"Erste Hilfe" - Leinenpöbelei

  • Hallo zusammen!
    Nachdem unser Hund letztes Jahr im Sommer gestorben ist, haben wir nun ein neues Familienmitglied. :dog_face:
    Es ist ein intakter Wolfsspitzrüde, den wir von einer Familie übernommen haben. Wir sind nun seine zweiten Besitzer. Wir haben uns vorher Zeit genommen, ihn kennenzulernen und es passte alles. Er hat ein sehr liebes und freundliches Wesen und hat sich nun nach ein paar Tagen schon gut eingelebt.
    Das Thema, was bei ihm absolut noch zu bearbeiten ist und was uns auch vorher bekannt war, war das Gassigehen und die Pöbelei an der Leine. Wir möchten gerne mit einer Hundetrainerin an diesem Problem arbeiten. Bis wir allerdings mit ihr ins Training gehen, würde ich gerne eure Meinung hören, wie wir bis dahin am besten mit dem Problem umgehen, um es nicht zu verschärfen.
    Die Vorbesitzer haben uns erzählt, dass das Problem erst seit der Schwangerschaft des Frauchens aufgetreten ist. Im Freilauf sind andere Hunde soweit kein Problem. Wir haben mit ihm auch schon uns bekannte Hundebesitzer mit Rüden getroffen und da hat er an der Leine Kontakt gehabt, das war auch völlig unproblematisch. (Machen wir bei Fremden natürlich absolut nicht.)
    Unsere Beobachtungen bisher: Unser Wolf flippt besonders bei Rüden aus und zwar besonders, wenn sie noch etwas weiter weg sind, z.B. auf der anderen Straßenseite. Er ist insgesamt nicht so leinenführig, reagiert aber während des Spaziergangs gut auf Leckerchen, sodass wir in der Hinsicht schon kleine Fortschritte gemacht haben. Er ist es gewohnt, voraus zu laufen und ordentlich zu ziehen, aber das wird gerade schon besser.
    Wenn er nun einen anderen Hund sieht, lässt er sich leider so gut wie gar nicht mehr aus der Situation herausnehmen. Er prescht nach vorne, bellt und will unbedingt zu dem anderen Hund hin. Heute morgen habe ich es geschafft, dass er sich hingesetzt hat und am Ende konnte er auch relativ entspannt sitzenbleiben, während ich mich mit dem anderen Hundehalter auf ein paar Meter Distanz unterhalten habe. Da gab es dann Leberwurst für den Wolf. :-) Ich bin also im Moment noch relativ optimistisch, dass wir das Ganze trainieren können. Es ist ja auch noch alles neu für ihn.
    Da er aber auch nicht gerade klein und zart ist, ist es auch körperlich anstrengend, ihn unter Kontrolle zu bringen und ich will auch nicht mit ihm "kämpfen", weil das ja für alle Beteiligten frustrierend und unentspannt ist. Meine Frage: würdet ihr weiterhin versuchen, ihn mit Leckerchen abzulenken, am Geschirr festzuhalten und eine Alternativhandlung zu etablieren oder erst mal umdrehen, sobald ein anderer Hund in Sicht kommt?
    Wir gehen mehrmals täglich ein paar Runden hier durchs Dorf und natürlich auch in die Wiesen und Felder zum Freilauf, bzw. Lauf an der Schleppleine. Problem ist dann nur Gassi im Dorf.
    Dazu möchte ich noch ergänzen, dass er bei den Vorbesitzern in letzter Zeit nicht viel raus kam, weil der Mann viel gearbeitet hat und die Frau nicht mit ihm und dem Kinderwagen gehen konnte. Er findet es also immer total großartig wenn wir rausgehen und ist erstmal etwas aufgeregt.

    Ich bedanke mich schon mal für Tipps und Tricks, wie wir die Zeit bis um professionellen Training am besten überbrücken können!

  • Einen Trainer zu nehmen ist m. E. der allerbeste Weg, lieber heute als morgen.


    Bis dahin würde ich wortlos umdrehen, lange vor der Distanz, in der euer Hund reagiert und dazu genau da spazierengehen, wo ausweichen jederzeit problemlos möglich ist.


    Wenn ihr den Punkt versehentlich verpasst habt und er ausrastet, NIEMALS ANFASSEN, auch kein Geschirrgriff, sondern umdrehen und ohne Drama weggehen.


    Alles Weitere würde ich dem professionellen Training überlassen und nicht rumexperimentieren.

  • Wenn es wirklich nur um Erste Hilfe bis zum Trainertermin geht, dann würde ich auch einfach Ausraster vermeiden. Heißt, einen Bogen laufen, der so groß ist, dass er gar nicht erst reagieren muss. Anderweitig ausweichen (in Seitenwege oä). Wenn das nicht geht, komplett umdrehen. Oder von vornherein nur irgendwo in der Pampa gehen.

    So lange ihr nicht panisch, sondern ruhig und bestimmt ausweicht, finde ich das sogar ein gutes Starttraining. Da lernt er dann ja auch, dass er nicht durch jede Situation mit "Hau-Druff" durchmuss, sondern dass es auch andere Wege gibt.

  • Danke euch schon mal!

    Einen Ort, an dem man keinem Hund begegnet, findet man hier eigentlich nicht. Wir wohnen schon sehr ländlich, aber es gibt sehr viele Hunde hier und eben auch in der näheren Umgebung.

    Wir sind gerade noch mal mit ihm gegangen und haben die Konfrontationen vermieden, was überraschenderweise schon recht gut geklappt hat, zumindest im Gegensatz zu den letzten Tagen.
    Wir sind die Straße heruntergegangen, ein Nachbarshund war am Zaun und hat gebellt, der Wolf wollte einsteigen und wir haben wortlos umgedreht. Er wollte natürlich hin, aber nach ca. 10 Metern war das Thema gegessen.
    Bei zwei anderen Hunden sind wir direkt einen Bogen gegangen bzw. in eine Seitenstraße und das hat sehr gut geklappt, er hat nicht gebellt, wollte erst hin und hat natürlich gezogen, hat sich dann aber dem Richtungswechsel nach ein einigen Metern angepasst. Er ist dann zwar noch etwas aufgeregt, aber das war es auch.
    Die Trainerin habe ich schon angeschrieben und hoffe, dass wir zügig einen Termin bekommen.

  • Wir sind gerade noch mal mit ihm gegangen und haben die Konfrontationen vermieden, was überraschenderweise schon recht gut geklappt hat, zumindest im Gegensatz zu den letzten Tagen.
    Wir sind die Straße heruntergegangen, ein Nachbarshund war am Zaun und hat gebellt, der Wolf wollte einsteigen und wir haben wortlos umgedreht. Er wollte natürlich hin, aber nach ca. 10 Metern war das Thema gegessen.

    Super, und jetzt genau so weitermachen (vermeiden), bis ihr strukturiertes Training mit professioneller Unterstützung habt!


    Also nicht irgendwann glauben, "es läuft ja doch ganz gut" und dann alleine übermütig werden, das schmeißt euch in jeder Hinsicht nur wieder zurück.

  • Schau mal, da gibts einen Thread zu. Kannst Du ja schon mal ein bisschen lesen, wenn Du magst :smile:


  • Danke, ich den Thread werde ich mich mal einlesen!

    Die Trainerin ist ja schon kontaktiert, das machen wir auf jeden Fall. Unser Ziel ist es ja, dass wir entspannt mit ihm gehen können.

    Ich hoffe auch, dass er allgmein draußen etwas ruhiger wird, wenn er jetzt wieder mehr laufen darf als in seinem alten Zuhause. Da war er auch nicht ausgelastet, was ja auch der Grund für die Abgabe war.
    Natürlich ersetzen die Spaziergänge mit ihm kein gezieltes Training, aber ich könnte mir vorstellen, es trägt etwas zu seiner allgemeinen Entspannung bei.

  • Auch für Training mit einem Trainer ist es erforderlich erstmal nur sehr dosiert und kontrolliert Hundebegnungen zu haben und eben nicht im Alltag zig ungeplante Konfrontationen zu haben - das macht ein Training viel schwerer bis unmöglich.


    Hockt euch ins Auto und fahrt an eine ruhige Stelle bis ihr einen Trainer habt.

  • Ich würde (auch) raten:


    * Kontakte möglichst reduzieren.

    * KEINE Leinenkontakte zulassen, auch wenn er "brav" ist --> Klare Struktur

    * Erwünschtes Verhalten belohnen, also wenn er z.B. mal deeskalierendes Verhalten zeigt, wie am Rand schnüffeln, Blick abwenden, von sich aus einen Bogen laufen etc.


    Wichtig ist, dass die Trainerin herausfindet, was die Motivation der Ausraster ist. Man denkt schnell "ist halt ein Rüde, er will andere Rüden anpöbeln, weil sie Konkurrenz sind", aber es können auch andere Motive dahinter stecken.

    Bei meinem Junghund ist es z.B. schlichtweg Angst, einfach weil er oft von intakten Rüden bedrängt und über den Haufen gerannt wurde. Also bellt er manchmal bei eben solchen Hunden.


    Man denkt auch oft "der will hin", aber das ist oft eine erlernte ungünstige Strategie. Mein anderer Hund wollte auch immer hin (vermeintlich), weil er die anderen Hunde schnell mal anrempeln wollte, einfach weil er keine normale Kommunikation kannte. Er ist aus dem Tierheim.

    Ich konnte ihn durchs Training noch recht gut darin unterstützen, korrektes Verhalten zu zeigen, indem ich eben, wie oben erwähnt, jegliches konstruktive Verhalten immer konsequent verstärkt habe.

    Und siehe an: Er will jetzt eigentlich gar nicht mehr hin, außer die Situation ist für ihn sehr schwierig und nicht lösbar, dann verfällt er wieder in seine alten Muster.

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