Angsthund zuhause lassen?

  • Zitat

    Vielleicht ist es auch tatsächlich mehr, dass ich da noch einiger zeit etwas ratlos werde. Wir spielen allgemein, machen alle möglichen Schnüffelspiele, und dann gehen mir auch schon bald die Ideen aus

    Was ich mit Leia im Haus viel mache ist 'Go find', sprich ich werfe Leckerchen und sie muss Suchen gehen. Sie sieht in diesem Falle, wo ich hinwerfe (bei Suchspielen mit der Nase verliert sie sofort die Lust), da kann man aber gut Bewegung einbauen in einem größeren Zimmer. Bei uns geht es da aufs eine Sofa, dann andere Zimmerecke anderes Sofa, wieder zur anderen Seite etc. Bringt ihr super Spaß und sie muss sich bewegen dabei. Sie lernt auch wahnsinnig gerne kleine 'Tricks', alles nach und nach aufgebaut ausgehend vom Touch-Kommando (meine Hand mit der Nase anstubsen). Da kann man auch ganz gut dynamische 'Choreographien' mit aufbauen, die Bewegung erfordern. Ansonsten haben wir auch noch Puzzlespiele und eine Schnuffelmatte. Ich mach da immer nur kurze Einheiten am Stück (5 bis 10 Minuten, sonst fängt sie an zu kaspern), aber das kriegt man gut immer irgendwie dazwischen gequetscht und kann man bei Bedarf ja auch mehrfach am Tag machen.

    Danke dir! Suchspiele machen wir auch, unser Reportoire an Tricks könnten wir eindeutig noch ausbauen!


    Du machst dich da gar nicht unbeliebt, das gleiche hab ich ja auch geschrieben. Potato hat tatsächlich oft richtig Spaß, und findet neue Gebiete ernsthaft super. Bis vor kurzem war er auch immer mit uns draußen. Ich treffe die Entscheidung nicht leichtfertig ihn da zu lassen, und es ist nicht so, als käm mir das ganz Recht, weil ich dadurch auch weniger zu tun hab. Ganz im Gegenteil, ich habe dadurch doppelt so viel zu tun, weil ich mittlerweile jede kleine Pipi-Runde doppelt gehen muss, mit Cheese ohnehin jede Tag noch eine sehr große Runde gehe, und dann auch noch Potato zuhause bespaßt kriegen muss. Es gibt aber einfach Tage, und die überwiegen zur Zeit, an denen ist gar nichts gut. In dem zweiten Video ist er kurz vor der Panik. Ich hab es an dem Tag auch noch geschafft, ihn da wieder rauszukriegen, und hab mittlerweile auch ein ganzes Repertoire an Dingen, die ihn aus der Angst holen, und auch das funktioniert oft. Aber, das kippt eben auch oft in die blanke Panik, und in der geht gar nichts mehr, geschweige denn irgendein Kommando. In so einer Situation kann ich nur versuchen mit ihm heil wieder nach hause zu kommen. Und diese Angst zieht Kreise, und irgendwann ist er durchgehend gestresst und ängstlich. Gerade passt "aufblühen" nicht wirklich, weil er sich ja zuhause tatsächlich sehr wohlfühlt.

  • Ich sehe auf dem zweiten Video einen sehr stark gestressten Hund und würde daran arbeiten, ihn bis zum Freilauf ins Gehorsam zu nehmen und darüber zu managen und Sicherheit durch das Setzen von Grenzen zu geben.

    Ich frage jetzt ganz ehrlich: wie soll man einen Hund, der kurz vor einem Panikanfall steht, bzw. schon drin ist, ins Gehorsam nehmen oder Grenzen setzen???


    Habe ich keine Idee zu und wäre glücklich, eine zu haben ...


    Meine Hündin hat zwischendurch auch solche "Ausfälle" und es ist wahnsinnig schwierig sie da raus zu bekommen. Meist hilft es nur, den Rückweg einzuschlagen. Aber auch auf diesem werden wir noch von unsichtbaren Geistern verfolgt. Erst auf dem heimischen Grundstück entspannt sie sich wieder etwas.


    Eine Mini-Entspannung hat sich bei uns durch ein anderes Geschirr ergeben. Das vorherige saß wohl doch zu dicht an den Achseln und bei Angstzuständen verwende ich Zügelführung. Seit ich z.B. einen Ruckdämpfer benutze, reißt sie merkwürdigerweise nicht mehr so oft extrem an der Leine, egal ob kurz oder Schlepp.


    Dennoch müssen wir nach wie vor noch die ein oder andere Gassirunde abbrechen, weil wir eben von unsichtbaren Geistern verfolgt werden. Ich bin da immer am zweifeln: bestärke ich sie in ihrer Angst oder gebe ich ihr dadurch Sicherheit?

  • Hello =)


    ich schließe mich an und würde Potato auch nicht auf Spaziergänge zwingen. Ich finde die Idee mit dem Buggy richtig gut. Vielleicht kannst du dir da echt 2-3 Wochen Zeit nehmen und den erstmal in der Wohnung als Sicherheitszone aufbauen? Vielleicht findet er den Buggy dann ja sogar so toll, dass er draußen von alleine rein flüchtet, wenn es ihm zu viel wird. Wenn du sagst, dass er teilweise zu dir kommt und sich hochnehmen lässt, dann schaltet sich sein Kopf ja nicht in jeder Situation direkt zu 100% aus. Vielleicht kann man da ansetzen und ihm zeigen, dass der Buggy ein sicherer Rückzugsort ist.


    Ansonsten würde ich auch ganz viel auf Selbstbewusstseinsaufbau gehen. Kennst du "Free Shaping"?

    Das habe ich mit Fina viel gemacht. Dafür muss der Hund einen Clicker oder ein Markerwort kennen und dann gibst du ihm zB eine leere Pappschachtel und ALLES was der Hund von alleine anbietet an Verhalten (und sei es nur an der Pappe schnuppern) wird gemarkert. Der Hund lernt also, dass es was tolles ist sich selbst auszuprobieren und wird darin bestärkt, neues zu probieren. Wenn man das mit verschiedenen Objekten und an verschiedenen Orten macht, dann wird das nach und nach generalisiert. =)


    Fina ist soo ein vorsichtiger Hund und durch's free shaping traut sie sich mittlerweile ein Leckerchen von einer Schaukel oder Federwippe herunterzunehmen, obwohl es sich bewegt. Das war ein ganz schöner Erfolg für sie!


    Und was auch das Selbstbewusstsein stärkt ist Selbstwirksamkeit. Also was ihr eigentlich schon macht, wenn Potato selber aussuchen kann, ob er mitkommen möchte oder nicht. Luna und Fina haben zB noch eine Snackbox und dürfen sich ihren Kausnack immer selbst aussuchen. So kleine Entscheidungen, die der Hund selber treffen darf, bringen teilweise schon ganz schön viel.


    Was mir sonst noch einfällt: Falls es die Möglichkeit gibt, dann versucht vielleicht mal abends/nachts rauszugehen, wenn nichts los ist und dann lasst ihr eure Wohnungstür oben auf und unten die Haustür. Sodass Potato theoretisch jederzeit zurück kann, wenn er möchte. Und ihr seid einfach nur hinten an der Leine dran, aber er darf selbst entscheiden.

    Es gibt dazu eine Studie, ich suche das gleich mal raus.

  • Buggys, Wagen- selbst diese Plattformwagen im Baumarkt- wurden hier immer ganz selbstverständlich als sicherer Ort wahrgenommen. Warum. :ka: War aber so. Ich glaube, dass kann tatsächlich eine gute Lösung für euch sein.


    Anekdote zum Baumarktwagen.. Josy anfangs.. Menschen auf 5-8m zu nah= Panik. Ich habe sie trotzdem wo möglich eben in kleinen Dosen immer wieder der Sache ausgesetzt. Unter anderem eben im Baumarkt, wenn ich da eine Kleinigkeit holen musste. Eines schönen Tages sie auf den Wagen gesetzt, einfach so aus Jux. Ergebnis- der Hund der sonst mit eingezogener Rute andere Kunden passierte, sass stolz erhobenen Hauptes auf dem Wägelchen, schaute rechts, links, ließ sich von den Kunden und Baumarktmitarbeitern angucken- normalerweise hätte dass zur Eskalation geführt. Ich grübelte und zuckte irgendwann einfach mit den Schultern. Was solls. Hauptsache es funktioniert. :pfeif:

  • Wenn draußen zu schwierig ist würde ich mir ein Laufband holen für den Angsthund damit er zumindest in sicherer Umgebung durch gleichmäßige Bewegung Stress abbauen kann.

    Hat meiner Angsthündin extrem geholfen, joggen/Radfahren/Laufband.

    Damit es nicht untergeht. Gleichmäßiger Trab hilft vielen Hunden.

  • Potato ich würde einfach schauen was man kriegen kann. Ich hab damals eins mitbenutzen können, denke aber nicht das es lohnt den Hersteller anzuschreiben für euch (sitz in Polen).

  • Ich frage jetzt ganz ehrlich: wie soll man einen Hund, der kurz vor einem Panikanfall steht, bzw. schon drin ist, ins Gehorsam nehmen oder Grenzen setzen???

    Da gibt es keine schnelle Lösung.
    Aber das Selbstbewusstsein des Hundes und die Bindung zu stärken, ihm Erfolgserlebnisse und ein gutes Körpergefühl zu geben gibt Dir zumindest die Chance, einen Fuß in die Tür zu bekommen.


    Mein Rüde war anfangs draußen null ansprechbar. Der hat nur gebrüllt, war komplett im Tunnel und hat nichts mehr mitbekommen. Zu Hause hatte er nach einer simplen kurzen Runde Schweißpfoten und hat teilweise noch eine Stunde weiter gebrüllt. Lösen konnte er sich draußen gar nicht.


    Das Training im Haus hat mir die Chance gegeben, ihn draußen irgendwann in einen Zustand zu bekommen, in dem er ansprechbar ist. Inzwischen - und das hat Jahre gedauert- kann ich ihn ins Gehorsam nehmen, bevor er sich wegschießt.


    Auf dem Video sehe ich einen Hund, bei dem ich große Hoffnung hätte, deutlich schneller einen Fuß in die Tür zu bekommen. Zumindest scheint es ja Situationen beim Spaziergang zu geben, in denen er ansprechbar und steuerbar ist und runterfahren kann.

  • Ich glaube wenn sich Angst durch Kommandos in den Griff kriegen lassen würde, wäre die Angsthundproblematik keine gar so komplexe. Ein anderes Geschirr hat bei uns (glaube ich) auch geholfen, die richtige Temperatur draußen hilft... Manchmal sind es auch die Umstände.

    Ansonsten muss man sich da wahrscheinlich bei jedem einzelnen Hund durchtesten. Den Tip mit Tricks machen oder in ein Kommando stellen habe ich schon öfter gehört, das funktioniert bei uns leider nicht, genauso wie das sehr oft funktionierende schönfüttern. Potato ist zwar unglaublich Futterversessen und nimmt Futter auch noch an solang er nicht ganz in der Panik ist, aber das macht es nur noch schlimmer. Als wär er kurz von den Geistern abgelenkt worden, und dann umso panischer, dass sie in der Zeit näher gekommen sein könnten. Bei uns klappt unser Markerwort meistens gut, rennen klappt oft, ihn hochheben/tragen, wir haben einen "Panikgriff", der drinnen funktioniert, aber nicht draußen, an Ampeln hat er generell Angst, da stelle ich mich über ihn, das gibt ihm etwas Sicherheit... also wir haben uns da mittlerweile schon einiges erarbeitet, aber es kippt halt trotzdem oft. Pipirunden gehen zur Zeit gar nicht mehr. Zu deiner Frage, wird es denn bei dir besser oder schlechter? Das gibt ja einen Anhaltspunkt.


    lisa_do Danke dir! Ich wär super interessiert an der Studie! Ähnlich machen wir es auch gerade. Also wenn wir das Geschirr holen und er geht ins Schlafzimmer, gehen wir die Pipirunde auf jeden Fall schonmal gertrennt mit ihm. Wenn er das sieht kommt er tatsächlich auch ziemlich freudig mit, er weiß mittlerweile dass das heißt er darf alles selbst bestimmen. Also wir gehen dann raus, und er darf sich aussuchen wo er hin will, pinkelt etc, und wenn er dann nicht mehr will geht er nach zurück. Das klappt gerade sehr gut für uns, dadurch kommt er eben gerne mit, und zeigt uns auch an dass er raus muss. Nur für die großen Runden bin ich mir eben nicht so sicher, was wir da machen, weil er ja irgendwie auch mal aus dem Haus muss, und sich ja eben manchmal auch wieder fängt. Manchmal wird es aber auch zur Katastrophe. In richtiger Panik ist er auch 100% weg mit dem Kopf. Ich muss mich mal in free shaping einlesen, danke dir!


    nepolino voll süß mit deinem Hund und dem Baumarktwagen! Ich kann mir das sogar bei Potato auch vorstellen, er lässt sich auch deshalb gerne hochnehmen, weil er den Überblick mag, den er dann hat. das beruhigt ihn oft. Und Höhlen findet er auch oft gut.


    pinkelpirscher danke dir, das geht auf keinen Fall unter! Solange wir noch so gewohnt haben dass wir in der Natur spazieren waren, war ich auch regelmäßig mit ihm Laufen, das hat tatsächlich geholfen. Jetzt in der Stadt haben wir das noch nicht probiert, das war mir irgendwie zu unsicher. Aber ich werde es auf jeden Fall mal probieren. Danke dir auch Co_Co ich werd mich nach einem passenden Laufband umschauen!


    @Juno2013 wir sind halt jetzt leider von "bist du dir sicher dass er wirklich Spaß draußen hat wenn er so Angst hat" zu "bist du dir sicher dass es wirklich so schlimm draußen ist mit der Angst wenn er auch Spaß hat" umgeschwenkt. Ja, es kann wirklich beides sein. Er ist halt auch nicht der klassische Fall vom Angsthund der sich bei einem einlebt und es damit im besten Fall besser wird mit der Angst. Er war ein sehr merkwürdiger, aber glücklicher Welpe, und irgendwann ging es los mit der Angst, und seitdem kommt sie in Wellen, und meistens anlasslos. Vor unserem Umzug dachte ich wir haben ihn ganz an die Angst verloren, aber jetzt haben wir wieder bessere und schlechtere Zeiten. An manchen Tagen brauchts noch nicht mal einen Fuß in der Tür, aber das ist kein Punkt einer Entwicklung, das ist ein Punkt einer Welle. Es gibt da bei Hunden leider fast nichts zu (zumindest was ich gefunden habe) aber ich könnte zB schwören, dass Potato Asperger-Autist ist.

  • Zu deiner Frage, wird es denn bei dir besser oder schlechter? Das gibt ja einen Anhaltspunkt

    Immer, wenn ich denke, es wird besser, kommt wieder irgend etwas und wir fangen wieder von vorn an :pleading_face:

    Hunde, die trotz Bitte auf Abstand auf uns zukommen, Extrem-Kläffer, fremde Menschen, die zu eng an uns vorbei gehen, Einkaufs-Trollys, starker Wind, usw. Es gibt manchmal sooo viele Auslöser, denen man schlecht aus dem Weg gehen kann.

    Aber meine Hündin ist erst 1,4 Jahre alt, ich habe noch viel Optimismus und werde weiter mit ihr arbeiten.


    Ich drück euch ganz doll die Daumen, dass ihr das alles wieder hinbekommt und Potato wieder ein entspannteres Leben führen kann.

  • Uff, das kann ich mir vorstellen. Aber klar, ihr kriegt das hin! Mir hat mal jemand (in einem ganz anderen Zusammenhang) gesagt, dass ich mir Fortschritt eher als Spirale vorstellen sollte. Also man ist zwar immer wieder am gleichen Punkt, aber jedes mal ein kleeeeines bisschen weiter oben. Das hat mir voll geholfen.

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