten Hunde sind einfach nett und anpassungswillig kombiniert mit einer Portion Leidensfähigkeit beim Menschen geht da eine Menge.

    Gilt übrigens genauso für TS, gerade wenn man sich mal die ganzen Shelterdirektvermittlungen denke und es geht.

  • Ich hatte kein Problem damit, dass man ersteinmal einen Bogen ausfüllen musste, dann mit dem Hund Gassi gehen sollte und den danach "erst" mitnehmen konnte.


    Womit ich inzwischen ein Problem habe ist, dass das Tierheim mit einer Tierschutzorga kooperiert, die im großen Stil Tiere aus Rumänien importiert, die dann als "Labradormix" eingeschätzt und an ausdrückliche Anfänger vermittelt werden. Und das mehrfach verbunden mit der Story "der Hund war schonmal kurz bei einer Familie, kam aber wieder zurück, weil das nicht funktioniert hat (ohne Details). Später stellen sich diese Hunde dann als HSH-Mixe heraus, die offensichtlich eine ganze Menge klonähnlicher Geschwister haben, die ebenfalls im gleichen Tierheim über den gleichen Verein vermittelt werden.


    Geht es nur mir so, oder wirkt das nicht eher wie ein Geschäft, als ein Tierschutzvorhaben?

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!