Retriever- aber welcher?

  • Ich hab mich die ganze Zeit gefragt, was mich an diesem wissenschaftlichen Exkurs stört – und es ist nicht etwa die Wissenschaft. Tatsächlich denke ich, dass sich jeder auf die ein oder andere Art dafür interessiert, wenn er einen Rassehund vom Züchter kauft.


    Was mich stört ist diese Verallgemeinerung ohne sauber verlinkte Quellennachweise. Das lässt die Behauptungen hier halt zum Teil sehr wild erscheinen, besonders wenn man die Studien nicht nachliest oder nachlesen kann.


    Ich bin absolut kein Experte und überlasse das Feld gerne den Studierten. Aber selbst ich kann mir denken, dass wir gerade in Deutschland einen gewissen Zucht-Standard einhalten müssen, der regelmäßig medizinisch geprüft wird. Und es geht hier um einen Retriever, der aus deutscher Zucht stammen soll.


    In dieser von mir zitierten Dissertation von Linda Herzog (2017) wird so ziemlich auf alle gesundheitlichen Aspekte betreffend der Retriever-Gesundheit sehr detailreich eingegangen. Außerdem bemüht man sich dort herauszufinden, ob bestimmte Krankheiten im Verwandtschaftsverhältnis auftreten. Bei einigen Krankheiten kann das vermutet werden (z.B. Epilepsie), bei anderen wiederum nicht. Vergleiche von Studien zu denselben Erkrankungen findet sich in der Dissertation im Kapitel "Diskussion".


    Einen Studienverweis zu anderen Dissertationen die speziell eine genetische Problematik ansprechen, habe ich hier keine gefunden. Wenn es dazu Papiere gibt, bitte gerne teilen.


    Insofern würde mich die Quelle zu dieser Behauptung echt wahnsinnig interessieren:


    Zitat

    Gerade beim Toller und beim Flat finden sich viele immunbedingte Probleme, die aber nur selten als Resultat der Inzuchtpraxis wahrgenommen werden, weil sie sich so unterschiedlich zeigen: die Palette reicht da von Allergien, Unverträglichkeiten und Verdauungsproblemen über Fortpflanzungsschwierigkeiten wie reduzierter Fruchtbarkeit bis hin zu allgemein schwächerer Lebenskraft und Fitness, weniger (häufig körperlicher) Resilienz sowie einer kürzeren Lebensdauer. Genau das macht es ja selbst für Züchter praktisch unmöglich einen realistischen Überblick über die Gesamtpopulation zu haben.

    Nach dieser Aussage sind ausnahmslos alle Züchter Fachidioten... oder nicht?


    Zur Studie: Gesundheitsstatus von im DRC eingetragenen Retrieverrassen in Deutschland (2017)


    Im Kapitel "Diskussion" wird darauf eingegangen, wieso in dieser Studie ausschließlich DRC-Hunde untersucht wurden und was es zukünftig für Studien geben soll.


    Leider sprengte mein ursprünglicher Beitrag bereits den Rahmen der möglichen Zeichen, weshalb ich nicht so detailliert auf das Thema eingehen kann, wie ich gerne möchte. Dennoch ist es empfehlenswert sich in der aktuellen Studie folgende Seiten durchzulesen:

    • Krebs – ab Seite 42
    • Allergien – ab Seite 48
    • Futtermittelallergien – ab Seite 51
    • Krankheitsbilder im Vergleich im Allgemeinen (hier hatte ich noch die Schilddrüsenunterfunktion so wie die Arthrose zitieren wollen, ab Seite 176)
    • Angemerkte Verwandtschaftsnachweise für genetische Zusammenhänge finde ich ebenso beachtenswert, die unter den Krankheitsbildern vermerkt wurden.


    Screening-Untersuchungen

    im Deutschen Retriever Club (DRC)

    Zitat

    Screening-Untersuchungen auf genetische Erkrankungen lassen durch standardisierte Testverfahren erkennen, ob es sich bei den untersuchten Tieren um gesunde oder kranke handelt, mit dem Ziel, Krankheiten bereits zu entdecken, bevor sie klinische Symptome zeigen, um eine Vererbung an die Nachkommen zu vermeiden (Weiß 2005).


    ab S. 58


    Genetik


    Zitat

    Seit 2011 ist es für die Züchter der eingetragenen Retriever im DRC verpflichtend, Blut zur Erstellung eines DNA-Profils einlagern zu lassen (DRC 2019).


    In der Zuchtordnung der Labrador-Retriever ist verankert, dass Hunden nur eine Zuchtzulassung erteilt wird, wenn diese für bestimmte Genteste als frei diagnostiziert wurden, oder bei nicht untersuchten Hunden diese mit freien Hunden verpaart werden (s. Screening Untersuchungen im Deutschen Retriever Club) (DRC 2016).


    (...) Für die restlichen Retriever finden sich keine Voraussetzungen für genetische Untersuchungen (DRC 2019).


    Häufigste Todesursache


    Zitat

    Tumorerkrankungen waren in dieser Studie die am häufigsten dokumentierten Todesursachen, gefolgt von altersassoziierten Todesumständen und Erkrankungen des Bewegungsapparates (Tabelle 20). Auch in der Vergleichsstudie waren Krebserkrankungen die häufigsten Todesgründe bei den Retrievern (Brümmer 2008).


    Seite 196, Seite 255 und folgende Seiten (Todesursachen im Vergleich zu häufigen Krankheiten mit Einbezug vorliegender Studien)


    Der in dieser Studie dokumentierte Gesundheitszustand zeigt für einzelne Retrieverrassen ein unterschiedlich häufiges Auftreten bestimmter Erkrankungen:


    Zitat
    • Flat-Coated Retriever erkrankten an Augenerkrankungen wie der Konjunktivitis follikularis, der Distichiasis und der Goniodysplasie.
    • LabradorRetriever erkrankten signifikant häufiger an Lahmheiten, Otitiden und der Wasserrute
    • Nova-Scotia-Duck-Tolling Retriever erkrankten an Distichiasis, Spondylose, Prostataerkrankungen und Bandscheibenvorfällen
    • Auffällig, jedoch nicht statistisch signifikant, erkrankten die Golden Retriever fast als einzige Rasse an Othämatomen und der Ichthyose und zusammen mit den Labrador-Retrievern wurden bei diesen beiden Rassen Krampfanfälle häufiger dokumentiert.

    Sorry, dass ich da jetzt so eskalier. Aber wenn ich schon nach Gesundheit gehe, sollte man doch eher so formulieren: "Wenn du dir einen Retriever aussuchst, dann achte besser darauf, dass die Zucht vom DRC geprüfte Gesundheitsuntersuchungen aufweist, weil es unter Umständen Erkrankungen geben kann, auf die du dich bei deiner Auswahl einstellen musst. Außerdem solltest du einen Retriever aus deutscher Zucht kaufen." Und nicht "Ach, wir nehmen jetzt die weltweite (?) Rassenpopulation, von dort den Durchschnitt und entscheiden uns für das kleinste Übel".


    Ausnahmslos jeder Retriever kommt mit der ein oder anderen Krankheit, wie das auch bei anderen Rassehunden der Fall ist. Noch seltsamer finde ich es, so intensiv über das Thema "Inzuchtproblematik" ohne signifikante Verweise (z.B. aus DRC-Zuchtverhältnissen) zu sprechen... Zwar wird in dieser Studie in meinen Augen transparent mit dem Verwandtschaftsverhältnis umgegangen. Beim Lesen konnte ich jetzt keine "Problematik" feststellen, da jeder Retriever unterschiedlicher Art an unterschiedlichen vererbten Krankheiten leiden kann.

  • Hallo,


    ich würde einen Golden Retriever aus Standardzucht oder einen Labrador Retriever aus Standardzucht (in dieser Reihenfolge) empfehlen.


    Selbst wenn es konkrete Pläne in Richtung Dummysport gibt... Es ist der erste Hund; man kann da einfach noch nicht sicher wissen, ob man da dabei bleibt. Der Sport ist sehr aufwändig, zumindest wenn man ihn ernsthaft betreibt. Zwei- bis dreimal die Woche Training, oft schlägt man sich mit Dummyarbeit das ganze Wochenende um die Ohren. Das muss man auch erstmal dauerhaft leisten können.


    Vielleicht kommt man auch irgendwann mal auf andere Ideen, was man mit dem Hund noch so ausprobieren könnte. Das Hundesport-Angebot ist ja groß. Oder man stellt vielleicht sogar fest, dass es vielleicht doch nicht so das Wahre ist. Oder die Prioritäten verschieben sich einfach mal... Ich würde mir einfach alles offen lassen wollen beim ersten Hund.


    Deswegen würde ich auf keinen Fall einen Hund aus einer Arbeitslinie nehmen. Die Arbeitslinien müssten meiner Meinung nach als eigenständige Rasse betrachtet werden. Mit einem Standard-Goldie oder Standard-Labbi haben sie idR nicht mehr viel gemeinsam.


    Aus dem gleichen Grund würde ich vom Flat und auch vom Toller abraten. Fände ich für einen Anfänger jetzt zumindest deutlich schwieriger auszubilden als einen Goldie oder einen Labbi.


    Generell würde ich auch bedenken, dass der Hund auch mal Ruhe braucht, gerade wenn er durch Sport "strapaziert" wird. Mitnahme ins Büro würde ich daher überdenken. Ich könnte mir vorstellen, dass das zu viel ist. Würde die Hundehaltung auch funktionieren, wenn Mitnahme ins Büro nicht gemacht wird? Zumindest nicht regelmäßig. Außerdem kann es auch einfach mal sein, dass der Hund es nicht mitmacht, aus welchen Gründen auch immer. Wie sieht es dann mit der Betreuungssituation aus?


    Wenn die Hundehaltung nur unter der Voraussetzung "Mitnahme ins Büro gewährleistet" möglich ist, würde ich es vielleicht noch einmal überdenken, ob das jetzt der richtige Zeitpunkt für einen Hund ist.


    Soll es denn ein Welpe werden oder ein erwachsener Hund? (Habe ich das überlesen?) Beim Welpen kommt dazu, dass man erstmal ein Jahr braucht, bis man ihn die vollen sechs Stunden alleine lassen kann. Solange muss man sich ein Betreuungsmodell überlegen. Generell kann es einfach mal sein, dass ein Hund kurzfristig 24/7 Betreuung braucht. Mit einem kranken Hund kann man auch nicht ins Büro... Wäre das gewährleistet?


    Für mich hört sich der Eingangspost einfach so sehr nach positive vibes und Romantik an. Frage mich daher, ob die andere Seite auch mal beleuchtet wurde?

  • RafiLe1985 Also ich persönlich finde die Möglichkeit, einen Hund mit ins Büro (vorausgesagt der Arbeitsplatz ist hundekompatibel, also z.b. nicht krasses, lautes Großraumbüro) ziemlich optimal. Wo sollte da das Problem sein, nur weil der Hund in der Freizeit rassegerecht ausgelastet wird? Im Büro schläft/ruht der Hund und ist bei seinem Menschen, so what?


    Und zu Flat/Toller in Anfängerhand: da kenne ich mittlerweile so viele bei engagierten Ersthundeführern, die entspannte, tolle Hunde sind und toll im Dummy arbeiten, dass ich da so pauschal nicht zustimmen kann. Da sind ganz andere Faktoren entscheidend. Die Rasse muss einem liegen, aber das hat nichts mit der eigenen Hundeerfahrung zu tun.

  • Hab mich hier bewusst zurückgehalten und nichts gesagt, diese Threads nehmen ja doch immer denselben Verlauf - leider. :roll:


    Zwei Punkte will ich hier aber doch loswerden, sofern die TE hier überhaupt nochmal reinschaut. Die Arbeit beim Jugendamt ist ja sehr vielfältig und in der Regel kein stinknormaler Bürojob. Weiß nicht in welchem Bereich du genau tätig bist, aber wenn da auch häufig Termine etc. außerhalb anstehen, musst du überlegen wie du das mit dem Hund handhaben willst, soll er dich da nach Möglichkeit begleiten oder in der Zeit im Büro bleiben?

    Lalaland hat schon einen wichtigen Punkt angesprochen, willst du den Hund bei Eignung in deine Arbeit einbinden oder soll er dich „nur“ ins Büro begleiten?


    Sofern du einen „klassischen“ Retriever suchst ua mit den von dir eingangs erwähnten Eigenschaften würde ich zu einem Labbi oder Golden tendieren. Flat und Toller sind schon speziellere Typen, bei denen gewisse Eigenschaften einfach anders ausgeprägt sind als man es von „den“ Retrievern so kennt.


    Ich kann aber gut nachempfinden wie es dir geht, stand damals vor derselben Frage und habe nicht nur einen Thread zu dem Thema eröffnet. |) Jetzt habe ich nicht ohne Grund einen AL Golden UND einen Toller hier sitzen, ich konnte und wollte mich nicht entscheiden. =)

  • RafiLe1985 Also ich persönlich finde die Möglichkeit, einen Hund mit ins Büro (vorausgesagt der Arbeitsplatz ist hundekompatibel, also z.b. nicht krasses, lautes Großraumbüro) ziemlich optimal. Wo sollte da das Problem sein, nur weil der Hund in der Freizeit rassegerecht ausgelastet wird? Im Büro schläft/ruht der Hund und ist bei seinem Menschen, so what?


    Und zu Flat/Toller in Anfängerhand: da kenne ich mittlerweile so viele bei engagierten Ersthundeführern, die entspannte, tolle Hunde sind und toll im Dummy arbeiten, dass ich da so pauschal nicht zustimmen kann. Da sind ganz andere Faktoren entscheidend. Die Rasse muss einem liegen, aber das hat nichts mit der eigenen Hundeerfahrung zu tun.

    Du hast gesehen, was die TE für einen Job hat? Ich denke nicht, dass der Hund in der Zeit in der sie im Büro ist, wirklich ruhen oder gar schlafen kann… Von daher würde ich persönlich davon absehen, ihn mitzunehmen. Aber kann ja jeder machen, wie er meint….

  • RafiLe1985 Also ich persönlich finde die Möglichkeit, einen Hund mit ins Büro (vorausgesagt der Arbeitsplatz ist hundekompatibel, also z.b. nicht krasses, lautes Großraumbüro) ziemlich optimal. Wo sollte da das Problem sein, nur weil der Hund in der Freizeit rassegerecht ausgelastet wird? Im Büro schläft/ruht der Hund und ist bei seinem Menschen, so what?


    Und zu Flat/Toller in Anfängerhand: da kenne ich mittlerweile so viele bei engagierten Ersthundeführern, die entspannte, tolle Hunde sind und toll im Dummy arbeiten, dass ich da so pauschal nicht zustimmen kann. Da sind ganz andere Faktoren entscheidend. Die Rasse muss einem liegen, aber das hat nichts mit der eigenen Hundeerfahrung zu tun.

    Du hast gesehen, was die TE für einen Job hat? Ich denke nicht, dass der Hund in der Zeit in der sie im Büro ist, wirklich ruhen oder gar schlafen kann… Von daher würde ich persönlich davon absehen, ihn mitzunehmen. Aber kann ja jeder machen, wie er meint….

    Ja sicher. Aber sie hat nicht genauer geschrieben, wie ihr Job aussieht.

    Mir ist deine Aussage in Bezug auf Bürohund und auch Rasseauswahl einfach zu pauschal :ka:

  • Mein Europäischer Schlittenhund geht seit Jahren mit ins Büro und bleibt dort selbstverständlich auch, wenn ich lange Auswärtstermine habe. Mit Ebby (Golden) war es ebenso.

    Warum sollte ein Hund, dem das beigebracht wird, nicht in Abwesenheit der Halterin entspannt alleine bleiben können?


    Die Frage ist doch eher, wie kann die Zeit bis dahin organisiert werden?


    Ja, es gibt Punkte, die vorbereitet werden müssen, aber man kann sich die ganze Hundehaltung auch zerdenken...


    Wer ist denn überhaupt noch auserwählt, Hunde halten zu können, wenn nicht jemand, der die Möglichkeit hat, den Hund mitzunehmen?


    Was ich in all den Jahren Hundehaltung gelernt habe ist, dass der beste Plan sich irgendwann verändert und man als Halter/-in dann eben neue Lösungen finden muss... Wo ein Wille, da ein Weg...


    Im Jugendamt arbeitet man eher nicht im Großraumbüro. Ich kenne berufsbedingt viele Jugendämter und 0 Großraumbüros dort.

  • Wer ist denn überhaupt noch auserwählt, Hunde halten zu können, wenn nicht jemand, der die Möglichkeit hat, den Hund mitzunehmen?

    Das hat doch damit überhaupt gar nichts zu tun. Ich habe selbst meinen Hund jahrelang mit zur Arbeit genommen und kann daher aus eigener Erfahrung sagen, dass es auch Tage geben wird an denen der Hund nicht mit zur Arbeit kann. Und da finde ich die Nachfrage, ob in solchen Fällen dann auch eine Betreuung gewährleistet ist, schon legitim. Zumal sich die Arbeitssituation auch mal ändern kann. (Jobwechsel, Tierhaar-Allergie von neuem Kollegen, neuer Chef, etc.) Wir hatten hier doch erst einen Faden wo die TE plötzlich ihren Hund nicht mehr zur Arbeit mitnehmen konnte und ihr das große Probleme bereitet hat... (Bei mir war es z.B. so, dass Newton irgendwann keine Lust mehr hatte, in die Arbeit mitzukommen. Wenn ich jetzt darauf angewiesen gewesen wäre, wäre das richtig scheiße gewesen, vor allem für den Hund.)

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