Tierheimhund einschätzen

  • Aus Erfahrungen in der Familie würde ich keinen Vertrag unterschreiben, bei dem Verein meint, sich einmischen zu dürfen.

    Das kann ziemlich viel Stress verursachen.

    IdR wird wahrscheinlich nichts sein, aber wenn man mal die berühmte Ausnahme erlebt hat, wird man vorsichtig.


    Zumal es sehr viele seriöse Vereine gibt, die nicht solche Verträge haben.

  • So wie hier einige schreiben, scheint es ja noch andere Verträge zu geben. Was steht denn bei euch drinnen?

    Aus dem Übernahmevertrag meiner Dina: "Mit der heutigen Übergabe gehen alle Rechte und Pflichten auf den neuen Besitzer über."


    Was genau im Vertrag meiner Motte stand, weiß ich nicht. Es war aber im Grunde dasselbe, nur dass da noch der Hinweis enthalten war, dass der Vorbesitzer beim "Fundhund" noch ein paar Monate lang Rechte geltend machen kann.

    Jetzt heißt es vielleicht wieder - wie so oft - dass die tollen Hunde oft vermittelt sind bevor sie überhaupt auf die Webseite kommen. Ja und wie soll ich dann an solche Hunde "rankommen" (klingt schon wieder zu sehr nach Schnäppchenfernseher für mich)? Ich kann nicht jeden Montag alle Tierheime abtelefonieren, ob denn jetzt was Passendes da wäre.

    Ich schreibe mal meine Erfahrungen: Als ich meinen ersten Hund suchte, bin ich im örtlichen Tierheim Gassigänger geworden. Ich bin also etwa ein Jahr lang 2-3 mal pro Woche ins Tierheim und mit vielen Hunden Gassi gegangen. Mehr als einmal ist es passiert, dass ich mit einem Hund Gassi war und dann überlegte, ob das meiner werden könnte, der Hund aber drei Tage später schon vermittelt war. Als ich eines Tages eine kleine Schwarze mit einem anderen Gassigänger aus der Quarantänebox kommen sah, habe ich keine Sekunde überlegt. Ich bin zum nächsten Pfleger geflitzt und habe mich direkt als Interessent eintragen lassen (damit war der Hund für mich reserviert).


    Bei Dina war es anders. Dina war ein Langzeit-Tierheim-Bewohner, den ich schon im Netz gesehen hatte. Ich habe mich aber nicht getraut, da rein zu marschieren und zu sagen: ich will Dina kennenlernen. Stattdessen habe ich erzählt, was ich suche und warum ich welche Einschränkungen in der Hundewahl habe. Mir wurden 4 Hunde gezeigt, die auf meine Wünsche passen könnten. Zwei davon waren absolut unkomplizierte Kandidaten, einer war nur etwas gesprächig und zuletzt wurde mir Dina vorgestellt - mit allen bekannten Vermittlungshindernissen, die dieser Hund hatte.


    Die Antwort auf deine Frage lautet also: hinfahren. Am besten mehrfach, denn dass an dem Tag als ich Dina kennenlernte tatsächlich so viele kleine, unkomplizierte Hunde vor Ort waren, war eher Zufall. Nicht aufgeben. Ich habe ein Jahr gebraucht, bis ich meinen ersten Hund gefunden hatte. Wenn du nicht jede Woche in ein Tierheim fahren kannst, dann fahr alle zwei Wochen oder einmal im Monat. Es gibt wirklich ganz viele tolle Hunde im Tierheim. Für die unkomplizierten Hunde gibt es aber natürlich auch ganz viele Interessenten, da wirst du von zu Hause aus nur mit sehr, sehr viel Glück drankommen, da hast du viel mehr Chancen, wenn du vor Ort bist. Immer wieder, so oft, bis der richtige Hund gefunden ist.


    Ich persönlich würde keinen Vertrag mit Eigentumsvorbehalt unterschreiben. Auch wenn mir klar ist, dass das nicht haltbar ist, wenn der Verkäufer mir alle Pflichten überträgt und alle Eigentumsrechte behalten will. Ich hätte aber einfach keine Lust auf den möglichen Stress und ich hätte ein sehr blödes Gefühl, wenn der Vermittler mir so offensichtlich misstraut aber von mir volles Vertrauen in seine zukünftigen Entscheidungen als Eigentümer meines Hundes erwartet.

  • Die Antwort auf deine Frage lautet also: hinfahren. Am besten mehrfach...

    Die Tierheime in unserer direkten Umgebung (bis ca. 40km) machen dir nichtmal die Tür auf, wenn du unangemeldet davor stehst. Angemeldet geht auch nicht, weil sie ja nach telefonischer Auskunft nichts Passendes da haben. Gassigänger sind entweder genug vorhanden oder darf man nur mit Hundeerfahrung werden oder nur mit Gassigängerführerschein (der Kurs wird leider aktuell, also seit mehreren Monaten, nicht angeboten).

    Ein Tierheim, das mir einen beißenden Hund einfach in die Hand drückt (siehe das ganze Thema hier) ist halt generell auch ziemlich unten durch bei mir.

    Ich möchte gerne einen Hund, ja, aber Tierheime möchten eigentlich auch gerne ihre Hunde vermitteln. Der Umgang miteinander sollte auf Augenhöhe sein und das Gefühl hab ich bei den Erfahrungen bislang nicht.

    Das heißt nicht, dass ich Tierheime ausschließe, aber ich reiße mir halt auch nicht monatelang ein Bein aus mit dem Funken Hoffnung, irgendwann gnädigerweise für die Adoption eines Hundes in Betracht gezogen zu werden. Das ist übrigens ausdrücklich nicht aufs Gassigehen sondern aufs "Hinterherrennen" im Sinne von Anrufen, Vorbeifahren, Nachfragen bezogen.

  • Drasleona, ich kann deine Frustration völlig verstehen. Uns ging es sehr ähnlich, als wir uns auf die Suche machten. Wir hatten uns das alles einfacher vorgestellt.

    Wir wollten einen Hund aus einem Tierheim, weil uns der Auslandstierschutz zu heikel war. Aber da erlebten wir dasselbe wie du - es gab fast nur große und problematische Hunde. Wir sind schliesslich zum Probe-Gassi mit einer Hündin 100Km gefahren. Leider sprang der Funke nicht über. Der Hund war nett, musste noch viel lernen aber war lieb, aber wie gesagt, der Funke sprang nicht über.

    Parallel dazu begannen wir irgendwann doch noch den Auslands-Tierschutz in Betracht zu ziehen. Ich kann nicht sagen wie viel Zeit ich im Internet beim Recherchieren und Suchen verbracht habe. Ein kleiner schwarzer Mischling hat uns sehr interessiert, wir hatten mehrere Telefonate und man wollte sich wieder bei uns melden. Ist nie passiert, und auf erneute Anfrage hiess es dann, der Hund sei schon anderweitig vermittelt.

    Wir haben viel über tiervermittlung.de gesucht und über Monate immer wieder Anfragen geschickt. Entweder war der Hund schon so gut wie vermittelt, oder es gab gar keine Antwort.

    Wir waren dann auch für einen Auslandshund bereit, aber wir wollten ihn vor der Übernahme treffen, und da wurde es knifflig, weil die meisten Hunde sich noch im Ausland befanden. Ich würde nie einen Hund übernehmen, den ich nur von Fotos kenne.

    Wir waren also schon ziemlich genervt und gefrustet. Dann konnte ich eines Abends nicht schlafen und fing mal wieder an im Internet zu suchen. Mitten in der Nacht fand ich dann einen Hund, der perfekt zu sein schien. Die Beschreibung klang ideal für uns, er befand sich auf Pflegestelle in der Nachbarstadt und ich das Bild hatte ich mich sofort verguckt.

    Am Morgen schrieb ich sofort eine ausführliche Nachricht an den Verein und bekam ein paar Stunden später Antwort. Es gäbe schon viele Interessenten, aber wir sollten mal bei der Pflegestelle anrufen, entschieden war noch nichts.

    Am gleichen Abend noch besuchten wir die Hündin. Sie war sanft und ruhig, aber auch so ängstlich, das sie sich zuerst nicht anfassen lassen wollte. Wir wollten eine kleine Gassi-Runde gehen, das ging aber nicht, denn das kannte sie noch gar nicht. Sie war erst seit 2 Wochen in Deutschland.

    Am Ende des Gesprächs kam sie aber von sich aus zu uns und wir durften sie streicheln. Das hatte sie laut Pflegestelle noch bei keinem Interessenten getan und so wurde sie uns angeboten. Wir wollten eigentlich wir ihr auch einen souveränen, unkomplizierten Hund ohne grosse Baustellen. Sie war ein Überraschungspaket, das sich nicht auf die Straße traute und noch alles lernen musste. Ihre Beschreibung im Internet hatte etwas anders geklungen.

    Wir haben noch lange Zuhause diskutiert, weil wir keine Erfahrung mit Angsthunden haben.

    Letztlich ging es dann aber ganz schnell und 5 Tage nachdem ich sie entdeckt habe zog sie bei uns ein. Die Vorkontrolle bestand aus einem Video von unserer Wohnung (es war mitten in der schlimmsten Corona-Zeit und persönlich kam deshalb niemand vorbei). Den Vertrag bekamen wir zugeschickt, und da stand auch diese Klausel von wegen "Hund bleibt Eigentum des Vereins" drin. Wir fühlten uns deswegen gar nicht wohl, aber wir waren schon so weit gekommen (endlich!), das wir diesen Hund nun auch haben wollten. Und bis heute haben wir nichts mehr von dem Verein gehört und betrachten sie als unseren Hund.

    Letztlich haben wir 6 Monate gesucht und dann ging es ganz schnell. Sie war nicht der Hund, den wir uns vorgestellt hatten und wir haben viel mit ihr trainiert, aber wir würden sie nie mehr hergeben.

  • So ihr Lieben, die Vorkontrolle ist vorbei und - soweit uns gesagt wurde - positiv verlaufen.

    Ich wüsste nun gerne von euch, wie im Falle des Falles eine Abholung stattfinden würde.


    Der Verein hätte gerne, dass wir zum Kennenlernen mit Bargeld und Hundezubehör erscheinen und den Hund direkt mitnehmen, wenn er uns zusagt. Mir passt das nicht wirklich, da ich das Kennenlernen gerne sacken lassen würde, bevor wir eine Entscheidung treffen. Was ist denn diesbezüglich normal, also wie wird das üblicherweise gemacht?


    Außerdem wüsste ich gern, inwiefern Zeitabsprachen normalerweise möglich und üblich sind? Ich möchte mir natürlich gerne Urlaub nehmen, wenn der Hund einzieht, und bin da generell im Vergleich zu vielen anderen auch extrem flexibel. Allerdings muss ich von 24. Juli bis 04. August vertreten, sodass ich da keinen Urlaub nehmen kann. Ist eine Absprache möglich und üblich im Sinne von "wir nehmen den Hund, unterschreiben den Vertrag und kommen dann in 2 Wochen zur Abholung"? Oder ist so ein Vorgehen nicht üblich und man muss den Hund quasi sofort nehmen?


    In meiner Vorstellung würde ich gern am Sonntag hin fahren, den Hund kennenlernen, nach ein oder zwei Nächten entscheiden und bei Zusage den Hund am 06. August holen. Ist das vom Verein zu viel verlangt?


    Aus aktueller Sicht finde ich die Vorkontrolle vor dem Kennenlernen übrigens ganz gut, denn mein Herz hängt gerade so gar nicht an dem Hund 🙊 wie auch, ich hab ihn ja noch nie gesehen. Wenn das alles aus organisatorischen Gründen scheitern sollte, werde ich also sicher weniger traurig sein als ich es wäre, wenn ich schon verknallt wäre.

  • DAS würde ich auch als unseriös empfinden.


    Wenn der Hund bereits auf einer Pflegestelle sitzt, sollte/muss es doch möglich sein, diesen erst einmal kennen zu lernen, sich mit ihm beschäftigen und vielleicht auch noch einmal überlegen.


    Was machen die denn, wenn du ihn gleich mit nimmst und nach 3 Tagen sagst: nichts geht er muss zurück, passt einfach nicht.


    ICH würde in dem Fall mit der Pflegestelle sprechen. Sollten die sich nicht darauf einlassen (wäre völlig unverständlich, denen sollte an einer guten Vermittlung gelegen sein), würde ich gar nicht erst hinfahren.

  • Also hier lief die Übernahme so: Erster Termin, allgemeines Kennenlernen im Tierheim, noch kein Hund zur Diskussion. Dann Vorschlag vom Tierheim, welcher passen könnte. Danach eine Woche lang jeden Tag mit dem Hund eine Stunde unterwegs gewesen. Dann Vorkontrolle coronabedingt per Videotelefonie. Danach Hund abholen und nach einigen Woche kurze Info geben, wie es gelaufen ist.


    Nach dem, was du bisher von diesem Verein beschrieben hast und so wie der Verein sich den Ablauf vorstellt, ist ziemlich klar: DAS WAS DU DA HAST IST EIN UNSERIÖSER SCH...VEREIN!


    Finger weg, würde ich sagen.

  • Ist eine Absprache möglich und üblich im Sinne von "wir nehmen den Hund, unterschreiben den Vertrag und kommen dann in 2 Wochen zur Abholung"? Oder ist so ein Vorgehen nicht üblich und man muss den Hund quasi sofort nehmen?

    Du MUSST gar nichts. Erst recht nicht, wenn du dich mit dem Vorgehen nicht wohl fühlst.

    Lasst euch zu nichts drängen. Wenn ihr Zeit zum Überlegen braucht ist das vollkommen in Ordnung (und sogar sehr verantwortungsvoll mMn). Auch der Abholzeitpunkt sollte für alle passen, 2 Wochen sind ja nun auch nicht die Welt.

    Nehmt euch die Zeit, die ihr braucht. Und wenn der Verein das nicht akzeptieren will, dann ist das wahrscheinlich ein Zeichen für euch, dass ihr lieber woanders einen Hund holen solltet.

  • Also ich kenne es auch eher so, dass die TH von sich selber aus anbieten, dass man ruhig eine Nacht drüber schlafen soll und es vor allem begrüßen, wenn sich die Interessenten Gedanken um die Eingewöhnung machen. Da sollte sowas wie "ich habe ab Datum X Zeit" kein Thema sein, wenn das nicht gerade Monate später ist.

    Bei mir wurde auch explizit gefragt, ob ich in naher Zukunft sowas wie Urlaub/Umzug geplant habe (ist eben Stress für den Hund).


    Ich würde dem Verein deine Gedanken schildern und darum bitten, so und so vorzugehen. Wenn sie sich nicht darauf einlassen: FINGER WEG!

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