Tierheimhund einschätzen

  • Ich möchte noch einmal was zu diesem Eigentumsvorbehalt sagen, weil ich damit in einem anderen Zusammenhang eine ganz schlimme Erfahrung machen musste.

    Mein Pflegling humpelte plötzlich unspezifisch und ich fuhr mit ihm im Auftrag des TSV zu einer Tierklinik. Schon das war ein Drama, da ich das neben meinem Hauptjob machen musste und ein entsprechender Termin her musste. Da passten dann der Ansprechpartnerin im Verein schon mal zwei Kliniken nicht, die ich abtelefoniert hatte. Wir sind im eher nördlichen Niedersachsen, der TSV befindet sich weit weg in NRW, die kennen unsere ansässigen Kliniken nicht, ihre Vorbehalte fußten auf Googlebewertungen.

    Nachdem ich nen Termin in der genehmigten Klinik hatte, wurde der Hund untersucht und erhielt die schlimmstmögliche Diagnose: Osteosarkom, bereits Streuung in die Lunge und wer weiß, wohin noch.

    Ich hätte vermutlich entschieden, den Hund direkt gehen zu lassen, durfte das jedoch nicht. Die Ansprechpartnerin vom TSV wurde komplett irrational, "wir versuchen alles!11!!!"

    Hochdosiertes Kortison, Schmerzmittel, Hund wieder nach Hause. Wir mussten auf deren Geheiß im Umkreis von 100km alle Tierheipraktiker abtelefonieren, damit der todkranke Hund mit befallener Lunge eine Misteltherapie bekommt. Wir fanden zum Glück niemanden. Dem Hund ging es innerhalb weniger Tage massiv schlechter, er stand nicht mehr auf, war schlapp. Ich fuhr nochmal zum Haus-TA, der Verein wusste, dass es final sein könnte, man sicherte mir zu, ich dürfe entscheiden, der Hund müsse kremiert werden, die Asche dürfte ich als seine Bezugsperson haben. Der TA sagte mir ganz klar, das war's, gehen lassen, er leidet. Das habe ich dann auch machen lassen, der Hund starb ruhig und geliebt auf meinem Schoß, ich klärte noch, dass er da bleibt, um vom Krematorium geholt zu werden. Als ich dies der Frau vom TSV mitteilte, eskalierte die Situation. Mir wurde voreiliges Handeln vorgeworfen, ich hätte noch mehr Untersuchungen durchführen lassen müssen, hätte den toten Hund nicht dort lassen dürfen, das arme Tier musste allein und ängstlich beim TA sterben.... Ja, sie hätten es lieber gehabt, den Hund nochmal fit zu spritzen und nach Hause zu holen, um am nächsten Tag den TA zum Einschläfern kommen zu lassen. Einen leidenden Hund im Endstadium, dem in seinem Leben nichts wichtiger gewesen war, als bei mir zu sein, und der dies bis zu seinem letzten Atemzug durfte.

    Telefonterror folgte, der TA bekam eine gelogene Googlebewertung vom Verein, wurde bei der Kammer gemeldet, weil er vor der "Ermordung" des Hundes nicht mit dem Verein Rücksprache gehalten hatte... es war furchtbar, all das zusätzlich zu der Trauer um den geliebten Pflegehund.

    Nun war dies "nur" ein Pflegehund, der TSV ganz klar Eigentümer, aber in den ganzen Jahren zuvor gab es keinen Anhaltspunkt, dass es im Fall der Fälle derartig eskalieren würde. Man redete immer vernünftig miteinander. Bis zur Diagnose.

    Deshalb möchte ich jeden bitten, der nachdenkt, so einen Vertrag zu unterschreiben, der dem Verein maximales Mitspracherecht in solch gravierenden Bereichen einräumt, sich die Frage zu stellen: "Könnte ich im Fall des Falles damit leben, dass meinem Hund ein friedliches Ende verweigert wird, dass ich sinnlose Therapien durchführen muss und im Zweifel nicht mal über die Erlösung des Tiers entscheiden dürfte? Bin ich stark genug, neben der Trauer auch noch einen (Rechts)Streit mit einem Verein zu führen, der plötzlich komplett irrational handelt?"

    Ich bin mit mir im Reinen, mit dem TA bin ich noch immer sehr gut in Kontakt, das ist halt ein robuster Land-TA, der einfach ne gepfefferte Antwort auf die Bewertung geschrieben und der Kammer sachlich die Lage dargestellt hat. Andere tun das nicht, da verliert man ggf. noch den Haustierarzt.

    Seit diesem Erlebnis bin ich komplett vom dauerhaften Eigentumsvorbehalt kuriert. Nie wieder will ich so was erleben müssen.

    Jeder sollte sich im Klaren sein, dass so was passieren kann (nein, nicht muss), und sich überlegen, was dann?

  • Das ist ganz schlimm, was du da durchgemacht hast. Aber ich denke, das ist eine Ausnahme Horrorstory und nicht die Regel.

    Ich denke, die TE wird nun auf der Pflegestelle den Hund kennen lernen und wenn sie sich für ihn entscheidet, einen Vertrag unterschreiben, der für sie passt. Sie ist ja nun sensibilisiert, was bestimmte Klauseln im schlimmsten Fall bedeuten können.

  • Sunti Eine sehr traurige Geschichte.. tut mir leid, dass du das erleben musstest, und danke, dass du das mit uns geteilt hast.

    Ich denke auch, dass das eine schreckliche Ausnahme ist.

    So sehr mich die Aussage im Telefonat auch geschockt hat, ich habe mich inzwischen in diesem Punkt aufs Rationale konzentriert. Und wenn man es mal ganz sachlich betrachtet, weiß ich de facto noch überhaupt nichts. Ich muss mich da in Geduld üben und im Falle des Falles den Vertrag sehr genau lesen und eventuell um Änderung bitten.

    "Nur" wegen der Aussage abzusagen ist mir auch zu viel, wer weiß wie die Formulierung am Ende aussieht.

  • in diesem Punkt aufs Rationale konzentriert. Und wenn man es mal ganz sachlich betrachtet, weiß ich de facto noch überhaupt nichts. Ich muss mich da in Geduld üben und im Falle des Falles den Vertrag genau lesen und eventuell um Änderung bitten.

    :nicken: 🍀✊️

  • Das ist ganz schlimm, was du da durchgemacht hast. Aber ich denke, das ist eine Ausnahme Horrorstory und nicht die Regel.

    Ich denke, die TE wird nun auf der Pflegestelle den Hund kennen lernen und wenn sie sich für ihn entscheidet, einen Vertrag unterschreiben, der für sie passt. Sie ist ja nun sensibilisiert, was bestimmte Klauseln im schlimmsten Fall bedeuten können.

    Leider habe ich inzwischen mehrere solche Geschichten gehört und ich finde, der Begriff "Horrorstory" wertet das Erlebte in Richtung urbane Legende ab, was ich nicht in Ordnung finde.

    Ich bin weiterhin überzeugt im Tierschutz aktiv, aber ich finde eben auch, dass jeder, der so einen Vertrag unterschreibt, wissen sollte, dass so etwas passieren KANN. Nur dann ist man in der Lage, eine informierte Entscheidung zu treffen. Wenn alle immer sagen: "Wird schon nichts passieren, der Verein wirkt doch seriös, das passiert nur zum Wohl der Tiere!" etc., warum sollten die Vereine dann was an ihren Praktiken ändern? Hier ändert sich nur was, wenn der Verbraucher das anregt.


    Damit will ich nicht sagen, dass du, Drasleona , jetzt Angst haben und den Hund nicht nehmen sollst, kann und will ich dir nicht einreden. Aber du solltest eben auch wissen, was bei Eigentumsvorbehalt im schlimmsten Fall passieren kann.

  • Leider sind viele meiner TS Erfahrungen eher von übergriffigen Vereinen geprägt, als von vernünftigen. So ein trauriger Einzelfall ist das nicht, denke ich. Natürlich nicht immer in dieser krassen Ausprägung, aber zumindest Stalking und Drohungen sind irgendwie scheinbar in Mode gekommen. Daher tendiere ich auch eher dazu, einem TS Verein, den ich nicht schon lange kenne, nicht mal den kleinen Finger zu geben in der Hinsicht. Aber im Endeffekt wird Drasleona da schon das richtige Gefühl haben :)

  • Da sind wir schon wieder bei einen Grundsatzproblem angekommen: wie soll man einen guten Verein finden? Natürlich gibt es Anhaltspunkte, aber eine Garantie ist das nicht. Erfahrungswerte sind auch ausschließlich subjektiv und die Schutzverträge werden nicht vorab zum Prüfen rausgegeben.

    Ich versuche, da ein Gespür zu entwickeln, aber wie soll ich das ohne jede Ahnung machen?

    Natürlich würde ich rational sagen: wenn man den Hund haben möchte soll man sich den Vertrag aushändigen lassen und sich Zeit zur ausgiebigen Prüfung erbitten. Wenn der Verein das verweigert ist er unseriös und man sollte nach einem anderen Hund in einem anderen Verein schauen. Ob man das dann emotional noch kann...?

  • Leider habe ich inzwischen mehrere solche Geschichten gehört und ich finde, der Begriff "Horrorstory" wertet das Erlebte in Richtung urbane Legende ab, was ich nicht in Ordnung finde.

    Ich bin weiterhin überzeugt im Tierschutz aktiv, aber ich finde eben auch, dass jeder, der so einen Vertrag unterschreibt, wissen sollte, dass so etwas passieren KANN. Nur dann ist man in der Lage, eine informierte Entscheidung zu treffen. Wenn alle immer sagen: "Wird schon nichts passieren, der Verein wirkt doch seriös, das passiert nur zum Wohl der Tiere!" etc., warum sollten die Vereine dann was an ihren Praktiken ändern? Hier ändert sich nur was, wenn der Verbraucher das anregt.

    Auf keinen Fall wollte ich dein Erlebtes als urbane Legende abtun oder in irgendeiner Art abwerten oder deine schreckliche Erfahrung und das Leid deines Hundes schmälern. Wenn das so rüber kam, dann entschuldige ich mich aufrichtig.

  • Die Erfahrung ist wirklich schlimm. Das wünscht man niemandem. Tut mir sehr leid für dich.


    Ich denke wenn es ein normaler Kaufvertrag ist dann sieht die Sache aber auch wieder anders aus. Hatte da auch nochmal etwas nachgelesen. Man kann ja eigentlich keinen so einseitigen Vertrag machen (sofern es kein Pflegestellenvertrag ist) der der einen Partei alle Pflichten auferlegt und der anderen Partei nur die Rechte gibt. Das ist zu einseitig und hat vor Gericht in der Regel keinen Bestand.


    Ich persönlich würde sowas wohl trotzdem nicht unterschreiben oder zumindest vorher anwaltlich abklären lassen ob der Vertrag grundsätzlich gesehen im Fall der Fälle vor Gericht bestand hätte oder nicht. Ja, kostet erst mal Geld aber das wäre es mir wohl wert wenn ich genau DEN einen Hund haben wollen würde.

  • die Schutzverträge werden nicht vorab zum Prüfen rausgegeben

    Ein TS Verein hat das gemacht, nachdem wir den Hund besichtigt haben und uns alle sehr sympathisch waren. Leider war der Verein nicht bereit, den Eigentumsvorbehalt zeitlich zu begrenzen oder aufzugeben.


    Andere Vereine haben sich geweigert, vorab Einblick nehmen zu lassen und haben auf Nachfrage die Undiskutierbarkeit des Vorbehalts betont. War dann eben für uns passé.

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