Seid ihr wirklich bei (annähernd) 100%?
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Es ist doch auch immer die Frage:
- Für welchen Hund sind was 100%?
- Für welchen Halter sind was 100%?
Mit nem Pitt-Pointer-Kurzhaar Mix von der Straße hab ich doch ne andere Ausgangsbasis als mit nem Mali... da sieht dann doch auch das"Endziel" anders aus.
Erbse könnte hier nie die 100% von Hazeli erreichen, also hat sie ein anderes Endziel.
Mit nem bissigen Hund ausm TS, der Menschen doof findet, ist das Endziel "ignorieren" auf dem Papier vielleicht identisch mit dem "Menschen ignorieren" bei nem Goldie vom Züchter. Aber: Ausgangsbasis und der Weg dahin sind unterschiedlich...
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Früher, in "jungen Jahren", hatte ich schon den Anspruch, mein Hund muss gehorchen, ohne Ausnahmen. Ich habe viel in Alltags- und Ausnahmesituationen trainiert. Jetzt, nach 40 Jahren und dem 6. Boxer, hat sich das relativiert. Canto wäre gern eine kleine Jagdsau, nicht gut in wildreichem Gebiet. Früher hätte ich es ihm erzieherisch "ausgetrieben", da es aber keine 100 % Sicherheit gibt, hätte ich bei Freilauf im Wald immer noch Dauerstress. Jetzt stresse ich mich und ihn einfach nicht, und er bleibt an der Flexi. Zeigt er Wildspuren an, gut, akzeptiert, und weiter geht es. Ich setze einen Rahmen, der ist recht weit, und innerhalb dessen arrangieren wir uns und treffen uns da, wo es für uns beide ein Minimum an Anstrengung erfordert. Das ist einfach, da Canto ein nervenstarker, freundlicher zugewandter Hund ist, der seine Umwelt sehr positiv sieht und auch nur positive Rückmeldungen erhält.
Der Hundesport hat mit diesem Alltagsleben Berührungspunkte, aber ist eben unser Hobby, für das wir uns beide anstrengen und eine eigene Motivation haben. Ein "Gehorsam" im Hundesport ist anders aufgebaut und nahe an den 100 % bzw. wird stetig angenähert, ist aber eigentlich auch eine Gemeinschaftsleistung von uns beiden, da es an mir liegt, es so zu vermitteln, dass Canto versteht und will. Also, genaugenommen, auch fiftyfifty.
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Bei mir ist es abhängig vom Hund was ich verlange und wie sehr ich drauf bestehe dass ein eingehalten wird.
Ziva kennt eigentlich kaum Kommandos, weiß garnicht ob ich ihr je wirklich einen richtigen RR beigebracht habe. Dennoch ist sie zu 99% der Zeit offline unterwegs. Sie geht Bögen um Hunde und Menschen, haut nicht ab und es gibt eigentlich keinen Grund zu rufen außer sie wegen einer Straße anzuleinen. Hätte ich nur sie wäre ich davon überzeugt dass jeder Hund "diese" 100% erreichen kann. Wenn ich sie rufe und sie nicht sofort kommt ist das jetzt auch kein Drama.
Hecci ist ein anderes Kaliber. Der braucht sehr wohl seine fixen Regeln. Ist ein Terrier, 100% gibt's bei denen eh nicht und auch altbekannte Regeln kann man gerne ab und an hinterfragen. Könnte ja sein dass die nicht mehr gelten. Außerdem findet er fremde Hunde unnötig, würde nie nein zu einer Prügelei sagen und Jagen ist eigentlich auch ganz cool. Also schaue ich mir den Hund und die Umgebung an. Ist er witzig drauf bin ich natürlich viel aufmerksamer und wäge ab ob er in den Freilauf darf oder lieber an der Leine bleibt. Ich scheue mich nicht davor ihn vorzeitig wieder anzuleinen wenn ich merke dass seine Aufmerksamkeit mehr der Umwelt gilt als mir. Von ihm erwarte ich auch dass mein Pfiff/Ruf sofort und ohne Umwege befolgt wird und dass der Abbruch auch uneingeschränkt gilt. Merke ich dass er an dem Tag generell eine andere Meinung hat dann bleibt er an der Leine. Also würde ich sagen wird gemanaged.
Der Hund ist mir jahrelang nicht zum Jagen abgehaut, an einem Tag war er witzig drauf, ich hab mir gedacht ach wird schon gut gehen und Zack ist er der im Feld liegenden und neben uns weg rennenden Katze nachgerannt. Was hab ich gelernt? Auf mein Bauchgefühl hören, ist er witzig drauf bleibt die Leine dran.
Den Senior führe ich hier nicht mehr auf, der hat mittlerweile eh Narrenfreiheit und das Hauptaugenmerk beim Gassi ist ihn nicht irgendwo zu verlieren. Der geht nur mit Hecci gemeinsam in den Freilauf weil der auf ihn achtet. Daheim wird er bei Besuch mit Hecci gemeinsam weggesperrt und gut ist.
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Die 100% sehen sicher bei jedem anders aus, einfach weil a der Hund ein anderer Typ ist und b von den Ansprüchen des Hundehalters.
Viele schreiben hier, sie mögen es, wenn der Hund mal eigene Ideen hat und es mal paar Reibereien gibt.
Nunja, wenn diese eigene Idee vielleicht heißt, er buddelt unerlaubterweise ein Loch in meinen Garten, er legt sich mal auf die Couch, obwohl unerlaubt, er versucht ausnahmsweise bei Besuch am Tisch zu betteln … ja, dann kann man damit leben, dass dieser Hund mal seine Entscheidungen trifft.
Wenn die eigenen Entscheidungen aber dazu führen, dass der Hund jagen geht, Besuch schreddern will, andere Hunde schreddern will, übermäßig bellt, ungesund ist durch Stress bedingt durch fehlende Strukturen hat, dann muss da der Gehorsam anders sitzen. Hier wäre überall die Alternative, dass mein Hund Einschränkungen hat. Man kann ihn nicht ableinen, man muss ihn wegsperren bei Besuch, man kann ihn nicht überall mitnehmen, wie man es selbst gern hätte.
Und überall da, wo ich dem Hund mehr Freiheit, mehr Familienanschluss ermöglichen kann, einfach weil er hört, da lege ich großen Wert auf Gehorsam. Und weil der Hund nicht unterscheiden kann, wann es drauf ankommt und wann nicht, lege ich auch bei den weiter oben genannten Beispielen Wert auf Gehorsam, weil ich sonst bei den Unteren Probleme bekommen kann.
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"Jeder" HH sollte seinen Hund/seine Hunde so im Griff haben, das er keine anderen belästigt (oder belästigen kann), und wie es für ihn/sie am besten passt, und womit er/sie leben kann!
"Den" perfekten HH gibt es nicht (außer, man hält sich selbst dafür) 🤷 ansonsten müsste es Schema F geben, wonach alle Hunde gleich abgerichtet/dressiert sein müssten...
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Meine Hunde haben ein Gehorsam, mit dem ich Gut leben kann. Ich kann mit den dreien überall hingehen ohne negativ aufzufallen. Wir machen Ralky Obedience, was eigentlich ickker Hut funktioniert. Punktverlust nur durch doppelkomando oder schief sitzen oder wegen mir. Wenn sie frei laufen können hören sie.
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Bei meiner Hundertprozenthündin war eben kein Kadavergehorsam oder Drill im Spiel, das war ja das Erstaunliche. Sie war einfach so. Da reichte meist ein Blickwechsel, mal ein Kommando, und sie tat das Richtige. Wenn ihr etwas an meinen Vorstellungen nicht passte, sah sie mich einfach weiter durchdringend an, ohne sich zu rühren, und meist stellte sich heraus, dass auch das das Richtige war.
Nach dieser Erfahrung, die sich mit keinem Hund wiederholen ließ, bin ich der Meinung, dass diese Art von Hund einfach geboren wird. Anerziehen kann man sowas nicht.
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Diese beiden Zitate:
Also mache ich weder mir noch meinen Hunden das Leben damit schwer, nach absoluter Perfektion zu streben, sondern freue mich an dem, was wir erreichen können, und ansonsten leine ich rechtzeitig an. Das schont meine Nerven ungemein, und vermutlich auch die des Hundes.
und
Wenn ich irgendwo nahe an die 100% rankomme, dann darin, dass ich meine Hunde gut einschätzen kann und so einfach weiß, an welchen Stellen es eventuell schwierig wird und wo ich mich wirklich auf sie verlassen kann.
treffen meine Einstellung/Vorstellung ziemlich genau.
Mir geht es um Verlässlichkeit im Verhalten, und dazu gehört eben auch, dass meine Hunde mich nie ausblenden bei dem was sie tun, und auf meine Meinung Wert legen.
Auch da sind wir nicht bei 100%, aber doch sehr nahe dran.
Auf meine Umwelt wirken meine Hunde oft sehr gehorsam - aber es ist nicht Gehorsam, was sie so agieren lässt, wie die Umwelt sie dann wahrnimmt; Wir sind einfach ein eingespieltes Team, das sich an Regeln hält, und diese wurden gemeinsam erlernt über Konditionierung und Kognitivismus, in manchen Sachen auch sehr konstruktiv.
In diesem Teamwork sind wir sehr, sehr nahe an 100%.
Liegt aber sicher auch daran, dass ich mir gar nicht den Stress antue, mich mit meinen Hunden in Bereichen zu bewegen, wo ich genau weiß dass wir weit entfernt von diesen 100% wären.
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Mein kleiner Teddy ist locker bei 99%. Der hat einfach Lust drauf und hat das Prinzip "wer fein ist bekommt Snacks" total verinnerlicht. Dem gibt die Zusammenarbeit mit mir deutlich mehr als jeder Umweltreiz. Mein kleiner Soldat. 🥰
Bei Toni ist Gehorsam mehr eine Option von vielen und man muss gut abwägen was mehr Spaß macht. Die Herausforderung ist dass er 1.000 mal hört und plötzlich eine andere Entscheidung trifft ...
Natürlich jagt er gerne ... Wobei er scheucht gerne auf und kommt dann zurück. Ewig keine Probleme gehabt und gestern rennt er hinter 3 Rehen her ...
Da ich eher wie Teddy bin und versuche die 100% zu erreichen muss ich mich für Toni schon sehr verbiegen. Mittlerweile fordere ich weniger ein und akzeptiere die Herausforderung ohne mich zu ärgern.
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Nach dieser Erfahrung, die sich mit keinem Hund wiederholen ließ, bin ich der Meinung, dass diese Art von Hund einfach geboren wird. Anerziehen kann man sowas nicht.
Ich hab auch mal so einen Hund gekannt. Der war immer dabei, ohne ein Wort, einfach immer da, nie war irgendwas. Leine kannte der nur an der Strasse, oder Höflichkeit, damit sich niemand sorgt wegen dem großen schwarzen Hund. Beim Reiten dabei, überall.. das "schlimmste" war mal einen anderen Rüden schief anzuschauen. aber wirklich nur gucken. Toll in der Familie, alles. Wunderbare Hundepersönlichkeit.
Ich dachte immer, das Frauchen wäre so ne Art Hunde-Guru. Zumal es ihr allererster Hund war.
Naja, alle Nachfolger waren natürlich ebenso wundervolle Hunde, nur keiner von ihnen war annähernd so wie der erste. Nicht annähernd.
Der war überhaupt nicht erzogen (wie sich rausstellte bei den anderen Hunden dann, hatte Frauchen davon auch gar nicht so sonderlich viel Ahnung...) - der war so, wie er war, von Anfang an.
100% sind ein Geschenk vom Universum. Wer das bekommt, der sollte dankbar sein. Und bescheiden... sonst schickt das Universum als nächstes eine unverbesserliche Kackbratze.
Wie weit man kommt, wenn man es nicht geschenkt bekommt, ist sicherlich sehr individuell. Man sollte sich auhc selbst einschätzen können.
Ich werde nie im Leben meine eigenen 100% in Punkto Konsequenz, Ruhe, Gelassenheit usw erreichen, also auch nie die erzieherischen 100% schaffen können von meiner Seite.
Daher würde ich auch nie eine Rasse wählen, bei der meine Defizite zu ernsthaften Problemen für meine Umwelt führen könnten. Also nie einen ernsthaften Jäger (schlimm genug, wenns doch passiert, aber dann wäre es maximal ein Aufscheuchen, kein verfolgen, kein Packen), kein hohes Aggressionspotential, keine beeindruckende Größe, keine rassetypischen Eigenschaften, die problematisch werden können usw.
So gehts dann auch mit 90 % ganz gut. Oder 80%? keine Ahnung...
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