Krisenintervention - Hund hat Rehe gejagt

  • Nabend zusammen!

    Ich mach's so kurz es geht - ist aber nicht mein Talent.


    Ich war eben mit meiner Hündin im Wald unterwegs. Um die Profilwühlerei zu ersparen: Elo, knapp 1,5 Jahre, frisch kastriert (DEZ22).

    Seit der Pubertät haben wir Probleme mit dem Rückruf sobald andere Hunde da sind, weshalb ich "offline" Spaziergänge überwiegend abends mit ihr plane und selbst dann noch den Großteil der Strecke mit 'ner 10m Schlepp arbeite. Ohne Fremdhunde klappen Rückruf, Radius und Abbruch (falls sie von den Wegen ab will) gut.

    Eben war kein Bums außer uns unterwegs, also hab' ich kurz geschaut wie sie an der langen Schlepp reagiert und sie dann recht früh abgelassen. Es lief alles super, wir haben zwischendurch was "Fuß" im Freilauf trainiert, immer wieder Rückruf und eigentlich wars ein wunderschöner Spaziergang. Stirnlampe war aufs Maximum gestellt um Reflektionen früh genug zu erkennen, aber uns ist in dem Gebiet noch nie was begegnet - und ab diesem Gedanken geht's bergab...

    Auf den letzten ~200m kommt ein Knick in den finalen Weg, der dann zur ruhigen Waldstraße wird. Hier waren plötzlich Reflektionen, aber da die so irre regelmäßig waren und an das Gebiet die Gärten der Häuser dieser Waldstraße angrenzen, dachte ich es sei einfach Deko oder irgendeine Art Begrenzung. Als ich dann das erste Reh erkannt hatte, war mein Hund schon weg. Ich hab' sie natürlich zurückgerufen, Abbruchsignal, verzweifelt versucht Distanz aufzubauen und sie dann nochmal zu rufen, aber alles für'n Oarsch. Ich glaub' ich hab' im Leben noch nicht so laut gebrüllt. Hab' dann im Endeffekt Licht + Sound vom Tracker angemacht und sie dann auf dem Weg direkt daneben eingesammelt - alles keine 2 Minuten, aber danke, reicht.

    Ich ärgere mich so extrem über mich selber. Ja, ich weiß, dass das je nach Jäger den Tod für meinen Hund hätte bedeuten können und den verdammten Terror, den mein Hund (und damit ich) bei den Rehen ausgelöst hat (und das auch noch im Winter...). Und das alles aus Bequemlichkeit (denn ohne Schlepp ist ja leichter :face_with_symbols_on_mouth:) und Unachtsamkeit.
    Mein Hund wird erwachsen und anscheinend kommt neben dem Rückrufproblem und einem neuentdeckten Wachtrieb jetzt auch noch das Jagen dazu. Ich hätte nie damit gerechnet, hätte es aber wohl sollen, denn wer eine eierlegende Wollmilchsau wie den Elo holt, der weiß halt auch nie was er bekommt... ach man, so eine Kotze!

    So, meine Frage an euch: mein Plan ist es jetzt, dass Freilauf gestrichen ist. Djari kann da nichts für, aber sowas geht nicht. Nie, unter keinen Umständen und nie fucking wieder! Offensichtlich muss ich noch viel stärker an meiner Weitsicht üben, Situationen erwarten zu können und wenn ich mir dazu nicht sicher sein kann, dass der Abruf sitzt, dann kann ich das Privileg Freilauf nicht verantworten. Die ganze Situation war alleine meine Schuld, aber da seit der ersten Läufigkeit so viele neue Verhaltensweisen auftauchen, habe ich das Vertrauen in das Märchen vom nicht jagenden, nicht wachenden Familienhund gerade etwas verloren und sehe gerade eher einen Hund, der recht starkes Management benötigt.


    Wie würdet ihr reagieren? Schlepp und am Geschirr, damit sie noch etwas Freiheit behält, oder geht's zurück auf Schritt 1 und 3m am Halsband? Wesentlich intensiver an Impulskontrolle arbeiten, oder? Reagier ich jetzt komplett über? Alter Falter... das war ein Schock. Nach der Aktion bin ich bereit meinen Hund zu führen wie beim verdammten Militär... wie werde ich nicht unfair?

    Ich war vor ca. 2 Monaten schon mal zwecks Leinenführigkeit bei 'ner Trainerin und da gabs ein paar tolle Ansätze bzgl. Korrekturen, Führung, Regeln und Grenzen. Wir sind bei derselben Person auch in der HuSchu, aber Adrenalin sei Dank brauch ich gerade einfach Akutmaßnahmen für den Umgang mit einen Hund, der wesentlich mehr Feuer unterm Kessel hat als gedacht.

  • Ich würde sagen, das Adrenalin steckt dir noch ordentlich im Körper.

    Lass Djari an der Schleppleine, biete ihr Jagdalternativen und lass sie nicht mehr in der Dämmerung oder wildreichen Gebieten von der Leine.

    Aber sei nicht zu streng mit ihr oder dir.

  • Das ganze (ausser Rehe hinterher) kommt mit so bekannt vor, da dies aktuell bei uns Thema ist und früher bei dem Hund war.


    Da ich mit dem Hunden individuell arbeite, bin ich da nicht so gut Tipps zu geben,ausser


    Ja zur schlepp und da auch weiterhin daran arbeiten das bei Hundesichtung etc der Fokus auf dir liegt (das hilft dann auch bei jagdlichen ambitionen)


    Ich mag bei solchen Themen gerne Trainer die in dem Thema drin sind. Hier sitzen zb Jagdhunde, also arbeite ich mit einem Trainer der (fast) ausschließlich mit jagd. Hunden arbeitet


    Frage: Ein elo ist mit 1,5 doch noch nicht fertig, der müsste doch jetzt mitten in der Pubertät sein?! Das könnte da Bein Training dann auch noch mit rein spielen da die Kapazitäten im Hirn ein wenig an knete erinnern xD

  • Mach kein Riesendrama draus. Einen Hund der jagen geht würde ich auch mit allerbester Stirnlampe nicht in der Dämmerung oder im Dunkeln ohne SL laufen lassen. Üb ansonsten weiter mit ihr wie bisher und bau neben dem normalem Rückruftraining eben auch noch den Rückruf von Begehrlichkeiten wie Ball oder Fuuter mit ein.


    Darf ich fragen warum sie so früh kastriert wurde? Hatte sie gesundheitliche Probleme? Ich frag weil so eine Kastration ja auch immer massiven Einfluss auf die Entwicklung hat

  • Das ist was das ich nie verstehen werde.

    Der Hund hört schon nicht zuverlässig bei Hunden aber trotzdem kommt die SL ab.

    Lass die SL dran , arbeite am Abbruch und Rückruf und biete ihr Alternativen / Beschäftigung. An der SL, ohne Ausnahme.

  • Krieg Dich erstmal wieder ein. Doof, ja, aber kein Weltuntergang.

    Hol Dir ein Glas Wein oder einen Tee - was auch immer für Dich zur Beruhigung funktioniert und versuche, wieder aus dem Adrenalinpush rauszukommen. Freilauf in dem Gebiet würde ich auch erstmal streichen - woanders, je nach Einschätzung, kannst Du weiterüben. Dein Hund ist noch jung, Du hast noch viel Zeit zum Üben. Ein Leuchthalsband hilft bei Dunkelheit, einzuschätzen, was der Hund gerade macht - entspannt schnüffeln oder gespannt und gezielt Witterung aufnehmen.


    Übe das "tolle Ansätze bzgl. Korrekturen, Führung, Regeln und Grenzen" weiter und schau erstmal, dass Ihr durch die nächsten Tage kommt.

    Rückruf unter solchen Ablenkungen funtioniert nur, wenn er bombenfest sitzt. Und bei einem 1,5jährigen Hund mit (zumindest leichtem) Jagdtrieb wird der das gerade nicht - die Pubertät ist wohl noch nicht überstanden.

    Eile mit Weile - also erstmal weiter festigen, was bisher gut funktioniert hat.


    Wenn es Dich tröstet, ich hab sowas auch schon mitgemacht - nur war der Hund an der Flexi und hat mich beim Durchstarten umgerissen (und mir die Flexit aus der Hand). Seitdem hab ich ne Lederleine umhängen und die Flexi ist daran festgemacht. Wir üben noch (und meine Jungs sind jetzt 5 Jahre alt).

  • Irgendwann ist das erste Mal. Bis dahin glauben wir alle halt, dass wir das große Los gezogen haben und der Kelch an uns vorüber geht. Direkt danach denke ich auch immer "Ein-Meter-Leine!!! Für den Rest Deines verf*** Hundelebens!!!" :D


    Nachdem ich mich beruhigt habe: Schleppleine ans Tier und weiterüben. Wenn sie drei Jahre alt sind, merkt man, dass doch mehr ins Hirn drang bei all dem Training als man vorher glaubte. =)


    (Das Werbeversprechen für diese Mischlinge ist halt leider oft Fake. Aber das weißt Du ja schon.)

  • Erstmal vielen lieben Dank und ja, dieser Thread wurde gesponsort von AdrenalinTM  :tropf: . Ich werd' also definitiv die Schlepproute fahren und damit dann weiter Rückruf + Umlenkung trainieren. Vielen lieben Dank für euer Feedback!

    Ich würde sagen, das Adrenalin steckt dir noch ordentlich im Körper.

    Aber mal so richtig...! Alleine schon plötzlich zu realisieren dass da wirklich was steht war genug für den Abend. Und dann diese absolute Shitshow alleine im Wald, neee, danke, war genug :/ .

    Ja zur schlepp und da auch weiterhin daran arbeiten das bei Hundesichtung etc der Fokus auf dir liegt (das hilft dann auch bei jagdlichen ambitionen)


    Ich mag bei solchen Themen gerne Trainer die in dem Thema drin sind. Hier sitzen zb Jagdhunde, also arbeite ich mit einem Trainer der (fast) ausschließlich mit jagd. Hunden arbeitet

    Oki, vielen lieben Dank für die Tipps.

    Die Trainerin selber führt Hunde mit Kaliber (uA 'nen Rotti) und hatte mich bei Djari schon gewarnt, dass sie halt einen sehr starken Eigensinn und ein "gesundes Selbstbild" (ähem...) hat, auf dass ich ein gutes Auge mit starken Grenzen haben müsste. Dass da jetzt noch jagdliche Ambitionen dazukommen, das ist neu auf dem Schirm - aber auch damit werden mer umgehen können lernen.

    Das ganze (ausser Rehe hinterher) kommt mit so bekannt vor, da dies aktuell bei uns Thema ist und früher bei dem Hund war.

    Du, keine Sorge, Rehe waren hier jetzt auch neu - the gift that keeps on giving und so. Wir hatten, als wir noch in Berlin wohnten, öfter Wildschweine, aber die waren nie ein Thema. Ich drück euch die Daumen!

    Frage: Ein elo ist mit 1,5 doch noch nicht fertig, der müsste doch jetzt mitten in der Pubertät sein?! Das könnte da Bein Training dann auch noch mit rein spielen da die Kapazitäten im Hirn ein wenig an knete erinnern xD

    Darf ich fragen warum sie so früh kastriert wurde? Hatte sie gesundheitliche Probleme? Ich frag weil so eine Kastration ja auch immer massiven Einfluss auf die Entwicklung hat

    Ja, sie ist noch mitten in der Pubertät und dass da viel Grenzen testen + ausreizen ist, stimmt auch absolut.
    Die Kastration war nicht geplant, war aber leider tatsächlich gesundheitlich bedingt. Ihre erste Läufigkeit war mit knapp zwei Monaten Blutungen verbunden und wurde dann von einer richtig üblen SS abgelöst. Sie kam absolut gar nicht mehr klar - hat nur noch geheult, ist komplett ins Welpenverhalten zurückgefallen (unterm Bett/Sofa verbuddeln und jaulen), ständiges hecheln, hat alles, wirklich ALLES zerstört... purer Stress eben. Hab' dann über zwei Monate zwei TA + einmal Trainer konsultiert: TA wollten direkt kastrieren, Trainer war dagegen. Bei TA#3 haben wir es dann mit Galastopp probiert - und nach drei Tagen war der Spuk vorbei.

    Im Endeffekt wars dann die Wahl zwischen Pest und Cholera: abwarten und ggf. zu spät reagieren (mit der Prognose, dass es sich immer mehr steigert) oder eine evtl. unnötige Kastra. War keine schöne Wahl, aber sie über so einen langen Zeitraum so zu sehen war auch brutal. Wie man's dreht und wendet, beides meh.

  • Mh, nunja. Im Elo steckt viel Chow drin. Auch wenn das Zuchtziel für den Elo keinen Wach- und Jagdtrieb vorsieht, es wundert mich doch wenig, wenn das durchkommt.


    Tatsache ist, der Chow ist ein kompromissloser, selbstständiger Jäger, und weiß durchaus, wann es sich lohnt, hochzufahren und wann nicht (also ob Leine dran oder Leine ab).


    Ein Beispiel aus unserem Alltag: Der Knödel sieht das erste Mal in seinem Leben flüchtende Rehe. Er guckt kurz, blinzelt müde und widmet sich wieder dem Schnüffeln. Er weiss, dass ich es nicht mag, wenn er sich bei Jagdreizen hochfährt. Hätte er keine Leine dran gehabt, ich verspreche dir, er wäre weg gewesen. Er bleibt immer an der Leine. Und er ist wirklich ein zuckersüsses, liebes Exemplar.


    Das heisst nicht, dass es bei deinem Elo so sein muss, aber das ist Teil seines Erbes.


    Bleib fair, bleib realistisch und bleib dran. Und pass deine Ziele an, wenn der Freilauf nicht sicher möglich ist. Ich würd als erste Maßnahme einfach erstmal anfangen, Schleppleinen/Flexi-Etiquette zu etablieren, um deren Verwendung angenehmer zu gestalten und die Gedanken vom Frust-Thema Freilauf erstmal zu lösen.

  • Ich hab' sie natürlich zurückgerufen, Abbruchsignal, verzweifelt versucht Distanz aufzubauen und sie dann nochmal zu rufen, aber alles für'n Oarsch

    Bist du auch Österreicherin? :D

    Ich hätte nie damit gerechnet, hätte es aber wohl sollen, denn wer eine eierlegende Wollmilchsau wie den Elo holt, der weiß halt auch nie was er bekommt... ach man, so eine Kotze!

    Ach, ich habe einen Chihuahua, der zwar kein ernsthafter Jäger ist, aber durchaus nicht uninteressiert. Der ist auch schon mal auf ein Feld abgehauen und hat dort minutenlang (uns kam es damals vor wie eine Ewigkeit) den Hasen nachgejagt, die mindestens so groß sind wie er selbst |) Ich sah ihn nur als kleinen, blitzschnell hin und her schießenden beigefarbenen Punkt am Horizont.


    Was ich damit sagen will: Natürlich ist das Jagdverhalten typischerweise bei manchen Rassen stärker ausgeprägt, aber letztlich sind sie alle Hunde - Lauf-Raub-Tiere :ka: Manchmal übernehmen halt die Instinkte das Ruder. Heißt nicht, dass man da jetzt nicht trainieren soll, aber ich habe noch keinen Hund getroffen, der nie Mist baut - weil es aus hündischer Sicht halt ganz normales, instinktives Verhalten ist.


    Direkt danach denke ich auch immer "Ein-Meter-Leine!!! Für den Rest Deines verf*** Hundelebens!!!" :D

    Besser hätte ich es nicht ausdrücken können xD

    Ich habe dem Chihuahua im Laufe seines 8jährigen Lebens schon häufiger mit Leinenknast für immer gedroht. Bis jetzt habe ich ihn früher oder später immer wieder abgeleint, wenn die Umstände passend erschienen. Ein Restrisiko gibt es meiner Ansicht nach so gut wie immer, da Hunde halt Lebewesen sind und keine Maschinen |) Damit sage ich jetzt ausdrücklich nicht, man sollte den Hund halt hetzen gehen lassen, aber Fehler passieren, gehören zum Menschsein und zur Hundehaltung dazu.

    Dein Hund ist ja noch sehr jung und im Laufe der Jahre lernt man oft auch, Situationen besser einzuschätzen, kennt Stärken und Schwächen des eigenen Vierbeiners, merkt, wann er eh schon einen unruhigeren Tag hat etc. - all diese Faktoren machen sowohl das Training als auch das tägliche Miteinander leichter.

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