"Welche Rolle spielt die Beziehung in der Erziehung?"
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Spannendes Thema, zu dem ich vermutlich nicht viel beitragen kann.
Mich fasziniert es immer wieder wie unterschiedlich die Bindung zu meinen Hunden war. Ich bin ja mehr oder weniger immer derselbe Mensch. Aber meine Hunde alle sehr verschieden.
Bei meinen jetzigen ist es auch so. Ich liebe alle beide sehr. Habe nicht das Gefühl einem weniger Liebe geben zu können (das ging mir so, als Chica noch lebte, da sie einfach nicht so mein Typ Hund war, dennoch hab ich sie natürlich geliebt, aber nie so wie Emil zb). Ein weiterer Umstand ist das Alter in dem sie kamen. Alle Hunde, die schon als Welpe bei mir waren, zu denen habe ich eine tiefere Bindung als zu denen, die im Erwachsenenalter kamen.
Emil und ich sind uns sehr nah. Meine TÄ meinte mal, so eine Beziehung hätte sie nichtmal zu ihrem Mann . Er spiegelt mich und ich oft auch ihn. Er mag ja generell fremde Menschen nicht besonders, ignoriert sie allerdings i.A. Wenn ich diese Menschen allerdings auch nicht mag, wird er auch deutlich abweisender. Diese Nähe hat allerdings auch zur Folge, dass er generell eher abweisend wirkt und allgemein eher weniger beliebt ist bei unseren Freunden/ Familie, wie Lucifer, der everybodys Darling ist. Emil ist ein haariges Körperteil von mir und macht sehr deutlich, dass er sonst eher niemanden benötigt. Sogar meinem Mann gegenüber.
Lucifer ist ein total offener Hund und mag Menschen und Hunde. Neigt zu Aufdringlichkeiten, wenn man ihn nicht mal auf den Boden der Realität holt, aber grundsätzlich ist er einfach ein Gutelaunehund.
Ums alleine bleiben haben wir auch nie Theater gemacht und alle meine Hunde konnten bislang allein bleiben. In der Gruppe sowieso, aber auch ganz allein.
Erziehung war/ist bei Emil grundsätzlich einfacher. Er hat mehr WTP als Lucifer. Oder vllt liegt es auch an unserer Art der Bindung, denn sind mal andere mit ihm unterwegs benimmt er sich eher wie offene Hose.
Interessant ist das in der Huta. Die Trainerin dort hat DSH und einen sehr konsequenten, auch mal unnetten Umgang mit den Hunden, aber absolut klar und für den Hund verständlich. Lucifer kam dort mit etwa 10 Monaten das erste Mal hin, sie hat EINMAL geklärt wie der Hase läuft und seitdem spurt Lucifer bedingungslos bei ihr. Das klappt bei mir nicht annähernd so gut, weil ich für diesen Hund oft zu ungenau war. Ich bemühe mich inzwischen um mehr schwarz/weiß, aber das gelingt mir nicht immer. Emil dagegen spurt in der Huta nicht. Trotz Kasernenton. Das klappt bei mir deutlich besser. Letztens meinte die Trainerin, Lucifer wäre ein toller, führiger und unkomplizierter Hund und Emil halt nicht. Bei mir ist es tatsächlich genau andersrum. Also spielt Beziehung offenbar eine sehr große Rolle. Zumindest bei meinen Hunden.
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Hi
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Ich finde sowohl den Begriff Beziehung als auch Bindung wahnsinnig ungreifbar. Ich habe mit jedem Menschen, der mir begegnet eine Beziehung. Die kann harmonisch, explosiv, wechselhaft, fremd oder was auch immer sein.
Was ich durch meine Hündin, die ja starke Probleme mit der Umwelt und vielem was atmet hat, gelernt habe ist, dass ich unser Miteinander nur in dem aktuellen Moment definiere. Welche Bedürfnisse sind genau jetzt entscheidend. Mal brauchen wir Abstand, mal Nähe, mal nur einer von uns beiden. Für mich ist das alles ein Prozess der stetigen Veränderung und wird durch alles zwischen uns, als auch der Umwelt geprägt. Solange wir in Kontakt stehen, haben wir eine Beziehung. Wir sind zwei Individuen verschiedener Spezien, die sich mal mehr oder weniger brauchen. Wie ich das selbst als besser oder schlechter bewerte, liegt eigentlich nur an meiner eigenen Laune und hat wenig mit der Knalltüte zutun.
Bei Betti ist ihre Beziehung zur aktuellen Umwelt wichtiger, um anerzogenes Verhalten abrufen zu können, als ihre Beziehung zu mir. Von daher ist mir eine leichter erziehbar dank guter Bindung These zu eindimensional. (Genetik, Aufzucht, Erfahrungen, Gesundheit, Umfeld, Tageslaune etc. spielt alles mit rein)
Ich mag es, dass Betti mir beigebracht hat mir keinen Kopf, um solche Sachen zu machen. Wir stecken jetzt zusammen in diesem Leben und das ziehen wir nun so durch. Selbst Konflikte miteinander auskaspern, hat uns Beide bis hierher gebracht. Für mich ist Beziehung weniger Magie, eher gemeinsam im Schlammbad sitzen.
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Eine gute Beziehung zum Hund muss nicht etwas mit guter Erziehung zu tun haben. Nur weil mein Hund und ich uns sehr mögen, heißt das nicht, dass er nicht lieber doch dem Hasen oder dem Reh oder der läufigen Hündin hinterher gehen würde.
Anders herum braucht man nicht die tiefste Beziehung oder Bindung zu einem Hund, um ihn ordentlich zu erziehen und Regeln klar zu machen. Diese Regeln sind allgemein gültig, egal, wie unsere zwischenartliche Beziehung aktuell aussieht. Das ist mein Job als Halter, diese Regeln zu vermitteln und durchzusetzen. Je mehr der Hund diese Regeln von sich aus befolgt, desto mehr kann ich mich auch auf ihn verlassen und ihm mehr Freiheiten geben. Die Beziehung entspannt sich dann zusehends.
Es fällt mir schwer, die Beziehung zu fassen. Sie ist ja immer geprägt vom Gefälle. Meine Hunde sind weder mir noch meinem Partner gleichgestellt. Diese Position ist meiner Meinung nach einem Hund nicht angemessen und die können sie auch gar nicht erfüllen. Sie haben in den allermeisten Dingen kein Mitspracherecht.
Gleichwohl sind mir meine Hunde wichtiger als so manches nah verwandtes Familienmitglied, ich habe ein starkes Verantwortungsbewusstsein für sie, verbringe extrem viel Zeit mit ihnen und erlebe viele tolle Dinge mit ihnen und wegen ihnen. Ich versuche ihnen nach bestem Wissen ihre Bedürfnisse zu erfüllen und sie so zu erziehen, dass unser Zusammenleben sich durch feste Regeln einfach und vorhersehbar gestaltet. Dabei bin ich in der Erziehung nicht immer nur positiv und nicht immer nur nett und auf kooperative Mitarbeit gepolt. Neben dem ruhigen verständigen Aufbau gehe ich auch bewusst in Konfrontationen rein. Ich habe nicht das Gefühl, dass das die Beziehung belastet. Im Endeffekt setze ich nur das dem Hund schon Bekannte durch (zu seinem Wohl oder dem Wohl anderer, aber ich kann es ihm eben auch nicht in Worten erklären).
Die Beziehung kann auch mal belastet sein, wenn Erziehungsschwierigkeiten es einem nicht einfach machen oder man auch mal schlicht genervt ist. Auch sowas darf man sich zugestehen. Ebenso, wie nicht jede Beziehung zu jedem Tier gleich tief ist. Oder unabhängig von der Situation.
Die Gedanken von Cattledogfan finde ich auch sehr passend.
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Ich finde sowohl den Begriff Beziehung als auch Bindung wahnsinnig ungreifbar. Ich habe mit jedem Menschen, der mir begegnet eine Beziehung.
Ich mag es, dass Betti mir beigebracht hat mir keinen Kopf, um solche Sachen zu machen. Wir stecken jetzt zusammen in diesem Leben und das ziehen wir nun so durch. Selbst Konflikte miteinander auskaspern, hat uns Beide bis hierher gebracht. Für mich ist Beziehung weniger Magie, eher gemeinsam im Schlammbad sitzen.
Stimmt, dass eine gewisse Schwammigkeit ein Problem beim Beziehungsbegriff ist.
Soziologisch betrachtet stimmt es natürlich auch, dass wir bei Kontakt auch in eine Beziehung zueinander treten, selbst wenn wir uns fremd sind. In diesem weiten Sinne meinte ich den Begriff aber nicht.
Mit unseren Hunden leben wir ja recht eng zusammen, die meisten fast 24/7. Da entwickeln sich schon recht charakteristische Beziehungen, würde ich meinen, da die Hunde uns fast unentwegt beobachten und wir häufig auf die Hunde "einwirken" wollen.
Dein Bild vom Schlammbad gefällt mir. Magie sehe ich in der Beziehung zum Hund auch nicht, aber mittlerweile sitzen wir meist in einem warmen Schaumbad und immer seltener fühlt es sich nach Schlammbad an.
Aber zu einer tragfähigen Beziehung zwischen Hund und Mensch gehören ganz sicher Konflikte.
Wie es gelingt, diese zu bearbeiten und zu lösen, sagt auch etwas über die Beziehung, denke ich. Ausserdem verändert jeder konstruktiv gelöste Konflikt die Beziehung zum Positiven. Ich persönlich finde es erst mal wichtig, die Konflinte anzunehmen und sie nicht zu vermeiden oder auch konfliktreiche Situationen nicht zu meiden, sondern die gemeinsam durchzustehen.
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Eine gute Beziehung zum Hund muss nicht etwas mit guter Erziehung zu tun haben. Nur weil mein Hund und ich uns sehr mögen, heißt das nicht, dass er nicht lieber doch dem Hasen oder dem Reh oder der läufigen Hündin hinterher gehen würde.
Ich tu mich immer schwer damit, die Beziehung zwischen dem Hund und mir mit Liebe oder mögen zu beschreiben. Von Hundeseite aus weiss ich nicht, welche Gefühle er mir entgegenbringt. Ich kann diese nur aus seinem Verhalten interpretieren und mag falsch liegen.
Auf der Beziehungsebene wäre für mich eher die Frage, ob mein Wort soviel Gewicht hat, dass man das Reh stehen lässt, obwohl man gerne hinterherginge. Und ja, da ist für mich schon ein Aspekt, wie mich der Hund als Entscheidungsinstanz wahrnimmt, also durchaus ein Beziehungsaspekt. (Aber ganz sicher nicht der einzige Aspekt bei einer so komplexen Thematik wie der Jagdmotivation).
Anders herum braucht man nicht die tiefste Beziehung oder Bindung zu einem Hund, um ihn ordentlich zu erziehen und Regeln klar zu machen. Diese Regeln sind allgemein gültig, egal, wie unsere zwischenartliche Beziehung aktuell aussieht. Das ist mein Job als Halter, diese Regeln zu vermitteln und durchzusetzen.
Je mehr der Hund diese Regeln von sich aus befolgt, desto mehr kann ich mich auch auf ihn verlassen und ihm mehr Freiheiten geben. Die Beziehung entspannt sich dann zusehends.
Und du siehst in der Bereitschaft des Hundes diese Regeln zu akzeptieren keinen Aspekt von Beziehung? Oder auch darin, wie bereitwillig der Hund deine Regeln befolgt?
Regeln durchsetzen kann ich bei Hunden z.B. immer mit dem Recht des Stärkeren, funktioniert aber bei manchen Hunden nur auf Kosten der - ich nenn es mal - willigen Gefolgschaft. Da muss man immer ein bisschen austarieren, damit es dann auch mit der Beziehung passt.
Es fällt mir schwer, die Beziehung zu fassen. Sie ist ja immer geprägt vom Gefälle. Meine Hunde sind weder mir noch meinem Partner gleichgestellt. Diese Position ist meiner Meinung nach einem Hund nicht angemessen und die können sie auch gar nicht erfüllen. Sie haben in den allermeisten Dingen kein Mitspracherecht.
Sehe ich grundsätzlich genauso.
Gleichwohl sind mir meine Hunde wichtiger als so manches nah verwandtes Familienmitglied, ich habe ein starkes Verantwortungsbewusstsein für sie, verbringe extrem viel Zeit mit ihnen und erlebe viele tolle Dinge mit ihnen und wegen ihnen. Ich versuche ihnen nach bestem Wissen ihre Bedürfnisse zu erfüllen und sie so zu erziehen, dass unser Zusammenleben sich durch feste Regeln einfach und vorhersehbar gestaltet. Dabei bin ich in der Erziehung nicht immer nur positiv und nicht immer nur nett und auf kooperative Mitarbeit gepolt. Neben dem ruhigen verständigen Aufbau gehe ich auch bewusst in Konfrontationen rein. Ich habe nicht das Gefühl, dass das die Beziehung belastet.
Dieses Gefühl hatte ich auch nie, solange man für den Hund berechenbar in seinen Handlungen bleibt. Und solange der Hund den Konflikt durch Wohlverhalten auch selbst auflösen kann.
Die Beziehung kann auch mal belastet sein, wenn Erziehungsschwierigkeiten es einem nicht einfach machen oder man auch mal schlicht genervt ist. Auch sowas darf man sich zugestehen. Ebenso, wie nicht jede Beziehung zu jedem Tier gleich tief ist. Oder unabhängig von der Situation.
Ja, aber ich versuche wirklich, dass das rein situativ ist. Und dann ist auch gleich wieder gut. Bin ich grundgenervt von anderen Dingen, ziehe ich mich eher zurück und agiere nicht mit dem Hund. Aber das kann ich eigentlich gut ausblenden und abhaken und trage z.B. Stress in der Schule nicht in die Beziehung mit dem Hund.
Die Gedanken von Cattledogfan finde ich auch sehr passend.
Ich finde deinen Post total interessant. Meine Fragen und Gedanken dazu habe ich mal ins Zitat geschrieben.
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KayaFlat wenn du in die Zitate rein schreibst, kann man diese nicht mehr kopieren und darauf antworten. Zitiere sie doch einfach ganz normal über Markieren und einfügen.
Im Falle des Jagens: nein, ich glaube nicht daran, dass mein Hund mich so lieb hat, dass er für mich jedes Rehlein stehen lassen würde. Dass er das tut (im besten Fall) ist Konditionierung. Er könnte auch jagen gehen und danach wieder kommen und er hätte mich genauso lieb wie zuvor. Dass er das nicht darf, weiß er, ist antrainiert, 1000fach geübt.
Regeln mit dem Recht des Stärkeren durchzusetzen: Hast du keine Leine dran? Da hast du schon deine Begrenzung und bist das stärkere Glied in der Reihe. Genauso wie die Begrenzung unterschiedlich gehandhabt wird zwischen kurzer und langer (Schlepp oder Flexi) Leine. Das ist doch keine Bindungsarbeit. Vielleicht Anbindungsarbeit.
Man tut immer so, als würde der Hund einem nur zuliebe Dinge machen und von seinem natürlichen Verhalten nur für einen absehen. Das ist die moderne Story vom seelenverwandten Wolf. Ich würde wirklich nicht den Fehler machen und eine nicht gut sitzende Erziehung mit mangelnder Bindung erklären.
Nüchtern betrachtet hat der Hund doch so oder so keine Wahl und ist vom Wohlwollen seines Halters abhängig. Er kann ja nicht seinen Koffer packen und gehen.
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Ich finde das Thema und die Diskussion darüber sehr spannend!
Für mich sind Beziehung und Erziehung zwar verschiedene Dinge, aber sie greifen schon ineinander. Wenn ich meinen Hund erziehe, ihm Regeln beibringe und auch durchsetze, dabei auch lerne, wie er tickt und wie ich mich ihm verständlich machen kann, dann fördert das auch die Beziehung zwischen uns. Wir lernen dabei beide immer mehr, uns aufeinander zu verlassen. Das gibt Sicherheit für beide Seiten.
Meine Erziehungsarbeit ist auch ein Teil meiner freundschaftlich-liebevollen Beziehung zum Hund.
Ich würde aber niemals von einem Hund erwarten, nur aus Liebe zu mir den Hasen nicht zu hetzen, auf einem zugewiesenen Platz zu bleiben oder was für Gehorsamsleistungen auch immer ich von ihm erwarte. Das sind alles Sachen, die ich durch Erziehungsarbeit/Konditionierung aufbaue (oder schlicht mit der Leine unterbinde).
Als Kontrast möchte ich ist eine wunderbar herzliche Beziehung zwischen Mensch und Hund zeigen, die ganz ohne Erziehung auskommt.
Hier seht ihr Cara mit ihrer Nenn-Oma Hanna, sie war damals über 90:
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Eigentlich könnte es ja auch eine Art Stockholm Syndrom von Seiten des Hundes aus nennen. Manche tun sich leichter damit ihre Freiheit aufzugeben und finden eine neue Vorliebe für ihr neues "gemeinsames" Leben, andere behalten ihre eigenen Wünsche bei und ganz viele Nuancen dazwischen. Unsere Hunde sind halt schlau und merken, was für ihr Überleben wichtig ist.
Wenn ich so recht drüber nachdenke, ist es sogar ein wenig egozentrisch, dass Thema Beziehung zu diskutieren ohne daß Hund eine freie Entscheidung äußern kann. Wie nennt man eine einseitige Beziehung? Herrschaft? Ohne da jetzt ein Fass aufzumachen, aber wahrscheinlich ist es eher eine Besitzung. Das lässt mich meinen Hund nicht weniger wertschätzen und lieb haben.
Der Thread hier hat mir gerade geholfen, das klarer zu formulieren. Jetzt weiß ich auch, was mich am Begriff so irritiert hat.
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Können wir eine partnerschaftliche oder freundschaftliche Beziehung zu unserem Hund haben oder überfordert ihn dieser Anspruch?
Das überfordert den Hund nicht nur, es ist furchtbar unfair dem Hund gegenüber.
Ein Partner ist gleichberechtigt und auf Augenhöhe. Stülpe ich das dem Hund über bedeutet das ich von ihm das gleiche erwarte was ich "leiste" in der Partnerschaft. Schutz, Geborgenheit, Austausch, das er sich um mich kümmert, lauter Zeugs halt. Wie soll ein Hund das denn machen?
Das ist doch nicht fair einem Lebewesen gegenüber das von uns Schutz und Führung braucht.
Freundschaft, kommt auf die Definition an. Auf die eigene Erwartungshaltung halt. Natürlich haben meine Hunde und ich ein freundschaftliches Verhältnis, aber sie sind immer noch meine Hunde und somit obliegt der Hauptanteil eben mir.
Für mich persönlich ist es so das es absolut notwendig ist das Individuum Hund zu sehen und zu beachten.
Erziehung und Training stimme ich immer auf den jeweiligen Hund ab, hier gibt es kein Schema F.
Ebenso ist die Erwartung die ich an den Hund habe total abhängig vom jeweiligen Hund. Von Hamilton erwarte ich deutlich mehr als von Arren, schlicht weil Hamilton das eben kann. Hamilton braucht auch deutlich mehr Forderung, Arren kann das überhaupt nicht und würde sich stressen.
Die Vorgängerinnen, Löle und vor ihr Trolly, waren im Umgang völlig anders, jede auf ihre Art halt und darauf bin ich eingegangen.
Die Beziehung zwischen dem Hund und mir bestimmt natürlich auch unsere Zusammenarbeit.
Natürlich innerhalb der Grenzen des jeweiligen Hundes, nur weil Arren mich liebt und ich ihn kann der trotzdem nix.
Löle konnte ich super mit Futter motivieren, Trolly war dieser "one in a million" Hund die tatsächlich für mich gelebt hat. Da reichte ein Blick zum verständigen, ich war das Zentrum ihres Universums.
Hamilton interessiert sowas nicht besonders, aber er tut viele Dinge wirklich nur weil er weiß das ich es gerne möchte, er tut es für mich. In seinen Grenzen, niemals würde ich erwarten das ich wichtiger wäre als ein Kaninchen!
Aber er ist nicht futtergeil, nimmt Leckerlies oft nicht an oder spuckt es aus, interessiert sich draußen auch nicht für Spielzeug. Belohnung ist also nicht das womit ich da arbeiten kann, ich habe das alles nur über unsere Beziehung erarbeitet.
Ich rufe, er kommt, ich freue mich. Kommt er nicht bin ich enttäuscht. Je nach seiner Tagesform ist es ihm halt wichtiger das ich mich freue, oder eben wichtiger zu tun was er will, egal ob es mich enttäuscht.
Er kann wie ein stolzer Gockel rumlaufen weil er weiß das ich da bin, ihn beschütze. Wenn etwas gruselig ist verlässt er sich auf meine Führung, eben weil er mir da vertraut.
Um auf das oben zurückzukommen: Wenn ich ihn nun als Partner sehen würde und er mich beschützen müsste, das wäre eine Aufgabe die er überhaupt nicht leisten könnte. Er würde nervös werden und, gemäß seinem Charakter, vermutlich aus lauter "Ich muss die dicksten Eier haben weil ich auf Frauchen aufpassen muss" zum Pöbler deluxe werden. Nichts und niemand dürfte sich mir mehr nähern, außer Arren. Ja, früher oder später würde er sogar meinen Mann und meinen Sohn vertreiben, weil beide für ihn weit unter der Stufe stehen auf der ich stehe.
Meine Hunde sind meine Verantwortung. Denkende, fühlende Lebewesen die auf mich angewiesen sind.
In unserer Gesellschaft kann (und will) ich ihnen überhaupt nicht zugestehen die Führung wirklich zu übernehmen, zu ihrem eigenen Schutz und zum Schutz der Umwelt.
Hamilton würde es lieben draußen zu streunen wie er lustig ist und heimzukommen wann er will. Kommt aber nicht in Frage, weder will ich das er überfahren wird, in Kämpfe mit anderen Hunden verwickelt wird, oder Tiere hetzt und reißt.
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Von daher ist mir eine leichter erziehbar dank guter Bindung These zu eindimensional. (Genetik, Aufzucht, Erfahrungen, Gesundheit, Umfeld, Tageslaune etc. spielt alles mit rein)
Für mich umfasst die Beziehung zum Hund auch die von Dir genannten Aspekte. Ich definiere sie dann von meiner Seite aus als "gut", wenn ich bereit und auch dazu fähig bin, den Hund da abzuholen, wo er steht, und es schaffe, daraus eine alltagstaugliche Beziehung zu entwickeln.
Will sagen: Beim Tierschutzhund mit unbekannter Genetik, Herkunft und Vorgeschichte schraube ich auch meine Erwartungen entsprechend herunter und muss dann halt verstärkt Management betreiben.
Wenn das Lebensumfeld passt und der Hund keine besonderen Anforderungen wie Bürotauglichkeit, Kinder- und/oder Artgenossenverträglichkeit, etc. erfüllen muss und ich damit leben kann, dass öfter die Leine dran bleibt bzw. der Hund bestimmte Situationen nie stressfrei aushält, tut das doch der Beziehungsqualität keinen Abbruch.
Der Hund lernt nach und nach, er wird größtenteils verstanden und nicht überfahren, da seine Grenzen wie z. B. Angst oder Individualdistanz respektiert werden, und ich lerne die Grenzen seiner Aufnahme- und Lernfähigkeit kennen.
[Fies wird es, wenn ich meine, ich brauche nur die richtige Methode - z. B. eine Box fürs Stadtbüro, die ich mit Puppy Pads für den Border Collie-Welpen vom Bauernhof auslege -, um den Hund für meine Lebensverhältnisse passend hinzubiegen.]
Deswegen kann der Hund - für seine Verhältnisse - trotzdem gut erzogen sein, weil er mir vertraut und ich ihn gut genug lesen kann, selbst wenn er vom Ergebnis her nicht gegen den, sagen wir: gut gezogenen und geprägten Retriever aus verantwortungsvoller Zucht anstinken kann, der viele der Eigenschaften mitbringt, die ich in meinem Lebensalltag brauche.
Wem der Begriff der Beziehung sauer aufstößt, der möge ihn durch die Formulierung "funktionierender Sozialverband" ersetzen.
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