Kliniksterben

  • wir haben hier zum Glück noch eine Klinik. In absoluten Notfällen kann man dorthin. Fragt sich wie lange sie das noch aufrecht erhalten können. Die anderen haben den Klinik Status schon abgegeben. Die Klinik ist etwa 20-25 Minuten entfernt. Je nach Verkehrslage.

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    Hi


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    • Wenn ich höre, was für Steuern, Gebühren, Abgaben etc. fällig werden und welche Meldungen, Dokumentationspflichten, Kontrollen, Überwachungen, Nachweise neben dem Praxisbetrieb erbracht werden müssen, ist das Problem wohl nicht der Tierbesitzer, der zu wenig zu zahlen bereit ist, oder der Tierarzt, der nicht wirtschaftlich arbeitet (somit seine Angestellten nicht angemessen entlohnt), sondern die auch in diesem Bereich ausufernde Bürokratie. Überall verschlechtert sich durch den Regulierungswahn die Infrastruktur, und jetzt müssen eben auch die Tierärzte reagieren. Das ist ja das Grundübel in Deutschland. Gut gemeint ist halt nicht immer gut gemacht. Wir strangulieren uns zunehmend selbst.

    • Hier gibt es keine Kliniken. Die nächste ist in Stuttgart, über eine Stunde Fahrtzeit.


      Die anderen mussten den Klinikstatus abgeben, weil es sich wirtschaftlich nicht mehr machen lässt. Die Preise, die man verlangen müsste, um einen Klinikstatus zu finanzieren, kann man von keinem Tierhalter erwarten. Vielleicht brauchen wir ein ähnliches Krankenkassen-System wie bei den Menschen? Ich habe schon ein paar mal überlegt, ob eine Haustierversorgung wesentlich besser wäre, wenn alle Tierhalter für eine allgemeine Tier-Krankenversicherung Beiträge leisten müssten? Ich habe einfach sonst keine Idee, wie man das Problem lösen könnte.

      Es hat wohl eher mit Personalmangel zu tun und dass die Arbeitsbedingungen halt schlecht sind mit Überstunden usw.

      Viel Uniabsolventen wechseln da lieber in andere Bereiche mit geregelten Arbeitszeiten.

      In Ahlen haben sie als Grund für die Abgabe des Klinikstatus ganz konkret Personalmangel genannt.

      Die Preise in den Kliniken richten sich ja auch nach der GOT. Da wird dann zwar in der Regel ein etwas höherer Satz abgerechnet als in einer Landpraxis, aber grundsätzlich durchaus normal nach meinem Empfinden. Selbst in der TiHo haben wir (allerdings vor mehr als 15 Jahren) für eine sehr komplizierte OP (Lebershunt) nur etwa 1600 Euro bezahlt (plus Voruntersuchungen für ca 350 Euro)

      Und für die Notdienste, die die Kliniken rund um die Uhr anbieten müssen, ist die Vergütung in den letzten Jahren ja angepasst worden. das müsste inzwischen kostendeckend sein, denke ich.

      Klinik ist gleich teuer ist ein Vorurteil.

    • Genau das. Personalmangel. Und wie will man einen Notdienst aufrechterhalten, wenn schlicht und ergreifend niemand da ist, der ihn macht? Wie schon berichtet, bis vor einiger Zeit haben sich noch Assistenzärzte gefunden, die sich für nen Appel und ein Ei buchstäblich den A*** aufgerissen haben. Das ist nun eben nicht mehr so. Wer bezahlt die Gehälter? Der Tierarzt. Und woher nimmt der das Geld? Das sind die Einnahmen aus den Behandlungen. Die Einnahmen reichen nicht, um das Personal angemessen zu bezahlen, also gibt's keins.

    • Es muss sich echt dringend was tun. Das wird es aber erst, wenn die Patientenbesitzer bereit sind, die erhöhten Kosten zu tragen und die Tierärzte gut genug bezahlt werden können, im Schichtdienst zu arbeiten. Daran scheint es nämlich momentan zu scheitern.

      Wenn ich mir ansehe, dass ein börsennotiertes Unternehmen wie Anicura bei uns eine voll ausgestattete, langjährige Klinik aufgibt (und stattdessen bessere Ordi mit Klinikpreisen daraus macht) um anderswo einen Standort komplett neu aufzubauen, zweifle ich ein bisschen daran, ob es nur an den Tierbesitzern liegt, oder doch mehr an zuviel BWL in der Medizin, wie im Humanbereich auch.

      Der Tiermedizin hätte es in meinen Augen ganz gut getan, sich ein paar mehr BWLer ranzuholen. Aber eben viel früher und welche, die zwar die Wirtschaftlichkeit im Blick haben, aber menschlich keine totalen Arschlöcher sind. Die gibt es, ich schwöre.


      Die vorherrschenden Arbeitsbedingungen in der Tiermedizin sind eine Katastrophe und dass das Ganze so seinen Lauf nimmt, ist keine Überraschung. Das war ja nahezu unausweichlich.


      Ich kenne viele tolle Praxen und TKs und bei sämtlichen fühle ich mich fachlich gut aufgehoben. Rein aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten heraus wird mir da aber manchmal Angst und Bange. Schon allein, wie da gute und engagierte Mitarbeitende verheizt werden (weil es augenscheinlich gar nicht anders geht), da dreht sich mir, aus dem Personalbereich kommend, echt der Magen um. Ich komme aus einer ganz anderen Branche (wo glücklicherweise nicht mit emotionaler Erpressung a la „Aber die armen Tiere! Wenn du jetzt nicht machst, sterben sie und du bist Schuld!“ gearbeitet wird), aber wir würden zu solchen Bedingungen niemals Angestellte finden.


      Darauf zu achten, dass da betriebswirtschaftlich alles rund läuft kann aber nicht in den Händen der Vetis liegen. Die haben nämlich schon einen Job, der viel Aufmerksamkeit und Wissen erfordert und es ist einfach zu viel verlangt, dass die sich am Ende des Tages auch noch mit so nem Kram befassen. Das können sie oft ja nicht mal (weil natürlich nie wirklich Teil ihrer Ausbildung) und sowas wie „wirtschaftlich arbeiten“ und „Personalwesen“ ist dann doch nicht so trivial nebenbei zu erlernen, wie man es vielleicht denkt.

      Und auch wenn das einen großen Teil des Kuchens ausmacht: allein mit „die Leute müssen einen angemessenen Preis für Medizin zahlen“ ist es am Ende nicht getan. Da liegt noch viel mehr im Argen, leider.


      Das soll jetzt keine Lobeshymne auf Anicura sein. Aber dass die jetzt überhaupt kommen und so ein Verhalten an den Tag legen ist in meinen Augen auch ein bisschen die logische Folge der letzten Jahre / Jahrzehnte.

    • Ich denke wir befinden uns in einer Zeit des Umbruchs. Die Behandlungskosten für die Besitzer werden weiter steigen und wenn irgendwann die Arbeit angemessen bezahlt wird, findet sich auch wieder das Personal, um die Notfallversorgung zu gewährleisten. Aber das wird einige Jahre dauern.

    • Private (und nicht nur die!) Tierhaltung wird teurer, das nimmt wahrlich schon einige Jahre seinen Lauf.


      Von all den Unnötigkeiten die zwar für Tiere angeboten, doch eher für sich als Halter erworben werden mal ganz abgesehen, gibt es eine breite Masse die bereitwillig viel Geld ausgibt.


      Mir persönlich ist umfassende und vor allem schnelle Diagnostik nicht nur in Notfallsituationen wichtig!

      Die kostet Geld, dessen bin ich mir bewußt und es hat sich diesbezüglich schließlich irrsinnig viel getan in den letzten Jahren :gut:


      Ich hoffe sehr, dass für die medizinische Versorgung unserer Kleintiere weder Mediziner, deren Angestellte, wir Patientenbesitzer und vor allen unseren Tieren nicht noch mehr 'den Bach' runter geht.


      Eine unschöne Entwicklung ist das, wie in so vielen anderen Branchen auch!

    • Ich wohne in Sachsen und wir müssten im Fall der Fälle eine der beiden letzten verbliebenen Kliniken in Sachsen aufsuchen: Tierklinik Panitzsch bei Leipzig oder die Kleintierklinik in Crimmitschau. Das sind die letzten zwei von ehemals 7 (!).


      Beide Kliniken sind von unserem neuen Wohnort 1,5 Stunden entfernt. Wenn ein Notfall eintritt, dann würde ich wohl erstmal den Bereitschaftsdienst kontaktieren. Zu Weihnachten mussten wir das in Anspruch nehmen und er war nur 15min entfernt. Aber bei einem wirklich lebensbedrohlichen Zustand...ich möchte garnicht dran denken.

    • Zwei von ehemals sieben ist echt heftig :verzweifelt:

      Das Problem ist ja auch einfach, dass es in Sachsen Anhalt und Thüringen auch keine Klinik mehr gibt. Gerade Leipzig liegt da im Norden Sachsens total im Einzugsgebiet beider Bundesländer. Das gestaltet die Situation so dramatisch für die verbliebenen Kliniken in Leipzig. Respektive jetzt nur noch Panitzsch.

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