Junghund (6m) flippt aus wenn er in Gegenwart seines älteren Bruders gestreichelt wird

  • Hallo Dogforum-Community,


    TLDR;

    Unser kleiner Pekingese-Mix Rüde knurrt und wird dann schnell immer aggressiver gegenüber seinem ca. 1 Jahr älteren Bruder, wenn man ihn in dessen direkter Gegenwart streichelt/berührt und keine Ablenkung (Begrüßung, Training, Leckerli, ...) zugegen ist. Szenario: Beide liegen verschmust ineinander oder aufeinander und schlafen und man fängt an beide zu kraulen: Nach der Begrüßungsaufregung knurrt der Kleine seinen Bruder an und man muss aufhören. Dasselbe wenn die beiden einfach beieinander stehen. Oder man sie zu sich ruft, das Leckerli gegeben hat und sie dann krault. Hört man nicht auf den Kleinen zu streicheln wird er sehr schnell so aggressiv, dass er seinen Bruder angeht, zwickt und ggf. auch beißt. Der ist bis zum Zwicken/Beißen praktisch ruhig.


    LANGE VERSION mit Background:

    Vor etwa 6 Wochen haben wir einen Bruder unseres Ersthundes, der Folgewurf, zu uns geholt. Wir haben nun zwei Pekingese-Chihuahua-Mix, beide total liebenswürdig und süß und beide "eigentlich" auch recht unkompliziert.


    Der Ältere (1 Jahr und 7 Monate) hat uns praktisch noch nie irgendwelche Probleme im Hinblick auf Aggressionen bereitet. Er ist extrem gutmütig und lässt sich ziemlich viel gefallen, bevor er Mal anfängt zu Grummeln. Gebellt hat er erst mit 12 Monaten und das kommt seither extrem selten vor. Er versteht sich sehr gut mit praktisch jedem Hund.


    Wir haben schnell gelernt, dass die selben Hundeeltern zu haben nicht gleich bedeutet, dass der Charakter derselbe ist: Unser jetzt Zweithund ist bald 6 Monate alt und hat schon im Alter von 3 Monaten (da war er noch nicht unserer aber er war in der Familie und daher immer mal wieder zugegen) angefangen, ziemliche Zuversicht zu zeigen: Bellen und auf seinen Bruder steigen zum Beispiel. Die beiden haben aber dennoch auf Familienbesuchen gut harmoniert und gespielt. Er ist ziemlich dominant und auch weniger gutmütig wie sein Bruder. Der lässt sich aber alles bis zu einem gewissen Grad gefallen.


    Die erste Aggression:

    Das erste Mal aggressiv wurde der Kleine, als er die Wange seines Bruders eine Weile im Maul hatte und meine Freundin daraufhin den Kleinen vom Großen getrennt hat -> Knurren und Schnappen nach meiner Freundin. Sie hat ihn dann auf den Rücken gelegt, was das erstmal noch verstärkt hat. Nach etwa 15 Sekunden ist er dann ruhig geworden. Das war bei einem Besuch in der Familie. Das war für uns ein kleines Alarmsignal, dass der Kleine temperamentvoller ist, denn der Große hat ohne wirklich heftige Aggression gegen ihn noch nie irgendwelche Aggressionen gezeigt.


    Durch familiäre Neuordnungen ist der Kleine dann vor etwa 6 Wochen zu uns gekommen. Wir haben uns belesen und auch Support durch einen Hundetreff mit Trainer. Wir hatten auch überlegt, ihn abzugeben, denn die Hundekonstellation bei uns ist ja soweit wir mitbekommen haben nicht die optimale. Allerdings hat die dauerhafte Zusammenführung prinzipiell sehr gut geklappt:

    Gemeinsam Spazieren gehen? Die beiden laufen wie Schlittenhunde nebeneinander her. Gemeinsam trainieren? Einige Kommandos (Drehen z.B.) klappen synchron. Gemeinsam kuscheln? Die beiden sind ein Herz und eine Seele wenn der eine seinen Kopf auf den anderen legt. Gemeinsam spielen? Beide jagen strahlend durch die langezogene Wohnung oder legen sich vor dem anderen hin (zugegeben, der Kleine ist seltener unten als der Große).


    Wenn man die üblichen Verdächtigen mal außer Acht lässt (Spielzeug, Ressourcenverteidigung) spielen beide harmonisch, der kleine zwar lauterer als der große aber auch relativ ausgeglichen. Wenn es uns zu laut bzw. wild wird brechen wir das ab. Ich weiß, manche erlauben das Spiel in der Wohnung gar nicht - aber bei so kleinen Rassen sehe ich da kein Problem.


    Beide Hunde schlafen über Nacht getrennt, jeder bei einem von uns, wir haben auch je ein Zimmer. Sie essen meist 2 Meter voneinander entfernt, aber auch ein Napf für beide (aus Unachtsamkeit nachdem einer leer ist) oder ein Trinknapf klappt ohne Streit. Entweder der eine wartet oder sie trinken gleichzeitig.


    Reproduzierbares Aggressionsverhalten:

    Jetzt kommt das ABER:


    Der kleine beginnt immer schneller immer aggressiver zu werden, wenn man ihn in direkter Gegenwart seines großen Bruders streichelt - und zwar gegen seinen Bruder, nicht gegen uns. Das beginnt mit Knurren und kann wenn man nicht sofort aufhören im Zwicken und auch Beißen enden. Beispiel:


    Die beiden stehen gerade nebeneinander und schauen dich an. Du führst deine Hand zum Kleinen: Der beginnt schon seinen Bruder anzuschauen. Sobald deine Hand den Kleinen berührt beginnt er seinen Bruder anzuknurren. Streichelst du hingegen seinen Bruder, bleibt er ruhig O.O.


    Hat jemand eine Idee, warum das so ist? Es wäre für uns noch logisch, wenn er knurrt wenn man den Großen streichelt. Aber so? Auch Google ist da nicht sonderlich hilfreich.


    Was wir versucht haben/versuchen:

    1. Gestalte das Zusammensein mit Berührung angenehm: Leckerlis wenn bzw. solange er ruhig ist und man ihn in Gegenwart seines Bruders streichelt. Das klappt nur solange man Leckerlis hat.

    2. Ihn zurechtweisen wenn er anfängt zu knurren: Das macht es sehr viel schneller sehr viel schlimmer. Hält man ihn einfach nur fest und sein Bruder ist <1m in der Nähe hört er, auch nach 5 Minuten, nicht auf zu bellen/knurren und fanatisch auf seinen Bruder zu starren. Lässt man ihn los geht er auf ihn los und es gibt einen heftigen Streit.

    3. Die beiden das selber ausmachen lassen: Der Streit endet nach heftigem Zwicken/Beißen damit, dass der Große weggeht. Das ist auf keinen Fall eine Lösung, denn wir wollen nicht, dass der die Flucht ergreift wenn man den Kleinen streichelt.

    4. Ihn wegsetzen, wenn er anfängt zu knurren: Wenn man mit dem Hochnehmen nicht schnell genug ist flippt er aus. Er ist auf seinem Platz sofort wieder ruhig - klar, man berührt ihn ja nicht mehr und sein Bruder ist nicht da.

    5. Abstumpfen und ihn auf dem Rücken auf den Boden drücken, während sein Bruder ruhig daneben steht: Er knurrt und bellt, wird aber etwas müder dabei und knurrt irgendwann nur noch beim Ausatmen leise. Länger als 5 Minuten haben wir das noch nie getrieben - ganz leise wurde er nicht. Lässt man ihn los hat sich nichts geändert, er wird immernoch knurrig wenn man ihn berührt.


    Das ist inzwischen derart festgefahren, dass wenn man ihn in Gegenwart seines Bruders quasi einmal pro Sekunde kurz anfässt, er einmal pro Sekunde kurz knurrt... .


    Hat das jemand schonmal erlebt?


    Danke für's Lesen!

    VG Pekingesechi

  • Ist der Kleine körperlich komplett gesund?

    Interessante Frage, daran, dass ein gesundheitliches Problem vorliegt haben wir noch überhaupt nicht gedacht O.O

    Zuletzt war er zur zweiten Impfung beim Tierarzt, da ist wie auch davor kein gesundheitliches Problem aufgefallen.


    Was kann dass überhaupt auslösen? Müsste ja fast schon neurologisch sein? Ohne seinen Bruder kann man ihn streicheln wie man möchte und er fühlt sich wohl, legt sich auf den Rücken usw.

  • Könntest du das ganze mal filmen und hier reinstellen? Ich würde gerne sehen wie er sich verhält, wenn du erst den Bruder streichelst und dann ihn. Oder andersrum

    Dazu könnte man dann mehr sagen

  • Ähm ihr macht euch damit so alles kaputt an Vertrauen und Bindung. Schimpfen beim Knurren führt häufig zu direkt beißen, weil das Knurren nicht akzeptiert wurde bzw wegtrainiert.

    Ich würde bei einem so kleinem Hund auch nie körperlich werden, der kann eure Hände aka Präsenz ja nur als bedrohlich empfinden. Dieses ganze auf dem Rücken drehen ist absoluter Urquatsch. Wie wäre es mit einer ein Meter Hausleine immer am Hund, dann nehmt ihr die und führt ihn weg ohne dass ihr irgendwen berühren müsst. Zudem am Gehorsam arbeiten und getrennte Plätze einführen.


    Für mich klingt dieses immer Aneinandersein auch eher als Kontrolle statt Liebe. Ihr merkt ja selber wie sehr es sie offensichtlich stresst und ihr als körperlich brutale Halter kommt dann auch noch dazu. (Ja, auch einfach Hochnehmen ist doof) Durch die unterschiedlichen Techniken weiß Hund auch nicht auf welche Ideen ihr als nächstes kommt. Ihr seid also unberechenbar.


    Holt euch da lieber einen Trainer. Das wird sich nur steigern. Ihr braucht eine Strategie, die über Worte funktioniert.

  • Wir haben grad eine ähnliche Situation: Hündin mit fast 2 Jahren + Halbschwester mit 12 Wochen. Die Kleine ist in vielen Dingen komplett anders, als die Große. Die war von Beginn an quasi "erwachsen", komplett vernünftig, ist frei gelaufen, hat nichts zerstört, hat super gehört, fast keine Korrektur gebraucht und wenn, hat siehst sofort verstanden.

    Wir haben manchmal echt an unserem Verstand gezweifelt, weil sie so extrem "brav" war, dass wir es selbst kaum glauben konnten.


    Bei unserer damals noch lebenden Hundeoma hätte sie es nie gewagt, frech und vorlaut zu werden. Die zwei haben gespielt und gekuschelt, aber die Kleine war nie überdreht oder wild bei ihr. Im Gegenzug hat die Omi sie auch sehr fair und geduldig miterzogen.


    Die Kleine hat vom ersten Tag an gezeigt, dass sie aus einem anderen Holz geschnitzt ist. Diskutiert, springt auf die Couch, beisst in Hände, macht Welpengeschirr und Kleidung kaputt, an Freilauf ist überhaupt nicht zu denken und vor allem, sie springt die Große an, zwickt ihr in die Ohren, lässt sie nicht in Ruhe, wenn sie wo liegt.


    Und ganz ehrlich, so süss wie sie ist und so lieb wir sie haben und so sehr wir Verständnis dafür haben, dass sie eben ein Welpe ist und sich auch so verhält. Wenn sie die Große sekkiert ist Schicht im Schacht. Dann fasst die kleine wilde Prinzessin einen ordentlichen Anschiss von uns aus. Wer unfair spielt, muss den Ring verlassen.


    Unsere Große ist mit ihren knapp zwei Jahren noch nicht so gefestigt, dass sie das alleine regeln kann. Sie zieht sich eher zurück, meidet, beschwichtigt. Es kann aber nicht angehen, dass das Welpentierchen hier so einen Wirbel macht, also wird sie auch kurz und knackig in die Schranken verwiesen. Von UNS, wenns der Hund nicht schafft im dem Moment. Wir haben die Aufgabe, die Große zu schützen und ihr ein ruhiges, sicheres Umfeld zu bieten. Sie kann nichts dafür, dass wir den Gnom ins Haus geschleppt haben.


    Versteh mich bitte nicht falsch, die Kleine ist extrem putzig und wir lieben sie von ganzem Herzen. Aber an Regeln darf sich auch bitte der kleine Zwerg schon halten und eine davon lautet: bei uns wird niemand terrorisiert!

  • Ist der Kleine körperlich komplett gesund?

    Interessante Frage, daran, dass ein gesundheitliches Problem vorliegt haben wir noch überhaupt nicht gedacht O.O

    Zuletzt war er zur zweiten Impfung beim Tierarzt, da ist wie auch davor kein gesundheitliches Problem aufgefallen.


    Was kann dass überhaupt auslösen? Müsste ja fast schon neurologisch sein? Ohne seinen Bruder kann man ihn streicheln wie man möchte und er fühlt sich wohl, legt sich auf den Rücken usw.

    Naja da beides brachyzephale Kleinstrassen sind, körperlich sehr schwer an ihrer Deformation sowohl des Schädels als auch des Körpers zu tragen haben, kann ich mir da schon was vorstellen. Vor allem auch wenn das Mischlinge sind und die Eltern wahrscheinlich sowieso nicht korrekt untersucht sind.

  • Interessante Ansicht! Kann ich nur unterschreiben, verstehe ich voll. Gute Idee mit der Leine!


    Immer aneinander sind die beiden allerdings nicht, wenngleich das vll. so rüberkam. Sie legen sich auch mal getrennt auf ihre Plätze oder laufen mit ein paar Metern Abstand. Zudem schlafen sie in der Regel über Nacht getrennt und sind auch immer mal wieder am Tag getrennt, wenn einer von uns einen mit auf die Arbeit nimmt.

    Wir haben diese unterschiedlichen Techniken natürlich schon durch und beschränken uns seit einiger Zeit auf die vorletzte. Das in Zukunft via Leine zu machen ist sicher eine gute Idee

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