Hund(e) und Kind - Plauderthread - Nr.2

  • Zwischen "aus dem Affekt heraus" und "systematisch zur Willensdurchsetzung nutzen" ist auch ein großer Unterschied. Aus dem Affekt heraus kann man sich entschuldigen, erklären, warum das passiert ist, und an seiner eigenen Impulskontrolle arbeiten. "Systematisch" zu erklären ist faktisch nicht möglich, weil das dann eigentlich in psychische Gewalt umschwenkt ("ich schlage dich, weil du dich nicht bekommst"), und sich entschuldigen bringt ja auch nichts, weil man es dann trotzdem weiter macht (weil man es als Strategie anwendet).

  • Ich bin der Meinung, Ohrfeigen dürfen auch nicht aus dem Affekt heraus geschehen. Als erwachsener Mensch muss man sich unter Kontrolle haben. Und wer Gewalt benutzt, hat keine Argumente. Also nein, ich entschuldige die Ohrfeigen, die ich als Kind kassiert habe, nicht.

    Mein Mann wurde noch präpubertär mit herunter gelassener Hose übers Knie gelegt. Demütigend.

    Gibt es hier nicht. So viele andere schaffen es auch, selbst im Affekt countenance zu bewahren.

  • Ich bin der Meinung, Ohrfeigen dürfen auch nicht aus dem Affekt heraus geschehen. Als erwachsener Mensch muss man sich unter Kontrolle haben. Und wer Gewalt benutzt, hat keine Argumente. Also nein, ich entschuldige die Ohrfeigen, die ich als Kind kassiert habe, nicht.

    Mein Mann wurde noch präpubertär mit herunter gelassener Hose übers Knie gelegt. Demütigend.

    Gibt es hier nicht. So viele andere schaffen es auch, selbst im Affekt countenance zu bewahren.

    Menschen sind unterschiedlich und mit unterschiedlicher Geschichte. Also die Aussage "so viele andere schaffen es auch.." ist immer etwas schwierig. Auch "erwachsene Menschen müssen sich unter Kontrolle haben".. naja, schön wäre es, bildet aber nicht die Realität ab. Denn das setzt voraus, dass derjenige Mensch entweder eine optimale Entwicklung hatte, was Emotionsbewältigung angeht oder sich ausreichend selbst reflektieren könnte, um dies nachträglich zu erlernen. Manchmal weiß man auch erst, wie sehr einen Dinge über die eigenen Grenzen hinaus befördern können, wenn die Situation da war. Wichtig ist es, DANN die Notwendigkeit der Reflexion zu erkennen.


    Mir selbst ist es noch nie passiert. Ich habe noch nie Gewalt nach außen getragen. Aber dafür habe ich schon auf andere Weise auf Dinge reagiert, die ich nicht hab kommen sehen. Wo ich mich "nicht unter Kontrolle hatte"


    Verurteilung von menschlichen Reaktionen macht nichts anderes als den betreffenden Menschen ein schlechtes Gewissen. Was sie selbst schon genügend.plagt und möglicherweise davon abhält, darüber zu sprechen und sich Hilfe zu holen.

  • Damit lässt sich die erste Ohrfeige erklären. Aber nicht die folgenden.


    Und was du mit deinem letzten Absatz sagen möchtest, unterschreibe ich. Aber meist wird Gewalt in der Familie ja in den eigenen 4 Wänden ausgeübt, sodass es selten dazu kommt, dass die Ausübenden an den Pranger gestellt werden. Mich würden mal Zahlen interessieren, wie viele Eltern sich aktiv Hilfe suchen. Die Zahl wird gering sein (Hypothese).

  • Ich bin der Meinung, Ohrfeigen dürfen auch nicht aus dem Affekt heraus geschehen. Als erwachsener Mensch muss man sich unter Kontrolle haben. Und wer Gewalt benutzt, hat keine Argumente. Also nein, ich entschuldige die Ohrfeigen, die ich als Kind kassiert habe, nicht.

    Mein Mann wurde noch präpubertär mit herunter gelassener Hose übers Knie gelegt. Demütigend.

    Gibt es hier nicht. So viele andere schaffen es auch, selbst im Affekt countenance zu bewahren.

    Naja, wenn die Ohrfeige regelmäßig passiert, ist es ja auch nicht mehr Affekt.


    Aber ich hab mein Kind auch schon gröber angefasst (nicht geschlagen). Und ich bin ein sehr kontrollierter Mensch. Trotzdem passiert es, weil man halt getriggert wird. Reflektion ist wichtig, auch die Auseinandersetzung mit dem Kind, also dass man redet, erklärt und es die Möglichkeit hat, es zu verstehen. Und dass es eben nicht nochmal passiert.


    Dieses "das darf nicht passieren" macht aus Menschen Maschinen. Sind sie aber nicht. Und Eltern stehen eh schon so sehr unter Druck, alles richtig zu machen, dass man ihnen nicht noch perfekten Umgang mit ihren Emotionen auferlegen muss.

  • Leider zu gering. Aber vielleicht ist der Glaubenssatz "sowas darf nicht passieren, erwachsene müssen die Kontrolle über sich behalten, andere schaffen das auch" ein Grund dafür, dass die Scham zu groß ist, um sich Hilfe zu suchen.

  • Absolut. Klar brechen Emotionen aus. Das Kind wird im Affekt festgehalten oder das Elternteil wird laut. Vielleicht wird geflucht.

    Aber Ohrfeigen oder Schläge sind eine Eskalationsstufe höher. Oder warum betonst du sonst explizit, dass du nicht geschlagen hast? Weil es irgendwie noch ne Schippe drauf ist.

    Und korrigiert mich, wenn ich falsch liege, aber ich tippe darauf, dass die betroffenen Personen hier im Anschluss an die Ohrfeigen etc KEINE Entschuldigung erhalten haben.

  • Mein Mann weiß genau, wenn er unsere Tochter nur ein einziges Mal schlägt, bin ich weg. Mit ihr.

    Ich finde diesen Satz echt heftig. Nie nie im Leben würde ich einen Gedanken daran verschwenden, dass mein Mann unser Kind schlagen könnte. Da lege ich meine Hand für ins Feuer. Nie im Leben würde er das tun oder sogar nur in Erwägung ziehen.

    Die Konsequenz find ich richtig, aber allein der Gedanke, dass das passieren kann... Uff.

    Vielleicht habe ich das auch nur falsch verstanden jetzt und du meinst das als "unwahrscheinliches Beispiel"...


    Oh man, ich merke gerade, in was für ner rosa Wattebauschwelt ich wohl aufgewachsen bin. Meine Eltern waren auch sehr "laissez faire" (wie das hier schon von jemandem so gut beschrieben wurde) und haben uns vorallem vertraut. Wir hatten zb auch nie irgendwelche Heimkommenszeiten, es wurde immer gesagt "Schau bitte nochmal bei uns rein, wenn du heim kommst, egal wie spät es ist" und so haben mein Bruder und ich es immer gehandhabt.Bei meinem Mann war das auch so.

    Meine Eltern waren jetzt im Nachhinein betrachtet immer sehr gütig und liebevoll. Wir durften auch immer Freunde mitbringen, mein Papa war Koch und es war immer genug für alle da. Bei manchen meiner Freunde durfte man noch nicht Mal das Haus betreten, geschweige denn mitessen 🙈

    Ich bin übrigens Baujahr 1988.

    Was würde ich dafür geben, sie noch zu haben... Aber das steht auf einem anderen Blatt.

  • Aber Ohrfeigen oder Schläge sind eine Eskalationsstufe höher. Oder warum betonst du sonst explizit, dass du nicht geschlagen hast? Weil es irgendwie noch ne Schippe drauf ist.

    Natürlich ist es ne Schippe drauf. Aber, wie gesagt, ich bin ein sehr beherrschter Mensch. Jemand, der wesentlich impulsiver ist, hätte vielleicht geschlagen (oder einen Klaps gegeben oder was auch immer).


    Und ich sag nicht, dass bei den Personen, die hier berichten, das in Ordnung war. Soweit ich das gelesen habe, war es aber eben systematische Gewalt, nicht im Affekt.


    Wobei auch nicht jeder, der im Affekt handelt, dass dann reflektiert und sich entschuldigt. Das ist dann auch der Bereich, den ich als nicht entschuldbar ansehe. Man kann auch als Erwachsener Scheiße bauen, aber man muss das dann auch reflektieren und mit dem Kind in Kommunikation treten. Wenn man das nicht tut, dann läuft was schief.

  • Damit lässt sich die erste Ohrfeige erklären. Aber nicht die folgenden.


    Und was du mit deinem letzten Absatz sagen möchtest, unterschreibe ich. Aber meist wird Gewalt in der Familie ja in den eigenen 4 Wänden ausgeübt, sodass es selten dazu kommt, dass die Ausübenden an den Pranger gestellt werden. Mich würden mal Zahlen interessieren, wie viele Eltern sich aktiv Hilfe suchen. Die Zahl wird gering sein (Hypothese).

    Leider zu gering. Aber vielleicht ist der Glaubenssatz "sowas darf nicht passieren, erwachsene müssen die Kontrolle über sich behalten, andere schaffen das auch" ein Grund dafür, dass die Scham zu groß ist, um sich Hilfe zu suchen.

    Finde ich ehrlich gesagt zu einfach.

    Zum Repertoire der Emotionen beim Menschen gehört auch "verurteilen". Sehe ich, dass jemand seinen Hund tritt, verurteile ich das Verhalten automatisch. Ich kann ja auch nichts für meine Gefühle zu diesem Thema.


    Davon ab bin ich mir sicher, dass zu damaliger Zeit diesbezüglich kein Unrechtsempfinden vorhanden war. Das gehörte halt zur Erziehung im Umkreis.

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