"Welche Rolle spielt die Beziehung in der Erziehung?"

  • Aber du willst mir doch nicht ernsthaft sagen, dass du über reine Kooperation und Lernerfahrung deinen Hunden nie Verbote gibst.

    Ich rätsel gerade, wo genau ich das geschrieben habe?


    Bei der Antwort auf TanNoz Fragen zum Beispiel

    Durch Lernen?


    Weil ich diese Strukturen und Rahmen auch erarbeiten kann, ohne zu dominieren. Indem ich z. B. auf Kooperation setze.

    Da steht aber nirgends, ich würde ohne Verbote über reine Kooperation und Lernerfahrung arbeiten.

    Das wird von dir nur so ausgelegt.


    Die Ausgangsfrage von TanNoz war wie man denn außer mit dem Setzen von Grenzen ansonsten Regeln beibringen kann.

    Doch, man ist dominant in dem Moment, wo man eine Entscheidung für den anderen trifft, in Situationen auch für den anderen entscheidet

    Nein, denn zur Dominanz gehört zwingend jemand, der sich subdominant zeigt.


    "Tatsächlich ist Dominanz wesentlich vom Verhalten B's (des Subdominanten) abhängig, da seine Reaktion die Effektivität der Verhaltensweisen von A (dem Dominanten) bestimmt." (Aus: Ausdrucksverhalten beim Hund, Feddersen-Petersen).


    Die alltagsgebräuchliche Verwendung des Wortes "Dominanz" unterliegt sehr stark der jeweiligen Intention des Anwenders, und weicht damit oft ab von der verhaltensbiologischen Bedeutung von Dominanz.


    Diese Aussage: "Wir dominieren das ganze Leben unserer Hunde." hat wenig mit Dominanz zu tun, sondern ist besser mit dem Wort "fremdbestimmt" zu beschreiben.


    "Partner": ein Individuum, zu dem eine soziale Beziehung besteht, z. B. Kooperationspartner, Ehepartner, Spielpartner, Kommunikationspartner etc. (aus: Wörterbuch zur Verhaltensbiologie, Gattermann).


    Auch aus dem Gattermann: "Freundschaft": freiwillige, wechselseitige, soziopositive, nicht-sexuell motivierte Bindung zwischen nicht-verwandten Individuen. (....) Freundschaft kann auch zwischen Artfremden als interspezifische Bindung aufgebaut werden.


    Und es gibt viele Arten von funktionierenden Beziehungen.

    Es wäre ja schön, wenn das mal wertfrei akzeptiert würde.


    Oh ja, das wäre sehr schön.


    Ich bevorzuge eine partnerschaftliche und freundschaftliche Beziehung zu meinen Hunden.

    Das wirkt sich bei mir sehr auf die Erziehung aus; Erziehungswerkzeuge wie Dominanz und Gehorsam kommen bei mir eher nicht zum Einsatz, dafür sehr viel Lernen - auch Einsichtslernen - und Kooperation, und natürlich auch einfacher Behaviorismus.


    Letztendlich ist das Leben aber kein Ponyhof, und auch das ist eine Lernlektion, die Hunde kennenlernen müssen - weshalb ihnen Dominanz und Gehorsam nicht fremd ist.

  • Mich treibt halt das Thema Beziehung ein bisschen um, weil ich - obwohl oder gerade weil ich "Dominanzler" bin - es für essentiell halte, zu versuchen, die Hundeperspektive einzunehmen. Was suchen, wollen und brauchen die Hunde in einer Beziehung?

    Ich glaube die meisten Hunde wünschen sich Klarheit, Sicherheit, Führung und Ruhe.

    Eine gewisse Routine, feste Abläufe (also nicht skalvisch, aber schon so eine grundlegende Struktur) und jemanden, der die Dinge in die Hand nimmt.

    Die allerwenigsten Hunde sind selber echte geborene Anführer, sie folgen in den meisten Fällen lieber (rassetypische Ausnahmen bestätigen die Regel. Manche Hunde wurden so selektiert, dass sie ohne Mensch "funktionieren" und ihren Job erfüllen).


    Ich glaube ein großer Teil ist eigene persönliche Seelenarbeit an sich selbst. Bin ich mit mir im Reinen, hab meinen Weg gefunden, sowohl im Leben als auch in der Art meines Umgangs mit meinem Hund oder Pferd, strahle ich auch eine gewisse Ruhe und Abgeklärtheit aus. So jemand folgt man gerne.



    Ich wünsche mir, dass meine Tiere wissen, mit mir kommen sie immer gut an, jede Situation geht mit mir an der Seite gut aus, ich hab alles im Griff und unter Kontrolle.

    Eigene Ideen des Tieres werden je nachdem von mir geschätzt oder verworfen, das feedbacke ich sofort. Bringt mir also Jack seinen Ball, kann das der Beginn eines Spieles sein. Knurrt er meinen Besuch an, geb ich ihm genauso Feedback, dass ich diesen Einwurf kaka finde. Beide Male empfinde ich mich als letzte, richtunggebende Instanz.


    Mit dem Gehorsam, den brauch ich nur, wenn mein Hund dazu neigt, drüber zu sein. Also Besuch manage ich zb über Gehorsam und Rituale, und an Hunden ordentlich vorbeilaufen oder rennende Kinder etc auch.

    Und dann halt Lob, Lob, Lob.

    Lob von mir ist das Tollste und Beste, was meinen Tieren passieren kann, dafür sorge ich von Anfang an. Bemühungen von ihnen werden immer honoriert und gesehen, auch wenn sie nicht immer von Erfolg gekrönt sind. Dazu gehört auch eine gewisse wohlwollende und positive Einstellung zum Tier, und ich glaube, das ist auch mit Kooperation gemeint. Miteinander, nicht gegeneinander.

  • :bindafür:

    Das finde ich essentiell.

  • Erziehungswerkzeuge wie Dominanz und Gehorsam kommen bei mir eher nicht zum Einsatz,


    weshalb ihnen Dominanz und Gehorsam nicht fremd ist.

    Hä? :thinking_face:

    Erklärungsbedarf?


    xD


    :bussi:


    Dominanz heißt: Ich setze eine Entscheidung durch, die zu meinen Gunsten ist, und den Freiraum des Subdominanten beschränkt.

    Die Betonung liegt dabei auf dem Durchsetzen dieser Entscheidung, die gegen den Willen (der Entscheidung) des Subdominanten steht.



    Anscheinend wird häufig davon ausgegangen, Hundehalter wie z. B. ich, die verstärkt ihren Fokus auf aversionsfreien Umgang mit ihrem Hund haben, würden gänzlich auf alles verzichten, was nicht mit "Wattebausch" zu bewältigen ist.


    Dem ist - zumindest bei mir - eben nicht so.


    Das Leben ist kein Ponyhof, für mich eine äußerst wichtige Lektion, die Lebewesen im gemeinsamen Leben mit der üblichen Umwelt lernen müssen - Stichwort Resilienz.


    Ich habe keinen konfliktlosen Raum, in dem meine Hunde sich mit mir völlig reibungslos bewegen können.


    Insofern gibt es auch bei mir durchaus Situationen, wo von mir ein:

    "Du machst das jetzt, weil ich das so will - und Punkt!"

    kommt - ich dominiere, und fordere Gehorsam ein.


    Das ist bei mir allerdings äußerst selten wirklich notwendig, weil meine Hunde von mir vom ersten Tag bei uns an Richtung Kooperation gelenkt werden, und Regeln lernen - damit sie bestimmte Grenzen erst gar nicht überschreiten.

  • Ich wollte nicht wissen, wie Du Dominanz definierst, sondern weshalb Du Dir selbst widersprichst.


    Aber jetzt hast es ja aufgeklärt - ja, kommt vor, aber halt selten.

  • Das stimmt doch nicht, dass die Entscheidungen, die der Dominante durchsetzt, immer oder auch nur meistens zu seinen Gunsten sein müssen.


    Wenn ich jetzt meinem Hund den leckeren Gammeldöner abnehme und selber esse, wäre das vielleicht zu meinen Gunsten, aber wenn ich Kaya jetzt verbiete auf das Eis zu latschen, weil ich befürchte, sie könnte in den Weiher einbrechen ( Und wer muss sie dann retten, hä? Ja, genau ich! ), dann dient die Dominanz der Sicherheit des Untergebenen.


    Wenn ich nachdenke, dann dient dominantes Verhalten bei mir ganz häufig der Sicherheit und Ungestörtheit des Hundes und/oder der Umgebung.

    Wegen Kinkerlitzchen mache ich das Dominanzfass eher nicht auf und zu meinen Gunsten werde ich höchstens dominant, wenn ich sie vom Sofa scheuche, damit ich mich richtig breit und fett machen kann.

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