Border Collie macht Probleme. Ich brauche Hilfe!

  • Nochmal zum Pudel:


    Der war zwar früher ein Jagdhund, aber ganz konkret war er ein Apportierhund. Also keine Rasse, die auf selbstständiges Aufspüren, Hetzen und Töten von Wild hin selektiert wurde, sondern auf die enge Zusammenarbeit mit dem Menschen, die zum Apportieren von totem Wild zu Wasser und zu Lande erforderlich ist. (Was natürlich "unerwünschten" Jagdtrieb nicht ausschließt.)

    Ebenso wie bei den Retrievern war hier eine sehr viel einfachere Ausgangsposition für die Umstellung zum Begleithund gegeben als bei vielen anderen Jagdhundrassen.


    Außerdem zog sich diese Umstellung der Zucht über einen längeren Zeitraum hin. Zu Zeiten von Wilhelm Busch war der Pudel schon lange als Begleithund bei Nichtjägern etabliert. Davor auch schon zB als Begleiter von Studenten bekannt und beliebt, oder im Schaugewerbe als Trickhund.

    Was Helfstyna allgemein über Selektion und das Schicksal von Hunden sagt, die nicht so waren wie erwartet, trifft natürlich auch für Pudel zu. Wobei die Eigenschaften des Pudels wie gesagt einen Begleithund schon von Ursprung her nicht im Wege stehen.


    Zur Zeit der Gründung von Rasseklubs, Hundeschauen und Stammbäumen war der Pudel also bereits ein Begleithund. Wobei hier der Großpudel klar im Vordergrund steht.

    Die kleineren Schläge folgten später und je kleiner, desto mehr entstanden sie nicht allein aus dem Großpudel heraus, sondern durch Einkreuzung von kleinen wuscheligen oder langhaarigen Bichonrassen wie Malteser & Co. Dieser Einfluß läßt sich an historischen Abbildungen der ersten Zwergpudel noch gut erkennen. Die kleinen Begleithunderassen mit ihrer langen Tradition haben sicher ihren Teil dazu beigetragen, daß die Pudel als anpassungsfähige Begleithunde beliebt wurden.


    Was Brehm in seinem Thierleben (1900) über den Pudel sagt, ist nicht nur aus rassehistorischer Sicht interessant und unterhaltsam, sondern wirft auch ein Licht auf die damalige Haltung von Begleithunden. Wenn er zB lobend erwähnt, daß Pudel aus stundenweiter Entfernung nach Hause finden, dann schließe ich daraus, daß man anders als heute recht entspannt damit umging, wenn der Hund mal abgängig war.


    Insofern war vermutlich sogar eine größere Toleranz gegeben, wenn ein Pudel jagdlich interessiert war oder Eindringlinge biß oder sonstige Eigenschaften zeigte, die man heute nicht toleriert, weil allgemein extreme Anpassung von Hunden erwartet wird.


    Brehms Tierleben. Allgemeine Kunde des Tierreichs. Die Säugetiere. (1900)

  • Dann würdest du sagen, wenn es die ursprüngliche Aufgabe nicht mehr gibt, besser die Rasse gar nicht mehr weiterzüchten?

    Bei ausgeprägten Spezialisten, ja. Siehe Lundehunde.

    Kannst Du mir das genauer erklären?

    Der Lundehund wurde ja in seiner ursprünglichen Aufgabe (herausholen von fast flugfähigen Papageientauchernestlingen aus den Bruthöhlen) nur ca. 2-3 Wochen im Jahr gebraucht, d.h. ca. 11 Monate war er Hofhund.


  • Der Lundehund wurde ja in seiner ursprünglichen Aufgabe (herausholen von fast flugfähigen Papageientauchernestlingen aus den Bruthöhlen) nur ca. 2-3 Wochen im Jahr gebraucht, d.h. ca. 11 Monate war er Hofhund.

    Und trotzdem gab es nach starkem Rückgang dieser Aufgabe offensichtlich nicht genug Interesse, um Anfang des letzten Jahrhunderts eine ausreichend große Population zu erhalten, bevor der Wiederaufbau der Rasse begann.

    Hinzu kamen die Belastung durch Krieg und Seuche.


    Man hat einen minimalen, aber maximal belasteten Genpool, keinenwirklichen Aufgabenbereich mehr und in dieser Kombination muss man sich einfach fragen, ob die Weiterzucht ohne Job da wirklich im Sinne der Rasse war

  • Nein, für einen BC ist Mantrailing nichts, was ihn glücklich macht und was er wirklich gut kann. Da wiederhole ich mich gerne. Beim (richtigen) Trailen werden komplett andere Jagdsequenzen abgerufen, als sie im BC angelegt sind. Der BC steht sich durch seinen WTP beim Trailen selber im Weg. Dann wird dem BC ja nachgesagt, dass er ja soooo schlau ist und alles kann. Leider eben nicht trailen. Und da Hundeschulen mit der Modebeschäftigung Trailen viel Geld verdienen können, sind die Kunden nur zu gern bereit zu glauben, dass der Hund trailen toll findet und es super macht.

    Da muss ich mal wirklich widersprechen, denn das ist mir viel zu pauschal. Wie auch das Rezept "Traile mit BC" mir viel zu pauschal ist.


    Ich habe beides erlebt. Den BC, der alle Energie nur in das Lesen des HF oder Trainers gesteckt hat, bis zum AL-BC, der beim allerersten Trail (ohne Sichtreiz!) nur die Nase in die Spur versenkt hat und ohne Rücksicht auf das Leinenanhängsel diese Spur verfolgt hat bis zur Zielperson. Da ist mir auch erst mal die Kinnlade runtergefallen, und ich durfte mich von einigen Vorurteilen verabschieden.....


    Das Finden muss im Hobbybereich auch nicht unbedingt selbstbelohnend sein - kein Hund macht Obedience, weil er es selbstbelohnend findet! Es kann mit der Zeit aber auch selbstbelohnend werden, durch die Belohnungshistorie.


    Wie jeder Hund (selbst ein kurzatmiger Mops!) verfügt ein BC über eine um Welten bessere Nase als die des Menschen. Sehr oft kann er lernen, die zielgerichtet einzusetzen, dazu muss es nicht um die Rettung von Menschenleben gehen - ich würde auch keinen BC als Einsatztrailer empfehlen! Aber ohne diesen immensen Erfogsdruck kann ein BC/Mensch-Team durchaus erfolgreich und auch für den Hund befriedigend trailen.

    Wären BCs durch ihren WTP nasentechnisch so unbrauchbar, könnten sie ja auch nicht als Geländesuchhunde die Einsatzprüfung bestehen - und ja, ich kenne den Unterschied Gelände- und Spurensuche. Die Voraussetzungen reichen für beides auf (auch anspruchsvollem) Hobby-Niveau, der Rest ist individuell vom Hund/HF/Trainerteam abhängig.



  • Auch der Pudel hatte lange Zeit einen mehr als schlechten Ruf, eben in dieser Zeit der Umzüchtung.

    Das hier meinte ich.

    Ich meinte, wo das mit dem schlechten Ruf herkam, das klang so konkret - und war mir neu.

  • Die reine Moderation im Forum ist eigentlich ein völliger ausreichender Job

    Ich finde es wahnsinig schade, wenn eine der wenigen Personen, die wirklich Fachwissen zu dem Thema beizutragen haben, das Fazit zieht, sich nicht mehr inhaltlich äußern zu wollen, weil sie angepampt wird.


    Das Forum wird für mich durch solche Aktionen echt deutlich weniger attraktiv in den letzten Monaten.


    Allerdings.


    Da macht sich schon jemand mit wenig Zeit und umso mehr Expertise die Mühe hier zu schreiben und wird von Leuten, die nichts beizutragen haben in genau dem Ton mundtot gemacht, den sie derjenigen vorwerfen. Sehr schräg.

    So wird dieses Forum immer mehr zur Laberplattform und verliert massiv an inhaltlichem Wert. Gibt ja noch nicht so viele davon...

  • Auch der Pudel hatte lange Zeit einen mehr als schlechten Ruf, eben in dieser Zeit der Umzüchtung.

    Hast du dafür Quellen oder Beispiele? Das würde mich sehr interessieren.


    Ist ja schon länger her mit der Umzüchtung beim Pudel, und die mir bekannten älteren Quellen stammen aus einer Zeit, in der Pudel bereits ganz überwiegend Begleithunde waren. In den alten Texten wird stets die Gelehrigkeit und Klugheit des Pudels hoch gelobt, von einem zeitweise schlechten Ruf habe ich noch nie etwas gehört.


    Einen schlechten Ruf sehe ich eher in heutiger Zeit, wo der Pudel als Omahund gilt und wegen der Showfrisuren von vielen Menschen als künstlich und überzüchtet abgelehnt wird.

  • https://www.google.com/url?sa=t&source=web&rct=j&url=http://hundemagazin.ch/der-pudel-der-verkannte-allrounder/&ved=2ahUKEwjE0LSEm9z8AhXkSPEDHdEPBWUQFnoECAkQAQ&usg=AOvVaw04KeIf1BYcN8OaDhcEohPU


    Die Schweizer sagen es liegt an der Frisur :klugscheisser:

  • Frage vom Genetik-Laien: Würde es denn mehr Sinn machen, stattdessen eine ganz neue Rasse zu etablieren, um Ursprungsrassen eben das angesprochenen tiefe Tal von Helfstyna zu ersparen? Sprich, die genetisch bedingte Reizoffenheit des boomenden Borders überlegt durch Einkreuzungen div. anderer Rassen zu reduzieren? Würde das funktionieren, also insb. der Abgabe und Haltung reinrassiger BC in völlig ungeeigneten Händen entgegenwirken und diese tatsächlich nur den Spezialisten zu überlassen, oder nur noch mehr Leid zu Tage fördern? Nur eine neugierige Frage meinerseits, ich kenne mich hier gar nicht aus. Klar ist natürlich, dass hierfür viele, viele Generationen notwendig sein würden.


    Mir fällt da beispielsweise der Eurasier ein, der ja mit dem Wunsch nach einem wesensfesten Familienhund entstanden ist, sofern ich mich recht erinnere. Natürlich gab es hier keine bestimmte, hochgefragte Ausgangsrasse, die massentauglich gemacht werden sollte. Nur scheint mir (als Laie) die Zucht als sehr gelungen in dieser Hinsicht? Bitte korrigieren, falls ich mich irre.

  • Frage vom Genetik-Laien: Würde es denn mehr Sinn machen, stattdessen eine ganz neue Rasse zu etablieren, um Ursprungsrassen eben das angesprochenen tiefe Tal von Helfstyna zu ersparen? Sprich, die genetisch bedingte Reizoffenheit des boomenden Borders überlegt durch Einkreuzungen div. anderer Rassen zu reduzieren? Würde das funktionieren, also insb. der Abgabe und Haltung reinrassiger BC in völlig ungeeigneten Händen entgegenwirken und diese tatsächlich nur den Spezialisten zu überlassen, oder nur noch mehr Leid zu Tage fördern? Nur eine neugierige Frage meinerseits, ich kenne mich hier gar nicht aus. Klar ist natürlich, dass hierfür viele, viele Generationen notwendig sein würden.


    Mir fällt da beispielsweise der Eurasier ein, der ja mit dem Wunsch nach einem wesensfesten Familienhund entstanden ist, sofern ich mich recht erinnere. Natürlich gab es hier keine bestimmte, hochgefragte Ausgangsrasse, die massentauglich gemacht werden sollte. Nur scheint mir (als Laie) die Zucht als sehr gelungen in dieser Hinsicht? Bitte korrigieren, falls ich mich irre.

    Das Tief hast du trotzdem, weil die Eigenschaften noch viele Generationen durchschlagen können.....siehe zB jüngere Neurassen wie den Elo.

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