Hund(e) und Kind - Plauderthread - Nr.2


  • Wartezeit für ne lerntherapie: 2-2,5 Jahre. Bei unserem Wunsch keine Therapie nach 16uhr weil sinnlos ehr 3jahre.


    Medikamentös sind wir völlig am anschlag und trotzdem ist es grade wirklich schwierig. Ich glaube weiter nicht das er „nur“ adhs hat aber laut Zentrum ist es ja kein Autismus.

    OH ja, Warteliste :ugly: Mein Lieblingshasswort mittlerweile.


    Ich weiß gar nicht auf wievielen Wartelisten wir mittlerweile standen. Aktuell sind wir beim Autismus-Zentrum seit über einem Jahr auf der Liste - Platz gibt's erst wenn jemand neues eingestellt wird (eher unwahrscheinlich bei der aktuellen Finanzierung) oder ein Autist mit seiner Therapie aufhört (noch unwahrscheinlicher - die Behinderung verschwindet ja nicht einfach).


    Wenn ihr denkt dass mehr dahinter steckt schaut ob ihr nochmals woanders zur Diagnostik könnt.

    Wir haben auch 8 Jahre und 5 Diagnostiken durch bis wir endlich die Autismus Diagnose hatten. Davor hatten wir mehrere andere Diagnosen (teilweise passend, aber auch Fehldiagnosen). Vertrau da auf dein Bauchgefühl

  • Mich stört aber das System dahinter, dass es für sie kaum Hilfe oder Anleitung gibt. Da müsste vom Gesetzgeber aber auch den Arbeitgebern nachgebessert werden!

    Das Definitiv!!! Man muss eigentlich einen Samariter finden, der bereit ist in seiner Freizeit zuerst das Kind kennen zu lernen. Sich durch Therapeuten des Kindes eventuell noch Beraten lässt. Die Anfangszeit mit dem Kind vielleicht nur für 1 Stunde zur Schule geht und entsprechend nur die eine Stunde bezahlt kriegt.
    Von den Kindern und Schulbegleitern wird erwartet, dass es vom ersten Tag an zu klappen hat. Schulbegleiter werden nur bezahlt, wenn sie sich mit dem Kind in der Schule aufhalten. Der erste Monat lohnt sich Finanziell wahrscheinlich oft gar nicht.

    Kara's Family bei uns wird die Autismus Therapie auch Automatisch immer weiter bewilligt. Ist keine Therapie für die es einen Grund gäbe, sie irgendwann zu beenden. Wenn die Kinder irgendwann in Lohn und Brot stehen vielleicht :see_no_evil_monkey: . Solang sind die ja auch als Berater Tätig, für Schulen und Ausbilder.

  • Der Dienst von meinem Träger schult und begleitet die Leute so gut es geht (und das ist im Vergleich zu allen anderen Diensten, die ich kenne, recht viel). Leider ist die Refinanzierung für sowas halt schlecht, genauso für Krankheitsausfälle des Kindes. Joa, wir reden aber von Kindern mit unterschiedlichen Behinderungen. Manche sind infektanfällig, andere wochenlang in Kliniken...


    Die Anfangszeit mit dem Kind vielleicht nur für 1 Stunde zur Schule geht und entsprechend nur die eine Stunde bezahlt kriegt.

    Hier verstehe ich die Forderung an die Schulbegleitung nicht. Das sind Leute in niedriger Vergütungsgruppe, die meistens auf jeden Cent angewiesen sind. Das muss man sich halt auch leisten können. Sie zahlen deswegen nicht weniger Miete oder Lebenshaltungskosten.


    Die Forderung sollte hier eher lauten, dass Refinanzierungsstrukturen der Kostenträger auf solche Bedarfe geändert werden.

    Nicht die Schulbegleitung ist an der Stelle das Problem...

  • Wenn ich das so lese, was ihr durch macht mit euren besonderen Kindern, kriege ich wirklich Wut. Wut darauf, wie Kinder einfach massiv in diesem Land im Stich gelassen werden. Wirklich. Das kann doch wohl nicht wahr sein.


    😡

  • Diese Wut ist sehr berechtigt. Leider kommt sie in der Politik nicht an.


    Wir haben mit unseren Kindern an einer Demonstration teilgenommen. Die Demo war eher eine Randnotiz in der Presse. Ich habe da mehr erwartet und bin wirklich enttäuscht.


    Viele Familien sind zu erschöpft von den Kämpfen des Alltags, um Hilfsmittel (an die Betroffenen hier im Thread: Besserung naht!) und Hilfen zur Entlastung etc, um dich im großen Stil zusammenzuschließen, laut zu werden und ggf. zu klagen.


    Wobei man bei aller Kritik auch sagen muss, dass es einen Grund hat, warum nicht wenige Menschen mit ihren Kindern mit Behinderung extra ihr Land verlassen und nach D kommen. Auch habe ich teilweise Student*innen aus pädagogischen Studiengängen aus dem Ausland, die ein Semester Praktikum bei uns machen (Irland, Griechenland, ...). Ich unterhalte mich oft darüber, wie die Bedingungen dort im Vergleich sind, wie die Leute das erleben. Alles nur scheiße in D kann ich nach den Gesprächen nicht sagen.


    Hilft einem natürlich nur alles nichts, wenn man 2, 3 Jahre auf einen Förderplatz wartet, das Kind mangels Schulbegleitung monatelang nicht beschult werden kann oder die intensive Wohngruppe wegen Personalmangel schließt und der Jugendliche kurzfristig zurück nach Hause muss, obwohl man es nicht schafft und keine Lösung in Sicht ist...


    Und die good news zum Schluss:

    https://kobinet-nachrichten.org/2025/02/01/fortschritte-bei-der-hilfsmittelversorgung-im-bundestag-beschlossen/


    Das Gesetz muss noch durch den Bundesrat, das ist aber hoffentlich Formsache. Es hat auch seine Schwachstellen, aber ich finde, es ist eine große Verbesserung.


    Meine Kinder, die nicht verbal kommunizieren können, haben oft Jahre (!) auf Hilfsmittel zur Kommunikation gewartet.

  • Eine Schulbegleitung war völlig irrsinnigerweise die Lösung, die mir der Schuldirektor vor zwei Jahren vorschlug als ich zum ersten Mal wegen der Medikamente bei ihm war (neun Monate vor Schulbeginn, damit wir eine Lösung finden können). Von der Idee ist er erst abgerückt, als die Kindergartenleiterin, Tochter war ja noch im Kindergarten, ihn angerufen hat und ihm erzählt hat, dass das unnötig wäre, ich glaube ihre Wortwahl war ein bisschen drastischer.

    Grundlage dessen, dass die Schule es ablehnt das Kind an Medikamente zu erinnern, ist aber die Regelung des Schulamts ( Shalea, ich vermute, da ihr ein anderer Regierungsbezirk seid, ist euer Schulamt ein anderes ??? und diese Regeln sind bei euch andere). Neben vielen anderen Fallstricken, müsste der Lehrer/die Lehrerin das Medikament selbst dosieren und das dürfen sie ablehnen (und tun sie auch). Mitbringen ist nicht möglich. Wenn ich also darauf angewiesen bin, dass mein Kind während der Unterrichtszeit Medikamente nimmt, muss es auf die Förderschule. Die Ironie, dass Kinder auf die Förderschule gehen, die durch eine Medikamenteneinnahme durchaus auf eine Regelschule gehen könnten, aber deswegen nicht können, ist bizarr. Uuund eigentlich gelten die Regelungen des Schulamtes natürlich auch für Förderschulen, als Förderschullehrer im Bereich dieses Schulamts ist man aber scheinbar nicht nur Pädagoge sondern auch heimlicher Revolutionärer.


    Völlig unverständlicherweise lehnt der selbe Schuldirektor eine Schulbegleitung für das behinderte, ukrainische, traumatisierte Flüchtlingskind ab, dessen Ausweg aus jeder Art von Belastung es ist, stundenlang zu schreien. Der Junge tut mir unendlich leid, aber die Belastung für den Rest der Klasse ist eben auch sehr hoch.

  • Ja, wir sind Regierungsbezirk Oberbayern, ihr Schwaben, damit ist auch das Schulamt ein anderes.

    Ist das irre. Bei uns gehören Medikamentengaben (auch Insulin) dazu - in Schule und Tagesstätte.


    Warum sollte dein Kind eine Förderschule besuchen? Das ist doch vollkommen irre.


    Wie habt ihr es denn gelöst?


    Schulbegleitung für ne Medikamentengabe. :doh: Das gehört tatsächlich eigentlich nicht zu den Aufgaben einer ungelernten Hilfskraft und eine Pflegefachkraft als Schulbegleitung wird dafür logischerweise nicht genehmigt.


    Irre....

  • Die Anfangszeit mit dem Kind vielleicht nur für 1 Stunde zur Schule geht und entsprechend nur die eine Stunde bezahlt kriegt.

    Hier verstehe ich die Forderung an die Schulbegleitung nicht.

    Ich kann das auch nicht Nachvollziehen. Sie sollten einfach ein Festgehalt bekommen, oder die Zeit die sie mit dem Kind verbringen bezahlt kriegen. Aber das geht wohl alles nicht, aus sonstigen Gründen. Mir wurde schon genannt: "Weil der Kostenträger nicht bereit ist, das zu zahlen". "Wegen der Versicherung. Außerhalb der Schule sind sie nicht Versichert".
    Wenn wir aber jemanden über Gelder vom Pflegegrad da haben, Unterschreib ich einfach deren Stundenzettel und gut ist. Egal ob die bei uns sind, oder draußen auf dem Spielplatz, oder sonst wo. Die kriegen für die Zeit, die sie bei uns sind auch ihr Geld. Bezüglich der Versicherung scheints auch keine Probleme zu geben.

    Pebbles2010 Habt ihr einen Pflegegrad? Kinderpfleger übern Pflegedienst könnten es doch täglich begleiten?

    Das mit der Hilfsmittel Versorgung ist gut. War längst überfällig. Das ständige Kämpfen schlaucht halt wirklich. Beim Schwerbehinderten Ausweis, für den Pflegegrad, für Hilfsmittel, Für Schulbegleiter, Für Schulplätze, für passendes Schulmaterial. Manchmal schon für Diagnosen.
    Vielleicht sollt ich schauen, dass ich ein Rezept für einen leichten neuen Fahrradanhänger, für größere Kinder bekomm. Der Hund muss ja raus und das Kind allein Zuhause lassen, geht ja auch nicht Stundenlang. Der ist ja auch gern dabei, aber 10km laufen tut mein Sohnemann natürlich nicht. Und bei Wind und Wetter rumstehen, wenn ich mit dem Hund Dummy Training mach, natürlich auch nicht. Für ältere Kinder gibts nämlich nur noch gescheite Fahrradanhänger aus dem Sanitätshaus. Für Autistische Kinder wurden die Anträge früher immer abgelehnt. Obwohl sie auch mit den Kabinen Unterwegs einen guten Rückzugsraum bieten, bei Reizüberflutung.

    Ohne echte Inklusion wächst die nächste Generation heran, die keine Berührungspunkte mit Menschen mit Behinderung hat. Der Gedanke das sich auch in 10 Jahren noch nichts geändert haben wird, den find ich Schade. Aber genau so wird es leider sein.

  • Momentan übernimmt die Nachmittagsbetreuung die Medikamentengabe, weil für die gelten nämlich gar keine Regeln mehr. Die Schulleitung hat die Verantwortung also momentan einfach an jemand abgeschoben, der rechtlich gar nicht mehr geschützt ist. Das geht dieses Schuljahr noch, weil sie um 12.00 Uhr aus hat und dann zur Betreuung geht. Für nächstes Schuljahr muss ich jetzt mal anfangen bei der Schuldirektion anzufragen. Für das Diabetikerkind saß der Vater jeden Vormittag in der Schule und hat regelmäßig gemessen und Insulin verabreicht. Besagter Vater war Pianist und durfte auf Grund seines Flüchtlingsstatus nicht arbeiten, hat aber dann in den Pausen und am Weihnachtskonzert Klavier in der Aula gespielt.


    Läuft mit Inklusion hier in Schwaben :ironie2:


    acidsmile Einen Pflegegrad haben wir nicht, weil es ihr mit den Medikamenten sehr gut geht. Sie darf im Sportunterricht nicht alles mitmachen, wegen dem Herzschrittmacher und wird im Sport auch nicht benotet werden, aber sie ist, wie man im Englischen sagt ein ‚toughes Cookie‘.

  • Wenn ich das so lese, was ihr durch macht mit euren besonderen Kindern, kriege ich wirklich Wut. Wut darauf, wie Kinder einfach massiv in diesem Land im Stich gelassen werden. Wirklich. Das kann doch wohl nicht wahr sein.


    😡

    Ja. Absolut nachvollziehbar. Ich bin auch wütend. Und ich habe das Gefühl, je weniger äußerlich sichtbar die Behinderung des Kindes ist, desto weniger Hilfe bekommt man.


    Ich kämpfe seit 4,5 Jahren gegen Windmühlen. Kräfte pflegender Eltern sind auch endlich. 4,5 Jahre lang wurde uns erzählt, dass wir ja nur dies und das anders machen müssten und dann läuft das schon alles. Wenn einem dann auch noch erzählt wird, dass man ja selbst schuld daran ist, dass das Kind so ist, wie es ist. Ich habe Hilfe gesucht seit das Kind ein halbes Jahr alt war und keine bekommen. Obwohl es sie gegeben hätte. Ich habe in einer Phase der absoluten Verzweiflung zur Arzthelferin der Kinderarztpraxis gesagt, dass ich nicht weiß, ob ich bis zum nächsten Termin überlebe. Und sie hat mich einfach weggeschickt mit den Worten: "wir können nichts für Sie tun". Ein dickes Danke an sonstwen, dass ich insgesamt ein stabiler Mensch bin. Jemand anderes hätte es vielleicht wirklich nicht überlebt.


    Es dauert so unfassbar lange alles, obwohl die Ursache schon seit Jahren offensichtlich ist. Wir haben JETZT endlich fachlich guten ärztlichen Beistand, der uns erstmals ernst nimmt. Und dennoch ist es dermaßen frustrierend, dass ich genau weiß, dass auch jetzt nicht die Hilfe da sein wird, die gebraucht wird sondern es sich noch Jahre hinziehen wird. Und so lange darf das Kind Negativerfahrungen sammeln und sich weiter in seine Einschränkungen rein arbeiten. Es ist eine Abwärtsspirale, die nicht aufgehalten wird.


    Dieses System ist so f*cking kaputt, es ist unsagbar. Und es interessiert einen feuchten Kehricht. Und in der aktuellen politischen Lage wird es nur noch schlimmer in den kommenden Jahren. Geht wählen, Leute! 🙏

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