"Welche Rolle spielt die Beziehung in der Erziehung?"

  • Interessant finde ich den Beziehungsstatus,sprich welchen Platz nimmt der Hund ein und welche Funktion hat er.


    Für mich persönlich ist Jette der Hund bzw. * nur der Hund*.


    Das fellige Familienmitglied, das ich in meine Welt geholt habe und das ich sicher durch diese zu führen habe.

  • Interessant finde ich den Beziehungsstatus,sprich welchen Platz nimmt der Hund ein und welche Funktion hat er.


    Für mich persönlich ist Jette der Hund bzw. * nur der Hund*.


    Das fellige Familienmitglied, das ich in meine Welt geholt habe und das ich sicher durch diese zu führen habe.

    Für mich ist ein Hund schon auch ein Hund, d.h. ich bemühe mich, ihn in seinen Eigenschaften und Bedürfnissen als Hund zu sehen.

    Trotzdem ist der Hund in meinem Fall als Junggesellin ohne Kinder das Lebewesen, das am engsten mit mir zusammenlebt. Die "Kernfamilie" bilden hier der Kater, der Hund und ich.

    Ich habe auch engen Kontakt mit meinen Schwestern, meinen Nichten und dem Neffen, sowie meinen Eltern und die Beziehungen zu meiner menschlichen Familie haben eine andere Qualität, aber die meiste Zeit verbringe ich schon mit dem Hund. Da findet dann zwangsläufig viel Kommunikation und geteiltes Leben statt und man lernt sich doch recht gut kennen.

  • Late to the party :D aber ich schreibe trotzdem mal meine Gedanken auf.

    Für mich hat Beziehung/Bindung nur sehr rudimentär mit Gehorsam zu tun. Man kann mMn eine großartige Bindung haben und einen Hund, der trotzdem macht, was er möchte. Und man kann eine furchtbare Beziehung haben und einen Hund, der "funktioniert", entweder weil unlautere Trainingsmethoden genutzt wurden, weil der Hund einfach so leichtführig ist oder auch weil der Hund einfach ein Wesen hat, welches mit den Regeln der Menschenwelt konform geht (zB Balu will ja eh fast nie zu anderen Hunden/Menschen hinrennen -> da brauche ich also weder Bindung noch Erziehung für. Er wirkt aber nach außen gut erzogen in solchen Momenten, weil sein Verhalten in die gesellschaftliche Norm passt).


    Die Schnittstelle sehe ich nur dort, wo der Mensch bewusst versucht, Einfluss auf den Hund zu nehmen. Ich denke, bei einer guten Beziehung ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass der Hund die Meinung des Menschen relevant findet. Dabei muss man aber natürlich vom Wesen des Hundes ausgehen! Also wenn ich mir vorstelle, Kooperationswille ist auf einer Skala von 1 bis 10 angelegt. Dann gibt zB Hund A, der ist von alleine schon bei 8. Bei guter Beziehung tendiert er dann zu 9 oder 10. Hund B startet bei 2 und kommt mit guter Beziehung zu einer 5 oder 6. Im Ergebnis ist Hund B also noch immer auf einer niedrigeren Ebene der Kooperation als Hund A, die Verbesserung durch die Beziehung war aber sogar stärker. Die Hunde hatten nur so unterschiedliche Voraussetzungen, dass man sie nicht am Ergebnis vergleichen kann.

    Ich finde es total schwierig und auch sehr schade, dass ich in letzter Zeit häufiger mitbekomme, das Probleme sehr schnell auf die Beziehung geschoben werden. Bei einem Trainer, der nach umfassender Anamnese zu dem Schluss kommt, ok. Aber sowas wird nach meiner Erfahrung auch sehr schnell von Leuten diagnostiziert, die Hund und Halter kaum kennen. Und darum mein Beispiel oben: Der Halter von Hund A kann theoretisch kaum eine Bindung haben und hat trotzdem noch einen Hund, der auf einer 8 der Skala ist. Kann also schnell den Eindruck haben, dass er es besser gemacht hat als der Halter von Hund B. Aber so einfach kann man das halt nicht bewerten, wenn man den Charakter und die Geschichte von Hund B gar nicht kennt.

    Man könnte natürlich auch andere Beispiele nehmen. Zum Beispiel "Schutz suchen beim Menschen", das wird ja auch gerne als Indikator für Bindung gesehen. Auch da wird man aber Hunde haben, die bei 1 starten und andere, die bei 10 starten. Wenn man sowas als Indikator nutzen möchte, kann man höchstens die Verbesserung betrachten mMn. Und auch da muss man bedenken, dass das Verbesserungspotential je nach Charakter sehr unterschiedlich groß sein kann!

  • Finde den Eintrag vom Baumann gut und gibt zu nachdenken - natürlich auch in Kontrast zu TsD:


    https://m.facebook.com/story.p…01294881052&sfnsn=scwspmo

    Danke.

    Sehr guter Beitrag von Thomas Baumann.

    Genau das habe ich sagen wollen.

    PS. Trotzdem bin ich mit dem Pschyrembel nicht weitergekommen in unserer Nebendiskussion mit der Furchtkonditionierung.

    Nicht jedes Kind, das die altbekannte heisse Herdplattenerfahrung gemacht hat, ist anschließend traumatisiert von Herdplatten. Dürfte dieser gegenüber aber deutliches Meideverhalten zeigen und ist m. A. nach ihr gegenüber " furchtkonditioniert". Nachhaltige Lernerfahrung würde ich denken.

  • den Eintrag vom Baumann gut und gibt zu nachdenken

    Ich finde den Eintrag auch sehr interessant und letztlich auch nachvollziehbar - leider erwähnt er aber nicht wie der 0/8/15 Hundehalter zu der "Dominanzbeziehung" kommt bzw. der "souveränen Autorität". Das finde ich sehr schade. Wenn man dann noch in die Kommentare schaut sieht man so Aussagen wie "wir dürfen unsere Hunde nicht mit essbarem belohnen", "wir müssen nonverbal arbeiten", "wenn ein Hund Mist baut fehlt die Unterordnung" (was hier sicher im Wortsinn gemeint ist, nicht als Begriff aus dem Hundesport). Solange nicht klar wird, wie man da hin kommt bastelt sich jeder seine eigene Wahrheit.


    Der Begriff der Dominanz in Beziehungen (aller Art!) ist für mich und sicher auch einen großen Teil der Menschheit eben negativ belegt - auch wenn Herr Baumann das für falsch hält. Als Trainer sollte man sich da der Realität seiner Kunden anpassen, sonst ist die Gefahr von Missverständnissen groß. Es gibt doch genug Ausdrücke - auch wenn sie vielleicht weniger griffig auf ein Wort heruntergebrochen werden können - wie Regeln, Erziehung oder einen Rahmen vorgeben. Ich könnte z.B. auch mit dem Begriff "Autoritätsbeziehung" sehr viel mehr anfangen - Autorität kann man durch Ausstrahlung haben (Körpersprache, Authentizität!), durch Wissen, durch Erfahrung.


    Dominanz unterdrückt, Autorität lebt vor.

  • Aber auch wenn wir gerne drumrumreden und es zu dem Zeitgeist gemäß zu verbrämen versuchen, manche Varhaltensweisen unserer Hunde unterdrücken wir eben auch situitiv.

    Ich für mich gebe schon zu, dass ich Kaya Dinge schlicht verbiete, die sie dann nur nicht macht, weil sie die Konsequenzen fürchtet, die folgen würden. Da muss ich weder mir noch ihr was vormachen.

  • Dominanz unterdrückt, Autorität lebt vor

    Würde ich nicht so sehen. Sag mal in der Bildungspolitik heute das Wort Autorität, da wirst du genauso angegangen.

    Ich persönlich finde auch, dass es das Wort mehr trifft, aber vielleicht sind das auch einfach nur Wortklaubereien.


    Dass der Baumann da jetzt nicht praktisch sein Konzept aufschreibt, ist ja logisch. Dafür gibt es seine Kurse. Und allgemein gültig ist das doch sowieso nicht, denn jeder Hund nimmt Autorität oder Dominanz anders wahr und reagiert anders darauf. Da muss ich alleine schon bei meinen drei Hunden völlig unterschiedlich vorgehen, selbst wenn zwei derselben Rasse angehören.

  • Dominanz unterdrückt, Autorität lebt vor.

    Dominanz wird völlig überbewertet, wer die Beziehung zu (s)einem Hund auf eine reine Dominanzbeziehung beschränkt, wird dem Wesen von Hunden absolut nicht gerecht.

    Mir reitet Baumann nicht nur in diesem Artikel, sondern auch ansonsten, viel zu sehr auf Dominanz rum.


    Aber auch Autorität ist, wenn auch wünschenswert, so doch ein zweischneidiges Schwert - denn was nutzt Autorität, wenn sie nicht wahrgenommen oder anerkannt wird?


    Meine Hunde sind mir Partner und Freund.


    Als Partner bin ich mit ihnen auf "Augenhöhe", denn in einer Partnerschaft gibt es keinen Partner, der mehr "wert" ist als der/die anderen Partner.

    Dabei müssen Partner nicht alle das Gleiche leisten/bereit sein die gleichen Leistungen zu erbringen, denn eine Partnerschaft zu führen heißt, es kommt für alle Beteiligten ein Gewinn zustande, indem jeder das tut, was er kann.


    In der Partnerschaft Mensch-Hund bringt der Mensch dabei bewusst Leistungen, der Hund eher weniger bewusst.

    Ich bewege mich z. B. gerne in der Natur - aber so richtig rund wird es für mich erst, wenn meine Hunde dabei sind.

    Oder das Nach-Hause-Kommen: Zumindest der Hund freut sich IMMER ... xD


    Ich bin meinen Hunden ein Freund, und sie mir: Wir sind uns liebevoll zugewandt, und vertrauen einander.

    Sie können sich darauf verlassen, dass ich ihnen zumindest willentlich nie etwas Böses tun würde - gleichwohl dürfen sie von einem guten Freund auch erwarten, dass dieser ihnen sagt wenn etwas mal nicht passt oder richtig ist.


    Ich bin aber mehr als Partner und Freund; Als Mensch habe ich Aufgaben und Pflichten, neben der Versorgung eben auch den Auftrag nicht nur meinen Hund möglichst unbeschadet durch diese Welt zu begleiten, sondern ihn auch zu lehren, sich in dieser Welt so zu bewegen dass er niemandem Schaden zufügt.

    Wo da seine Grenzen sind, muss ich als Mensch erkennen und mein eigenes Handeln so darauf einstellen, dass es zu keinen Grenzüberschreitungen kommt, die ihm oder anderen Schaden zufügen.


    All das geht auch grundsätzlich ohne Dominanz, weil es sich durch Kooperation bewirken lässt.

    Natürlich spielt auch Konditionierung eine große Rolle.


    Zur Furchtkonditionierung bedarf es keines traumatischen Erlebnisses; hier ist der Pschyrembel einfach zu ungenau.


    Bei der Furchtkonditionierung - bedingter Aversion - wird durch einen Aversion auslösenden Reiz eine nicht willentlich steuerbare Reaktion ausgelöst, die Flucht, Erstarren oder Abwehr sein kann (Aversionsverhalten).


    Ist dieser Aversion auslösende Reiz so stark, dass er als traumatisch eingestuft werden kann, löst er psychische Traumata aus, wie z. B. eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS).


    Bei der emotionalen Furchtkonditionierung wird ein Reiz, der Schreck oder Schmerz ausgelöst, als Einschüchterung (also emotional die Furchtschiene) konditioniert, so dass dieser Effekt der Einschüchterung mit der damit verbundenen Handlung (Verharren, Abwenden, "Rückwärtsdenken") auf diesen Reiz hin abrufbar wird.


    "Kschschscht" und "Ey!!", oft in Verbindung mit einem plötzlichen Anstupsten (mit der Hand, oder auch dem "Sidekick" mit dem Fuß) sind klassische Beispiele für diese auf emotionaler Ebene ablaufende Konditionierung von Vermeidungsverhalten.

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