Was bedeutet für Euch Hundeerfahrung
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Ob dir der Hundetyp liegt, weißt du eigentlich erst, wenn du die in echt und in Farbe erlebt hast.
Da helfen dir die schönen Rassebeschreibungen nicht.
Ob mir ein Hundetyp liegt, kann ich nur dann entscheiden, wenn man sich selbst gegenüber ehrlich ist. Dafür brauche ich keine Rasse in echt erleben.
Ich weiß wie ich wohne, ich weiß meine Grenzen, ich weiß was ich möchte und was nicht. Und damit kann man ganz gut schon viele Rassen ausschließen. Dafür brauche ich auch null Erfahrung. Nur einen gesunden Bezug zu meiner eigenen Realität.
Das ist mir zu unkonkret, ehrlich gesagt.
Ausserdem hört sich das "sich selbst gegenüber ehrlich sein" zwar gut an, aber was bedeutet das?
Wenn ich mich jetzt für einen ziemlich konsequenten Menschen halte, denke ich das ja ehrlich von mir. Deshalb weiß ich aber auch nicht, was Konsequenz in Punkto Hundeerziehung genau bedeutet.
Und was genau ist ein "gesunder Bezug zu deiner eigenen Realität"?
Ich hab eine Zweizimmerwohnung und kann mir deshalb nichts über 15 kg holen?
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Ob mir ein Hundetyp liegt, kann ich nur dann entscheiden, wenn man sich selbst gegenüber ehrlich ist. Dafür brauche ich keine Rasse in echt erleben.
Ich kann mir unter den verschiedenen Hundetypen erst was vorstellen, seit ich mehrere erlebt habe. Und ich verstehe Rassebeschreibungen erst, seitdem ich entsprechende Rassen in echt erlebt habe. Also diese Textbausteine. "Eigenständig". "Arbeitswillig." "Hoher Spieltrieb." "Guter Beschützerinstinkt" , etc. etc.
Ich muss jetzt nicht alle Rassen live erleben, die "eigenständig" im Portrait stehen haben. Aber ich musste eine Rasse live erleben, die als eigenständig gilt, damit ich mir darunter das Richtige vorstellen kann.
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Hundeerfahrung ist für mich eine Mischung aus eigenem Erleben, eigene Verantwortlichkeit mit einem Hund, theoretischem Wissen, Auseinandersetzung mit verschiedenen Hundetypen und die Einschätzung der eigenen Fähigkeiten.
Also, jemand, der seit Kindheit in einem Tierheim aushilft, aber noch keinen eigenen Hund erzogen hat, ist nicht hundeerfahrung.
Jemand, der zig Bücher und Seminare besucht, aber noch keine praktische Erfahrung hat, ist nicht hundeerfahren.
Jemand, der seit Jahren den selben Typ Hund hält und irgendwie vor sich hintüddelt, aber keine Ahnung von Lerntheorien, Hundeverhalten und Co hat, ist nicht hundeerfahren.
Jemand, der meint, Wach- und Schutztrieb wären kein Problem für ihn, weil er jahrelang Großpudel gehalten hat (wurde denen nicht letztens Schutztrieb unterstellt?), ist nicht hundeerfahren.
Das sind aber nur grobe Anhaltspunkte. Es gibt Kombinationen, die ich trotzdem als hundeerfahren ansehen würde, auch wenn es nicht alles so hinhaut wie oben genannt. Und es gibt Hundehalter, die zwar in meinen Augen nicht hundeerfahren sind, die aber trotzdem kompetente Hundehalter sein können.
Für mich hat es viel mit dem Gefühl zu tun, ob ich jemanden als hundeerfahren ansehe oder nicht. Jemand, der jahrelang krasse Tierschutzhunde hatte und sie erfolgreich "gerade gebogen" hat, und mit der selben Herangehensweise jetzt nen Pudelwelpen erziehen möchte, ist genauso wenig hundeerfahren wie jemand, der jahrelang Pudelwelpen hatte und meint, jetzt nem krassen Tierschutzmali gewachsen zu sein.
(Übertreibungen bitte nicht wörtlich nehmen, sie sollen nur die jeweilige Aussage untermauern.)
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Ich habe Erfahrungen mit Terriern, aber bin ich damit hundeerfahren? Ich denke nein. Ich kann mit Terriern gut, habe mich mit ihnen auseinandergesetzt, bin verliebt in diesen Typus Hund und habe mir dementsprechendes Wissen angeeignet sowie Erfahrungen gesammelt.
Bei einem Gebrauchshund wie die Spitzohren, einem Hüti wie dem Aussie oder Border oder einem HSH wie dem Kangal, einen Vorsteher wie dem Pointer oder anderen wäre ich schlicht eines: Anfänger und unerfahren!
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Bevor wir unser Leila bekommen haben, hätte ich mich als hundeerfahren bezeichnet, denn immerhin war Sammy zu dem Zeitpunkt 9 Jahre alt, gut erzogen und konnte uns jederzeit im Alltag begleiten. Ich vertraue ihm zu 100%
Heute würde ich sagen, er hat es mir einfach sehr leicht gemacht.
Als Leila hier ihr Köfferchen ausgepackt hat, wurde mir erst klar, wie schwierig Hunde sein können. Ich musste lernen Hunde zu „lesen“, mich befassen wie man ungewünschtes Verhalten abtrainiert… wie man einem Hund Sicherheit vermittelt und auch wie man sich andere Hundehalter vom Hals hält… eben alles was man so braucht um einen Hund weitgehend alltagstauglich zu machen.
Ganz wichtig ist auch, dass man sich darauf einlassen kann und bereit ist das Leben entsprechend anzupassen.
Hundeerfahren ist jemand, der seine Grenzen und Kenntnisse und auch Fähigkeiten und Bereitschaft realistisch einschätzen kann und ohne rosa Brille auf ein Leben mit Hund blickt. Hundeerfahren ist jemand, der Situationen nach Mehrwert für den Hund einschätzt und nicht nach der eigenen Bequemlichkeit.
Manche müssen sich das mühsam erarbeiten, andere machen ganz viel aus dem Bauch heraus richtig.
Und natürlich wächst man an seinen Aufgaben, bewusst so auszusuchen empfehle ich hier niemanden.
Und genau das lese ich aus vielen Beiträgen heraus, wenn es heißt „nicht anfängertauglich“.
Das Leben ist dann ziemlich sicher eine Challange und es bedarf großer Bereitschaft potenziell selbst zurück zu stecken, damit es gut gehen kann.
Und ein einfacher Hund verändert das Leben schon, ganz zwangsläufig und einige Halter stellen sich das anders/einfacher/cooler vor. Ersetzt man das einfach durch schwierig/triebig/anspruchsvoll ist dann viel Veränderung und nur noch wenig bekanntes Leben übrig.
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Bei mir ist es so, dass ich 4 DSH hatte mit denen ich auch Hundesport gemacht habe. Im Alltag waren alle 4 immer problemlos. Ich würde daher behaupten wollen, dass ich sie recht gut hinbekommen habe und dementsprechend Erfahrung mit ihnen sammeln konnte.
Jetzt habe ich den 3. Dackel, beim 1. musste ich noch massenhaft Erfahrung sammeln, denn ein Dackel tickt komplett anders als ein DSH, da hat mir meine bisherige Erfahrung/Erziehungsmethode nur sehr wenig genutzt.
Meine beiden nächsten Dackel hab ich daher anders erzogen. Sina ist total unkompliziert, überall unauffällig, interessiert sich nicht für andere Hunde und kann frei laufen und folgt extrem gut.
Mit Dackel hab ich also auch Erfahrung und zwar so ausreichend, dass ich sehr oft auf meine wohlerzogene Hündin angesprochen werde, wie ich die so hinbekommen habe.
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Jetzt mal einen Beitrag von jemanden fast ohne Hundeerfahrung (habe auch dreimal wieder zu gemacht, da ich mir nicht sicher bin, ob ich überhaupt mitreden soll).
Natürlich gibt es Menschen mit richtig viel Erfahrung - aber die meisten Hundehalter, die einem im Alltag begegnen sind sicher nur teilweise/ selektiv/ fallbezogen erfahren … eben Hobbyhundehalter, sowie es Hobbymaler, Hobbynäher, … gibt.
Mensch versucht sein Bestes, aber das Leben erwartet noch viel mehr von einem.
Ich denke zusätzlich zur Erfahrung gibt es noch sehr viele mehr Dimensionen, die beachtet werden müssen um ein harmonisches Tier-Mensch-Team zu bilden.
- welcher Charakter liegt mir? - ich finde Huskies sind die schönsten Hunde und alles was sehr wolfsähnlich aussieht … aber der Charakter dieser Hunde liegt mir absolut fern … damit käme ich niemals klar
- Lebenssituation: wenn ich kinderlos wäre, dann könnte ich mir in meinem Leben einen Border Collie vorstellen - natürlich kann ich es nicht beweisen; aber ja, ich denke es könnte funktionieren … Zeit, Platz, Lebensumstände, wären geeignet und ich denke wir würden vom Charakter zueinander passen … aber in meinem Leben, mit den Kindern usw. - nein, da würde es wohl eher schief gehen.
Ich denke auch ein „Anfänger“ kann mehr als nur klein und Gruppe 9 … aber ein ehrlicher und realistischer Blick und die Bereitschaft zur Anpassung und Arbeit ist dafür Vorraussetzung.
Ich bin beim ersten, eigenen Hund jetzt über 45 Jahre alt - davor wäre es in meinen Augen für den Hund nicht fair gewesen, ich kann nicht mehr unendlich viel Erfahrung sammeln … also gebe ich mir Mühe, einen Hund zu wählen, der charakterlich und zu den Lebensumständen passt - ich werde aber nicht einen kleinen Begleithund nehmen, nur weil es der erste Hund ist … damit wären wir und damit auch der Hund am Schluss nicht glücklich.
Ob es auch dazwischen gut geht kann ich hoffentlich in einem Jahr erzählen.
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Als unser erster Hund eingezogen ist, hatte mein Mann Null Hundeerfahrung und ich bin Variante "mit Hunden aufgewachsen". Also auch Null. Wir haben die Rasse nach Buch ausgewählt. Es war in der Zeit vor dem Internet. Erstmal alles gemarkert, was uns gefiel und dann aussortiert. Vom Leben passte es, da mein Mann beruflich noch viel unterwegs war, ich nicht und Mutter im Haus nebenan. Daher sollte es auch etwas kleines nettes Braunes sein. Vorher haben mein Vater und meine Schwester immer groß und schwarz angeschleppt. Und ganz pragmatisch haben wir einen älteren Hund gesucht. Denn wenn es uns nicht gefällt, dann hat man den Hund eben nicht so lange. So kam der erste Laborbeagle zu uns. Einfach zu handhaben - null Problemo.
Dann wurde es ein zweiter und ein Dritter. Und mit jedem Hund mussten wir neu lernen! Kein Hund, selbst ehemalige Laborbeagle, wie der Andere. Sehr schnell wurden uns unsere Grenzen bewusst - das ist für mich ein Punkt bei "Hundeerfahren". Eigene Grenzen erkennen und bereits so viel Wissen gesammelt zu haben, um einen wirklich guten Trainer zu finden. Hundeerfahren heißt für mich auch, offen zu sein. Aus einem eigenen Erfahrungsschatz heraus trotzdem offen zu blieben für andere Ansätze, für andere Sichtweisen. Was für mich und Kaspar klappt, geht für mich und Henri oder für meinen Mann und Kaspar nicht unbedingt.
Mittlerweile bin ich selber Hundetrainerin. Und beschränke mich auf Mantrailing. Da habe ich Erfahrung und Wissen, das auch für andere Mensch-Hunde-Teams Ausbildung auf hohen Niveau sicher stellt.
Ausbildung in anderen Bereichen? Niemals! Andere Hunde bei uns im Haus als Lauf- oder Schweißhunde? Undenkbar! Auch hier Grenzen kennen und Themen auch an andere abgeben können.
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Ich finde es seltsam, dass so viele hier im Thread jetzt "mit Hunden aufgewachsen" mit NULL Hundeerfahrung gleichsetzen.
Ich bin auch mit Hunden aufgewachsen und mir ist durch einige Welpenblues-Threads bewusst geworden, wie viele Sachen ich selbstverständlich finde. Die hat man jemandem mit tatsächlich "null" Hundeerfahrung definitiv voraus.
Dass ein Hund 24h lang da ist, zum Beispiel. Ja, klingt ja so banal, aber das Gefühl muss man offenbar auch erstmal kennen. Dass der Hund dann "da" ist und präsent ist und Platz im Leben bekommen muss.
Dass Hunde Dreck machen und fusseln und kotzen.
Dass Hunde nicht ab Werk stubenrein sind.
Dass Hunde Schäden machen am Hausrat.
Dass Hunde öfter bellen.
Dass Hunde beißen können!
Dass Hunde andere Hunde scheiße finden können.
Dass Hunde krank werden können.
Dass die jährliche Flugreise in die Karibik mit Hund nicht geht. (Letzteres ist z. B. etwas, was anscheinend viele Leute extrem vermissen, die es ein Leben lang gewohnt sind, einen bestimmten Typus Urlaub zu buchen. Das kann ich nur bedingt nachempfinden, weil es bei uns schon immer haustierkompatiblen Urlaub gab.)
Usw.
Vielleicht hat man die typischen Probleme als Kind nicht selbst gelöst (z. B. dem Hund nicht die Stubenreinheit beigebracht). Aber man kennt das typische Problem live und in Farbe. Das erleichtert es, eine gewisse Gelassenheit zu erlangen.
(Und viele der von einigen Menschen völlig naiv erlebten Überraschungen kann das auch vorwegnehmen - ach, der Jagdhund jagt? Und der Rottweiler verteidigt das Grundstück? Und der erwachsene Schäferhund mag seine Geschlechtsgenossen nicht mehr? Is ja n Ding!)
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Hundeerfahrung heißt für mich ganz grundlegend, dass man sich grundsätzlich auf den Hund einstellen und selbigen auch einschätzen kann; verantwortungs- und verständnisvoll führt.
Dass man sich eben auch in andere Hunde einfühlen und auf theoretischer Ebene mit den Augen des Hundes sehen kann, ohne dabei groß zu vermenschlichen.
Um das zu können, muss man nicht schon drölfzig Hunde gehabt haben. Da gehört mMn viel Sachwissen und viel Empathie dazu.
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