Hund weiß nicht, was Spielen ist

  • Wenn erwachsenen Hunde mit anderen fremden Hunden spielen, dient das in aller erster Linie der Konfliktbewältigung. Und nicht jeder Hund bevorzugt Spielen als Konfliktklärung. Meine Hunde spielen beide nicht mit anderen Hunden. Das ist auch keine realitätsnahe Vorstellung, dass erwachsene Hunde mit fremden Hunden Spaß haben und Spielen müssen.

    Spielen allgemein mit Gegenständen können Hunde auch nur, wenn sie sich sicher fühlen. Ein Angsthund wird dazu häufig sehr lange brauchen. Wenn der Mensch dann noch eine ungeschickte Körpersprache dabei hat, dann wird es eh nichts. Oft haben Menschen auch eine bestimmte Vorstellung davon, wie Spiel überhaupt aussehen muss, was der Hund aber ganz anders sieht. Man kann es ihnen in der Regeln bei beibringen in gewissen Maße, aber das dauert und sieht vielleicht auch anders aus, als du es dir vorstellst.

    Die Beschreibung davon, dass dein Hund ausrastet vor Freude hört sich für mich spontan auch nicht nach Freude an, sondern eher nach Übersprung und Konflikt.

  • Meine 5 Tierschutzhunde spielen auch nur bedingt und eigentlich auch erst nach Jahren.

    Das hat sich dann individuell bei jedem so entwickelt.


    Z. B. hat Boris beim Morgenspaziergang in seinem ersten Herbst - er ist im April zu mir gekommen - die runtergefallenen Walnüsse aufgesammelt.

    Ich war total erschrocken, erst weil ich im Dunkeln gar nicht gesehen habe, was er da nimmt und dann,

    weil ich nicht wußte, ob das gefährlich ist.

    Also mußte er ausspucken und ich habe "Stress" drum gemacht.

    Wallnüsse sind bis heute sein allerliebstes Spielzeug. Er trägt sie auch einfach nur ein Stück spazieren.

    Und freut sich wie blöde, wenn ich sage "hast du eine Nuss?"

    Einen Ball würde er nicht mal ins Maul nehmen.


    Max hatte von irgendwem einen Polizisten als Quitsch-gummi-figur geschenkt bekommen.

    Das ist über 10 Jahr her.

    Da gab es noch große Bedenken bei Quitschies und ich fand es auch irgendwie pervers, dass der Hund auf dem Polizisten rum kauen sollte bis der quitscht.

    Max hat das Ding nie interessiert. Also lag der Polizist ewig irgendwie rum.

    Irgendwann ist er beim Aufräumen unter eine Decke geraten.

    Für Max war das Spiel geboren.

    Polizist unter Decken hervor und vor allem vor dem bösen Staubsauger retten und dann den Armen sauber zu lecken.


    Also wenn der Hund soweit ist und das Bedürfnis hat entwickelt sich das nach meiner Erfahrung.

    Ihm etwas aufdrängen würde ich nicht nur ggf. in für alle sicher Bahnen lenken.

  • Meine Hündin, 1,5 Jahre alt aus Rumänien, spielt auch nicht. Spielzeug interessiert sie einfach nicht. Mit bekannten Hunden macht sie mal ein Rennspiel und dann wieder ihr Ding, fremde Hunde mag sie nicht in der Nähe haben. Muss sie auch nicht. Wir beschäftigen uns anders miteinander. Mittlerweile ist sie sehr verschmust und mag Nasenarbeit. Fährten, Leckerlis suchen etc...da ist sie gerne dabei. Warte einfach ab, woran dein Hund Interesse findet. Er wird es dir zeigen, wenn er soweit ist!

  • Wallnüsse sind bis heute sein allerliebstes Spielzeug. Er trägt sie auch einfach nur ein Stück spazieren.

    Und freut sich wie blöde, wenn ich sage "hast du eine Nuss?"

    Einen Ball würde er nicht mal ins Maul nehmen.


    Wie niedlich. Toll, dass er da so einen Spaß an der Nuss hat und du es vor allem herausgefunden hast, dass er die nicht einfach fressen will und ihm den Spaß lässt.


    Meine Tierschutzhündin hat damals auch nie einen Ball ins Maul genommen. Irgendwann im Wald hatte ich mal zufällig einen Tannenzapfen geworfen. Den fand sie toll und ist auch hinterher gerannt und hat ihn gesucht. Im Endeffekt war dann aber buddeln für sie die beste Beschäftigung. Das hat sie einmal zaghaft gemacht und ich habs gefördert. Bei uns im Wald ging das problemlos. Da gibt es genug Stellen, wo sie das ausleben konnte, irgendwo abseits, damit da keine Stolperfallen entstehen.

  • Hunde sind halt auch individuelle Wesen. Es gibt welche die mögen einfach das Spielen in dieser Form nicht.

    Genauso gibt es Hunde die Streicheln nicht mögen (meine zB) oder die andere Hunde nicht mögen.


    Wieso möchtest du ihm etwas "aufzwingen", dass er nicht will und nicht braucht?


    Dass der Hund mit dem Schwanz wedelt heißt nicht, dass er spielen will. Das ist grds. erstmal nur Aufregung. Natürlich weiß der, wie man spielt. Er hat nur schlicht keinen Bock darauf.


    Ich würde euch raten, von dem Bild "wie sollte der Hund sein" wegzukommen. Wie gesagt, es ist ein individuelles Lebewesen. Die wenigsten Hunde sind typisch Lassie. Versucht doch mal lieber den Hund da abzuholen, wo er ist und euch auf die Sachen zu konzentrieren, die ihm wirklich Spaß machen.

  • Mein erster Spanier war 11 Jahre lang für keinerlei Objektspiel zu haben. Null. Der hat nicht mal einfach so an einem Ast rumgekaut.

    Spiel mit anderen Hunden war absolut ausschließlich Rennspiel und kaum einer hat seine keifenden Aufforderungen verstanden. Er spielte auch nur, wenn er Hase war. Umgekehrt rannte er nicht.


    Die anderen Spanier spielten mehr, aber erst sehr spät. Einer mehr, einer weniger. Echtfell war der Eisbrecher. Damit wurde sogar gezergelt. Sonst nicht.

    Bälle und Co für die Galgos völlig uninteressant.


    Die Begeisterung des dazu gekommenen Welpen für Karton schreddern hat dann den einen Rüden angesteckt. Der trug nach 2,5 Jahren plötzlich manchmal Klopapierrollen herum und freute sich über Kartonkonfetti.


    Maulfechten kam beim einen erst mit dem Welpen, beim anderen manchmal mit mir und meiner Hand.


    Rüde 2 entdeckte auch irgendwann, dass Jagdspiele mit dem Menschen lustig sind, wenn der seeeeehr übertrieben zombieesk herum wankt und den Hund scheucht.


    Aber sonst... Motivation über Spiel zb hab ich mir bei meinen Spaniern bisher immer aufzeichnen können. Sofort gespielt hat gar keiner.

  • huhu, danke für die Antworten - quch wenn hier teilweise wieder spannende Dinge unterstellt werden.

    Ich möchte meinen Hund weder ändern, noch zu irgendwas zwingen. Ich erkenne, dass der Hund einen gewissen Drang hat, sich zu freuen und zu spielen, aber scheinbar noch nicht in der Lage ist, das "artgerecht" auszudrücken und mit sich selbst überfordert ist.

    Das "vor Freude ausrasten" wenn ich morgens aufstehe oder Feierabend mache, ist Freude, Aufregung gepaart - klar - mit Übersprungshandlung, einfach weil man nicht weiß, was man sonst machen soll. Der Hund liebt es, gestreichelt zu werden, Körperkontakt zu haben, mich abzuschlecken. Aber ich bin leider nicht 24/7 in der Lage, Aufmerksamkeit ungeteilt zu schenken. Ich würde mir wünschen, nicht für mich sondern um des Hundes Willen, dass er lernen könnte sich mit Spielzeug zu beschäftigen oder "richtig" mit Artgenossen zu spielen. Denn man merkt dass er das einerseits möchte, andererseits aber eben total überfordert ist. Der Hund wird über did Zeit von alleine lernen was er mag und was nicht, und sich den Rest von Artgenossen abschauen. Ich hab ja nur gedacht, dass ihm hier vielleicht Tipps bekomme wie ich ihm beim lernen irgendwie helfen kann, oder ob es einen guten "Spiel-Einsteiger" Tipp gibt. Ich möchte einfach vermeiden, dass die Welt und das Glück meines Hundes ausschließlich von meiner Aufmerksamkeit abhängt. Es ist doch für den Hund auch viel schöner, ein klein wenig unabhängiger zu sein und eigene Entscheidungen zu treffen, dazu würde ich ihm einfach gerne ermutigen. Natürlich dauert das alles sehr lang, bis der Hund Selbstbewusstsein entwickelt. Ich wollte ja nur Tipps erfragen.

  • Aber der Hauptratschlag war und ist: lass den Hund ankommen und eigene Sachen selber entwickeln. Spielen erfordert schließlich großes Vertrauen, das Monate bis Jahre braucht, um zu entstehen.


    In dem Moment wo sich bei eurem Hund das Vertrauen in euch entwickelt, wird er auch entsprechend selbständiger werden und sich selber beschäftigen können.

    Auf mich wirkt deine Beschreibung eher nach noch großer Unsicherheit : überstarkes sich freuen, fiddeln, an dir kleben.


    Mein Tipp, um Selbstvertrauen zu stärken, ist eigentlich ganz anderer Art. Ich würde mit kleinen 'sinnlosen' (und damit ohne Druck) Künststückchen anfangen, bei denen ihr gemeinsam was gaaaaanz Tolles und Lobenswertes erlebt.

  • Kein Hund braucht 24/7 Beschäftigung, Aufmerksamkeit, spiel etc.


    Ausreichend große Spaziergänge, angepasst an die Bedürfnisse des Hundes mit Möglichkeit zum Freien laufen, ein bisschen was fürn Kopf (Leckerli suchen, alltagstraining, Tricks, neue Orte, später ein Hobby/Sportart) und regelmäßig Kontakt zu den 1-2 immer gleichen Hunden beim gemeinsamen Spaziergang, dazu zuhause ein bisschen kuscheln, Nähe, Ruhepausen am besten auch ohne den Menschen und gutes Futter: fertig ist der happy Hund.


    Mach dich frei davon der Alleinunterhalter für den Hund zu sein und nur um ihn zu kreisen, gedanklich und in Wirklichkeit.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!