Hund(e) und Kind - Plauderthread - Nr.2

  • ? Wenn Mutti schimpft muss man nur ein ängstliche Gesicht machen und sie hört sofort auf. Du guckst immer so böse und herausfordernd. Kein Wunder, dass sie dann immer sauer wird.

    Das finde ich eine sehr traurige Aussage eines Kindes. "Sei lieb und angepasst, dann passiert dir nichts". Ja ich weiß, es waren andere Zeiten, aber für mich sehr traurig. Gewalt, egal ob psychisch, oder physisch beeinflusst nachhaltig ein Leben lang.


    Und was ich mich immer frage, schlägt man den Partner im Streit auch einfach, oder lässt man es da lieber, weil der erwachsen und stärker ist, weil der sich wehren könnte? Bei einem Kind, dass einem unterlegen ist, kann man es im Affekt aber mal machen?

  • Ich wurde nie geschlagen o.ä. und trotzdem würde ich so handeln wie SamsonsMama.


    Es kann immer passieren, was nicht passieren darf. Auch von Menschen, von niemand "sowas" denkt.

  • Ich glaube, du verstehst den Satz völlig falsch TanNoz

    Meine Schwester war da schon gerissener. Wir haben zum Beispiel beim Baden das Bad unter Wasser gesetzt. Meine Mama kommt rein, schimpft über das Desaster und das wir genau wissen, dass wir das nicht machen sollen. Meine Schwester sagt: oooh, das haben wir nicht mit Absicht gemacht! Ups! Und ich sage: ist doch nur ganz wenig Wasser, kannst du doch ganz schnell wegwischen!

    Klar habe ich den bösen Blick damit auf mich gezogen. :rolling_on_the_floor_laughing:

    Das hat auch null mit lieb und angepasst zu tun. Aber meine Schwester hat einfach dazu gestanden, wenn sie Blödsinn gemacht hat und sich entschuldigt. Ich nicht. Ich habe dann eher gelogen oder es auf andere geschoben. Von daher war sie einfach die Klügere von uns und sicher auch Reifere.

    Bei mir hat das einfach länger gedauert.

  • ? Wenn Mutti schimpft muss man nur ein ängstliche Gesicht machen und sie hört sofort auf. Du guckst immer so böse und herausfordernd. Kein Wunder, dass sie dann immer sauer wird.

    Das finde ich eine sehr traurige Aussage eines Kindes. "Sei lieb und angepasst, dann passiert dir nichts". Ja ich weiß, es waren andere Zeiten, aber für mich sehr traurig. Gewalt, egal ob psychisch, oder physisch beeinflusst nachhaltig ein Leben lang.


    Und was ich mich immer frage, schlägt man den Partner im Streit auch einfach, oder lässt man es da lieber, weil der erwachsen und stärker ist, weil der sich wehren könnte? Bei einem Kind, dass einem unterlegen ist, kann man es im Affekt aber mal machen?

    Der letzte Absatz ist so in etwa das, was mein Gedankengang ist. Nur dass ich denke, dass Gewalt in Partnerschaften leider auch noch zu häufig stattfindet aus diversen Gründen.

    Generell ist es aber auch mein Eindruck, dass man bei nem Kind schneller mal ne Ohrfeige „aus dem Affekt heraus“ gibt, als man es in Streitsituationen mit Menschen, die sich wehren können machen würde.


    Würde mein Partner mir in nem Streit ne Ohrfeige verpassen, wäre das richtig schlimm für mich. Nicht die Ohrfeige als solches, sondern die Angst, dass das jetzt immer wieder vorkommen kann, aber auch das Gefühl der Demütigung. Da nützt auch auch eine Entschuldigung oder Erklärung nix. Nur kann ich mich im Zweifel halt irgendwie wehren. Oder gehen. Oder anzeigen.


    Ja, mag sein, dass das Argument auch relativieren sein SOLL, weil mal ne Ohrfeige ja schließlich was anderes ist, als permanente Prügel. Wenns danach geht, bräuchte man eigentlich über nix mehr diskutieren, weil schlimmer geht immer.


    Und wenn man ne Ohrfeige gibt, weil andere Kinder sonst in Gefahr geraten - also ich wollte jetzt nicht über Einzelfälle sprechen und gehe mal davon aus, dass die meisten Klapse eben nicht aus solchen Situationen heraus passieren.


    Mir geht es auch nicht darum, dass man Menschen stigmatisieren soll, was am Ende Scham begünstigt. Mir ging es einzig und allein darum, dass ich die Ohrfeige im Affekt eben nicht in die „Ist menschlich, passiert halt mal“-Schublade stecke.

  • Unsere Generation ist wahnsinnig schlecht im Umgang mit Wut. Weil wir es nicht anständig gelernt haben. Weil Wut zu unserer Zeit verboten wurde und ggf. sogar bestraft. Wir haben nicht gelernt, damit umzugehen. Was mit ein Grund dafür ist, warum wir im Affekt unangemessen und unkontrolliert reagieren können.



    Ich find diesen Satz sehr wichtigt! Ich war ein seeehr impulsives Kind und war innerhalb von Sekunden von Null auf Hundert, hab getobt, geflucht und geschrien sodass Freunde und Bekannte in den Situationen dachten mir ist was schlimmes passiert - dabei steckte zb nur mein Spielzeug wo fest und ich hab nur angerissen.

    Meine Mama hatte wenig Anforderungen an uns. Nicht laissez faire aber irgendwie schon. Egal obs ums Essen oder meine wutauabrüche ging. Also Prinzipien wie keine Gewalt, Personen werden nicht beschimpft, .nichts von jemanden anderen kaputt gemacht...

    Mein Vater hat sehr viel psychische, und tlw auch körperliche Gewalt mir ggü angewandt (wenn meine Mama nicht da war).


    Jetzt mit 30 bin ich immer noch sehr "gachzornig" und schnell aus der Ruhe zu bringen, aber schaffe es sehr gut mich selbst zu regulieren und wenn ich wirklich einen Konflikt habe bleib ich sehr sachlich und ruhig! Das verdanke ich echt meiner Mama die mir meine Wut nie absprach und auch mit mir durchmachten (musste).

    Wegen meinem vater war ich in Therapie. Auch wegen der Angst den eigenen Kindern ggü körperlich gewalttätig zu werden - eben aus dem Affekt.

    Die Psychologin schaffte es mir gut die Unterschiede aufzuzeigen bzw hat sie auch die Erlaubnis gegeben Mal wütend und impulsiv zu sein weil das nicht gleichbedeutend ist das man Gewalt anwendet!

  • Ich hab meinem Ex tatsächlich mal im Streit eine Ohrfeige verpasst. Ich war einfach am Ende und wusste mir nicht mehr zu helfen.


    Er hat mich nach der Trennung verprügelt, wir haben ja noch ein paar Wochen zusammen gewohnt bis jeder eine neue Wohnung hatte. Während der Beziehung hat er zwar immer mal Andeutungen gemacht im Streit aber schlussendlich nie die Hand gehoben.

    Ich hab es damals ärgerlicherweise nicht zur Anzeige gebracht obwohl ich sogar Fotos gemacht habe danach von den Abschürfungen und blauen Flecken.

    Ich kann also durchaus Affekt von Gewalt um andere zu unterdrücken (und mein Ex hat ordentlich psychische Gewalt während der Beziehung angewendet um genau das zu erreichen) unterscheiden. Und deswegen kann ich die Sachen bei meiner Mama auch nachvollziehen. Auch wenn ich hoffentlich heutzutage in der gleichen Situation besonnener reagieren würde.

  • Ich bin Jahrgang ´84 und in der DDR geboren. Ich hab sowohl zuhause mal einen Klaps bekommen, als auch im Kindergarten Gewalt erlebt. Im Kindergarten gab es öfter mal einen Schlag, stellen unter kaltes Wasser, stundenlang in der Ecke stehen, zum Essen mit Gewalt gezwungen werden etc. Meine Mutter hat das selbst auch so erlebt und zumindest ein paar wenige Dinge hat sie davon leider weitergegeben. Schlimmer als mal einen Klaps fand ich Liebesentzug, tagelang nicht mit mir reden, stundenlang vorm Essen sitzen und nicht aufstehen dürfen bis ich aufgegessen habe etc.

    Meine Mutter war alleinerziehend und hat ihr bestes gegeben und wusste vieles einfach nicht besser. Ich hatte auch nie Angst vor ihr und nehme ihr das nicht übel. Sie selbst hatte damals noch Angst vor ihren Eltern, wenn sie eine 3 in der Schule hatte oder mal was kaputt gegangen ist. Wir haben mittlerweile ein ganz tolles Verhältnis.

    Aber es waren damals einfach andere Zeiten.

  • An körperliche Gewalt in meiner Kindheit kann ich mich zum Beispiel gar nicht erinnern. Mit ca. 22 habe ich mir mal eine von meiner Mutter gefangen, wir hatten beide Sekt getrunken auf der goldenen Hochzeit meiner Großeltern und hatten richtig üblen Streit, worüber weiß ich nicht mehr. Wir haben uns angeschrien und ich sie hat mir eine Backpfeife gegeben. Danach haben wir ewig nicht mehr gesprochen und uns irgendwann zusammengesetzt und es „aufgearbeitet“.


    Bei uns wurde definitiv viel in Sachen Gefühle und Umgang mit Gefühlen falsch gemacht. Mein Bruder kann z.B. auch überhaupt nicht mit Trauer umgehen, mein Partner auch überhaupt nicht. Seit 2022 der beste Freund der beiden tödlich verunglückt ist, haben beide regelmäßig „Zusammenbrüche“ wenn die Trauer ganz plötzlich mit aller Macht raus will. Das kann nicht gesund sein.

    Dagegen habe ich ein ganz großes Thema mit dem Umgang mit Wut. Ich kann das ganz schlecht „gesund“ rauslassen und mich auch nur ganz schwer selber regulieren. Als Kind wurde ich aufs Zimmer geschickt, als „hysterisch“ und „Zicke“ bezeichnet und war eine „Dramaqueen“. |)


    Meine Verwandten haben mal zu mir gesagt „Hoffentlich ist Babymädchen genau wie du, dann siehst du mal wie anstrengend du warst und wie du einen auf die Palme bringen konntest“ und jedes Mal denke ich mir „Ja, hoffentlich ist sie genau wie ich, wenn wir jetzt nicht die gleichen Fehler machen, dann könnte ich nämlich sehen was aus mir geworden wäre wenn man vieles anders gemacht und mehr unterstützt hätte.“


    Ich lese gerade ein Buch zu dem Thema

    https://www.thalia.de/ul/shop/home/artikeldetails/A1056700332

    Und das öffnet einem schon so ein bisschen die Augen.

  • Hyäne boah das ist ja so geschlechterspezifisch - Mädchen dürfen nicht wütend sein und Burschen keine gefühle/schwäche zeigen! :no:


    Ich hab einmal eine gefangen. Kann mich nicht mehr erinnern aber meine Mama meinte das ich nichtmal aussprechen konnte was ich damals zu ihr sagen wollte. Ich bin wütend weggestapft aber eine träne oder sonst was hätte ich mir damals schon nicht erlaubt.

    Wobei ich sagen muss das ich streiten bzw argumentieren von meinem Vater gelernt hab. Er saß zwar am längeren Hebel aber rein rhetorisch hab damals ich immer "gewonnen" eben weil seine "regeln" bzw ausbrüche einfach keinen Sinn gemacht haben!

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