"Welche Rolle spielt die Beziehung in der Erziehung?"
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Das ist wieder einmal so ein Thema, über das ich zur Zeit auf meinen Spaziergängen vermehrt nachdenke.
Ich weiß, dass es ziemlich komplex ist, weil da viele individuelle Facetten mit hineinspielen, die man eventuell in der Diskussion klären müsste.
Wie definiere ich persönlich überhaupt die Beziehung zwischen meinem Hund und mir?
Welche Hund- Mensch- Beziehung ist aus Sicht des Hundes tragfähig?
Können wir eine partnerschaftliche oder freundschaftliche Beziehung zu unserem Hund haben oder überfordert ihn dieser Anspruch?
Welche Auswirkungen auf das Verhalten hat die Art der Beziehung?
Ist der Versuch das Verhalten des Hundes zu lenken, ohne die Hund-Halter- Beziehung ins Kalkül zu ziehen (und ggf. an ihr zu arbeiten) zum Scheitern verurteilt?
Vielleicht habt ihr ja Lust, über solche und ähnliche Fragen nachzudenken und darüber zu diskutieren. Mich jedenfalls interessiert der Zusammenhang zwischen Beziehung, Verhalten und - ja auch - Gehorsam sehr und ich würde mich über einen interessanten und regen Austausch freuen.
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Ich finde das Thema auch sehr spannend und lese hier mal mit.
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Ich denke schon dass die "Beziehung" zwischen Hund und Halter eine Bedeutung in der Erziehung hat. Zur Beziehung gehören ja solche Aspekt wie Erfahrungen, die man miteinander gemacht hat (oder am Anfang der Beziehung eben noch nicht gemacht hat mit Folge Unsicherheit, Unverbindlichkeit ...), aufeinander eingespielt sein, sich gegenseitig lesen können, Abhängigkeit.
Hunde reagieren in Trainingssituationen mit fremden Personen ja oft ganz anders als bei ihrer Bezugsperson. Das wäre für mich ein Indiz dass die Beziehung zwischen Mensch und Hund eine Rolle spielt. Bei seinem Halter weiß der Hund wie konsequent er ist oder nicht, ob die Ausstrahlung von Stress normal ist oder ungewöhnlich etc.
Können wir eine partnerschaftliche oder freundschaftliche Beziehung zu unserem Hund haben oder überfordert ihn dieser Anspruch?
Ich glaube dass diese Begrifflichkeiten für Tiere schwierig sind, weil ihre Definition nicht wirklich passt. Der ja oft benutzte Begriff der Bindung funktioniert hier für mich besser. In einer partnerschaftlichen oder freundschaftlichen Beziehung kann man "sich austauschen". Dafür ist mir die Kommunikation zwischen Tier und Mensch zu eingeschränkt. Gewisse Dinge kann ich meinem Hund nicht vermitteln und er kann mir sicher auch nicht alles mitteilen was in ihm vorgeht (oder ich verstehe es nicht, das Ergebnis ist aber dasselbe).
Wenn es um die Erziehung geht ist es denke ich wichtig immer beide Aspekte - Beziehung und Wesen - mit in Betracht zu ziehen. Ein Beispiel (SEHR !!!! grob, bitte keinen Wert auf Details legen!!) ist hier das alleine bleiben:
Starke Bindung, sicherer Hund = alleine bleiben meist kein Problem, Hund vertraut darauf dass ich zurück komme
Starke Bindung, unsicherer Hund = alleine bleiben oft großes Problem durch Abhängigkeit vom Halter
Ich hoffe das geht so in die Richtung die du dir gedacht hast?
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Ich denke schon dass die "Beziehung" zwischen Hund und Halter eine Bedeutung in der Erziehung hat. Zur Beziehung gehören ja solche Aspekt wie Erfahrungen, die man miteinander gemacht hat (oder am Anfang der Beziehung eben noch nicht gemacht hat mit Folge Unsicherheit, Unverbindlichkeit ...), aufeinander eingespielt sein, sich gegenseitig lesen können, Abhängigkeit.
Hunde reagieren in Trainingssituationen mit fremden Personen ja oft ganz anders als bei ihrer Bezugsperson. Das wäre für mich ein Indiz dass die Beziehung zwischen Mensch und Hund eine Rolle spielt. Bei seinem Halter weiß der Hund wie konsequent er ist oder nicht, ob die Ausstrahlung von Stress normal ist oder ungewöhnlich etc.
Können wir eine partnerschaftliche oder freundschaftliche Beziehung zu unserem Hund haben oder überfordert ihn dieser Anspruch?
Ich glaube dass diese Begrifflichkeiten für Tiere schwierig sind, weil ihre Definition nicht wirklich passt. Der ja oft benutzte Begriff der Bindung funktioniert hier für mich besser. In einer partnerschaftlichen oder freundschaftlichen Beziehung kann man "sich austauschen". Dafür ist mir die Kommunikation zwischen Tier und Mensch zu eingeschränkt. Gewisse Dinge kann ich meinem Hund nicht vermitteln und er kann mir sicher auch nicht alles mitteilen was in ihm vorgeht (oder ich verstehe es nicht, das Ergebnis ist aber dasselbe).
Wenn es um die Erziehung geht ist es denke ich wichtig immer beide Aspekte - Beziehung und Wesen - mit in Betracht zu ziehen. Ein Beispiel (SEHR !!!! grob, bitte keinen Wert auf Details legen!!) ist hier das alleine bleiben:
Starke Bindung, sicherer Hund = alleine bleiben meist kein Problem, Hund vertraut darauf dass ich zurück komme
Starke Bindung, unsicherer Hund = alleine bleiben oft großes Problem durch Abhängigkeit vom Halter
Ich hoffe das geht so in die Richtung die du dir gedacht hast?
Mir sind grundsätzlich alle Richtungen recht, wenn sich ein interessanter Austausch entwickelt.
Bin gerade auf dem Sprung zum Mittagessen, aber ich komme später auf deinen interessanten Post zurück.
Danke schonmal.
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Für mich gehört zu einer funktionierenden Beziehung zwischen den artfremden Wesen Hund und Mensch in allererster Linie Verlässlichkeit und Berechenbarkeit.
Daher bemühe ich mich einem Hund gegenüber immer vorrangig darum, dass er weiß, woran er mit mir ist und was er von mir erwarten kann.
Dazu gehören für mich vor allem Routinen: wann es Fressen gibt, wann es raus geht, wann Ruhe zu halten ist, etc.
Im Gegenzug erwarte ich allerdings, dass der Hund meine Grundregeln des Zusammenlebens respektiert: Essen auf dem Tisch gehört mir, gekläfft darf werden, aber wenn ich die Hunde wegschicke oder -sperre, dann ist bitte sehr Ruhe im Karton, an der Straße wird IMMER gewartet, Katzen werden NICHT gejagt (alles andere außer Mäusen und Ratten aber auch nicht), Kontakt zu anderen Hunden und Menschen nur nach meiner Erlaubnis, etc. pp.
Das ist nicht zu verwechseln mit Gehorsam. Kreuzen z. B. Rehe vor uns den Weg, darf Spockie "Speedy Gonzales", die schnellste Maus von Mexiko, durchaus durchstarten und losrennen, solange er auf dem Weg weiterläuft, weil es ihm leichter fällt, als Alternative zu starken Reizen in Bewegung zu bleiben bzw. zu verfallen.
Gehorsam wäre dann: Vor uns sind Spaziergänger unterwegs, er muss stoppen, um nicht von hinten in die Leute reinzubrettern.
Ich gestehe den Hunden z. B. meinerseits zu, dass sie unliebsame Begegnungen mit anderen Hunden nur in Ausnahmefällen mit zu geringem Abstand aushalten müssen.
Sie dürfen dann umkehren oder zackig seitlich weg auf einen Acker oder eine Wiese laufen, um den Abstand zu vergrößern, und werden dafür auch belohnt.
Für mich ist die heutige Hundehaltung z. T. grauenvoll methodenlastig, so z. B. diese Nebelkerzenwerferei mit dem Alleinebleibenlernen: Sachen an- und ausziehen, Schlüssel nehmen und wieder hinlegen, Tür auf, kurz raus, wieder rein.
Hunde sind nicht blöd, die wissen, ob und wann man weggeht, und ich möchte für meine Hunde so verlässlich und berechenbar sein, dass sie die Sicherheit haben, ich komme wieder und ihre Bedürfnisse wie Futter, Lösen, Beschäftigung werden trotz meiner Abwesenheit erfüllt.
Sie dürfen durchaus motzen und maulen, wenn ihnen das gerade nicht passt, dass ich JETZT gehe, aber dann ranze ich sie auch an, dass sie sich nicht so anstellen sollen.
Dito, wenn ich in guten Klamotten komme oder gehe, dann will ich nicht angesprungen und gestalkt werden, was sie ansonsten durchaus dürfen, weil es bei meiner Rückkehr ja meist darum geht, dass sie entweder gefüttert oder ausgeführt werden.
Das ist für mich BEziehung: dass man einander kennt und vertraut und weiß, was der andere einem gerade bietet bzw. von einem erwartet.
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Wie definiere ich persönlich überhaupt die Beziehung zwischen meinem Hund und mir?
Welche Hund- Mensch- Beziehung ist aus Sicht des Hundes tragfähig?
Können wir eine partnerschaftliche oder freundschaftliche Beziehung zu unserem Hund haben oder überfordert ihn dieser Anspruch?
Welche Auswirkungen auf das Verhalten hat die Art der Beziehung?
Ist der Versuch das Verhalten des Hundes zu lenken, ohne die Hund-Halter- Beziehung ins Kalkül zu ziehen (und ggf. an ihr zu arbeiten) zum Scheitern verurteilt?
In manchen Fällen denke ich schon. Meine Erst Hündin war eine Unsichere.
Aufgrund unserer Beziehung und Bindung, konnte ich mich mit ihr auf Wiesen hinstellen, sie ableinen und mit ihr ein Spiel starten, während sie sich an Autos und Menschen am Rand der Wiese nebenbei gewöhnte. Bei jedem anderen hätte die, die Rute eingezogen und wäre geflohen.
Als Erwachsene, lief sie bei mir ab Feld, oder Wald sofort Offline und lief fröhlich durch die Welt. Wenn ich mal Krankheitsbedingt ausfiel, galt für den Gassi Gänger, Ausbruchssicheres Geschirr und Leinenpflicht. Ohne mich war die nämlich nach wie vor, nicht sehr Umweltsicher und noch immer sehr Unsicher.
Mit mir hatte sie eine permanente niedrigschwellige Kommunikation. Wenn es ein lautes Geräusch in Entfernung gab, gab es sofort einen Blick zu mir und ich schaute auch sie sofort an und gab ihr nonverbal kurzes Feedback, das alles ok ist. Die hatte gelernt, sich darauf zu verlassen, dass ich mich schon um alles kümmere und das ganze dauerte auch einige Jährchen.
Viele dieser Kleinigkeiten fehlten mit anderen Personen natürlich völlig. Wenn ich nicht dabei war, war die bei anderen wie ein anderer Hund.
Bei Tiny dagegen, wirkt es so als würde sie sau schnell Beziehungen zu anderen aufbauen. Sie war von Welpe an extrem im Außenfokus.
Manchmal dachte ich schon, das krieg ich nie umgelenkt. Ist auch immer noch nicht so, wie ich es mir wünsche, wo es mal hingehen soll. Aber sie ist noch Jung und sie schafft schon so mit 1/4 Ohr immer in jeder Situation bei mir zu sein .
Aber mal ein Bsp: Wenn ich ein Foto von ihr machen möchte und sie ist bis dahin zu 100% bei mir. Dann hol ich das Handy raus und guck eben ab und zu auf den Bildschirm und zack ist sie wieder Gedanklich weg und wenn ich nicht aufpasse auch Körperlich .
Wenn wir Gassi gehen und ich brauch wegen Fremdhunden zu ihr eine Verbindung, dann muss ich die zu ihr auch noch aktiv halten. Werde ich aber abgelenkt, Bsp. da mein Kind ja auch immer dabei ist, merkt sie das sofort und je nach Lebensphase klappt es mit dem souveränen vorbei gehen an anderen Menschen mit Hunden dann mal besser oder schlechter.
Eine so niedrigschwellige Kommunikation, wie ich mit meiner Erst Hündin hatte, haben wir noch lange nicht aufgebaut.
Wir arbeiten noch an den Dingen, wie Lebenserfahrungen sammeln .
Was die Partnerschaftliche oder Freundschaftliche Beziehung angeht . Ich glaube Tiny hat eine Freundschaftliche Beziehung zu meinem Sohn, aber das ist keine Tragfähige.
Auch meine Erst Hündin hatte zu meinen Freunden und Verwandten und meinem Langjährigen Partner eine Freundschaftliche Beziehung und keine davon war Tragfähig.
-Ich glaube da fehlt es an der Klärung, wer wen führt und wer was zu Regeln hat. Und ich gehe davon schon aus, das den Hund sowas Langfristig auch überfordert. -
Hmm. Ich glaub, das beste Beispiel hierfür ist die Beziehung zwischen mir und Dino.
Wir haben eine sehr enge Bindung zueinander. Die hat sich so ergeben, weil wir uns gut verstehen und weil wir die vorhandene Bindung durch gemeinsame Erfahrungen vertiefen konnten. Er weiß, dass ich ihn beschütze und ihm den Rücken stärke, wenn er das braucht - ich bin z. B. seine Rückversicherung, wenn er von sich aus Kontakt zu einem fremden Menschen aufnimmt. Er ist selbstsicher genug, um das inzwischen souverän und ruhig (für seine Verhältnisse!) anzugehen, guckt aber trotzdem noch oft und gerne zu mir, um sicherzugehen, dass ich ein Auge auf die Situation habe, eingreifen kann und er sich auch wortwörtlich hinter mir verstecken kann, wenn er das braucht.
Ohne dieses gemeinsame Vertrauen und die enge Bindung zueinander wär es mir wahrscheinlich nicht möglich gewesen, seine vorhandenen Probleme soweit zu reduzieren, dass sie im Alltag nicht mehr so sehr ins Gewicht fallen. Oder es hätte bedeutend länger gedauert, ich weiß es nicht.
Für mich ist klar, dass die Beziehung zum Hund eine große Rolle in der Erziehung spielt.
Ohne Vertrauen keine Beziehung, ohne Vertrauen keine Erziehung.
Behandle ich meinen Hund respektvoll und zeige Interesse daran, seine Bedürfnisse zu erfüllen (und wo nötig, Kompromisse einzugehen), dann ist zumindest für mich klar, dass die Erziehung dadurch erleichtert wird.
Vertraue ich jemandem, dann bin ich auch eher gewillt, seine Kritik anzunehmen und mich von einer Alternative überzeugen zu lassen.
Wenn Hund weiß, dass seine Wünsche nicht übersehen werden und er sich darauf verlassen kann, dass Herrchen (meistens) "zuhört", dann wird's dem Hund wahrscheinlich auch leichter fallen, die Anweisungen und Verbote vom Besiter zu akzeptieren. Gleichzeitig schaffen klare Regeln auch Vertrauen ... das geht mMn Hand in Hand.
Erziehung ist meiner Ansicht nach keine Einbahnstraße oder eine Sache, die nur von einer Partei ausgeht - ich muss ja schließlich auch wissen oder wenigstens ein Gefühl dafür haben, welche Erziehungsmethode eher fruchten könnte. Und das geht eben nur dann, wenn ich meinen Hund kenne, wenn ich weiß, was ihm wichtig ist und was nicht.
Für Dino ist's z. B. die Höchststrafe schlechthin, nachts nicht bei mir im Bett schlafen zu dürfen. Das nächtliche Ankuscheln gibt ihm Sicherheit und lädt seine "Akkus" für den Alltag auf. Würde ich ihm das jetzt auf einmal wegnehmen, würde ich ihm einen wichtigen Teil unserer Beziehung entziehen und damit wieder dafür sorgen, dass er verhaltenstechnisch wieder instabiler wird - ist jedenfalls mein Gedankengang.
Ich betrachte Dino durchaus als eine Art Freund. Nicht umsonst nenn ich ihn manchmal Hundekumpel
Wir machen viel zusammen, ich setz mich für ihn ein, aber ich sag ihm auch unmissverständlich, wenn er Scheiße gebaut hat. Zeitgleich bringt er mir (wenn auch unbewusst) viel über mich selbst bei. Wir wachsen an- und miteinander und das finde ich für uns ganz optimal.
Die Beziehung zwischen Mensch und Hund wird allerdings dann untragbar, wenn dem Hund z. B. zuviel Verantwortung aufgelastet oder ihm eine Rolle übertragen wird, die ihn deutlich überfordert und/oder unter der er leidet.
Ich denke da z. B. an die Hunde, die depressive Menschen ständig aus ihrem Loch holen und aufmuntern sollen, ohne dass die Menschen viel Eigeninitiative zeigen. Hunde können eine therapeutische Wirkung haben und zum Überwältigen von Hindernissen ermuten, aber es sind und bleiben Hunde - keine Therapeuten!
Ich habe mir Hunde geholt, weil ich Hunde toll finde; weil ich mich wieder um Haustiere kümmern und die Welt zusammen mit dem Hund entdecken will - nicht, weil ich psychisch krank bin und von einem Tier erwarte, dass es mich 24/7 therapiert.
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Ich denke schon dass die "Beziehung" zwischen Hund und Halter eine Bedeutung in der Erziehung hat. Zur Beziehung gehören ja solche Aspekt wie Erfahrungen, die man miteinander gemacht hat (oder am Anfang der Beziehung eben noch nicht gemacht hat mit Folge Unsicherheit, Unverbindlichkeit ...), aufeinander eingespielt sein, sich gegenseitig lesen können, Abhängigkeit.
Das ist ein wichtiger Aspekt, m.E., und eine Beziehung muss wachsen und sich entwickeln. Bei Kaya und mir hat es sicher zwei bis drei Jahre gedauert, bis ich von einer gereiften Beziehung gesprochen hätte. Gerade im ersten Jahr habe ich bei ihr noch öfter gemerkt, dass sie mit meinen Reaktionen noch nicht immer umgehen konnte, dass sie verunsichert und überfordert war, wenn ich zu "laut" war sowohl körpersprachlich als auch verbal. Aber man lernt sich gegenseitig immer besser kennen und lesen. Sie hat auch erst relativ spät von sich aus engen Körperkontakt gesucht, nämlich als von ihrer Seite aus eine gewisse Vertrautheit da war.
Ich glaube dass diese Begrifflichkeiten für Tiere schwierig sind, weil ihre Definition nicht wirklich passt. Der ja oft benutzte Begriff der Bindung funktioniert hier für mich besser. In einer partnerschaftlichen oder freundschaftlichen Beziehung kann man "sich austauschen". Dafür ist mir die Kommunikation zwischen Tier und Mensch zu eingeschränkt. Gewisse Dinge kann ich meinem Hund nicht vermitteln und er kann mir sicher auch nicht alles mitteilen was in ihm vorgeht (oder ich verstehe es nicht, das Ergebnis ist aber dasselbe).
Ja, aber hier geht es mir eher um die menschliche Sicht. Oft wird das ganze "Dominanzgedöns" mit der Begründung abgelehnt, dass der Hund kein Untergebener ist, sondern ein Partner bzw. Freund oder Familienmitglied. Für mich ist das stark vermenschlichend. Ich würde die Beziehung zu meinem Hund weder als partner- noch freundschaftlich definieren, sondern eher wie die von Zögling und wohlwollendem Erziehungsberechtigtem. Wir bleiben unserem Hund gegenüber immer in der Rolle desjenigen, der die Verantwortung für das große Ganze trägt, weil der Hund sich ja nie von uns abnabeln kann (und wahrscheinlich auch nicht will). Deswegen tue ich mich auch nicht schwer damit, Regeln festzulegen, selbst wenn sie auf den ersten Blick einschränkend oder unbequem für den Hund sind.
Wenn es um die Erziehung geht ist es denke ich wichtig immer beide Aspekte - Beziehung und Wesen - mit in Betracht zu ziehen. Ein Beispiel (SEHR !!!! grob, bitte keinen Wert auf Details legen!!) ist hier das alleine bleiben:
Starke Bindung, sicherer Hund = alleine bleiben meist kein Problem, Hund vertraut darauf dass ich zurück komme
Starke Bindung, unsicherer Hund = alleine bleiben oft großes Problem durch Abhängigkeit vom Halter
Bin ich voll bei dir. Sehe ich ziemlich genauso.
Vielleicht noch die Variante, sichere Bindung, unsicherer Halter und Hund mit kontrollierenden Tendenzen: Terror beim Alleinbleiben und riesen Stress für den Hund
Ich hoffe das geht so in die Richtung die du dir gedacht hast?
Ich hab meine Gedanken mal direkt ins Zitat gepackt.
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Für mich ist die heutige Hundehaltung z. T. grauenvoll methodenlastig, so z. B. diese Nebelkerzenwerferei mit dem Alleinebleibenlernen: Sachen an- und ausziehen, Schlüssel nehmen und wieder hinlegen, Tür auf, kurz raus, wieder rein.
Hunde sind nicht blöd, die wissen, ob und wann man weggeht, und ich möchte für meine Hunde so verlässlich und berechenbar sein, dass sie die Sicherheit haben, ich komme wieder und ihre Bedürfnisse wie Futter, Lösen, Beschäftigung werden trotz meiner Abwesenheit erfüllt.
Ich finde deinen ganzen Beitrag großartig, aber darauf möchte ich noch etwas genauer eingehen, weil ich es auch befremdlich finde, mit welcher Akribie teilweise von HH Methoden abgearbeitet werden, wobei man gar nicht darauf schaut, dass vielleicht die tieferen Ursachen für das Problem in der Hund-Halter- Beziehung liegen.
Und ich verstehe auch, dass das heikel ist, auch und gerade für einen Hundetrainer, denn es geht sehr ins Emotionale, wenn man sagt, dass da die Beziehung nicht passt.
Aber ich spreche auch aus eigener Erfahrung, wenn ich sage, dass Beziehungsarbeit eben bedeutet, sich in kleinen Schritten aufeinander zu zu bewegen. Aber gesteuert werden muss das vom Halter, denn der Hund (versucht es zwar mit seinen Mitteln) kann das nicht zielführend. Ich glaube, ich habe mit Kaya an manchen Themen viel länger geknabbert als nötig, weil wir "Beziehungsprobleme" hatten, die von mir ausgingen: ich war zu hart für diesen Hund. Es fühlt sich für mich erst ganz "richtig" an, seit Kaya etwa drei ist. Und da sind wir uns, glaube ich, in der Mitte begegnet: sie hat sich mentale Hornhaut zugelegt und ich hab Druck und Lautstärke rausgenommen (ohne mich als Person völlig zu verleugnen).
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Für mich ist klar, dass die Beziehung zum Hund eine große Rolle in der Erziehung spielt.
Ohne Vertrauen keine Beziehung, ohne Vertrauen keine Erziehung.
Behandle ich meinen Hund respektvoll und zeige Interesse daran, seine Bedürfnisse zu erfüllen (und wo nötig, Kompromisse einzugehen), dann ist zumindest für mich klar, dass die Erziehung dadurch erleichtert wird.
Vertraue ich jemandem, dann bin ich auch eher gewillt, seine Kritik anzunehmen und mich von einer Alternative überzeugen zu lassen.
Wenn Hund weiß, dass seine Wünsche nicht übersehen werden und er sich darauf verlassen kann, dass Herrchen (meistens) "zuhört", dann wird's dem Hund wahrscheinlich auch leichter fallen, die Anweisungen und Verbote vom Besiter zu akzeptieren. Gleichzeitig schaffen klare Regeln auch Vertrauen ... das geht mMn Hand in Hand.
Erziehung ist meiner Ansicht nach keine Einbahnstraße oder eine Sache, die nur von einer Partei ausgeht - ich muss ja schließlich auch wissen oder wenigstens ein Gefühl dafür haben, welche Erziehungsmethode eher fruchten könnte. Und das geht eben nur dann, wenn ich meinen Hund kenne, wenn ich weiß, was ihm wichtig ist und was nicht.
Finde ich einen echt tollen Beitrag (gilt für deinen ganzen Text), denn dass die Beziehung zu unseren Hunden keine Einbahnstraße ist, finde ich ganz wichtig.
Die Hundehaltung kann ja auch deshalb so erfüllend sein, weil Hunde die einzigen Haustiere sind, die ebenso nach einer sozialen Beziehung mit uns streben wie wir nach der Beziehung zum Hund streben.
Und ich denke auch, dass Hunde erkennen und würdigen, wenn ihre Bedürfnisse erkannt, bedacht und - wenn möglich - erfüllt werden.
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